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Unter den genannten Personen waren die Generale Damjanics und Klapka die Ersten, mit welchen ich in Tisza-Füred zusammentraf. Vor ihnen machte ich meinem Unmuthe ob des planlosen Hin- und Herschiebens der Armee, womit F.-M.-L. Vetter als Obercommandant debütirte, in scharftadelnden Bemerkungen Luft, und erstaunte nicht we nig, als Damjanics mir ins Wort fiel, um an Vetter's Statt sich selbst der Schuld an dem so plözlichen Aufgeben des jüngsten Operationsplanes anzuklagen; da er es gewesen, der gegen seine sonstige Gewohnheit - durch die Nachricht, daß der Feind bei 60,000 Mann ihnen gegenüber stehe, eingeschüchtert, nach kaum bewirktem Theißübergange das unverweilte Wiederzurückziehen der Truppen be= antragte.

Ich hatte Damjanics früher weder gesprochen noch gesehen. Der männliche Freimuth, welchen dieser durch sein In-die-Schranken- treten für Vetter dem er gleichwohl im Innersten abgeneigt war — an den Tag legte, gewann ihm sogleich meine Achtung, mein Vertrauen; während hinwieder die erlangte Gewißheit, daß F.-M.-L. Vetter keinerlei Schuld an dem Scheitern der lezten Offensive trage, mir gleichzeitig jeden Grund benahm, an der Befähigung des Obercommandanten für seinen Posten zu zweifeln.

Natürlich stand ich nunmehr von meinem ursprünglichen Vorhaben, den Entwurf zu den nächsten Operationen der Beurtheilung eines Kriegsrathes zu unterwerfen, ohne ferneres Bedenken ab, und beschränkte mich darauf, dem Präsidenten Kossuth und dem ArmeeObercommandanten Vetter anzuzeigen, daß ich, als voraussichtlicher Führer der Avantgarde, blos gekommen sei, um mich von meiner spe= ciellen Aufgabe während der nächsten Vorrückung mündlich also desto umständlicher unterrichten zu lassen.

Vetter theilte mir mit, er wolle sich vorläufig auf ein einfaches compactes Vorrücken auf der Poststraße bis Gyöngyös beschränken und die über Gyöngyös hinausgehenden Bewegungen nach denen des Feindes einrichten, die Offensive aber jedenfalls bis zu irgend einer Entscheidung festhalten.

In den letzten Tagen des Monats März 1849 concentrirte sich

somit die ungarische Hauptarmee

nach den Ausweisen, den Troß mit eingerechnet, nicht ganz 42,000 Mann, mit beiläufig 140 Geschüßen, darunter zwei Zwölfpfünder-Batterien zu sechs Piècen in der nächsten Umgebung des Schlachtfeldes bei Kápolna, um endlich einmal Ernst zu machen.

Am 31. März hatten wir bereits mit dem Gros Gyöngyös, mit den Vortruppen (dem 7. Armeecorps) Hort ohne Schwertstreich erreicht.

Vetter erkrankt.

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Siebenunddreissigstes Capitel.

Das Obercommando provisorisch mir übertragen.

Unser Angriffs=

Das 7. Armeecorps siegt bei Hatvan (am 2. April) und ermöglicht dadurch die
Ausführung des Angriffsplanes.

Während wir im Vorrücken bis Gyöngyös und Hort begriffen waren, erkrankte F.- M.-L. Vetter in Tisza - Füred plöglich, und die ungarische Armee stand abermals ohne Führer dem schlagfertigen Feinde gegenüber.

Dem Range nach schien es sich von selbst zu verstehen, daß die Stellvertretung Vetter's im Obercommando mir zufiele. Indessen widerstrebte es meinem innern Wesen, zu fordern, daß hier der Rang allein entscheide, nachdem ich doch selbst das Princip befolgte, den Rang an und für sich nur bei nahezu gleichbefähigten Candidaten auf die Wahl meiner Untercommandanten Einfluß nehmen zu lassen.

Ich drang also überhaupt nur auf die schleunige Beseßung des erledigten Obercommandos, während Damjanics und Klapka ausdrücklich verlangten, dieses solle mir, als dem im Range ältesten Corpscommandanten, übertragen werden. Kossuth war somit genöthigt, mich wenigstens zum einstweiligen Remplaçant Vetter's zu ernennen. hatte dabei wahrscheinlich zwei concentrisch widerstrebende Gefühle zu überwinden, seine Kinderfurcht vor meiner präsumtiven Ri valität nämlich und sein eigenes Gelüste nach der Ober

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feldherrnschaft; denn nur so ist's erklärlich, wie - ungeachtet der dringenden Nothwendigkeit, der im offensiven Vorrücken begriffenen Armee einen Führer zu geben - von dem Anlangen des ärztlichen Berichts über die physische Unfähigkeit Vetter's, an dem Feldzuge persönlich Theil zu nehmen, bis zu meiner Ernennung zum Interims - Obercommandanten mehrere Tage verstreichen konnten.

Ich glaube nicht zu irren, wenn ich behaupte, daß es am Abende des 30. März 1849 war, als Kossuth's Befehl, ich solle ohne Zeitverlust in Erlau erscheinen, mich in Gyöngyös ereilte. Noch in derselben Nacht traf ich in Erlau ein, erhielt dort am Morgen des 31. März von Kossuth den Auftrag, die Führung der Armee einstweilen, bis Vetter wieder genese, zu übernehmen, und kehrte am Abend wieder nach Gyöngyös zurück.

Mittlerweile berichteten Kundschafter, der Feind concentrire seine Hauptmacht bei Gödöllö und habe an den Uebergangspunkten des Galgaflüßchens wie beim Kloster Besenyö Verschanzungen aufgeworfen. Es schien also, F.-M. Fürst Windisch - Gräz wolle die Defensive beobachten und erwarte unsern Hauptangriff längs der Gyöngyös - Pester Straße.

Da nun diese Angriffslinie von den beiden Flüßchen Zagyva und Galga durchschnitten war, deren fumpfige fer das Vorrücken einer Armee schon an und für sich ungemein erschwerten, so schlug Klapka vor, längs der Gyöngyöser Chauffee nur das 7. Armeecorps angreifen zu lassen, mit dem 1., 2. und 3. Corps aber von Gyöngyös über Arokszállás und Jász-Berény, die angegebene Defensivstellung des Feindes an der Galga, in ihrer rechten Flanke zu umgehen.

Alle mit weiten Umgehungen combinirten Angriffe sezen bekanntlich immer einen der beiden während des Umgehungsmanoeuvres von einander isolirten Theile der Offensiv-Armee der Gefahr aus, von feindlicher Uebermacht angegriffen und geschlagen zu werden, wonach in der Regel auch den andern Theil das gleiche Schicksal ereilt.

Die Dauer dieser Gefahr steht mit der Größe des Umweges, welchen die Umgehungscolonne nimmt, in geradem Verhältniß.

Bei dem erwähnten Klapka’schen Projecte mußte zum Beispiel das

7. Armeecorps für sich allein, mindestens vier bis fünf Tage lang, dem überwältigenden Angriffe der an der Galga vorausgeseßten feindlichen Hauptmacht blosgestellt bleiben, ein Zeitraum, welchen der F.-M. Fürst Windisch-Gräß und dessen Rathgeber nothwendigerweise hätten ver schlafen müssen, um die Bewegung unserer Hauptangriffscolonne zu spät wahrzunehmen.

Wenn ich aber dessenungeachtet für die Ausführung des Klapka'schen Projectes stimmte, so geschah dies nur, weil ich damals bereits wiederholt so z. B. erst kurz zuvor unter Dembinski die Erfahrung gemacht hatte, daß man dem F.-M. Fürsten WindischGräß gegenüber so manche strategische Sünde ganz ungestraft be= gehen könne.

Meine Berufung an die Stelle Vetter's nöthigte mich, das Commando über das 7. Armeecorps dem ältesten Divisionär desselben zu übergeben, welcher hinwieder durch den ältesten Stabsoffizier seiner Division in der Führung der leztern vertreten wurde.

Desgleichen übertrug ich - da Vetter seinen Stab in Tisza-Füred zurückbehalten hatte dem Generalstabs - Chef vom 7. Armeecorps die Detailleitung der Gesammtoperationen der Armee, und ließ deffen Abgang beim 7. Armeecorps durch einen hierzu glücklicherweise geeigneten Husaren Stabsoffizier erseßen.

Es verstand sich übrigens von selbst, daß alle diese Veränderungen nur als vorübergehend zu nehmen waren, so lange Vetter's Rückkehr noch in Aussicht gestellt blieb.

Das Umgehungsproject Klapka's hatte nebst meiner Zustimmung auch die des erwähnten einstweiligen Chefs vom Generalstabe der Ge= sammtarmee erhalten, und wurde der Antritt der Umgehung für den 2. April anberaumt. Gleichzeitig sollte das 7. Armeecorps seine Angriffe auf die Stellung des Feindes an der Gyöngyös- Pester Chaussee mit der Vorrückung bis Hatvan an der Zagyva beginnen. Die Resultate einer Tags vorher (am 1. April) gegen diesen Punkt von Hort aus unternommenen Recognofcirung ließen vorausseßen, daß der Feind (das Schlick'sche Corps) heftigen Widerstand leisten werde.

F.-M.-L. Graf Schlick that mehr als dies. Er ergriff selbst (am

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