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Neununddreissigstes Capitel.

Treffen bei Isaszeg (am 6. April).

Am 6. April ward dem 1. und 3. Armeecorps die Vorrückung bis Isaszeg, dem 2. bis Dány anbefohlen. Mein Hauptquartier schloß sich dem leztern an, während ich mit einigen Begleitern in Kóka entweder die anstandslos geschehene Vorrückung oder den Beginn eines etwaigen Conflictes abzuwarten gedachte.

Es fiel uns bei der geringen Entfernung nicht im mindesten ein daran zu zweifeln, daß der Donner eines bei Isaszeg gelieferten Artilleriegefechtes in Kóka noch ganz deutlich zu vernehmen wäre.

Am frühen Vormittage gerieth der Wald von Isaszeg in Brand. Die Landleute der Gegend erzählten, die Kroaten hätten ihn absichtlich angezündet, um unserm Armeecorps das Vordringen durch denselben unmöglich zu machen.

Um die Mittagsstunde trafen die Armeecorps Damjanics und Klapka mit dem Corps des Ban bei Isaszeg zusammen: allein der Donner der Geschüße drang nicht bis zu uns nach Kóka herüber, und die von dem Waldbrande aufsteigenden Rauchwolken, von riesiger Ausdehnung, verhüllten uns den Schlachtendampf von Isaszeg. Auf den einen Umstand aber so wenig wie auf den andern gefaßt, hatte ich weder im Hauptquartiere zu Dány, noch den beiden gegen Isaszeg

disponirten Armeecorps bekannt gegeben, daß ich in Kóka zu finden sei; und so erhielt ich erst gegen drei Uhr Nachmittags durch einen Husaren, welcher mit meinen Pferden vorausgeschickt worden, die Meldung von dem Beginne des Treffens und der ungünstigen Wendung desselben.

Bestürzt eilte ich das Schlachfeld zu erreichen, nachdem ich zuvor einen Offizier meiner Suite an den General Aulich in Dány mit dem Befehle abgefertigt hatte, das 2. Armeecorps solle unverweilt gegen Isaszeg aufbrechen.

Ich ahnte nicht, daß Aulich bereits unterwegs sei, daß ihn der Chef des Generalstabes, welcher in Dány zurückgeblieben war, bald nach dem Beginne des Treffens hatte vorrücken lassen. Je düsterer ich somit während des peinlichen Rittes von Kóka nach dem Schlachtfelde mein Hoffen den Tag noch unser zu nennen durch die gegründete Besorgniß, Aulich werde zu spät eintreffen, umnachtet fühlte: um so freudiger ward dies, wie durch einen Zauberschlag wieder erhellt, als ich etwa eine halbe Meile vor Isaszeg in dem stellenweise noch lichterloh brennenden Walde plöglich das 2. Armeecorps vor mir sah.

Fast in demselben Augenblicke sprengte scheinbar vom äußersten linken Flügel des Feindes her — ein Husarenoffizier des 7. Armeecorps mir mit der Meldung entgegen, der Feind habe die Galga-Linie ohne Schwertstreich geräumt und das 7. Corps rücke auf Gödöllö los. Nun glaubte ich des Sieges vollends gewiß zu sein.

Den Stand des Gefechtes vermochten wir, da der Wald keine Fernsicht gestattete, nur so beiläufig nach dem Gehör zu beurtheilen.

Etwas rechts ab von der Richtung des Waldweges, auf welchem das Corps Aulich gegen den Kampfplag vorrückte, war der Geschüßdonner am lebhaftesten, beiderseits vom Knattern des Kleingewehrfeuers gleichsam eingerahmt. Auf dem linken Flügel schien dies leztere ungleich schwächer zu sein, und jener Punkt, woher es sich vernehmen ließ, der Geschüßfeuerlinie viel ferner zu liegen als auf dem rechten.

Aulich disponirte, von diesen Anzeichen geleitet, zwei Bataillone seines Corps rechts vorwärts zur Verstärkung des äußersten rechten

Flügels, während er mit dem Gros unaufgehalten den eingeschlagenen Waldweg verfolgte, welcher gerade auf den linken Flügel der nach dem Gehör wahrzunehmenden Geschüßfeuerlinie zu führen schien. Zwischen diesem Punkte nämlich und jenem des, wie gesagt, noch viel weiter links hörbaren Tirailleurkampfes vermutheten wir eine breite Brücke in unserer Gefechtsstellung; dieselbe Richtung schlug nun auch ich ein, und hatte, der Colonne Aulich's vorauseilend, diese bald hinter mir, wäh rend vor mir plöglich einzelne, wieder einmal gemüthlich retirirende Bataillone Klapka's auftauchten.

Unsere Wahrnehmungen über die Situation des Gefechtes waren somit leider bestätigt. Der linke Flügel unter Klapka hatte bereits die Flucht ergriffen, nur der rechte unter Damjanics und am äußersten linken zwei Bataillone - gleichfalls von Damjanics zu Klapka's Unterstützung dahin detachirt standen noch.

Ich fühlte mich beim bloßen Anblick der flichenden Klapka’schen Bataillone vom heftigsten Zorn übermannt; denn ich gedachte der jüngsten schmählichen Haltung dieser Truppen vor Tápió-Bicske.

Unter Androhung der entehrendsten Strafen befahl ich denselben, augenblicklich wieder nach dem Schlachtfelde umzukehren.

Flink und flott waren sie während der Retirade einhergeschritten; nun sie wieder vorwärts mußten, schleppten sie sich mühsam weiter, als wären sie vor Müdigkeit dem Zusammensinken nahe.

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Einer der Commandanten dieser Bataillone schien das Herz am rechten Fleck zu haben. Mein Bataillon retirirt auf Befehl des Generals Klapka!" rief er mir troßig entgegen. Ich hielt diese Behauptung für eine leere Ausflucht; der Bataillonscommandant aber blieb steif und fest dabei und meinte: Klapka, welcher unweit davon sein Gros persönlich zurückführe, werde dies bestätigen.

Ich eilte, den Leztern aufzusuchen. In der bezeichneten Nichtung fand ich ihn wirklich mit dem Ordnen seines retirirenden Gros be schäftigt.

Auf meine Frage: Was dieser Rückzug bedeuten solle, während doch Damjanics allein das Schlachtfeld behaupte? erklärte er, zum Aufgeben des Kampfes rathen zu müssen, denn seine Infanterie habe

keine Patrone mehr und sei überdies bereits zu sehr erschöpft.

Der

Sieg" fügte er hinzu. -,, heute nicht mehr möglich, fann morgen möglich werden", und der Ausdruck in seinen Mienen zeigte mir, daß er soeben seine innerste Ueberzeugung ausgesprochen habe.

Hier hatte meine Autorität als Obercommandant ein Ende. Erst mußte Klapka's Ueberzeugung von der Nothwendigkeit des Rückzuges erschüttert werden, ehe ich daran denken durfte, meinen Befehl zum Wiederangriff erfüllt zu sehen.

Ich forderte sonach den General Klapka auf, zu erwägen, daß er selbst jenen Angriffsplan entworfen, von dessen Durchführung er heute abstehen wolle, um diese morgen zweifelsohne noch schwieriger zu finden; daß er selbst die Bedingung den erlassenen Dispositionen, einen Tag wie den andern, um jeden Preis auf das pünktlichste nachzukommen stets als unerläßlich anerkannt habe; daß die Gründe, mit welchen er sein Abrathen vom Kampfe motivirt, ganz und gar unhaltbar seien, denn die Infanterie scheine, nach der Raschheit ihrer rückgängigen Bewegungen zu urtheilen, keineswegs so erschöpft, daß sie nicht noch einige Bayonnetangriffe versuchen könnte, und zu solchen habe sie eben noch Patronen genug, selbst wenn sie wirklich bereits die lezte verschossen hätte. „Heute siegen!" rief ich zuleßt, „oder hinter die Theiß zurück! So steht die Wahl; ich kenne kein Drittes. Damjanics hält noch immer die Schlacht Aulich rückt vor: wir müssen siegen! "

Ein entschlossenes,,Vorwärts!" war die überraschende Erwiderung Klapka's; und nun eilte ich wieder dem Schlachtfelde zu, um den braven Damjanics durch die erfreuliche Nachricht vom raschen Eintreffen Aulich's und der abermaligen Vorrückung Klapka's zu noch fernerm Standhalten anzufeuern.

Derselbe Weg, welchen ich, um Klapka aufzusuchen, vor wenigen Augenblicken verlassen hatte, führte mich an die nordwestliche Lisière des Waldes. Von dieser rechts und links bogenförmig umschlossen, lag nun vor mir das Schlachtfeld.

Unsere Gefechtslinie in ihrer östlichen (rechten) Hälfte von Damjanics noch immer standhaft gehalten, in der westlichen (linken)

von Klapka bereits aufgegeben

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lehnte sich mit beiden Flügeln an die gegen den Feind vorspringenden leßten nördlichen Ausläufer des in unserm Rücken gelegenen Isaszeger Waldes.

Auf Geschüßertrag vor dem Centrum dieser Gefechtslinie lag der Punkt, auf welchem der Bach Rákos seinen von Gödöllö bis hierher südöstlichen Lauf plößlich gegen Westen dem unmittelbar vor unserm linken Flügel situirten Dorfe Isaszeg zuwendet.

Wir standen somit am linken Ufer des Rákos, und zwar parallel mit dem untern (westlichen) Laufe des leztern und dessen imaginärer Verlängerung gegen Osten, während der Feind uns gegenüber - hart oberhalb der gedachten Ablenkung jenes Baches von Südosten gegen Westen à cheval seines Rinnsales stand: mit dem rechten Flügel jenseits (nördlich) des brennenden Dorfes Isaszeg, auf dem Plateau eines hochdominirenden steilen Ravins längs des rechten, mit dem linken Flügel hingegen am linken Ufer, quer über dem sanften, hier nicht mehr bewaldeten Rücken aufgestellt, welcher, den obern Lauf des Rákos cotoyirend, nördlich gegen Gödöllö hinzieht und auf dessen südlichem Verlaufe der von unserm rechten Flügel beseßte Vorsprung des Isaszeger Waldes lag.

Die Eigenthümlichkeit des Terrains erheischte beiderseits die Verwendung der Infanterie an den äußersten Flügeln; während auf dem weiten Plane innerhalb derselben der Kampf ausschließlich mit der Reiterei und den Geschüßen geführt wurde.

In jenem Augenblicke, in welchem ich im Centrum unserer Gefechtslinie eintraf, war der Stüßpunkt unsers linken Flügels (die von dem Waldvorsprunge in unserer Linken bedeckte, bis an den Rákosbach knapp unterhalb Isaszeg hinziehende Anhöhe) von einem Theile der Infanterie des feindlichen rechten Flügels troz des hartnäckigen Wis derstandes jener zwei Bataillone, welche, wie oben erwähnt, Damjanics zur Unterstügung Klapka's hierher detachirt hatte — bereits mit Sturm genommen. Zwischen diesem Punkte und des General Damjanics linkem Flügel (dieser lag im Centrum unserer ursprünglichen Gefechtslinie) klaffte die durch den übereilten Rückzug Klapka's entstandene ungeheure Lücke dem feindlichen rechten Flügel entgegen. Der linke

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