Графични страници
PDF файл
ePub

Dem Chef vom Generalstabe des 7. Armeecorps, welcher mich) auf diesem Besuche für den Fall begleitet hatte, daß es Dembinski genehm finden sollte, ihn einer gemeinschaftlichen Berathung beizuziehen, \ waren in der Operationskanzlei Dembinski's die Detaildispositionen für die nächsten Tage übergeben worden, während Dembinski selbst derselben mit keiner Silbe gegen mich erwähnte, und sichtlich bemüht gewesen war, jeder Besprechung über unsere nächsten Operationen auszuweichen. Ich erfuhr somit erst, nachdem ich Dembinski bereits verlassen hatte, um was es sich in den nächsten Tagen eigentlich handle.

Die Dispositionen ließen als nächste Absicht die Beseßung des Tarnaflüßchens von Sirok bis Bod erkennen; nebenbei aber fiel im Detail die Tendenz auf, die zu einem und demselben Armeecorps gehörigen Divisionen voneinander zu isoliren.

Während nämlich die eine Hälfte des 1. Armeecorps nach Sirok und die andere nach Kápolna disponirt erschienen, mußte die Division Pöltenberg des 7. Armeecorps, von Mezö - Kövesd über Kerecsend vorrückend, sich zwischen jene beiden hineinschieben und die Orte Verpelét und Fel- Döbrö besezen, die Division Aulich aber ihre Direction auf Kall nehmen.

Die Nachtheile dieses Ineinanderschiebens zweier, an die besondern Eigenthümlichkeiten ihrer Commandanten gewöhnten Armeecorps zu erkennen, bedarf es sollte man meinen feiner überaus seltenen

Findigkeit.

Dembinski entbehrte also entweder sogar dieser, oder es lag jener durch die Umstände nicht gebotenen, die Leistungsfähigkeit der einzelnen Divisionen wie der gesammten Armeecorps hingegen wesentlich beschränkenden Maßregel ein bestimmtes Streben Dembinski's zu Grunde, welches dann kein anderes sein konnte als: die Einzeldivisionen an die Isolirung von ihren Armeecorps-Commandanten zu gewöhnen, hierdurch den gefürchteten Einfluß der Leztern auf die Gemüther ihrer Truppen zu schwächen, und so das Vorwalten des eigenen Einflusses zu ermöglichen.

Dembinski hatte mir am 24. Februar in Mezö - Kövesd zu verstehen gegeben, daß es ihm erwünscht wäre, mich an einem der nächst

folgenden Tage wieder zu sprechen, daß er aber schon Tags darauf sein Hauptquartier nach Erlau (Eger) verlegen werde. Diese Andeutung veranlaßte mich, ihm schon am nächsten Vormittage, den 25., einen zweiten Besuch, und zwar noch in Mezö-Kövesd vor seiner Abreise nach Erlau, abzustatten. Ich fand aber Dembinski nicht mehr in seinem alten Hauptquartiere, und seßte in der Voraussetzung, er habe vielleicht irgend Etwas von Wichtigkeit mit mir zu verhandeln, meinen Ritt sogleich bis Erlau fort.

Unterwegs holte ich ihn ein, schloß mich seinem Einzuge in Erlau an, und harrte dort seiner Befehle.

Gegen Abend entschuldigte er sich, weder Zeit noch Gelegenheit zu einer Besprechung mit mir gefunden zu haben, und beschied mich für den nächsten Tag in sein Hauptquartier.

Ich mußte noch während der Nacht nach Mezö - Keresztes zurück reiten, um einige wichtige Anordnungen in meinem eigenen Hauptquartiere, welches für den 26. Februar nach Mezö - Kövesd bestimmt war, zu treffen.

Am 26. Vormittags war ich indessen wieder in Erlau, der Befehle Dembinski's gewärtig.

Diesmal besprach er mit mir zuerst blos einige Maßregeln, die Verpflegung der Truppen betreffend. Im fernern Verlaufe der Unterredung jedoch stellte er einige Fragen über Terrain und Fechtart, welche den Truppen des 7. Armeccorps am meisten zusagten. Ich bedeutete ihm, daß diese bishin zunächst nur den kleinen Krieg im Gebirge kennen gelernt hätten.

Dann forschte er nach der verläßlichsten Truppengattung des Corps, griff aber meiner Antwort durch die Aeußerung vor, daß er unsere Infanterie der Hauptmasse nach für unzuverlässig halte, von der Cavalerie dagegen Ungewöhnliches erwarte. Ich bestätigte seine Voraussetzungen, insofern sie das 7. Corps angingen, denn die andern Corps kannte ich kaum dem Namen nach, machte ihn aber nebenbei darauf aufmerksam, wie unsere Cavalerie, wenngleich an Beweglichkeit und Ausdauer, doch keineswegs an numerischer Stärke der feindlichen überlegen sei.

Dembinski versicherte mir hierauf in vollem Ernste: daß ihm überhaupt ein paar Tausend Mann mehr, als eben zu seiner Disposition standen, ungemein erwünscht wären.

Man kann in der That nicht in Abrede stellen, daß Dembinski hierin mit den berühmtesten Feldherren Etwas gemein hatte.

Mittlerweile war der Mittag herangerückt. Dembinski ließ sich von einem Domherrn in Erlau bewirthen, und lud mich sammt dem Generalstabs- Chef meines Armeecorps, der mich bei diesem Besuche abermals begleitet hatte, zu Tische.

Das Mahl war seinem Ende nahe; wir fügten eben nur noch zum Guten das Beste, den weltberühmten Erlauer. Da wurde plözlich gemeldet, man vernehme in der Nichtung von Verpelét lebhaften Kanonendonner.

Dembinski stellte dies a priori in Abrede, und that sogar sehr ungehalten, als die Meldung mit Bestimmtheit wiederholt wurde.

Ich hatte mich mittlerweile, ein Fenster des Saales öffnend, von der Richtigkeit jener Meldung mit eigenen Ohren überzeugt, und lud nun Dembinski ein, das Gleiche zu thun.

Unwillig verließ er die Tafel, trat ans Fenster und horchte, mit dem Ausdrucke der Ueberzeugung in den Mienen, daß wir Alle uns getäuscht hätten.

Allein das wiederholte dumpfe Erdröhnen war zu deutlich vernehmbar und fernem Kanonendonner zu ähnlich, um mit irgend einem andern Geräusch verwechselt zu werden. Von dem Augenblicke an, wo Dembinski dies erkennen mußte, artete sein Benehmen in das Toben eines Besessenen aus; vor allem brüllte er nach Wagen und Pferden. Nun war das einzige im ganzen Dembinski’schen Hauptquartier disponible Fuhrwerk ein Bauernwagen, welcher mich sammt meinem Begleiter - dem Chef des Generalstabs vom 7. Armeecorps von MezőKövesd nach Erlau gebracht hatte und zu unserer Rückfahrt bereit stand. Wir luden Dembinski ein, sich in unserer Gesellschaft in die Nähe des Kampfplazes fahren zu lassen. Er hatte keine andere Wahl und mußte sich bequemen. Ich trieb zur Eile an.

Das armselige Fuhrwerk mochte uns etwa hundert Schritte, noch im Innern der Stadt, vorwärts gebracht haben, als plöglich Etliche aus den schaulustigen Massen des Erlauer Publicums vorsprangen und den Pferden in die Zügel fielen, uns auf gut ungarisch versichernd, sie könnten es unmöglich dulden, daß der Oberfeldherr sich auf solch einem elenden Karren auch nur einen Schritt weiter fahren lasse. Dies wäre eine Schande für die Stadt Erlau, ja für die ge

meinten sie

sammte Nation.

Aufgebracht über diese Albernheit, herrschte ich die ungelegenen Verfechter der Stadt- und Nationalehre aus dem Wege. Dembinski, der keine Silbe Ungarisch verstand, gerieth noch heftiger als ich in Zorn, und unterstüßte mich mit drohenden Geberden; der Chef vom Generalstabe half mit schreien und fluchen, und Erlaus Ehrenwächter gaben nach; wir wurden wieder flott.

Dembinski verlangte nun zu wissen, was denn die Leute da eigentlich gewollt hätten. Ich verdolmetschte ihm deren praktische Ansichten von Stadt- und Nationalehre, und siehe da er ließ nun selbst anhalten und erklärte, so lange warten zu wollen, bis beffere Pferde und ein anständigeres Fuhrwerk herbeigeschafft würden.

Ich hatte sehr unrecht gehabt, mit den Verfechtern der Stadt- und Nationalehre so brutal zu sein!

Indessen bereuete Dembinski gar bald seinen vorsschnell gefaßten Entschluß; denn troß der sichtlichen Eile, mit welcher sich einer der Patrioten hinwegbegeben hatte, um uns seine Equipage zur Verfügung zu stellen, verstrich dennoch ein gutes Stück Zeit, ohne daß wir das versprochene anständige Fuhrwerk zu Gesicht bekamen, und der Kanonendonner nahm fortwährend eher zu als ab.

Aus begreiflicher Vorsicht hatten wir einstweilen unsere Pläße auf dem vielfach geschmähten Leiterwagen fortan behauptet. Der Patriot mit der Equipage konnte ja möglicherweise doch zu lange, oder am Ende ganz und gar ausbleiben. Dembinski und ich saßen auf einem Bund Stroh, welches quer über die Leitern gelegt und durch unser Gewicht in den nach unten zu sich verengenden Wagenkorb theilweise hineingezwängt worden war.

1

Der Schlachtendonner nahm, wie gesagt, mehr zu als ab. Mit jedem neuen Erdröhnen sprang Dembinski hoch auf, fiel aber eben so oft wieder mit ganzer Wucht auf seinen Sig zurück. Durch diese auf den Bund Stroh unter uns einseitig wirkenden Stöße ward dieser ruckweise immer mehr und mehr nach meiner Seite und endlich sammt mir über die niedere Wagenleiter hinausgeschoben, während Dembinski seinerseits immer tiefer und tiefer einsank, endlich so tief, daß er gar nicht mehr aufrecht zu fizen vermochte.

Mir schien diese Situation der Würde des Oberfeldherrn nicht ganz angemessen. Ich fürchtete, das verehrte Publicum könnte sie sogar lächerlich finden. Die zufällige Aeußerung eines Patrioten in unserer nächsten Nähe: daß dieser Herr da (er zeigte auf Dembinski) ein ungemein tapferer Mann sein müsse, weil er sich über jeden Kanonendonnerschlag so gewaltig ärgere, während er (der Sprecher) sich blos ängstige, zeigte mir zwar, daß meine Besorgnisse bezüglich des Lächerlichen ungegründet seien; indessen rieth ich dem Oberfeldherrn dennoch, einstweilen abzusteigen, bis die neue Fahrgelegenheit zur Stelle sei. Allein mit seiner Geduld bereits am Ende, wollte Dembinski nunmehr weder vom Absteigen noch vom längern Warten etwas hören, sondern die Fahrt ohne Aufschub wieder auf dem Leiterwagen fortseßen. Da gegen protestirte jedoch das verehrte Publicum neuerdings, drängte sich vor unsern Pferden zusammen und meinte, die Kalesche werde gleich da sein. Diese erschien denn auch wirklich im nächsten Augenblicke und beugte dadurch dem ungleichen Kampfe vor, welcher sich eben zwischen dem ungeduldigen Oberfeldherrn und den geduldigen Patrioten Erlaus zu entspinnen drohte.

Mit dem neuen, in der That weit anständigern Fuhrwerke ging es nun ohne Aufenthalt vorwärts gegen Verpelét. Aber je mehr wir uns dem Schlachtfelde näherten und je kräftiger sich der Donner des groben Geschüßes vernehmen ließ, desto unähnlicher wurden die Aeußerungen Dembinski's in Worten wie in Geberden den Aeußerungen eines mit Vernunft begabten Wesens. Ein Unsinn drängte den andern von den bebenden Lippen des Oberfeldherrn, während dieser abwechselnd bald mit Armen und Beinen rudernd, als wolle er das Rollen des

« ПредишнаНапред »