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Die Division in Altsohl war bei einem ähnlichen Versuche ungleich schlimmer daran. Sie hatte den Fluß selbst auf der hoch überfluteten Brücke in der Stromschnelle zu passiren; auch stand der Weg, welchen sie nehmen mußte, bedeutend tiefer unter Wasser. Aber das Beispiel der Division Guyon wirkte: und wenige Stunden später waren alle vier Divisionen des Armeecorps von der obern Donau in Neusohl vereinigt.

In einer spätern Zeit erfuhren wir freilich, daß wir ganz gemüthlich das Sinken des Hochwassers hätten abwarten können; da die feindliche Brigade des G.-M. Wieß, von welcher wir Altsohl bedroht glaubten, plöglich gegen Pest zurückgezogen worden, und die Sieger von Windschacht, Hodrics und Schemnig sich zu fernern Angriffen zu schwach gefühlt, ja selbst einen Angriff unsererseits erwartet haben sollten. Allein wir hatten von dem allen nichts geahnt, obschon es nicht gar so selten vorkömmt, daß sich Einer vor dem Andern fürchtet, und meistens Beide ohne Grund.

Indessen würden wir selbst frühzeitig genug hiervon in Kenntniß gesezt die Bergstädte doch nicht länger haben behaupten können; denn der eigentlich unwiderstehliche Feind, welcher uns daraus vertrieb, war der Hunger, weil das Thauwetter die Wege nach den südlichen Comitaten, aus denen wir uns verproviantiren mußten, grundlos, und die Getreidezufuhren von dorther für längere Zeit unmöglich ge= macht hatte.

Unmittelbar nach meinem Eintreffen in Schemniß war mir vom Kriegsminister Mészáros der Befehl zugekommen, ohne Aufschub meinen Rückmarsch gegen die obere Theiß anzutreten, und in Uebereinstimmung mit dem damaligen Obersten Klapka, welcher soeben anstatt des Kriegsministers das Commando über dessen vom k. k. F.-M.-L. Grafen Schlick wiederholt jämmerlich geschlagenes Corps übernommen hatte, gegen den leztern zu operiren. Ich sollte nämlich das Schlick'sche Corps von Südwesten angreifen, während Klapka das Gleiche von Süden zu thun beabsichtigte.

Dieselben Gründe, von welchen ich in Levenz zu dem Flankenmarsche nach den Bergstädten bestimmt worden, hatten in Schemnitz

meinen Entschluß ins Leben gerufen, dem erwähnten Befehle des Kriegsministers einstweilen nicht zu gehorchen: denn ich durfte die Nachtheile, welche dem Vaterlande aus diesem Ungehorsam entspringen konnten, nur höchst geringe anschlagen im Vergleiche mit jenen, welche die voraussichtliche Aufreibung des Armeecorps von der obern Donau unvermeidlich zur Folge haben mußte.

Nach der unverhofft gelungenen Concentrirung des Armeecorps in Neusohl standen nun freilich die Verhältnisse ganz anders, und anstatt ein ferneres Misachten jenes Befehles zu rechtfertigen, drängten sie mich im Gegentheile, den Antritt des Rückzuges nach der obern Theiß nicht länger zu verschieben.

Nicht ob, sondern wie dieser Rückzug ausgeführt werde; war nunmehr die Frage.

Von Neusohl standen uns hierzu damals nur zwei Wege offen: entweder durch das obere Granthal bis Vöröskö, von dort über die südliche Grenze des Granthalgebietes in das Murányer Thal und das des Jólsva-Flüßchens, dann über Lornalja, Putnok in den muthmaßlichen Operationsbereich des Klapka'schen Corps; oder über die Zips (Szepes megye), das Sároser, und Abaujvárer Comitat.

Auf der erstern Linie war ein feindlicher Conflict höchst wahrscheinlich, auf der leztern gewiß, und noch dazu mit dem gefürchteten siegreichen feindlichen Corps des F.-M.-L. Grafen Schlick, welches eben die genannten Comitate besezt hielt.

Dessenungeachtet wählten wir diese lehte Route, weil wir auf der erstern, bei der anhaltend milden Witterung, grundlose Wege und bei Tornalja feindliche Angriffe von zwei entgegengesezten Seiten, und zwar noch während des Marsches, zu fürchten hatten; denn von unserer Bewegung zeitig genug unterrichtet, konnte einerseits ebenfalls das Corps des F.-M.-L. Grafen Schlick, oder doch ein Theil desselben, von Kaschau (Kassa) auf dem Tornaer Wege, andererseits die Brigade des G.-M. Wieß, welche wir damals bereits bei Altsohl vorausseßten, über Vámosfalva (Milna), Zelene, und Rimaszombat, weit früher als wir, bei Tornalja eintreffen, und uns entweder kampfgerüstet erwarten, oder gar während des Marsches überfallen.

Auf der Route durch die Zips dagegen durften wir auch bei fortwährendem Thauwetter, wo nicht auf gute, so doch auf feste Straßen rechnen, waren selbst die Angreifer, und hatten während der ganzen Dauer des Marsches keinen unvermutheten feindlichen Angriff in den Flanken oder im Rücken zu befürchten; da wir nach der damals von uns combinirten Stellung der feindlichen Corps, weder auf derselben Route eingeholt werden, noch, durch den forcirten Marsch irgend eines feindlichen Corps auf einer andern Route den Vorsprung einbüßen konnten, welchen wir bereits gewonnen hatten und dessen wir eben höchst dringend bedurften, um unsere Angriffe auf das Corps des F.-M. L. Grafen Schlick mit Muße vorzubereiten und unbeirrt in Rücken und Flanke auszuführen.

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Demzufolge wurde nachstehender Rückzugsplan entworfen: Das ungarische Armeecorps von der obern Donau tritt den Rückzug von Neusohl gegen die obere Theiß, über die Zips, und zwar in zwei gleich starken Colonnen an. Die eine, bestehend aus der Division Guyon und der des linken Flügels, bewegt sich durch das obere Granthal und ferner über Pohorella, Vernár, Sztraczena und Huta nach Igló; die andere, aus den Divisionen Aulich und Kmety bestehend, zieht nach Ueberschreitung der Wasserscheide zwischen der Waag und Gran durch das obere Waagthal in das der Poprád, und ferner über Donnersmarf (Csötörtökhely) nach Leutschau (Lőcse).

Die glückliche Erreichung der beiden angegebenen lezten Marschobjecte mußte dem Gedanken an eine ernste Offensive gegen das Corps des F.-M.-L. Grafen Schlick unbedingt vorangehen.

Die südliche Colonne, welche das Granthal zu durchziehen hatte, erhielt als Arrièregarde einen Train von mehrern hundert Wagen, beladen mit Staatsgütern der verschiedensten Art, darunter Monturvorräthe, eine mobile Gewehrfabrik, Vorräthe von Zucker und Kaffee, Zinn, Kupfer, Gewehrbestandtheile u. dgl. m. Es waren dies zumeist vom Landesvertheidigungs-Ausschuß bestellte Lieferungen, welche wir auf unserm Zuge von Waizen nach Schemniz, theils schon unterwegs nach den bereits vom Feinde beseßten Hauptstädten, theils erst zur Absendung dahin, an verschiedenen Orten vorgerichtet fanden und unsern

Bewegungen folgen ließen, um sie möglichst sicher an den neuen Siß der Regierung gelangen zu lassen.

Die fernere Deckung der zu einer ungewöhnlichen Ausdehnung angewachsenen Wagencolonne schien mir aber ein zu aufreibender Dienst für die schon durch den forcirten Rückzug allein übermäßig angestrengten Truppen, und da ich den Transport nicht vorausdisponiren durfte, weil das unbedeutendste feindliche Gerücht von unserm Rückzugsobjecte her ihn zum Stocken gebracht und dadurch die nachfolgenden Divisionen in ihrem Marsche aufgehalten haben würde, so mußte er den Truppen auf gut Glück nachziehen.

Die erwähnten Staatsgüter waren nun freilich wohl eine sichere Beute des Feindes, wenn es diesem einfiel, unsere südliche Colonne zu verfolgen; aber dann mußte dieser auch den ganzen Transport vorerst sich selbst aus dem Wege räumen, um die bereits zwei Tagemärsche weiter vorausgeeilten Divisionen einzuholen, und der Commandant des dem Transporte nicht etwa zu dessen Vertheidigung, blos zur Ueberwachung der Fahrordnung beigegebenen kleinen Detachements hatte den Auftrag, dem Feinde die Beute, wo thunlich, nur partieenweise zu überlassen, und dadurch sowohl, wie durch häufige Verrammelungen der Straße mittels der preisgegebenen Wagen, wie endlich durch Mitnahme oder Vernichtung der Bespannungen, dessen Nachdrängen mög lichst zu erschweren.

Der in Folge dieser Maßregeln der südlichen Colonne nachhaltig gesicherte Vorsprung aber war wichtig genug, um uns für den Verluft der Staatsgüter schadlos zu halten; denn es darf nicht übersehen wer den, daß unser Rückzug aus den Bergstädten gegen die obere Theiß zugleich eine Offensive gegen das Corps des F.- M. - L. Grafen Schlick war, und unser Hauptaugenmerk darauf gerichtet sein mußte, von den uns nachziehenden feindlichen Brigaden der Generale Göß und Fürst Jablonowski nicht, bevor wir den Marsch durch den damaligen Operationsbereich des F.- M.-L. Grafen Schlick forcirt hatten, eingeholt zu werden.

Indessen verfolgte der Feind die südliche Colonne nicht, und der ganze Gütertransport blieb somit zur Disposition der Regierung.

Ein in den Bergstädten vorgefundener Vorrath an theils geprägtem, theils ungeprägtem edlen Metall sollte der größern Sicherheit wegen unter dem Schuße der nördlichen Colonne fortgeschafft und später gleichfalls der Regierung übergeben werden. (Das Lehtere geschah von Kaschau aus.)

Dieser Rückzugsplan gelangte ungesäumt zur Ausführung.

Am 27. Januar 1849 verließen die leßten Abtheilungen des Armeecorps von der obern Donau die Bergstadt Neusohl. Mein Hauptquartier marschirte mit der nördlichen Colonne, und erreichte am 28. Rosenberg (Rózsahegy).

wie er angab

Hier erschien, aus der Zips kommend, ein vom F.-M. Fürsten Windisch - Gräß an mich Abgeordneter, und verlangte nach einer geheimen Unterredung mit mir.

Ich gewährte ihm diese.

Er vertraute mir an: es wäre der Wunsch des F. - M. Fürsten Windisch - Gräß, daß ich das Armeecorps von der obern Donau Seiner Durchlaucht zuführe ich zweifelte keinen Augenblick daran und mir würde, wenn ich diesem Wunsche nachkäme, volle Amnestie und eine sorgenfreie Eristenz jedoch außerhalb Desterreich · garan tirt. Auch hieran zweifelte ich nicht im Geringsten, ließ jedoch nichtsdestoweniger nachdem der Abgeordnete geendet hatte — einige Stabsoffiziere in das Gemach treten, theilte ihnen den Gegenstand der eben gepflogenen geheimen Unterredung mit, und übergab dem Abgeordneten ein lithographirtes Eremplar meiner Proclamation von Waizen als Antwort für Den, der ihn gesandt hatte, mit dem Bemerken: dies sei das Ultimatum des Armeecorps von der obern Donau und seines Commandanten.

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Auf unserm Rückzuge von der Lajtha bis Budapest fanden wir — wie erwähnt — nur geringe Theilnahme bei der Bevölkerung; in den Bergstädten und den nördlich angrenzenden Comitaten war diese nun vorwiegend sogar gegen uns gestimmt, verhielt sich übrigens durchgehends passiv, einzelne tricolore Denuncianten abgerechnet, deren Thätigkeit jedoch keinen andern Erfolg hatte, als daß auf mei

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