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Zum Glück für Ofen und Pest zählte Perczel zu jener Partei, deren jüngste Proclame (wenn keine andern geschichtlichen Documente aus dieser Zeit übrig blieben) die Nachwelt verleiten könnten, den Gebeinen des weiland Landesvertheidigungs - Aus schusses unter den Mauern von Ofen nachgraben zu lassen.

Funfzehntes Capitel.

Die Sache Ungarns und die regulären Truppen nach der Räumung der Hauptstädte. Die Proclamation von Baizen. Die regulären Truppen gerathen aus dem Regen unter die Traufe.

In der Nacht von 4. auf den 5. Januar 1849 verließ ich mit meinem Hauptquartiere Pest, und erreichte im Laufe des folgenden Tages Waizen.

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Die ungarische Schilderhebung obschon durch die von Wien aus systematisch eingeleitete officiose Aufhebung der Nationalitäten gegeneinander ursprünglich angeregt, und der Realisirung des nichtsdestoweniger nachträglich officiell ausgesprochenen gesammtösterreichischen Einigkeitsgedankens schnurstracks entgegen, war demnach eine rein monarchisch-constitutionelle; und hierin eben lag ihre Stärke: denn diesem Umstande allein verdankte sie die Mitwirkung der regulären Truppen.

Ueberhaupt war es im Jahre 1848 nur vom monarchischen Standpunkte aus möglich, Ungarn zu insurgiren.

Beweis dessen die unzähligemal gemachte Erfahrung, daß alle Agitationen zu Gunsten der Schilderhebung nur dann réussirten, wenn solche im Namen des Königs" versucht wurden.

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Beweis dessen jene bedeutenden Schwierigkeiten, welche zu überwinden waren, als es sich darum handelte, im Widerspruche mit den

von befugten oder unbefugten Agenten der Reactionspartei zahlreich verbreiteten und mit der Namenszeichnung des Königs versehenen Proclamationen, der, wenngleich legitimen Pester Regierung einen thatkräftigen Anhang im Lande zu verschaffen.

Beweis dessen die nothgedrungene Anwendung der Maßregel, die Wirkung jener reactionären Proclame durch die im entgegengesezten Sinne, gleichfalls im Name des Königs abgefaßte, zu paralysiren.

Ja selbst antidynastische Ideen waren erotische Gewächse in Ungarn. Sollten sich diese akklimatisiren, so mußte der politische Boden obgleich ihn schon die Wiener Regierungsmaßregeln recht tüchtig durchwühlt hatten vorerst doch noch entspre chend gedüngt werden.

Der hierzu erforderliche Dünger floß, soviel mir bekannt, aus zwei ich bin darüber ungewiß ob primären Quellen; nämlich aus dem freien Gewerbe der Volksrednerei, und

den Faits accomplis des Landesvertheidigungs - Ausschusses.

Welches von beiden Düngmitteln verschiedenen Ursprungs der Einheimsung jener erotischen Ideen günstiger gewesen, ist — glaube ich noch immer nicht entschieden; soviel aber gewiß, daß die alten Soldaten den Unrath des Landesvertheidigungs- Ausschusses zuerst witterten und keine Luft hatten, sich den legalen Boden, auf welchem sie leider gegen ihre frühern Kameraden streiten mußten, verunreinigen zu lassen.

Man würde sicherlich zu weit gehen, wollte man dies — vielleicht vorfrühe Wittern antidynastischer Tendenzen in der noch vom Jahre 1848 datirenden Wirksamkeit des Präsidenten Kossuth, dem politischen Scharfsinne der alten Soldaten zuschreiben.

Seitdem religiöse, politische und nationale Ideen das Menschengeschlecht entzweien, ist die Neigung allgemein vorherrschend, bei Andersglaubenden den Mangel aller socialen wie Privattugenden vorauszu= seßen; und umgekehrt wird gewöhnlich aus dem erkannten Mangel irgend einer eben geschäßten Tugend sogleich auf die zufällig am ärgften

misachtete religiöse, politische oder nationale Gesinnung der tadelnswerth erscheinenden Person geschlossen.

Diese Schwäche war auch den monarchisch constitutionell, ja specifisch dynastisch gesinnten alten Truppen nicht fremd, und hierin allein, glaube ich, lag der Born ihrer leider prophetischen Vorahnung.

Sie hatten Ende October den Versicherungen Kossuth's getraut, daß es sich bei der Offensive über die Lajtha nur um die Züchtigung des wegen seiner die Armee zunächst entzweienden Umtriebe gründlich gehaßten Ban Jellachich gegen welchen sie ja von dem Vetter des Königs gemustert worden - und seiner Verbündeten handle. Sie hatten Anfang December die Erklärungen Kossuth's, daß sie nach dem Wortlaute ihres Fahneneides, ungeachtet des proclamirten Thronwechsels, für König Ferdinand V. und die von diesem sanctionirte Landesverfassung mit Leib und Seele einzustehen hätten, für wahr und echt genommen. Sie hatten für diesen Glauben gelitten, und wurden eben dadurch dem Zweifel an dem, was Kossuth sprach, noch unzugänglicher.

Als sie hierauf zu der schmerzlichen Erkenntniß gelangt waren, daß bei der Uebermacht des Feindes an keinen Sieg mehr zu denken sei, da wünschten sie aus National- und Standesehrgefühl einen lezten entscheidenden Kampf - einen rühmlichen Untergang!

Kossuth kam ihnen auf halbem Wege entgegen, und sagte ihnen diesen Kampf unter den Mauern von Ofen zu; er selbst so ge=

lobte er wolle dort mit ihnen untergehen!

Und die alten Soldaten zählten darauf.

Da nun Kossuth seit dem Treffen bei Schwechat (am 30. Detober) bis zu dem Zeitpunkte, in welchem er erklärte, sich unter den Mauern von Ofen begraben lassen zu wollen (gegen Ende December), Muße genug hatte, zu erwägen, ob die Verlegung des Regierungssizes von Pest nach Debreczin dem Wohle des Vaterlandes nicht etwa besser entspreche, - er aber die Nothwendigkeit dieses Residenz

wechsels dessenungeachtet erst in dem Augenblicke erkannte, wo er bereits sein hochherziges Gelöbniß hätte einlösen sollen : so schien der so plöglichen Erkenntniß der Möglichkeit, das Vaterland auch von Debreczin aus zu retten, weniger Patriotismus als die Wahrnehmung zu Grunde zu liegen, daß Debreczin zufällig mehrere Tagemärsche weiter als Pest vom Hauptquartiere des F.-M. Fürsten Windisch Gräß entfernt sei, und Kossuth schien durch sein improvisirtes officielles: Sauve qui peut! hinter die Theiß eben nur den Beweis, daß er unfähig sei, für das Vaterland zu sterben, a posteriori geliefert zu haben.

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Mit einem Worte: Der Held Kossuth sank zum Großsprecher herab, und in den Augen der monarchisch gesinnten tapfern alten Soldaten konnte der Großsprecher Kossuth nur ein Republi kaner sein!

An die Stelle des Vertrauens der alten Truppen zu Kossuth trat Mistrauen. Ein Theil der Offiziere verließ plößlich unsere Reihen; der Rest schwankte sichtlich.

Ihn konnte nur das Vertrauen zu mir noch fesseln.

Allein auch dieses war bereits von zwei heftigen Schlägen getroffen worden.

Unmittelbar nach dem Gefechte bei Wieselburg hatte ich Kossuth um den peinlichen Eindruck zu mildern, welchen eine neue Rückzugsnachricht auf ihu machen mußte die Erlebnisse des Tages in etwas frivoler Fassung mitgetheilt.

günstige Aus

Der für uns unmittelbar auf der Wahlstatt gang des erwähnten Gefechtes, der ganz und gar unbeirrte gemächliche Rückmarsch von Wieselburg bis Hochstraß hatte mich) angesichts der Gefahr, unser ganzes Corps versprengt zu sehen, welcher uns die unbedeutendste feindliche Verfolgung nach einem entgegengesetzten Gefechtsausgange preisgegeben haben würde Dazu berechtigt, das Wieselburger Gefecht ein für uns siegreiches

zu nennen.

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