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zu retten, wäre unbedingt mit noch weit größern verbunden. Noch 24 Stunden stehe uns die Rückzugslinie in die Bergstädte offen; nach Ablauf dieser Frist nicht mehr. Die Strenge der Jahreszeit steigere die Beschwerlichkeiten eines Krieges, wie wir ihn eben unter den ungünstigsten Verhältnissen führen, zu einer solchen Höhe, daß sie allein hinreichten, unsere Truppen auch ohne directe Mitwirkung des Feindes, aufzureiben. Mehrtägige Ruhe scheine ihm bereits zur dringendsten Lebensfrage des Armeecorps geworden. Ein großer Theil desselben sei nur höchst mangelhaft bekleidet. Die Vorräthe an Tuch, Leder und Linnen, welche wir noch im lezten Augenblicke unsers Ausmarsches von Waizen daselbst entdeckten und mitnahmen, könnten wohl ausreichen, diesem Mangel abzuhelfen. Allein aus jenem Tuch-, Leder- und Linnenvorräthen müßten vorerst Kleidungsstücke gemacht werden. Dies sei auf dem Marsche nicht wohl ausführbar. Hierzu eben benöthige man mehrtägiger Ruhe. Diese wurde uns durch die unverweilte Beseßung der Bergstädte gesichert, und überdies auch noch eine bedeutende Strecke unserer Rückzugslinie gegen die obere Theiß.

Er könne demnach die Offensive gegen F.-M.-L. Simunich schlechterdings nicht billigen, und schlage den seitlichen Rückzug in den District der Bergstädte vor.

Glänzender, anlockender meinte er schließlich möge mir der Entsag von Leopoldstadt erscheinen, günstiger vielleicht meinem Renommée, wenn er gelingt: ihm aber scheine vor der Hand das Vermeiden aller bedenklichen Conflicte auch dann noch zweckmäßiger, wenn wir uns dadurch dem Verdachte der Zaghaftigkeit wiederholt ausseßten. Stände die Sache Ungarns noch so schlecht, wie vor 14 Tagen: er riethe zu keinem Rückzuge mehr. Allein sie stehe nun - meinte bereits ungleich vortheilhafter, dank der Verblendung des Feindes! Die ununterbrochene Fortseßung der Offensive gegen Debreczin konnte den Lebensnerv unsers Widerstandes mit einem Schlage zerstören. Allein, wie es scheint, ziehe es F.-M. Fürst Windisch - Gräß vor, uns einen langsamen martervollen Tod vorzubereiten. Was wir nun zu thun haben? Geben wir ihm immerhin Gelegenheit, daß er zu diesen Vorbereitungen

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je mehr Zeit und Kraft versplittere; vielleicht erholt sich mittlerweile die Nation vom ersten panischen Schrecken.

Ich vermochte die Richtigkeit dieser Ansichten nicht in Abrede zu stellen, und verzichtete, obschon nicht ohne inneres Widerstreben, auf die Offensive gegen F.-M.-L. Simunich.

Dies innere Widerstreben entsprang aus dem peinlichem Gedanken, die Besagung von Leopoldstadt, zu welcher auch zwei mir als innigere Freunde aus früherer Zeit werth gebliebene Männer zählten, dem sichern Verderben preiszugeben.

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Siebzehntes Capitel.

Der District der Bergstädte.

Stellung des Armeecorps von der obern Donau vor dem Rückzuge in denselben. Stellung der feindlichen Corps. Der Rückzugsplan. Dessen Ausführung. Stellung des Armeccorps von der obern Donau in den Bergstädten.

Unter dem Districte der Bergstädte wird hier, ohne Rücksicht auf politische Eintheilung, jene Strecke vom Thalgebiete des Granflusses verstanden, welche zunächst die Städte Schemnitz (Selmeczbánya), Kremnig (Körmöczbánya), Altsohl (Ó-Zólyom) und Neusohl (Beszterczebánya) in sich faßt.

Die Gran (Garam) durchströmt dieselbe von Neusohl bis Heiligenfreuz (Szentkereszt) in einem beinahe rechten Winkel, indem sie aus der westlichen Richtung, in welcher sie Neusohl errreicht, sich jäh nach Süden wendet, und bei Altsohl eben so jäh wieder nach Westen umbiegt, um erst bei Heiligenkreuz die bogenförmige Hauptrichtung ihres Laufes vom Ursprung bis zur Mündung wieder anzunehmen.

Die hohen, theils waldbedeckten, theils felsigen Grenzen des Granthales im Süden wie im Norden, können, so weit sie den bezeichneten District abgrenzen, nur auf einzelnen Punkten mit Geschüß überschritten werden, während das offensive Vordringen von Süden her mit größern. Colonnen im Granthale selbst, wegen des häufigen Ueberseßens der Straße von einem Ufer des Flusses auf das andere bei der gefährlichen Nähe einer feindlichen Cantonirung in und um Schemniß gewagt erscheint.

Zwei von Süden in den Bezirk der Bergstädte führende Hauptstraßen treffen in Schemniß zusammen, die eine von Ipolyság über Németi, die andere von Levenz über Frauenmarkt (Báth). Außerdem besteht noch ein westlicher Nebenweg, welcher Schemniß über Hodrics mit der gleichfalls von Süden her im Granthale aufwärts führenden Straße bei Zsarnócz verbindet.

Die übrigen Zugänge aus dem Süden in den District der Bergstädte führen nach Altsohl, nachdem sie sich zwei bis drei Meilen vor dieser Stadt in eine einzige vereinigt haben.

Ueber die nördlichen Grenzen des Granthales führen in den Bereich der Bergstädte zwei Straßen aus dem Túróczthale von Mosćcz, einerseits über Turcsek nach Kremnig, andererseits über Hermanecz nach Neusohl; und eine aus dem obern Vágthale von Rosenberg über den Berg Sturecz ebenfalls nach Neusohl.

Eine vierte Communication führt ferner noch aus dem Neutrathale von Privigye nach Kremniß.

Neusohl und Kremniz waren derzeit nur aus dem Túróczthale, und zwar durch die feindliche Brigade des G.-M. Göß und dessen Verbündeten, den slowakischen Landsturm, bedroht, aber die erwähnten Uebergänge leicht zu vertheidigen, und sowie das obere Waag- und Granthal, noch unser.

Ernster bedroht als die beiden nördlichen Bergstädte, erschienen die südlichen: Altsohl und Schemniß; besonders die leßtere, da der Angriff auf diese von drei Seiten zugleich möglich war.

Allein dem Angreifer standen bei dem überaus strengen Winter, und dem hohen Schnee im Gebirge, unsägliche Schwierigkeiten bevor: und der Chef meines Generalstabs konnte sonach in der That mit großer Wahrscheinlichkeit voraussagen, daß wir uns in den Bergstädten leicht so lange behaupten dürften, bis sich die Truppen wieder erholt hätten.

Die Stellung unsers Armeecorps war am 11. Januar 1849 Abends, wie erwähnt, folgende:

Linke Flügeldivision in Komjáthi am Neutraflusse;

Division Aulich in Verebély am Zsitva-Flüßchen;

Division Kmety in Levenz am linken Ufer des Granflusses;

Division Guyon in Varsány, auf der Straße von Ipolyság nach

Levenz.

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Vor uns in Neutra (Nyitra) am Flusse gleichen Namens stand ein Theil vom feindlichen Corps des F.-M.-L. Simunich, in unserm Rücken in Ipolyság das feindliche Corps des F.-M.-L.

Csorich.

Schemniz, der unserer Stellung nächste und zugleich für uns wichtigste Punkt der Bergstädte, lag uns somit näher als den beiden feindlichen Corps; die Straße von Levenz nach Schemnig konnte, solange wir, wie oben angegeben, standen, von keinem derselben gefährdet werden: wohl aber war es möglich, daß F.-M.-L. Csorich, wenn er am 11. früh von Ipolyság über Németi gegen Schemniß aufgebrochen, diesen Punkt, im Thale des Schemniz-Baches aufwärts vordringend, noch vor uns erreiche, so wir noch länger in Levenz zauderten. der That lief auch am Abend des 11. die Kundschafternachricht ein, es sei im Laufe des Tages eine feindliche Colonne auf der erwähnten Route im Marsche von Ipolyság nach Schemniz begriffen gesehen worden, die Stärke derselben war jedoch nicht näher bezeichnet.

In

Um dieser Colonne den Vorsprung wieder abzugewinnen, mußte die Division Kmety noch in der Nacht vom 11. auf den 12. Januar von Levenz über Frauenmarkt (Báth) gegen Schemniß aufbrechen.

Die Division Aulich verließ am 12. Verebély und nahm die Route über St. Benedict (Szent Benedek) und Heiligenkreuz nach Kremniz.

Ihr sollte die linke Flügeldivision, Komjáthi gleichfalls am 12. räumend, bis Heiligenkreuz folgen, von da aber nach Altsohl marschiren, dies besehen und ihre Vorposten sogleich gegen Süden bis Dobronyiva (Dobrona) vorschieben.

Zur Sicherung dieser Operationen sollte die Division Guyon im Laufe des 12. Januar dem F.-M.-L. Csorich das Vordringen über Levenz bis zum äußersten verwehren.

Da wir vorausseßen mußten, es herrsche zwischen den Bewegungen der beiden feindlichen Corps, welche uns in Fronte und Rücken bedrohten, offensive Uebereinstimmung: so blieb bei aller Umsicht

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