Ich halt es länger nicht aus! Ich mufs die Laute Fliegen den kühnen Flug! nehmen, Reden, kann es nicht mehr verschweigen, Was in der Seele mir glüht. O schone mein! dir ist dein Haupt umkränzt Mit tausendjährigem Ruhm! du hebst den Tritt der Unsterblichen, Und gehest hoch vor vielen Landen her; O schone mein! Ich liebe dich, mein Vaterland! Ach sie sinkt mir, ich hab' es gewagt! Es bebt mir die Hand die Saiten herunter; Ich seh ein sanftes Lächeln, Das schnell das Herz mir entlastet; Ich sing es mit dankendem Freuderuf dem Wiederhall, Dafs dieses Lächeln mir ward! Früh hab ich dir mich geweiht! Schon da mein Herz Den ersten Schlag der Ehrbegierde schlug, Erkohr ich, unter den Lanzen und Harnischen Heinrich, deinen Befreyer, zu singen. Allein ich sah die höhere Bahn, Und, entflammt von mehr, denn nur Ehrbegier, Zog ich weit sie vor. Sie führet hinauf Noch geh ich sie, und wenn ich auf ihr Des Sterblichen Bürden erliege; So wend' ich mich seitwärts, und nehme des Barden Telyn, Und sing, o Vaterland, dich dir! Du pflanzetest dem, der denket, und ihm, der handelt! Weit schattet, und kühl dein Hain, Steht und spottet des Sturmes der Zeit, Spottet der Büsch um sich her! Wen scharfer Blick, und die tanzende glückliche Stunde führt, Der bricht in deinem Schatten, kein Mährchen sie, Die Zauberruthe, die, nach dem helleren Golde, Oft nahm deiner jungen Bäume das Reich an der Rhone, Oft das Land an der Thems' in die dünneren Wälder. Warum sollten sie nicht? Es schiessen ja bald Und dann so gehörten sie ja dir an. Du sandtest Deiner Krieger hin. Da klangen die Waffen! Da ertönte Schnell ihr Ausspruch: Die Gallier heissen Franken! Engelländer die Britten! Lauter noch liefsest du die Waffen klingen. Die hohe Rom Ward zum kriegerischen Stolz schon von der Wölfin gesäugt; Lange war sie Welttyrannin! Du stürzetest, Mein Vaterland, die hohe Rom in ihr Blut! Nie war, gegen das Ausland, Ein anderes Land gerecht, wie du! Sey nicht allzugerecht. Sie denken nicht edel genung, Zu sehen, wie schön dein Fehler ist! Einfältiger Sitte bist du, und weise, Bist ernstes tieferes Geistes. Kraft ist dein Wort, Entscheidung dein Schwert. Doch wandelst du gern es in die Sichel, und triefst, Wohl dir! von dem Blute nicht der andern Welten! Mir winket ihr eiserner Arm! Ich schweige, Bis etwa sie wieder schlummert; Und sinne dem edlen schreckenden Gedanken nach, Deiner werth zu seyn, mein Vaterland, ZUM SINGEN FÜR JOHANNA ELISABETH VON WINTHEM. Ich bin ein deutsches Mädchen! Mein Aug' ist blau, und sanft mein Blick, Ich hab ein Herz, Das edel ist, und stolz, und gut. Ich bin ein deutsches Mädchen! Zorn blickt mein blaues Aug' auf den, Es hafst mein Herz Den, der sein Vaterland verkennt! Ich bin ein deutsches Mädchen! Erköhre mir kein ander Land Zum Vaterland, Wär mir auch frey die grofse Wahl! Ich bin ein deutsches Mädchen! Mein hohes Auge blickt auch Spott, Blickt Spott auf den, Der Säumens macht bey dieser Wahl. Du bist kein deutscher Jüngling! Bist dieses lauen Säumens werth, Des Vaterlands Nicht werth, wenn du's nicht liebst, wie ich! Du bist kein deutscher Jüngling! Mein ganzes Herz verachtet dich, Der's Vaterland Verkennt, dich Fremdling! und dich Thor! Ich bin ein deutsches Mädchen! Mein gutes, edles, stolzes Herz Schlägt laut empor Beym sülsen Namen: Vaterland! So schlägt mirs einst beym Namen Defs Jünglings nur, der stolz wie ich Aufs Vaterland, Gut, edel ist, ein Deutscher ist! |