Графични страници
PDF файл
ePub

terten Vertrauen in die Lauterkeit der Politik Kossuth's, noch abhalten, die schleunigste Verzichtung auf jeglichen fernern Widerstand als die nächste Pflicht gegen meine Waffenbrüder zu erkennen?

Die Ueberzeugung war's, daß, wenn der Umsturz der reformirten Verfassung Ungarns auf den ersten Anlauf gelänge, Millionen von Familien sogleich wieder zu Gunsten einiger Tausende in das alte Joch der Unterthänigkeit gespannt würden.

Und die mit dem festen Vertrauen zu mir aufblickten, daß ich sie nicht untergehen lassen werde in der Trostlosigkeit vergeblicher Anstrengungen, thaten wohl daran, mir zu vertrauen; denn keine Anstrengung ist vergeblich, wenn es sich um die Vertheidigung der nothdürftigsten persönlichen Rechte von Millionen handelt; und jeder Tag, welchen das Armeecorps von der obern Donau unter meiner Führung überlebte, war für die Sicherung jener Rechte gewonnen, gewonnen nebenbei auch für die sehr heilsame Züchtigung (leider nicht die unmittelbar persönliche) jener Männer, welche (ich führe beispielsweise blos eine Thatsache an) gewissenlos genug gewesen, dem Monarchen zu rathen, daß er heute einen Theil der Armee auf die ungarische Verfassung beeiden lasse, und morgen demselben Theile der Armee zumuthe, mit den Feinden der beschworenen Verfassung etwa aus loyalem Instinct? — gemeinschaftliche

Sache zu machen.

So wurde ich quitt mit der Vergangenheit; so blieb ich fortan gefeit gegen alle Waffen, welche die Zukunft gegen mich kehren mochte, um den Lebensnerv meines festen Entschlusses, die Verfassung zu retten oder zu rächen die Ueberzeugung nämlich, daß ich Nichts von Allem, was ich bereits hierzu gethan, noch dessen Folgen zu bereuen habe -, tödtlich zu verlegen.

[ocr errors]

Mit dem Gleichmuth der Resignation sah ich nun der noch immer zögernden Kunde von dem Ausgange des Kampfes am Branyiszkó entgegen.

[ocr errors]

Einundzwanzigstes Capitel.

Meldung vom Siege Guyon's am Branyiszkó (5. Februar). Wesentlich veränderte Situation des Armeecorps von der obern Donau. F.-M.-L. Graf Schlick gibt seine Operationsbasis preis. Hierdurch angeregte Combinationen über die nächsten Absichten desselben. Maßregeln gegen diese. Ueberraschende Defensivmaßregeln des Feindes. Directe Nachrichten vom Obersten Klapka. Einfluß derselben auf unsere Angriffsdispofitionen. Der Feind räumt Kaschau ohne Schwertstreich. Vereinigung des Armeecorps von der obern Donau mit den ungarischen Streitkräften an der Theiß. Klapka's lezte Operationen gegen F. M.-L. Grafen Schlick. Zwischen Klapka und mir verab redete Offensive. — Das Corps Klapka übernimmt die Verfolgung des Schlick'schen Corps. G.-L. Dembinski beordert das Corps Klapka von Kaschau gegen Miskolcz. - Das Armec corps von der obern Donau übernimmt die Verfolgung. Resultat derselben.

Die Nacht vom 5. zum 6. Februar war halb vorüber, als ein Offizier Guyon's mir dessen schriftliche Meldung überbrachte, der Feind habe seine Position geräumt, den Rückzug gegen Eperjes angetreten und werde unausgesezt verfolgt.

Zugleich überschickte mir Oberst Guyon eine aufgefangene feindliche Depesche. Diese enthielt die dringende Bitte des Commandanten jener feindlichen Colonne, welche an der Hernád unserer längs derselben gegen Kaschau demonstrirenden Division Kmety gegenüberstand, an deu feindlichen Commandanten am Branyiszkó G.-M. Grafen Deym um Unterstüßung besonders an Artillerie.

Die Situation des Armeecorps von der obern Donau erschien nun plöglich wesentlich verändert.

Aus jener feindlichen Depesche konnten wir nämlich mit Gewißheit annehmen:

[ocr errors]

daß die feindliche Colonne an der Hernád noch weit schwächer sein. müsse als die vom Branyiszkó delogirte; und wir sonach vor Eperjes kaum mehr einen Widerstand finden dürften; denn hätte G.-M. Graf Deym es überhaupt für möglich halten kön nen, mit seiner verhältnißmäßig schwachen wenn ich mich recht entsinne, kaum 2000 Mann starken Brigade unser Vordringen selbst mit gänzlicher Preisgebung seiner Truppen zu vereiteln, so würde er die Position am Branyiszkó gar nicht verlassen haben, wie er sie kaum verlassen haben würde, wenn er auch nur im geringsten hätte hoffen dürfen, im Laufe des Tages oder mindestens der folgenden Nacht durch irgend eine eben im Vorrücken gegen uns begriffene und bereits hinreichend nahe Abtheilung des Schlick'schen Corps namhaft verstärkt zu werden.

Die

nach der Voraussetzung, am Abende des 5. bereits das Schlick'sche Gros in zwei Colonnen am Branyiszkó und an der Hernád vor uns zu haben überraschend geringe Stärke des vom erstern Punkte delogirten Feindes deutete zunächst darauf hin, daß

entweder der feindliche Theißübergang bei Tokaj gelungen sei, F.-M.-L. Graf Schlick sonach bereits Debreczin zunächst bedrohe, und auf dies allerdings wichtigste Object mit Entschiedenheit losrückend, seine Operationsbasis unbeirrt preisgebe;

oder daß er vor dem gelungenen und dennoch verunglückten Ueberfalle auf Igló (in der Nacht vom 2. auf den 3. Februar) die Bedeutung des Armeecorps von der obern Donau unterschäßt hatte, nach diesem Ueberfalle aber die Zeit nicht mehr ausreichte, um uns an den genannten Sperrpunkten eine größere Macht entgegenzustellen.

Beide Andeutungen drängten uns zur raschen Fortsetzung der günstig begonnenen Offensive.

Am 6. ward die Division Aulich aus dem Popradthale in die Linie Kirchdrauf, Krompach, das Hauptquartier nach Kirchdrauf disponirt. Ich persönlich eilte zu Wagen dem Obersten Guyon gegen Eperjes nach, um mich von der wahren Sachlage der Dinge selbst

zu überzeugen. Es gelang mir indessen nicht mehr, ihn einzuholen; denn ich mußte noch vor Abend wieder in Kirchhdrauf zurück sein, um die Dispositionen für den folgenden Tag zu berathen und ausfertigen. zu lassen. Wohl aber erreichte ich die der Division Guyon auf dem Fuße folgende linke Flügeldivision und erfuhr vom Commandanten derselben, daß Oberst Guyon bereits Eperjes erreicht und vom Feinde verlassen gefunden habe.

Dies unerwartet schleunige Aufgeben der Operationsbasis brachte uns nun wieder auf die Vermuthung, daß F.-M. - L. Graf Schlick nach dem Verluste des Branyiszkó plößlich den Entschluß gefaßt habe, vor allem die Vereinigung seines Corps mit den Brigade-General-Majoren Göz und Fürst Jablonowski zu bewerkstelligen, daß er dies auf der kürzesten Communication zwischen Kaschau und Leutschau über Bela, Hámor und Kluknó beabsichtige, und deshalb den vom Branyiszkó zurückgedrängten Theil seines Corps so ungewöhnlich rasch auf der Eperjeser Straße gegen Kaschau zurückziehe. Seine Bagagen konnte er hierbei einstweilen ganz gut von Kaschau über Jászó, Schmölnig (Szomolnok) in die Zips escortiren lassen.

Da uns nun von Klapka's Operationen, außer der erwähnten officiellen Mittheilung vom 24. Januar und den noch ältern Gerüchten über die Gefechte von Tarczal und Keresztur, nicht das Geringste bekannt war, so hatte diese Annahme gar keine Unwahrscheinlichkeit gegen sich, und bestimmte uns (am 7. Februar) die ganze Division Kmety auf ihrer frühern Demonstrationslinie an der Hernád zu lassen, die Division Aulich aber von Kirchdrauf nur bis auf den halben Weg gegen Eperjes zu disponiren, während das Hauptquartier mit der linken Flügeldivision nach Eperjes verlegt wurde.

Allein nach den am 7. Abends eingelaufenen Kundschafterberichten schien der Feind hinwieder Eperjes nur geräumt zu haben, um sich hinter dem Tarcza-Fluß zu concentriren und abermals gegen uns vorzurücken; denn die Spione meldeten, sie hätten große Truppenmassen sich von Kaschau gegen Eperjes bewegen gesehen.

Es stand damals zu erwarten, daß der Feind Tags darauf selbst angreifen werde, und vorsorgend ward die Division Aulich nun vollends

nach Eperjes beordert, während die Division Kmety den Befehl erhielt, vom 8. an nicht mehr blos demonstrirend, sondern, wo sie Widerstand fände, ernst angreifend, auf dem directen Wege gegen Kaschau über Hámor und Bela vorzurücken, und sobald sie in ihrer linken Flanke eine anhaltende Kanonade vernähme, unmittelbar auf Kaschau loszugehen und selbst wenn ihre Angriffe wiederholt abgeschlagen würden diese unablässig von neuem zu beginnen.

[ocr errors]

In der Absicht, den Feind erst über die Tarcza kommen zu lassen, bevor wir die beabsichtigte Offensive gegen ihn ergriffen, verhielten wir uns in der Nacht vom 7. auf den 8. defensiv, und wurden am Morgen des 8. von der Nachricht überrascht: der Feind habe die Brücke über den Tarczafluß bei Lemesán abgerissen.

[ocr errors]

Ich sage überrascht", weil wir nachdem der Feind durch die am Vorabende veranlaßte Vorrückung seines Gros gegen die Tarcza uns hinlänglich überzeugt hatte, daß er an die Ausführung der oben angedeuteten Vereinigung mit den Brigaden Göz und Jablonowski nicht denke aller Veranlassung entbehrten, jene Vorrückung für eine Defensivmaßregel zu nehmen, es wäre denn, wir hätten die nächste Nähe des Klapka'schen Corps im Rücken des Feindes mit Bestimmtheit vorausgesezt. Dies aber durften wir nicht, da alle unsere zur Aufsuchung Klapka's ausgesandten Kundschafter entweder gar nicht, oder unverrichteter Sache wiederkamen. Erst nach dem Rückzuge des Feindes von Lemesán gelang es einem schon vor mehrern Tagen vom Obersten Klapka an mich abgeschickten Spion, mein Hauptquartier zu erreichen.

Nun mußte die Communication über die Tarcza erst wieder hergestellt werden. Bei der geringen Geübtheit und mangelhaften Ausrüstung meines Pionniercorps war dies eine zeitraubende Aufgabe. Wir hofften, bei Felsö - Olcsár eine noch stehende Communication über denselben Fluß zu finden. Vorläufig eingeholte Nachrichten bestätigten dies und brachten den Entschluß, von Eperjes gegen Kaschau in zwei Colonnen vorzurücken, zur Ausführung, und zwar mit der Division Aulich auf dem linken Ufer der Tarcza bis zu dem genannten Uebergangspunkte, mit der Division Guyon aber und der linken Flügel

« ПредишнаНапред »