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Teppiche: Prunktücher.

Lieutenant: Waltmann, Hauptmann.

Masque: Mumgesichte.

Pistohl: Reitpuffer.

Galere: Walschiff oder walleie.

Jalousie: Schählsichtigkeit, libeseifer.

Cabinet: Beizimmer.

Fänster: Tageleuchter.

politisch: wältselig.

Zesen that eigentlich nichts, als wornach die meisten Dichter dieser Zeit strebten, aber er that es mit größerer und strengerer Folgerichtigkeit, und nun schrieen die andern über Unsinn *). Dies macht den Mann historisch so bedeutend, daß er alle literarischen Tendenzen der Zeit aufnahm und übertrieb, so daß er als Vertreter der Neigungen des ganzen Jahrhunderts gelten Fann. Man verlangte von dem Dichter, daß er in allen Wissenschaften und Künsten bewandert sey; Zesen trieb alles Mögliche, selbst die geheimen Wissenschaften. Man sezte die Poesie

*) Rachel geißelt ihn in seiner Satyre; Der Poet, wo es unter anderm heißt:

Auch fieh dich eben vor, daß deine Arbeit nicht

Sey allzusehr genau und sorglich eingericht,

Nach Hirsenpfriemers Art, wenn er also darf seßen :
Der Erzgott Jupiter, der hatte, fich zu lezen,

Ein Gaftmahl angestellt. Die Weidinn gab das Wild,
Der Gluhtfang den Tobak. Der Saal ward angefüllt.
Die Obftinn trug zu Tisch in einer vollen Schüffel;
Die Freye saß und spielt auf einem Herzensschlüffel,
Der kleine Liebreiz sang ein Dichtling auf den Schmaus;
Der trunkne Heldreich schlug die Tageleuchter aus.
Die Feurin kam darzu aus ihrem Jungfernzwinger
Mit Schnäbeln angethan; Apollo ließ die Finger

Frisch durch die Saiten gehn. Des Heldreichs Waldhaupt

mann

Fieng luftig einen Tanz mit den Holdinnen an.

Ja, daß ich doch so schreib! Dies Elend ist entsprungen
Vom guten Vorsaß her, weil man mit fremden Zungen
Die eble Muttersprach zu schänden aufgehört,

Und unsre Deutschen hat das reine Deutsch gelehrt.

besonders in die Form; Zesen zeigte, wie man hier das Subtilste und Schwierigste leisten könne. Man klagte über Sprachmengerei ; Zesen klagte nicht, sondern trieb alles Fremdartige fort. Man beschäftigte sich mit Grammatik und Orthographie; Zesen stellte Untersuchungen über die Natur der Laute an, gieng bis auf die Wurzeln der Sprache zurück *) und stellte eine ganz neue Rechtschreibung auf. Man wünschte, daß die deutsche Sprache mehr in Aufnahme käme; Zesen forderte gleich, daß alles deutsch geschrieben würde, auch wissenschaftliche Werke. Man verlangte von der poetischen Sprache besonders viel rhetorische Figuren, With und Antithesen; Zesen übertraf in diesen Dingen alles Geleistete. In der That stellt er die Spitfindigkeit dieser Poesie am reinsten dar und ärgerte eben deshalb seine Mitstreiter. Ich gebe, um von dem merkwürdigen Mann ein Bild zu liefern, einige kleine Gedichte, die als Muster der Zeit gelten können **). Zuerst zwei Zwölflinge, bei denen ich aber die Zesen'sche Rechtschreibung mit der unsern vertausche:

Halt, liebe Rofenmund, die Liebesreizerinnen,

Die lieben Augen weg, sonst schmachten meine Sinnen
Vor ihrer Liebesglut, die Liebreiz angezündt,
Und die Libinne nährt, du Bliz- und Sternenkind.

„Ei, Lieber, so es dir belieblich ist, mein Leben,
So halt mit Lieblen in; ich bin dir ja ergeben;
Ich bin ja dich allein zu lieben auserkorn,
Wie du zu lieben nun so lieblich bist geborn."

Laß aber den nicht nach zu lieben, der dich liebet,
Der sich aus Liebe dir, o Liebste, ganz ergiebet;

Und laß mich, trautes Lieb, dein liebster Liebling seyn,
Dann dich erheb' ich, lieb ich, lob' ich nur allein.

*) Seine sprachlichen Untersuchungen find befonders niedergelegt in der Schrift: Rosenmohnd, eröfnete Wunderschacht zum unerschöpflichen Steine der Weisen 2c. Hamb. 1651. 12.

**) Sie find alle genommen aus: Ritterholds von Blauen adriatischer Rosemund. Amft. 1664.

Auf den Mund feiner Schönen.

Ist das der Rosenmund! Was Rosen, welche bleichen, Wann sie der Wind anhaucht; da dieser schöner wird, Wenn mein verliebter Hauch den seinen kann erreichen, Und in dem Rosenthal der lieben Lippen irrt.

Wie? ist er dann Rubin? Rubin muß eher weichen;
Er ist zu blaß, zu bleich, und hat nicht solche Kraft.
Wie dann Korall? O nein, Korall ist ohne Saft,
Ein ungenehmer Stein und ungeliebtes Zeichen.

Da weder Stahl noch Farb' ein frisches Herz verwundt, Wie dieser pflegt zu thun, wann sich mit WiderprallenMein Aug in ihm verirrt: drum ist dein lieber Mund. Viel werther als Rubin, als Rosen und Korallen.

Um eine Probe der sonderbaren Zesenschen Rechtschreibung zu geben, mögen zwei Klünggedichte folgen:

Auf das Härz feiner Träuen.

O trautes härts! was härts? vihl härter noch als hart,
o stahl! mit nichten stahl; es lässt sich bässer zühen.
wi dan! magneht? o nein; ihm ist viel mehr verlihen.
ist's dan ein deamant? auch nicht; dan diser ward
im schäzzen nachgefäzt däs Härzens wunder- ahrt.
wi! ist es dan kristal, durch dehn di strahlen sprühen,
wan izt die sonne stäht in follem glanz' und glühen?
o nein. wodurch wird dan sein währt recht offenbahrt?
indähm es mehr als hart, mehr zühglich ist und zühet
als stahl und libes - stein; mehr währt als deamant,
dehn sonst di blinde wält fohr täuer - währt ansïhet;
vihl reiner als kristal, vihl klährer von verstand
als er am blohssen schein: noch hält däs Folkes hal
dein härze gleich magnet, stahl, demant und kristal.
Götzinger Lit.

16

Auf di Augen feiner Liben.

Ihr augen fol von gluht! was gluht? karfunkel - strahlen!
auch nicht! si sein ein bliz, dehr durch di lüfte sprüht
und sich aus ihrem aug bis in die meinen züht.
nicht blizze; bolzen sein's, damit si pflägt zu prahlen,
damit si pflägt den zol der libe bahr zu zahlen.
nicht bolzen; sonnen sein's, damit si sich bemüht,
zu bländen andrer lücht; die keiner ihmahls siht,

der nicht gestrahft mus sein. nicht sonnen; stärne tahlen
vom himmel ihrer stirn! auch nicht! was säh' ich schimmern,
dan glut ist nicht so feucht, karfunkel strahlt nicht so,
der bliz hat minder kraft, der pfeil macht jah nicht fro,
die sonn' ist nicht so stark, ein stärn kann nicht so glimmern,
warum dan sihet si däs Folkes aberwahn

fohr gluht, karfunkel, bliz, pfeil, son und stärnen ahn?

Hatten nun die Zeitgenossen recht, wean sie den Mann für aberwißig ansahen? Diese Gedichte gehören freilich seinen jüngern Jahren an; und wir haben später wirklich anmuthige von ihm; abentheuerliches blieb aber immer in ihm; der Mann hatte das an sich, was man im vorigen Jahrhundert Geniedrang nannte.

S. 54.

Die Nürnberger Schule.

Wieder ein anderer Kreis von Dichtern bildete sich in Nürnberg. Hier stiftete im J. 1644 Georg Philipp Harsdörffer (1607 — 1658), der schon Mitglied der fruchtbringenden Gesells schaft war, mit Joh. Klaj (1616-1656), einem aus der Wittenberger Schule, den sogenannten Blumenorden oder die Gesellschaft der Pegnißschäfer *). Jedes Mitglied derselben

*) Da Joh. Rift i. J. 1660 den Schwanenorden an der Elbe Atiftete, fo bestanden vier solcher Gesellschaften. Die durch Rempler von Löwenthal zu Straßburg gegründete Tannengesellschaft ift ziemlich unbemerkt geblieben.

mußte sich verpflichten, zierliche Gedichte in deutscher Mutters sprache zu verfassen, und sollte dabei die Ehre Gottes, die Ver breitung der Tugend und die Erhöhung deutscher Sprache und deutschen Ruhmes immer im Auge haben. In dieser Gesellschaft erreichte die beschreibende, schäferliche Dichtung ihre höchste Stufe und ward zum Unsinn, worin es Sigmund von Birken (1626—1681) besonders weit gebracht hat. Wer von den hirnlosen Tändeleien dieser Pegnißschäfer Proben haben will, findet sie bei Wackernagel, Sp. 406-418. Harsdörffer stellte als Grundsatz auf, daß die Mahlerei ein stummes Gedicht und das Gedicht ein redendes Gemähl sey, und nach dieser Theorie war denn auch die ganze Pegnißschäferei gebaut, bei der alles bildlich und alle. gorisch zu verstehen ist; außerdem aber suchen die Mitglieder in Erfindung neuer Wörter und Durchführung neuer Metra das Möglichste zu leisten, stehen aber in der Regel tief unter Zesen und erreichen diesen nie in der Beherrschung der Sprache, die bei ihnen oft sehr rauh ist. Die beliebtesten Verse waren bei ihnen die daktylischen, die Buchnerischen Dattelreime. Gab einer der Schäfer etwas heraus, so schickte er es in der Handschrift bei den Hauptgenossen herum, und alle lieferten Lobdedichte zu dem neuen Wunderwerke, eine Sitte, die auch in den andern Genossenschaften sehr gewöhnlich war. Vor jedem der acht Theile von Harsdörffers Gesprächspielen stehen eine Menge Lobgedichte von Mitgliedern des Palmen und des Blumenordens, in der Regel voll der süßlichsten und unverschämtesten Schmeicheleien. So singt im sechsten Theile der Schäfer Periander (Friedrich Lochner aus Schlesien) seinen Strephon*) an:

Unzählige Quellen die Felsen abschießen,

Die Blumen der Brünnelein reichlich genießen,
Und Früchte versüßen.

Sie feuchten die Auen.

Sie geben des Frühlings Vermögen zu schauen,
Und duften in Luften wit Perlenen Tauen.

*) So hieß Harsdörffer als Pegnißschäfer, in der fruchtbringenden Ges sellschaft aber der Spielende.

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