Графични страници
PDF файл
ePub

den schien es höchst bedenklich, den eigenen Herd zu verlassen, um den der Feindesgefahr näher liegenden Mitbürger zu vertheidigen. Mit ehrfurchtgebietendem Pathos auf die weit heiligern Pflichten der Erhaltung ihrer eigenen werthen Person hinweisend, versagten sie beharrlich den Ausmarsch gegen die Feinde des Vaterlandes; und wenn ihre Mobilifirung zuweilen dennoch gelang, dann hatte das Land mehr Schaden als Nußen davon; denn die Kosten eines solchen Aufgebotes waren gegen die einer geregelten Truppe unverhältnißmäßig groß, die Leistungen dagegen ebenso unverhältnißmäßig klein, ja fast null.

Diese Erfahrungen hatten das Ministerium auf den Gedanken gebracht, die persönlichen Obliegenheiten der einzelnen Nationalgarden theils auf Andere übertragbar, theils in Geld und Geldeswerth für den Staat verwerthbar zu machen. Jedem Nationalgarden-Bataillon, welches z. B. die Verpflichtung gehabt hätte, mit seinem ganzen Contingent sechs Wochen vor dem Feinde zu dienen, ward bewilligt, nur einen Theil seines Contingents aber auf verhältnißmäßig desto längere Zeit ins Feld zu stellen. Diese Partialcontingente der Nationalgarde - Bataillone bestanden sodann aus Freiwilligen und wurden auch danach Freiwillige Mobil - Nationalgarden" genannt. Der Name des Kreises, von welchem sie gestellt waren, ergänzte die Benennung.

"

Unter dem Collectivausdrucke, Freiwillige" verstand man natürlich auch die Unfreiwilligen, d. i. diejenigen aus den ärmern Schichten der Bevölkerung, welche nach dem Loose zwangsweise ausgehoben wurden.

Szolnok liegt im Kreise diesseits der Theiß. Der Voranschlag für dessen Contingent an mobilen Nationalgarden war auf beiläufig 5000 Mann entworfen, die, wie es hieß, schon kampflustig bereit ständen, um nur rangirt, etwas abgerichtet, und gegen den Feind geführt zu werden. Allein von diesen officiell ausgewiesenen 5000 Mann brachte ich im Laufe eines Monats mit harter Mühe kaum 700 zusammen, und unter diesen kaum 100 wirklich Freiwillige. Das also war mein Contingent, als ich Ende September den Befehl erhielt, die Donau

insel Csepel unterhalb Ofen - Pest zu beseßen, und einen allfälligen Donau-Uebergangsversuch des k. k. F.-M.-L. Ban Jellachich, oder seines Hilfscorps unter den k. k. Generalen Roth und Philippovich um jeden Preis zu vereiteln.

Bevor ich zu der Schilderung meines erst von diesem Zeitpunkte an zu einiger Bedeutung gelangenden Wirkens schreite, erscheint es mir nothwendig, die Beziehungen, in welchen ich damals zu den politischen Fragen des Tages gestanden, zu erörtern.

Der März 1848 brachte für Gesammt-Ungarn, auf Grundlage der alten Verfassung, ein unabhängiges verantwortliches Ministerium. Dieses galt als Erecutivgewalt wie für das eigentliche Ungarn, so auch für alle unter der ungarischen Krone vereinigten Provinzen, ohne Unterschied der Nationalität ihrer Bewohner. Dieses Ministerium hatte die Sanction Sr. Majestät des Königs Ferdinand V. von Ungarn. Auf den Aufruf dieses Ministeriums trat ich in die Reihen der neu errichteten ungarischen Truppen. Auf die Verfassung, deren Aufrechthaltung die erste Pflicht dieses Ministeriums sein mußte, waren, bereits die innerhalb Ungarns Grenzen dislocirten k. k. Truppen ungarischer Nationalität beeidet. Denselben Eid leisteten auch die neu organisirten ungarischen Wehrkörper. Diese Verfassung so weit ich deren Einfluß auf das Wohl meines Vaterlandes zu beurtheilen im Stande war sagte mir vollkommen zu; und es war das natürlichste aller Gefühle, welches mich drängte für dieselbe einzustehen. Alle Versuche der von nichtmagyarischen Stämmen bevölkerten Provinzen, die Abänderung dieser Verfassung auf einem andern als dem geseßlich parlamentarischen Wege anzustreben, zählten, als auf Umwälzung der bestehenden Staatsform abgesehen, zu den Verbrechen des Hochverrathes.

Ob übrigens die österreichische Monarchie, bei der Isolirung der ungarischen Ministerien namentlich der des Krieges und der Finanzen von der für die übrigen Provinzen constituirten Regierungsgewalt in Wien, ihre frühere Bedeutung als europäische Großmacht noch ferner werde bewahren können; und ob nicht Ungarn, die Garantien dieser Bedeutung, als Hauptbedingniß seines eigenen Bestandes,

anerkennend, einen Theil seiner Errungenschaften der Consolidirung Gesammt - Desterreichs opfern müsse, dies waren Fragen, deren Beantwortung außer meiner Sphäre lagen, ja die ich — aufrichtig gestanden mir damals gar nicht gestellt hatte.

Dies waren meine persönlichen Beziehungen zu den politischen Fragen des Tages von damals.

Zweites Capitel.

Detachirung auf die Insel Csepel.

[ocr errors]

Ernennung zum Obercommandanten des südlichen Landsturmes und gleichzeitige Erweiterung meiner militärischen Aufgabe. — Graf Eugen Zichy wird arretirt, standrechtlich verhört, verurtheilt und hingerichtet.

Um auf der Insel Csepel jedem feindlichen Versuche, vom rechten auf das linke Donauufer überzugehen, in einer Ausdehnung von mehr denn zwei Meilen mit Sicherheit zu begegnen, reichten - die Wahrscheinlichkeit ähnlicher Versuche überhaupt vorausgesezt meine ge= ringen Streitkräfte nicht aus, und ich mußte darauf bedacht sein, diese wo möglich an Ort und Stelle zu vermehren, vorzüglich aber mir jene Ermächtigungen zu verschaffen, deren ich bedurfte, um dem weit gefährlichern Feinde, der Indolenz, Feigheit und Verrätherei unter den Bewohnern der Gegend, wo ich wirken sollte, mit Erfolg entgegenzutreten. Ich erbat mir also von dem damaligen Premierminister Grafen Ludwig Batthyányi ein Document, welches mich ermächtige, über vorkommende Fälle des Ungehorsams, der Feigheit und Verrätherei militärische Standgerichte zusammenzustellen, die gefällten Todesurtheile zu bestätigen und vollziehen zu lassen. Mit diesem Document ausgerüstet, begab ich mich an den Ort meiner Bestimmung.

Gleich in den ersten Tagen meiner neuen Wirksamkeit wurde ich vom Premierminister mit dem Obercommando sowohl einer in DunaFöldvár stationirten gemischten Truppenabtheilung, als auch des längs

der niedern Donau aufgebotenen Landsturmes betraut; zugleich wurde der ursprüngliche Zweck meiner Detachirung, und mit diesem der mir zugewiesene Operationsterrain erweitert. Ich hatte nämlich auch noch die Vereinigung des Corps des Generals Roth mit den Truppen des Ban Jellachich zu vereiteln.

Die Abtheilung in Duna-Földvár bestand an Infanterie aus der neu errichteten sogenannten Hunyady - Schar, beiläufig 1200 Mann, und etwas Cavalerie. Da es nicht wahrscheinlich war, daß General Roth es wagen würde, auf seine eigene Faust die Donau gerade in einer Gegend zu überseßen, wo er auf gar keine Sympathien rechnen. konnte, so stand wirklich nichts Anderes zu erwarten, als daß er um jeden Preis versuchen werde, sich so schnell als möglich mit Jellachich zu vereinigen. Dieser hatte aber bereits Stuhlweißenburg (SzékesFehérvár) erreicht, während die Generale Roth und Philippovich noch fünf bis sechs Märsche südlicher standen.

Zu schwach, um die Leßtern anzugreifen, mußte ich im Gegentheil befürchten, die detachirte Abtheilung in Duna-Földvár in kurzem durch sie angegriffen und geschlagen, wohl gar aufgerieben zu sehen. Deshalb zog ich die Földvárer Truppen nach Adony, am rechten Donauufer, gegenüber dem südlichen Theile der Insel Csepel, und begnügte mich damit, die Verbindungsstraße zwischen den Generalen Roth und Jellachich in der Gegend von Soponya durch zwei parallele Vorpostenketten in der Richtung von Ost nach West zu durchschneiden; die eine mit der Fronte nordwärts, gegen das Lager des Ban Jellachich bei Stuhlweißenburg, die andere südwärts gegen die Truppen der Generale Roth und Philippovich. Hierdurch sollte jede gegenseitige Verständigung der beiden feindlichen Corps mittels Patrouillen, Couriere oder Spione unmöglich gemacht werden. Zur Verstärkung dieser von Adony aus vorgeschobenen Vorposten diente der im Bereiche ihrer Aufstellung eilends aufgebotene Landsturm.

An der nördlichen der beiden Vorpostenlinien wurden am 29. September 1848 die Grafen Eugen und Paul Zichy, von Stuhlweißenburg fommend, angehalten, als feindlich verdächtig arretirt, und den folgenden Tag unter Escorte in meine Hauptstation Adony gebracht.

« ПредишнаНапред »