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ihre Lobpreisung des Weines, der Liebe mit allen ihren taus sendfachen Verschlingungen rein aus der Luft gegriffen, daher aber auch von Herzlichkeit und Innigkeit keine Spur bei ihnen ist, vielmehr ihr ewiges Jagen nach Wih und Laune etwas ermüdet, zumal der Wih dieser Poeten nicht besonders tief geht.

Uz hatte übrigens vernünftigere Ansichten vom Versbau als Pyra und Lange; er verlangte entweder den Reim oder den reinen Versbau der Alten, und um zu zeigen, wie das anzufangen, dichtete er 1741 feine Ode, der Frühling*), worin die Herameter alle eine Vorschlagsilbe haben, eine Form, die später Kleist, Cronegt und andere Dichter nachahmten. Uz selbst hat später stets den Reim beibehalten, versuchte aber in seine Oden mehr Abwechslung zu bringen als bis daher Sitte gewesen war, und spielt hier in der strophischen Dichtung dieselbe Rolle, wie Gellert in der erzählenden. Als er 1748 nach Anspach versezt wurde, blieb zwar die Verbindung mit Gleim ungestört, allein die Gegenstände der Dichtung waren würdigere, wobei jedoch Lebensphilosophie allen Inhalt seiner Oden bildete.

Gleim fuhr mit seinen Anacreontischen Scherzen weit länger fort, und gründete in Deutschland die Bagatellen-Poesie. Da er, wie dieses ganze junge Geschlecht, von Feuereifer beseelt war, die Poesie zu heben, so warb er überall, sobald er Talent und Lust witterte, neue Jünger der Musen, und so hat er denn zuerst seine Freunde Christian Ewald v. Kleist (1715-1759) und Carl Wilhelm Ramler (1725 1798), beide aus Pommern, vermocht, öffentlich als Dichter aufzutreten, und wie er mit Göz anacreontisch getändelt hatte: so wetteiferte er mit Kleist und Ramler in patriotischen Liedern zu Ehren ihres großen Königs, den er abgöttisch verehrte, so wie er alle Pfaffen und Junker von Herzen haßte. In Halberstadt, wohin er 1747 gekommen war und bis an seinen Tod lebte, gründete er einen ganz besonderen poetischen Kreis um sich, und in diesem finden wir ihn später wieder.

*) Ich will, vom Weine berauscht, die Luft der Erde befingen,
Den Frühling Muse, begeistre du mich!

Der Frühling, welcher anißt, durch Florens Hände bekränzet,
Siegprangend unsre Gefilde beherrscht.

§. 75.

Klopstoc.

Unter die Mitglieder des Leipziger Bundes, der sich nach und nach überall hin zerstreute, gehörte auch Friedr. Gotts lieb Klopstock, geb. 1724 zu Quedlinburg. Sein Vater war ein origineller Mensch, derb und troßig, und dem Knaben wurde im elterlichen Hause körperliche und geistige Entwickelung mit großer Freiheit gestattet; er zeigte sich auch sehr früh als einen trozigen Haffer alles Zwanges, als den er sich sein ganzes Leben lang und in feinem ganzen Dichten gezeigt hat. Seine erste gelehrte Bildung erhielt er auf der berühmten Schulpforta, und schon hier faßte er den Entschluß zu einem großen epischen Gedichte. Nur schwankte er in der Wahl zwischen Heinrich dem Vogler und dem Messias, also zwischen dem Befreier des Vaterlandes und dem Erlöser der Menschheit. Zwischen vaterländischem und christlichem Stoffe schwankte überhaupt damals alle Poefte, die über die kleinen Formen hinaussrebte; das einzige damals bekannte Epos war Postels Wittekind, und es ist nicht zu bes zweifeln, daß Klopstock diesen kannte; Brockes, den der Knabe und Jüngling ebenfalls kennen mußte, hat gewiß Einfluß auf feine Ansichten von christlicher Poeste gehabt. Daß er auf Heinrich den Vogler fiel, war in Halberstadt ganz natürlich, da hier Heinrich viel gelebt hat, hier seinen Finkenfang der Sage nach hatte und hier begraben liegt. Klopstock entschied sich ends lich für den Messias, und es ist merkwürdig, daß der Kampf zwischen vaterländischer und christlicher Dichtung ihm ewig zu schaffen machte und er sein ganzes Leben lang zwischen beiden schwankte *). Die Bekanntschaft mit Bodmers Uebersehung des

*) Früh' hab' ich dir mich geweiht! Schon da mein Herz-
Den ersten Schlag der Ehrbegierde schlug,

Erkohr ich, unter den Lanzen und Harnischen
Heinrich, deinen Befreier, zu fingen.

Allein ich sah die höhere Bahn

Und entflammt von mehr denn nur Ehrbegier,
Zog ich weit sie vor. Sie führet hinauf
Zu dem Baterlande des Menschengeschlechts.

Milton könnte zu seinem Entschlusse beigetragen haben; allein Gedichte zum Preise des Erlösers waren an der Tagesordnung. Heinrich Euno, ein Kaufmann zu Amsterdam (1708—1783), ein Nachahmer von Brockes, gab 1741 eine Messiade heraus; der Leipziger Joh. Adolf Scheibe (1708-1776), später Kapellmeister in Kopenhagen, beschäftigte sich mit geistlichen Oratorien und Cantaten; eben so entstand damals Händels Messias und ähnliche Tonstücke; lauter Anregungen, die auf Klopstock weit mehr wirken mußten, als Miltons Paradies, zu welchem überhaupt der Messias nur wenig Verhältnis hat.

Für deutsche erzählende Gedichte galt damals der Alexandriner. Gottsched hatte den achtfüßigen Trochäus empfohlen, weil er majestätischer sey, als der Alexandriner. Beide Vers arten misfielen den musikalisch gebildeten Ohren des Jünglings, dessen gedanken- und empfindungsvolle Poesie in die Schranken und den gleichmäßigen Tritt solcher Verse sich nicht fügen konnte. Es galt nähmlich damals das Geseß, daß jeder Alexandriner auch mit dem Sahe schließe, wie es denn bei dieser Versart nicht gut anders möglich ist; den Begriff des poetisch-musikalischen Perioden, der die Verszeilen durchbricht, so daß der Schluß des Gedankens nichts mit dem Versschlusse zu thun hat

diesen hatte man ganz verloren, und so wie der Silbengang immer gleich blieb: so waren auch die einzelnen Perioden alle gleichförmig und ziemlich gleich lang. Klopstock faßte gegen diese mehr handwerksmäßige als kunstreiche Behandlung der rhythmischen Sprache einen eigentlichen Haß; er schrieb aber, wie eine Menge seiner Zeitgenossen und Mitkämpfer, das Uebel nicht der falschen Theorie, sondern dem Reime zu. So viel ist richtig, daß der Reim leicht dazu verführt, den Vers immer mit dem Sahende zu schließen, und nach Gottscheds Vorschrift, der keinen Uebertritt gestattet, mußte dies so seyn. Genug, es

Noch geh' ich fie, und wenn ich auf ihr

Des Sterblichen Bürden erliege:

So wend' ich mich seitwärts und nehme des Barden Telyn,
Und sing', o Vaterland, dich dir!

Aus der Ode: Mein Vaterland.

entstand in Klopstock ein Widerwille gegen den Reim, den er in einer seiner späteren Oden ein Gepolter nennt *). Das sorgfältigste Studium der Alten hatte ihn mit den poetischen Perioden und dem freien Silbentanze der antiken Verse bekannt gemacht; es scheint aber, daß er daran zweifelte, im Deutschen etwas Aehnliches hervorzubringen; denn in Jena, wohin er 1745 kam, entwarf er die ersten Gesänge des Messias in Prosa, um ganz frei zu seyn. Die Proben des Herameters, die schon seit längerer Zeit von andern, auch von Gottsched, geliefert worden waren, hielten ebenfalls alle den Grundsah fest, daß Versschluß und Gedankenschluß zusammenfallen müsse. Erst in Leipzig, wohin er 1746 gieng, kam Klopstock der Gedanke, den Hexameter als epischen Vers zu gebrauchen, und er führte ihn aus. Die ersten drei Gesänge erschienen in den Bremischen Beiträgen von 1748, und mit dem Erscheinen derselben begann eine neue Epoche unserer Dichtkunst; denn diese Bruchstücke machten ein Aufsehen, wie es bis dahin unerhört gewesen war. Hierzu trugen Gegenstand, Sprache, metrische Form und die poetische Eigenthümlichkeit des Dichters gleich viel bei. Mit glücklichem Instinkt hatte Klopstock die verschiedensten Bestrebungen eines ganzen Jahrhunderts in einem großen Werke zur Erfüllung gebracht. Denn seit zwei Jahrhunderten war christliche Poesie die vorherrschende gewesen; seit lange schon trug man sich mit Versuchen, des Reims los zu werden und die

*) Zween gute Geifter hatten Mäonides

Und Maro's Sprachen, Wohlklang und Silbenmaß.
Die Dichter wallten in der Obhut

Sichrer, den Weg bis zu uns herunter.

Die spätern Sprachen haben des Klangs noch wohl,
Doch auch des Silbenmaßes? Statt dessen ist
In sie ein böser Geift, mit plumpem
Wörtergepolter, der Reim, gefahren.

Red' ist der Wohlklang, Rede das Silbenmaß;
Allein des Reimes schmetternder Trommelschlag
Was der? was sagt uns sein Gewirbel,
Lermend und lermend mit Gleichgetöne?

An Voß.

alten Versmaße einzubürgern; seit lange schon hatten Einzelne versucht, mehr Schwung in die Sprache zu bringen, und nur ungern hatten sich viele ihre Liebe zu Lohenstein ausreden lassen; schon die beifällige Aufnahme, die Haller erhielt, beweist, wie fatt man der zu nüchternen Ausdrucksweise der neuen Dichter war. Daß aber nun Klopstock so außerordentlich hinriß, dies lag in der Vereinigung mehrerer Wesenheiten, die sich sonst selten vers einigt finden. Der junge Dichter zeigte sich zugleich gedankenreich und empfindungsvoll, zugleich schwungreich und zärtlich, voll religiösen Feuers und ohne alle Frömmelei, ein Sänger der Liebe und doch rein und keusch, voll männlicher Gesinnung und doch zart und weich. Hierdurch kam es, daß er zugleich Männern und Frauen gefiel, die Kenner der Literatur durch die neue Form und das poetische Genie entzückte und zugleich den Laien durch die religiöse Empfindung im schönsten Gewande hiuriß. Zu einer Zeit, wo in Bezug auf das Christenthum fich zwei Gegensätze bereit machten: eine verdummte starre Rechtgläubigkeit und die gottloseste Religionsspötterei, wo die einfältige spielende Herrnhuterpoesie vollends die christliche Dichtung herabwürdigte: zu einer solchen Zeit mußte ein Dichter wie Klopstock frommen und poetischen Gemüthern doppelt willkommen seyn, und wenn bei vielen das neue Gedicht als ein poe tisches Meisterstück galt, so sahen es andere als das beste! Erbauungsbuch nächst der Bibel an. Dieses Verhältnis erkannte Lessing, der dazumal als Kritiker (1751) zuerst auftrat, auch sogleich. Er spricht folgendes darüber: „Wenn der »Dichter des Messias kein Dichter ist, so ist er doch ein Ber„theidiger unserer Religion. Und dieses ist er, mehr als alle »Schriftsteller sogenannter geretteter Offenbarungen oder „untrüglicher Beweise. Zu einer Zeit, da man das Chri»stenthum nur durch Spättereien bestreitet, werden ernsthafte »Schlüsse übel verschwendet. Den bündigsten Schluß kann man „durch einen Einfall zwar nicht widerlegen, aber man kann ihm »den Weg zur Ueberzeugung abschneiden. Man sehe Wih dem "Wize, Scharfsinnigkeit der Scharfsinnigkeit entgegen. Sucht „man die Religion verächtlich zu machen, so suche man auf der »andern Seite fie in allem dem Glanze vorzustellen, wo sie

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