Графични страници
PDF файл
ePub

ich eben heute, er solle mir keine mehr schicken. Ich traue den Freiwilligen nicht; sie laufen gemüthlich davon und lassen mich im Dreck eingefrieren.

Aber Kapseln habe ich keine, und du wahrscheinlich noch weniger. Es wird lustig werden! Ist denn gar kein Vorrath von belgischen Kapseln mehr da? Dächtest du nicht auch, daß am Ende ein Steinschloßgewehr doch noch immer besser wäre als ein Kapselgewehr ohne Kapseln?

[ocr errors]

, Wenn die Herren Bataillonscommandanten von mir Kapseln verlangen, so antworte ich stereotyp: «Ich bin froh, daß ich keine habe. Ihr trefft so nichts; greift mit dem Bayonnet an!» Gott! die langen Gesichter! u. f. w. "

Reichhaltigen Stoff zu ähnlichen Betrachtungen gaben unter anderm auch die Schanzenbauten bei Preßburg und die bei Wieselburg und Raab.

Die erstern waren bereits halb vollendet, als ich nach Preßburg kam. Sie schienen bei der drohenden Stellung des F.- M.-L. Simunich in unserm Rücken einerseits, und der sehr wahrscheinlichen Vorausseßung andererseits, daß die Hauptmacht des Feindes über Oedenburg und die Parendorfer Haide in das Innere des Landes vordringen und hierdurch unsere Truppen vor und bei Preßburg zum Rückzuge gegen Komorn indirect zwingen dürfte, ganz und gar überflüssig. Ueberdies waren sie in ihrer Anlage wie Ausführung unzweckmäßig. Allein sie hatten die Sympathien des Landes für sich und mußten fortgesezt werden; eine Unterbrechung derselben -von mir anbefohlen würde mich für die nächste Zukunft unmöglich gemacht haben.

Ein Anderes war es mit den Defensivvorrichtungen bei Wieselburg und Raab. Diese fanden im Allgemeinen meine Zustimmung, und zwar aus Vorsorge für den Fall, daß der Feind die Offensive bis zum nächsten Frühjahr verschieben sollte. Die Anlage dieser Bauten, wie deren Detailausführung, mußte ich jedoch wegen Mangel an Zeit der damals in diesem Fache renommirtesten Capacität, Kollmann, unbedingt überlassen.

War ich nun schon überhaupt einer argen Täuschung anheimgefallen, als ich unbekannt mit den Terrainverhältnisssen um Raab einen mit so unverhältnißmäßiger Uebermacht, wie sie dem Fürsten Windisch-Gräß zu Gebote stand, vordringenden Feind daselbst aufhalten zu können wähnte: so zeigte sich diese Täuschung erst recht grell, als ich kurz vor der Invasion das seiner Vollendung nahe verschanzte Lager bei Raab zum ersten Male in Augenschein nahm und mich überzeugte, daß während mir kaum etwas über 12000 Mann für dessen Vertheidigung zu Disposition standen dasselbe für eine Armee von wenigstens 80,000 Mann angelegt und die gegenseitige Bestreichung der einzelnen isolirten Objecte auf einen Ertrag berechnet war, welcher des schwersten Feldkalibers spottete.

Die Sache Ungarns stand somit im Spätherbste 1848 auf schwachen, sehr schwachen Beinen.

Zwar hatte die Schilderhebung dadurch, daß mir — dem einstigen Präses jenes Standgerichts, von welchem der Graf Eugen Zichy *) zum Tode verurtheilt ward der,,Seele", wie es hieß, des kurzen

und glücklichen Feldzuges gegen die Generale Roth und Philippovich das Truppencommando an der obern Donau übertragen worden, einen ungleich entschiedenern Anstrich erhalten: aber das innere Wesen derselben berechtigte dessenungeachtet keineswegs zu der Erwartung eines so energischen Widerstandes, wie er der Erben des Namens einer edlen heldenmüthigen Nation würdig gewesen wäre.

Durch die erstere jener beiden hervorragendsten Epochen meiner jüngsten Wirksamkeit nämlich ward der Landesvertheidigungs - Ausschuß, durch die lettere fast die gesammte Nation übermüthig gemacht; der Landesvertheidigungs - Ausschuß durch jene, weil in Folge derselben seine politischen Gegner im Lande eiligst Reißaus nahmen und ihn

*) Von Preßburg aus hatte ich über den Hauptmann Vásárhelyi der HunyadySchar (beim Gorps des Perczel) den Proceß wegen der ihm zur Last gelegten Plünderungen im Schlosse zu Kálozd verhängt. Ich erhielt hierauf aus dem Süden Ungarns den Bericht, Vásárhelyi sei, bald nach der Waffenstreckung des kroatischen Gorps unter General Roth, in einem unbedeutenden Scharmühel gefallen.

dadurch zur unbeeinträchtigten Gewalt gelangen ließen; die Nation durch diese, weil in Folge derselben die thörichte Ansicht en vogue kam, der Ungar brauche nur seine Sense gerade zu richten, um den Feind über die Grenzen seines Landes zu scheuchen, oder gar noch im Lande selbst zu entwaffnen und dann großmüthig heimzuschicken.

Blinder noch als die Regierten gaben sich die damaligen Regierer (Kossuth sammt Anhang) diesem Wahne hin; und da sie den regulären Truppen überhaupt nicht trauten, so glaubten sie sich nun schon stark genug, ihnen dies Mistrauen ohne Gefahr thatsächlich zeigen zu können.

Theils durch dies Mistrauen verleßt, theils hinter demselben instinctartig revolutionären Unrath witternd, waren somit die regulären Truppen schon im Monat November 1848 beinahe zum Abfall reif.

Kaum reichte meine im Namen der Armee auf eine zweite Proclamation des Fürsten Windisch - Gräß abgegebene Erklärung, daß der Landesvertheidigungs-Ausschuß die unter den bestehenden Verhältnissen allein gesetzmäßige Regierungsgewalt in Ungarn sei, mehr hin, die Offiziere der regulären Truppen der nationalen Sache dienstbar zu erhalten. Besser gelang dies dem günstigen Eindrucke, welchen mein entschiedenes Vertreten ihres Interesses gegenüber dem Landesvertheidigungs-Ausschusse auf sie machte; noch besser den Huldigungen, welche der vom König ernannte Kriegsminister Mészáros (dieser geseßliche zwar, aber was die Offiziere damals noch nicht wissen konnten höchst unverläßliche politische Compaß der regulären Truppen auf ihrer revolutionären Irrfahrt in Ungarn) unablässig dem LandesvertheidigungsAusschusse darbrachte; am besten jedoch gelang dies der Art und Form des plözlichen Thronwechsels während der ersten Hälfte des Monats December 1848.

[ocr errors]
[blocks in formation]

burg aufgegeben. Große Verluste. Einleitung des Rückzuges gegen Naab. Gefecht bei Wieselburg. Fortschung des Rückzuges bis Naab. Patriotische Verwüstungen. — Verloren geglaubte Truppen unverhofft gerettet.

Abkommen hiervon.

Am 14. oder 15. December 1848 griff F. - M.-L. Simunich unsere Brigade zwischen Nádas und Jablonicz an, und drängte sie gegen Tyrnau zurück.

Bevor ich mich entschloß, Preßburg in Folge dieses Unfalles zu räumen, wollte ich den Feind noch einmal über das Weiße Gebirge zurückzudrängen versuchen, und schickte den Obersten Grafen Guyon und Oberstlieutenant Pusztelnik mit Verstärkungen nach Tyrnau ab.

Indessen erfolgte schon am 16. December die allgemeine Vorrückung der feindlichen Hauptarmee gegen die von uns besezten Punkte Pärendorf, Neudorf (Ujfalu), Gattendorf (Gáta), Baumern (Körtvélyes) und Kittsee.

Bei der großen Ueberlegenheit des Feindes konnte unser Widerstand auf der ganzen Linie ohne Gefahr, aufgerieben zu werden —

nur von kurzer Dauer sein.

Der Commandant der Brigade in Parendorf hatte das nicht überlegt und sich zu weit in den Kampf eingelassen, während die gegen Neudorf disponirte feindliche Colonne daselbst nur unbedeutenden Wider

stand fand. Durch das unaufgehaltene Vorrücken dieser leztern verlor Jener seine Verbindung mit der Nebenbrigade in Gattendorf.

Als mir dies von Gattendorf gemeldet worden war: befahl ich die ganze Linie zwischen Parendorf und Preßburg zu räumen, um den geordneten Rückzug nach Altenburg (Magyar Óvár) und Wieselburg (Moson), wie dies schon früher vorherbestimmt gewesen, anzutreten. Preßburg aber sollte noch den folgenden Tag so lange gehalten werden, bis unsere Vorposten von der March sich daselbst gesammelt hätten; die Schiffbrücke über die Donau war dem Strome preiszugeben. Nach dem Einrücken des leßten Vorpostens hatte die Besazung von Preßburg unverweilt nach Komorn zurückzuweichen.

Die Ausführung dieses Befehles überließ ich dem Obersten Aulich, Commandanten des 2. Infanterieregiments (Alerander).

Meine persönliche Gegenwart war auf dem rechten Donauufer nothwendig. Ich verließ demnach Preßburg noch in der Nacht vom 16. auf den 17. December, nahm meinen Weg nach Altenburg über Sommerein (Somorja) auf der Großen Schütt (Csallóköz), überseßte am Morgen des 17. die große Donau zwischen Csölesztő und Kiliti, und erreichte mit einigen Begleitern noch im Laufe des Vormittags Altenburg und Wieselburg, wo ich die Tags vorher von Neudorf, Gattendorf, Baumern und Kittsee zurückgedrängten Truppen ohne Verlust, von den in Parendorf, Neusiedel (Nezsider), Weiden (Védeny) und Gols (Gállos) disponirt gewesenen jedoch nur die Cavalerie mit ihren Geschüßen und das 14. Honvéd - Bataillon vereinigt fand. Der Rest der Infanterie und Artillerie war durch die rasche feindliche Vorrückung über Neudorf von seiner Rückzugslinie nach Altenburg weg, gegen die Sümpfe des Neusiedler Sees gedrängt worden. Ueber diese führt zwar der sogenannte Pamhagner Damm zwischen Pamhagen (Pomogy) und Eszterháza; allein auch dieser war damals unprakticabel und ich mußte somit annehmen, daß die vermißten Abtheilungen unrettbar verloren seien.

Die Stimmung der Truppen war in Folge dieses sehr empfindlichen Verlustes eine äußerst gedrückte. Ein einziger Kanonenschuß schien hinreichend, um die Entmuthigung, namentlich der Infanterie,

« ПредишнаНапред »