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Wenn du entschlafend über dir sehen wirst

Den stillen Eingang zu den Unsterblichen,
Und aufgethan die erdeferne

Pforte des Himmels, enthüllt den Schauplatz

Der Ewigkeit! dann nähe dir hören wirst Die Donnerrede defs, der Entscheidung dir Kund thut; so feyrlich spricht die Gottheit, Wenn sie das Urtheil der Tugend ausspricht ;

Wenn du dann lächelnd näher dir hören wirst Die Stimme Salems, welcher dein Engel war, Und, mit des Seraphs sanftem Laute,

Deines entschlafenen Freundes Stimme:

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Dann werd' ich vor dir lange gestorben seyn, Den letzten Abend sprach ich, und lehnte mich

An deines Bruders Brust, und weinend

Senkt' ich die Hand ihm in seine Hand hin:

,,Mein Schmidt, ich sterbe, sehe nun bald um mich

Die grofsen Seelen, Popen und Addison,

Den Sänger Adams neben Adam,

Neben ihm Eva mit Palmenkränzen,

Der Schläfe Miltons heilig; die himmlische,
Die fromme Singer, bey ihr die Radikin,
Und durch defs Tod mich Staunen traf, dafs
Traurigkeit auch, und nicht Freud' allein sey

Auf Erden! meinen Bruder, der blühte, schnell

Abfiel! Bald tret' ich in die Versammlungen,
Hin ins Getön, ins Halleluja,

In die Gesänge der hohen Engel.

Heil mir! mein Herz glüht, feurig und ungestüm

Bebt mir die Freude durch mein Gebein dahin!

Heil mir! die ewig junge Seele

Fliefset von Göttergedanken über.

Schon halb gestorben, lebet von neuem mir Der müde Leib auf; so werd' ich auferstehn,

Der süfse Schauer wird mich fassen,

Wenn ich mit dir von dem Tod' erwache.

Wie mir es sanft schlägt! leg' an mein Herz dich,

Freund!

Ich lebt', und dafs ich lebte, bereu' ich nicht,

Ich lebte dir, und unsern Freunden,

Aber auch ihm, der nun bald mich richtet!

Ich hör', ich höre fern schon der Wage Klang,

Nah ihr der Gottheit Stimme, die Richterin;
O wäre sie der bessern Thaten

Schale so schwer, dafs sie überwöge!

Ich sang

den Menschen menschlich den Ewigen,

Den Mittler Gottes. Unten am Throne liegt

Mein grofser Lohn mir, eine goldne,

Heilige Schale von Christenthränen.

Ach, schöne Stunden! traurige schöne Zeit, Mir immer heilig, die ich mit dir gelebt!

Die erste flofs uns frey und lächelnd,

Jugendlich hin, doch die letzte weint' ich!

Mehr, als mein Blick sagt, hat dich mein Herz

geliebt,

Mehr, als es seufzet, hát dich mein Herz geliebt;

Lafs ab von Weinen; sonst vergeh' ich:

Auf, sey ein Mann! geh', und liebe Rothen!

Mein Leben sollte hier noch nicht himmlisch seyn,

Drum liebte die mich, die ich so liebte, nicht.

Geh, Zeuge meines Trauerlebens,

Geh, wenn ich todt bin, zu deiner Schwester,

Erzähl, nicht jene mir unvergesslichen Durchweinten Stunden, nicht, wie ein trüber Tag, Wie Wetter, die sich langsam fortaiehn,

Mein nun vollendetes kurzes Leben;

Nicht jene Schwermuth, die ich an deiner Brust

Verstummend weinte; Heil dir, mein theurer Freund! Weil du mit allen meinen Thränen

Mitleid gehabt, und mit mir geweint hast!

Vielleicht ein Mädchen, welches auch edel ist,

Wird, meiner Lieder Hörerin, um sich her

Die Edlen ihrer Zeit betrachten,

Und mit der Stimme der Wehmuth sagen:

O lebte der noch, welchem so tief das Herz

Der Liebe Macht traf! Die wird dich segnen, Freund!

Weil du mit meinen vielen Thränen

Mitleid gehabt, und mit mir geweint hast!

Geh, wenn ich todt bín, lächelnd, so wie ich starb, Zu deiner Schwester; schweige vom Traurenden; Sag ihr, dafs sterbend ich von ihr noch Also gesprochen, mit heitrem Blicke

Des Herzens Sprache, wenn sie mein todter Blick Noch reden kann, ach sag' ihr: Wie liebt' ish dich! Wie ist mein unbemerktes Leben,

Dir nur geheiligt, dahingegangen!

Des besten Bruders Schwester! Nimm, Göttliche,

Den Abschiedssegen, welchen dein Freund dir giebt ; Gelebt hat keiner, der dich also

Segnete, keiner wird so dich segnen,

Womit der lohnet, welcher die Unschuld kennt,

Von aller hohen himmlischen Seligkeit,

Von jener Ruh der frommen Tugend,

Fliefse dein göttliches Herz dir überfit

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