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Zuschrift bezeichnete. Er versicherte mir außerdem, Dembinski sehe bereits selbst ein, daß er sich von seiner Hiße zu ungerechten Aeußerungen habe hinreißen lassen, und hoffe, es würden deshalb dem Anbahnen einer künftigen Entente cordiale zwischen uns keine Hindernisse meinerseits gelegt werden.

Ich erklärte dem Adjutanten Dembinski's, daß ich im Gegentheil gesonnen sei, selbst für das gute Einverständniß zwischen mir und seinem Chef zu sorgen, dafür aber meine Forderungen an dessen Wirksamfeit im Dienste meines Vaterlandes um so höher spannen werde.

Die bisherigen Leistungen Dembinski's, soweit sie mir bekannt waren, berechtigten gleichwohl nur zu sehr geringen Erwartungen.

Am 5. Februar hatte er mit der damaligen Armeedivision Kazinczy die festgefrorene Theiß bei Lök unterhalb Tokaj überschritten, und war zuvörderst nach Miskolcz marschirt. Dort erfuhr er am 9., längstens in der Nacht vom 9. auf den 10., daß F.-M.-L. Graf Schlick Kaschau auf dem Tornaer Wege verlassen habe. Am 11. berief er das in der Verfolgung begriffene Corps Klapka's (von nun an das 1. Armeecorps genannt) nach Miskolcz zurück, ließ aber dasselbe unterwegs gegen SajóSzent Péter und Putnok ablenken. Am 14. Februar griff Dembinski mit der Division Kazinczy allein das Gros des retirirenden Schlick'schen Corps bei Tornalja an. Der Angriff wurde gleich im Beginn desselben abgeschlagen, worauf Dembinski das Corps Klapka's sammt der gleichzeitig aufgelösten und demselben einverleibten Division Kazinczy nach Miskolcz zurücknahm und von dort auf der Mezö-Kövesder Straße gegen die Hauptstädte vorrücken ließ; das 7. Armeecorps aber berief er ebenfalls von Kaschau nach Miskolcz zurück, um es dem 1. Corps nachfolgen zu lassen.

Es frug sich nun: Warum Dembinski, da er doch einmal die Absicht hatte, das Schlick'sche Corps während seines Rückzuges, offenbar nicht blos scherzweise, anzugreifen, dies nicht schon zwei Tage früher (am 12.) gethan habe? Tornalja liegt von Miskolcz nur 7 Meilen weit entfernt; Dembinski konnte somit ganz gut am 12. vor Tornalja stehen.

Die Antwort hierauf läge allenfalls in der Zurückberufung des 1. Armeecorps von Nagy-Ida und Enyiczke nach Miskolcz und wäre:

Dembinski habe sich mit der schwachen Division Kazinczy allein nicht an das Schlick'sche Corps wagen wollen.

Dieser Erklärung widerspricht aber die Thatsache, daß er am 14. dennoch blos mit der Division Kazinczy den Angriff wirklich gewagt hatte, während das 1. Armeecorps bei Putnok unthätig stand.

Man könnte nun wieder zu Dembinski's Entschuldigung annehmen, daß er das 1. Armeecorps nur deshalb dem Angriffspunkte näher gerückt habe, um, durch dasselbe im Rücken gedeckt, seine Angriffe mit der Division Kazinczy desto verwegener und hartnäckiger ausführen zu können. Abgesehen von dem strategischen Misverhältniß, welches in dem vorliegenden Falle zwischen der bescheidenen Offensivoperation einer einzigen schwachen Division und dem großartigen, ein ganzes Armeecorps in Anspruch nehmenden Deckungsapparate hierzu obwaltete, widerspricht jener Annahme die notorische Eile, mit welcher Dembinski den Angriff auf die im Marsche begriffene Colonne des Schlick'schen Corps ein für allemal aufgab, sobald der Feind nur Miene gemacht hatte, den Kampf ernstlich anzunehmen.

Unschlüssigkeit war das Gepräge dieser verunglückten Offensive Dembinski's gegen F.-M.-L. Grafen Schlick.

Eine fernere Leistung Dembinski's war folgende:

Während das 7. Armeecorps, wie erwähnt, in zwei gleich starken Colonnen auf gleicher Höhe, die eine im Bodvathale, die andere auf der Poststraße von Kaschau nach Miskolcz unterwegs war, machte F.- M.-L. Graf Schlick eine Offensivbewegung von Rima - Szombat über Putnok gegen Miskolcz. Dembinski, hiervon frühzeitig genug in Kenntniß geseßt, concentrirte ganz richtig die beiden Divisionen Guyon und Pöltenberg im Vorrücken gegen den vom Feinde zunächst bedrohten Punkt Sajó-Szent-Péter, und zog überdies auch noch die Division Aulich von Szikszó an sich, um den Feind mit Nachdruck zurückzuweisen. Gegen diese Maßregel läßt sich nichts einwenden.

Nun aber gibt der Feind - hiervon seinerseits unterrichtet die

Offensive plötzlich auf und entzieht sich der Gefahr eines ungünstigen Conflictes durch einen forcirten Rückzug. Und was macht hierauf Dembinski?

Er läßt die drei Divisionen von früh Morgens bis spät in die Nacht in Schlachtordnung auf den feindlichen Angriff natürlich vergebens - warten, während Mann und Pferd vor Hunger und Durst verschmachten.

Dieser Misgriff mußte mich bei Dembinski einen großen Mangel an Einsicht befürchten lassen.

Unschlüssigkeit und Mangel an Einsicht aber gehören nicht eben zu den gesuchten Eigenschaften eines Feldherrn.

Vierundzwanzigstes Capitel.

Die Dispositionen Dembinski's nehmen einen offensiven Charakter an. Dembinski's Unzufriedenheit mit Klapka und der Regierung. Dessen Truppendispositionen. — Zusam mentreffen mit Dembinski in Erlau. Der Feind ergreift selbst die Offensive. Charakteristik Dembinski's.

- Bur

Dembinski schien die Offensive gegen die österreichische Hauptarmee ernstlich ergreifen zu wollen.

Am Abende desselben Tages, an welchem ich Dembinski zum ersten Male gesprochen hatte (22. Februar), erhielt ich den Befehl, dem 1. Armeecorps auf der Hauptstraße gegen Mezö - Kövesd nachzurücken.

Alle Dispositionen während dieser Vorrückung kamen uns, bereits im Detail ausgearbeitet, aus der Operationskanzlei Dembinski's zu. Am 24. Februar stand das Hauptquartier des G.-L. Dembinski in Mező-Kövesd, das meine in Mező-Keresztes.

Ich benußte die Nachmittagsstunden dieses Tages zu einem Besuche bei Dembinski; denn mir war es Ernst damit, zwischen ihm und mir ein gutes Einverständniß herbeizuführen.

Dembinski empfing mich in einer Weise, welche deutlich die Absicht verrieth, mich sein ungereimtes Benehmen bei unserm ersten Zusammentreffen in Miskolcz vergessen zu machen.

Er hatte eben von Klapka die Meldung von einem in der verflossenen Nacht auf die Tags vorher in Pétervására eingerückten Trup

pen des Schlick'schen Corps ausgeführten, aber nur theilweise gelungenen Ueberfalle erhalten.

Noch einige Tage früher war eine feindliche Cavalerieabtheilung in Kompolt durch Aristid Dessewffy, Oberstlieutenant im 1. Armeecorps, überfallen worden und hatte dabei großen Verlust erlitten.

Diese Ueberfälle brachten Dembinski sehr in Harnisch gegen Klapka. Er behauptete, daß durch derlei Ueberfälle nur unsere Offensive dem Feinde vor der Zeit verrathen, andererseits der Feind verhindert werde, seine eigenen Absichten erkennbar zu entwickeln.

Man kann dieser Ansicht von den Ueberfällen eine gewisse Originalität nicht absprechen. Diese zeigt sich besonders in ihrer natürlichen Consequenz, welche in dem vorliegenden Falle offenbar darauf hinausliefe, daß es Dembinski eigentlich lieber gewesen wäre, wenn sich Oberst Klapka durch die Desterreicher hätte überfallen lassen, weil dann umgekehrt diese ihre Offensive vor der Zeit verrathen und Klapka gehindert haben würden, die Absichten Dembinski's zu entwickeln.

Außer Klapka war an diesem Tage auch die Regierung ein Gegenstand malcontenter Aeußerungen Dembinski's. Er beklagte sich nämlich darüber, wie der stabile Siz der Regierung in Debreczin und die Nothwendigkeit, diese Stadt fortwährend zu decken, seine Aufgabe dem Feinde gegenüber wesentlich erschwere; ferner wie unverläßlich die Regierung in der Erfüllung ihrer Zusagen sei. So z. B. habe man ihm versprochen, vom 16. Februar angefangen fortwährend vierzehntägige Mundvorräthe für 60,000 Mann in Tisza-Füred disponibel zu halten, während nach den soeben von dort eingelaufenen Ausweisen kaum der Bedarf der nächsten fünf Tage gedeckt sei.

Die Entente cordiale zwischen Dembinski und mir schien nun angebahut. Dembinski hatte mich ja bereits zum Vertrauten seines Kummers ob der Ueberfälle Klapka's und der nicht erfüllten Zusagen der Regierung gemacht.

Zufrieden mit diesen Erfolgen meiner versöhnlichen Initiative kehrte ich gegen Abend in mein Hauptquartier nach Mezö Keresztes zurück.

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