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Vertrauen jener Truppen, welche ihre bisherigen mitunter ausgezeichneten Führer durch uns Parvenus (denn so wird man uns jezt nennen) zurückgesezt sehen."

,,Sie fürchten", fuhr ich fort, „die politischen Ansichten der gegenwärtigen Truppenführer? Der Soldat kümmert sich im Allgemeinen sehr wenig um Politik. Er thut, was ihm befohlen wird, und verlangt bestimmte Befehle, verlangt von seinen Obern in Allem ein entschiedenes Auftreten und Vorangehen. Dies gilt vom Offizier wie vom Gemeinen. Keinem unserer gegenwärtigen Kameraden wäre es je eingefallen, nach erfolgter Beeidigung auf die ungarische Verfassung daran zu denken, daß sie andere Befehle, als die des ungarischen Kriegsministers, zu befolgen hätten, würden sie nicht von der bestimmt vorgezeichneten geraden Bahn des blinden Gehorsams auf die vielfach verschlungenen Jrrwege des deliberativen verlockt worden sein. Dies ist nun einmal geschehen. Die Regierung in Wien, wie in Pest, beide haben im Gefühle ihrer Ohnmacht die Armee auf dies Feld gedrängt und erwarten nun von dieser jene die Wiedergewinnung ihrer Macht über Ungarn, diese die Behauptung der errungenen."

,,Die Führer der selbständigen Truppenkörper aber, der Wiener Regierung als Ungarn, der Pester als Soldaten mistrauend, sind unschlüssig geworden; und diese Unschlüssigkeit hat sich bereits bis in die niedersten Reihen ihrer Untergebenen fortgepflanzt. Der Landesvertheidigungs- Ausschuß scheint dies erkannt zu haben und hält nun unsere Beförderung und Absendung zur Móga’schen Armee für das geeignetste Mittel wider dieses Uebel, während diese Maßregel doch nur dazu beitrüge, die unentschlossenen Truppen auch noch misvergnügt zu machen."

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Die gegenwärtigen Führer der Regimenter müssen ausgezeichnet, befördert werden. Nehmen sie diese Begünstigungen an, so sind sie für immer gewonnen und mit ihnen ihre Untergebenen; wo nicht, dann weg mit ihnen!"

,,Ist die Aufrechterhaltung der Landesverfassung durch Waffengewalt überhaupt möglich, so kann dies nur auf die Art der Fall sein."

,, Und welche Herren Stabsoffiziere der Móga'schen Armee", frug Kossuth entgegen, „halten die Herren für die verdienstvollsten, verläßlichsten?"

Ich wußte hierauf keinen Bescheid, denn ich war bei der Móga'schen Armee ganz fremd; mein Kamerad aber nannte mehrere, und die Beförderung einiger derselben ward auch sogleich beschlossen.

Bald darauf entfernte sich mein Kamerad. Ich wollte ein Gleiches thun, wurde aber von Kossuth zurückgehalten, und jezt erst erfuhr ich den eigentlichen Zweck meiner Abberufung vom Perczel'schen Corps.

Der gesammte Landesvertheidigungs-Ausschuß mistraute insbesondere dem f. f. General Móga und seiner nächsten Umgebung. Der zweifelhafte Ausgang des ersten Conflicts mit dem kroatischen Invasionsheere am 29. September bei Velencze, Pákozd und Sukoró; die entmuthigende Unordnung, in welcher die bis zu Ende des Kampfes steghaft behauptete Defensivstellung von unsern Truppen während der darauf folgenden stürmischen finstern Nacht verlassen worden, um bei Mártonvásár eine neue Defensivstellung zu nehmen; der gleich darauf dem Ban Jellachich gewährte dreitägige Waffenstillstand, dessen kluge Benußung den ungefährdeten Rückmarsch des kroatischen Heeres über die Lajtha möglich machte; die geringe Energie, mit welcher noch überdies die Verfolgung des Ban Jellachich ausgeführt worden; das plögliche Aufgeben der Verfolgung an der Lajtha eben in jenem Momente, wo diese scheinbar am wirksamsten hätte fortgesezt werden können: dies waren die Thatsachen, welche das Vertrauen des LandesvertheidigungsAusschusses in die Unzweideutigkeit der Kriegsoperationen des Generals Móga erschüttert hatten.

Da aber der, mit unumschränkter Vollmacht dem General beigegebene königliche Commissär Ladislaus Csányi in seinen Berichten an den Landesvertheidigungs- Ausschuß jeden Grund zu Móga's Verdächtigung fortwährend entschieden in Abrede stellte: so besorgten die Männer des Landesvertheidigungs-Ausschusses, es sei Móga und seiner Umgebung bereits gelungen, auch Csányi zu blenden, und wollten sich das Urtheil eines ihrer Voraussetzung nach competenten und zugleich verläßlichen Mannes über die Bewegungen Móga's, aus eigener Anschauung ge

schöpft, verschaffen. Ich sollte dieser Mann sein und erhielt somit den geheimen Auftrag, unverzüglich in das Móga'sche Hauptquartier zu Parendorf abzureisen, mich dem Armeecommando scheinbar zur Disposition zu stellen, eigentlich aber den Geist desselben auszuforschen und die geringsten Anzeichen einer verrätherischen Absicht unverweilt zu enthüllen.

Ich gestehe, daß ich selbst mit den Kriegsoperationen Móga's nicht einverstanden war; allein ich dachte dabei weniger an absichtlichen Verrath, als an Mangel an Einsicht und Entschiedenheit. Uebrigens hielt ich Verrath doch für möglich und nahm die Sendung an, mit der Modification jedoch, nicht bei der bloßen Enthüllung wirklich vorhandener verrätherischer Absichten stehen zu bleiben, sondern gleichzeitig die Vereitelung derselben auf jede Gefahr hin versuchen zu dürfen. Diese Modification ward vom Landesvertheidigungs- Ausschuß unbedingt gutgeheißen und hätte beinahe meine abermalige Beförderung und zwar zum Honvéd-General zur Folge gehabt; wenigstens sprach Kossuth die Absicht aus, das Generalspatent für mich sogleich ausfertigen zu lassen und mir mitzugeben, damit ich hierdurch präventiv ermächtigt sei, das Commando über die Armee im erforderlichen Falle, mit Uebergehung aller übrigen, außer Móga, noch bei der Armee anwesenden f. k. Generale, in flagrante zu übernehmen. Diese Maßregel kam indessen nicht in Ausführung; weshalb, blieb mir unbekannt.

In der Nacht vom 11. auf den 12. October war ich bereits unterwegs nach Parendorf, und erreichte Móga's Hauptquartier am frühen Morgen des 13. October.

Sechstes Capitel.

Das Avantgarde-Commando der obern Donauarmee mir übertragen.

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Ladislaus Csúnyi.

Unsere Vorposten an der Lajtha. Erste Ueberschreitung der Grenze. Das Hauptquartier zu Parendorf und meine geheime Sendung. Die Truppen der Avantgarde. Zweite Ueberschreitung der Grenze.

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Móga theilte mir sogleich das Commando über die Avantgarde der Armee derzeit der Vorposten an der Laitha zu, weil der bisherige Commandant derselben auf einem andern Punkte verwendet werden sollte.

Bevor ich meinen neuen Posten antrat, mußte ich dem königlichen Commissär Csányi mein Eintreffen bei der Armee persönlich melden. Bei dieser Gelegenheit sah ich diesen Mann zum ersten Male. Er fertigte mich kurz ab. Sein Benehmen, sein ganzes Wesen zeichnete ihn vortheilhaft vor allen übrigen Civil-Machthabern der ungarischen Revolution aus, denn es war Vertrauen einflößend und Ehrfurcht gebietend zugleich. Diese Eigenschaften sind zwar nicht immer Emanationen eines gediegenen Charakters; bei Csányi waren sie es. Ich lernte den Mann, der mir im ersten Augenblicke imponirt hatte, in der Folge verehren.

Die äußersten ungarischen Vedetten standen am rechten Lajthaufer in theilweise unterbrochener Verbindung von Wilfleinsdorf bis Hollern; das Vorpostencommando war im Brucker Bahnhofgebäude

unmittelbar an der Lajtha, also in der äußersten Vedettenlinie, untergebracht. Die Haupttruppe der Vorposten lagerte eine kleine Viertelstunde rückwärts derselben.

Gleich nach der Uebernahme meines neuen Postens bat ich, entweder mein Gros zurückziehen, oder meine Vedettenlinie vorpoussiren zu dürfen; denn die Beobachtung des Feindes war bei dem Verbote, die Lajtha zu überschreiten, ganz unmöglich, die Deckung der Armee bei der gegenwärtigen Aufstellung der Vortruppen eine höchst unvollkommene. So wie die Vorposten eben standen, war dem Feinde die Möglichkeit gegeben, nicht nur das Gros derselben hinter Bruck, sondern auch das der Armee vor Parendorf durch einzelne Patrouillen zu jeder Zeit zu alarmiren.

Auf diese Vorstellungen erhielt ich den Bescheid: es lohne sich nun nicht mehr der Mühe, hierin durchgreifende Aenderungen vorzunehmen, da die Armee ohnedies binnen wenigen Tagen die Lajtha überschreiten In der That erfolgte die erste Vorrückung am 17. October

werde. Nachmittags.

Meine Dispositionen lauteten: ich solle auf dem Bruck - Fischamenter Feldwege beiläufig eine halbe Stunde weit marschiren, und die Vorposten in einem weiten Halbkreise von Wilfleinsdorf bis Pakfurth ausstellen.

Das Gros der Armee passirte gleichfalls Bruck und bezog à cheval der Bruck-Schwechater Poststraße das Lager auf gleicher Höhe mit dem Gros der Avantgarde.

Mir erging es bei dieser Expedition, wie es bei den meisten Friedensmanoeuvern zu gehen pflegt: che noch die Vorposten ausgestellt waren, kam der Befehl zum Einrücken. Das Gros der Armee marschirte noch vor Mitternacht über die Lajtha zurück, und ich mit meiner Brigade mußte, trog aller erneuerten Vorstellungen, die alte unveränderte Stellung hinter der Lajtha wieder beziehen.

Der Generalstab in Parendorf hatte die Veranlassung dieses plöglichen Rückzuges in das alte Lager geheim gehalten. Es wurde blos _gemunkelt, der Landesvertheidigungs-Ausschuß habe selbst das plögliche „Halt“ und „Rechtsum" commandirt.

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