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Die Enthüllung von Thatsachen, welche diesen Verdacht bestätigen sollten, schien somit der Endzweck jener Verhöre. War dieser erreicht, so fielen zwei Fliegen auf einen Schlag: „Dembinski“ und „Sieg“ würden aufgehört haben Widersprüche zu sein, ich und meine Proclamation von Waizen aber hätten ausgerungen!

Die letztere nämlich verursachte Kossuth viel Kummer. Hauptsächlich um ihre und ihres Verfassers Bedeutung unschädlich zu machen, ward Dembinski von Paris verschrieben, wurden die selbständigen Armeedivisionen erfunden. Das kön. ungarisch - conftitutionelle Armee corps von der obern Donau sollte in der polnisch - ungarischen Revolutions Armee aufgehen, damit „Octavianus“-Kossuth endlich ungenirt mit „Antonius“-Bem und,,Lepidus"-Dembinski,, Triumvirat en miniature" spielen könne.

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Je mehr nun das unerwartete Fiasco Dembinski's die bereits so heitern Aussichten hierzu wieder umnebelte, desto sehnlicher mußte begreiflicherweise Kossuth wünschen, daß sich „die Schuld an diesem Fiasco" Klapka und mir nachweisen lasse. Mészáros und Vetter ich weiß nicht mehr, wieviel Tage hindurch inquirirten demnach

aus Leibeskräften.

Allein sie fanden nicht, was sie suchten.

,,Dembinski" und ,,Sieg" blieben fortwährend Widersprüche;

ich und die Proclamation von Waizen sollten noch immer nicht ausgerungen haben!

Meine Strafe für den Ungehorsam gegen Dembinski beschränkte sich auf eine langathmige humoristische Lection, mit welcher Mészáros nachdem sämmtliche Stabsoffiziere vernommen waren

mich eines

Tages, unmittelbar nach Tische, in Gegenwart Vetter's bedachte.

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,,sagt ein lateinisches Sprüchwort; ich habe daher heute absichtlich einige Gläser Wein über den Bedarf zu mir genommen, um Ihnen desto unumwundener die Wahrheit zu sagen. Bald nach Ihrer Ernennung zum General und Commandanten des obern Donau- Armeecorps mußte ich bemerken, daß Sie dem Kriegsminister jene Rücksicht vorenthalten, welche Sie ihm, dächte ich, schuldig gewesen wären. Unzählige Male haben

begann er beiläufig In vino veritas"

Sie mich mit Ihren Vorschlägen an den Landesvertheidigungs - Ausschuß gänzlich übergangen. « Der alte Mészáros ist ein alter Zopf; wozu den Zeitverlust? » mochten Sie dabei gedacht haben. Ich fügte mich darein, denn ich bin kein Freund vom Fingerziehen. Da erfuhr ich eines schönen Morgens, daß Sie plößlich den alten Mészáros als die einzige Autorität proclamirt haben, welche Sie im Lande anerkennen. Sie begreifen wohl mein gerechtes Erstaunen darüber? begreifen wohl, wie schwer es mir geworden, den Grund dieser von Ihnen am allerwenigsten erwarteten Auszeichnung meiner Wenigkeit zu begreifen? begreifen wohl, welche Mühe es mir machte, um mich blos in meine neue Würde, als einzige von Ihnen anerkannte Autorität im Lande, recht hineinzudenken. Endlich gelang mir dies, und ich glaubte nun desto gewisser auf Ihren Gehorsam rechnen zu dürfen, je mehr Sie in dieser Beziehung noch aus früherer Zeit gut zu machen hatten. Allein welche Enttäuschung! Sie geruhten blos zu scherzen, und haben mir eben so wenig nach wie vor gehorcht, und gehorchten eben so wenig in jüngster Zeit dem Manne, welchen ich Ihnen zum Obercommandanten gegeben habe. Es scheint also, als wären Sie von der Vorsehung ausersehen, das Sprüchwort « Wer befehlen will, müsse erst gehorchen lernen » Lügen zu strafen."

Dieser Einleitung folgten dann einige rhapsodische Vorträge aus dem Dienstreglement der f. f. österreichischen Armee, und ein gemüthliches, Nichts für ungut" überzuckerte zum Schluß auch noch die wenigen im Conterte des harmlosen Verweises dem gutmüthigen alten Herrn wahrscheinlich gegen seinen Willen entschlüpften Bit

terkeiten.

Ich glaubte mich für so viel wohlwollende Nachsicht nicht dankbarer erweisen zu können, als indem ich, die Erörterung der mir vorgeriebenen Inconsequenzen in meiner Haltung Mészáros gegenüber mit schonendem Stillschweigen übergehend, mich auf die Rechtfertigung meines Ungehorsams gegen Dembinski durch einige Gegencitate aus eben demselben Dienstreglement beschränkte, aus wel

chem der eigentlich verweisende Theil der Rede des Kriegsministers geschöpft war.

Mészáros benugte meine Antwort als Anknüpfungspunkt, um mir hierauf bekannt zu geben, daß Dembinski bereits vom Obercommando entfernt sei und Vetter dasselbe übernehmen werde.

Zweiunddreissigstes Capitel.

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Oberst Johann Damjanics siegt bei Szolnok. — Dembinski läßt uns nachträglich seinen Operationsplan erkennen.

Kossuth hatte entweder nicht den Muth, dem von der Stabsoffizier - Versammlung über Dembinski gefällten Urtheile entgegenzutreten, oder er erkannte es als ein gerechtes an; genug Dembinski erhielt für die erlittene Schmach augenblicklich keinerlei mir bekannte Genugthuung. Er mußte selbst dazu sehen, wie er sich tröste oder räche.

Einige Tage nach erfolgtem Rückzuge der Armee bis Tisza-Füred stand Oberst Johann Damjanics nachdem er die Theiß mit seiner Armeedivision (der einen Hälfte des 3. Armeecorps) bei Czibakháza überschritten hatte plößlich auf der Pest-Szolnoker Eisenbahnlinie zwischen den feindlichen Brigaden Ottinger in Abany und Kargern in Szolnok, griff die leßtere an und brachte ihr eine Niederlage bei.

Nun vindicirte Dembinski die Ehre dieses Sieges sich allein; weil er etwa 8 bis 14 Tage früher dem 3. Armeecorps, welches Szolnok gegenüber und bei Czibakháza am linken Theißufer stand, den Befehl zugeschickt hatte, den Feind in Szolnok in den ersten Märztagen anzugreifen. Weder Damjanics, noch seine braven Truppen, noch die Indolenz der feindlichen Brigade Ottinger in Abany, noch das behagliche Sicherheitsgefühl der feindlichen Brigade Kargern in Szolnok,

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welche sich inmitten einer unabschbaren Ebene bei helllichtem Tage förmlich überfallen ließ, nichts von alledem hatte nach der Ansicht Dembinski's irgend ein Verdienst bei diesem Siege: nur er allein; während hinwider ich allein meinte Dembinski ferner daran Schuld wäre, daß dieser Sieg keinen günstigen Einfluß auf die Operationen unserer Hauptarmee mehr nehmen konnte: denn durch meine Verrätherei sei die Schlacht von Kápolna verloren gegangen; ich sei Ursache ge-, wesen, daß die Cantonnirungsstationen Eger-Farmos, Lövö, Szent- 1 István, und Négyes - in welchen er den Sieg von Szolnok abzu-. warten gedachte, um gleich darauf wieder gegen die Hauptstädte vorzurücken - von unserer Armee geräumt werden mußten; ja sogar die lehte Möglichkeit, die Offensive plöglich wieder zu ergreifen, habe ich allein dadurch vernichtet, daß ich von Poroszló gegen seinen ausdrücklichen Befehl über die Theiß zurückgewichen.

So tröstete- so rächte sich Dembinski; und Graf Guyon secundirte ihn dabei.

Die Aeußerungen aber, welche Dembinski bei dieser Gelegenheit über seine geheimsten kriegsoperativen Gedanken entschlüpften, lassen uns, im Zusammenhange mit den im Vorhergehenden mitgetheilten Erlebnissen während des Feldzuges, den Operationsplan, nach welchem Dembinski die Hauptstädte wieder zurückerobern wollte, fast im Detail erkennen. Dembinski verfügte in der zweiten Hälfte des Februars über zehn Armeedivisionen, deren Einzelstärke durchschnittlich zwischen 4000 und 4500 Mann den Troß miteingerechnet schwankte.

Sieben dieser Armeedivisionen bestimmte er für den Angriff längs der Gyöngyöser Chaussée.

Eine ließ er bei Tisza-Füred und Poroszló zur Deckung des Theißüberganges zwischen diesen beiden Orten.

Zwei Armeedivisionen (das 3. Armeecorps) sollten in den ersten Märztagen Szolnok nehmen, und sodann auf der Eisenbahnlinie gegen die Hauptstädte demonstriren.

Der Operationsplan Dembinski's war also:

Demonstration längs der Eisenbahnlinie, Hauptangriff längs

der Gyöngyöser Chauffée.

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