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Rückzug entschieden zu tadeln, mußte aber dessenungeachtet von der Offensive gegen den feindlichen rechten Flügel abstehen; denn ohne die Mitwirkung des Perczel'schen Corps blieb mir keine Aussicht auf Erfolg, und daß Perczel schon aus persönlicher Feindseligkeit gegen mich für jenen Rückzugsbefehl des Landes vertheidigungs-Ausschusses Partei nehmen werde, stand außer Zweifel.

Ich zog demnach noch im Laufe des 31. December, sobald General Perczel von Stuhlweißenburg in dem schüßenden Bereiche meiner Brigaden angelangt war, die von Váll auf die Höhe von Hanzsabég, die von Baracska bis Tárnok zurück. Die nach Bia und Sóskut verlegten Heeresabtheilungen blieben daselbst; jene von Vörösvár dagegen wurden unmittelbar durch den Landesvertheidigungs - Ausschuß näher an die Hauptstädte beordert. Das Hauptquartier kam nach Promontorium.

Vierzehntes Capitel.

Ansichten Perczel's über seine Niederlage bei Moor. Die lehten Pester Reichstagsbeschlüsse. Kossuth verlangt eine entscheidende Schlacht vor Ofen, mit gleichzeitiger Nettung der Armee und Schonung der Hauptstädte. Unlösbarkeit dieser Aufgabe. Kossuth nach Debreczin. Kriegsrath in Pest. Dessen Beschlüsse. - Gefecht bei Tétény. Räumung der Hauptstädte.

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Am 1. Jänner des Jahres 1849 stand also die Hauptmacht meines Armeecorps in einem weiten Bogen von Hanzsabég bis Bia. Ich hatte mein Hauptquartier in aller Frühe verlassen, nm mich persönlich zu überzeugen, ob die am Vorabende erlassenen Dispositionen von allen Abtheilungen genau eingehalten worden. Auf der Straße zwischen Tétény und Hanzsabég begegnete ich den Trümmern des Perczel'schen Corps, und endlich Perczel selbst. Er ritt an meinen Wagen heran und überraschte mich mit der Versicherung: er habe zwar bei Móor das Schlachtfeld aufgegeben, dieser Umstand berechtige jedoch keineswegs zu der Annahme, daß er besiegt worden; da sein Verlust, wie es sich nach dem fortwährenden Einrücken der Versprengten herausstelle, von jenem des Feindes weit übertroffen werde.

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,,Zumal wenn Sie", fiel ich ihm ins Wort,,,von Ihrem Verluste noch jene Ausreißer es sind ihrer weit über Tausend abschlagen, welche ich in Bicske einzeln zusammentreiben und nach Ofen transportiren ließ, wo sie auf der Generalswiese Ihrer Befehle harren. Sie verlegen Ihr Hauptquartier wahrscheinlich nach Pest?"

„Ja“, entgegnete er,,,denn meine persönliche Gegenwart bei der Regierung ist für die nächsten Tage unumgänglich nothwendig; meinen Truppen aber will ich einige Rasttage gönnen, und sie deshalb in Ofen einquartieren. Der Feind wird sich von dem harten Schlage, welchen ich ihm bei Moor beigebracht habe, lange nicht erholen, und somit haben Sie gar nichts zu fürchten. Ich werde schon wieder zur rechten Zeit auf dem Plage sein.

Damals konnte ich ob Perczel's Prahlereien noch mitleidig lächeln; denn noch war mir's unbekannt geblieben, was ich wenige Tage später nicht mehr in Abrede zu stellen vermochte, daß nämlich die Sprechund Handlungsweise dieses Mannes jenes Element sei, in welchem der Landesvertheidigungs-Ausschuß, ja selbst ein großer Theil des Landtages sich am gemächlichsten beweg ten; eine Sprech- und Handlungsweise, welche, jeder festen sittlichen Grundlage entbehrend, wohl geeignet war, die ernste Befürchtung aufkommen zu lassen, die loyale Selbstaufopferung der Armee für die Constitution könnte als Deckmantel zur Durchführung hochverrätherischer, und überdies dem Vaterlande höchst verderblicher Pläne misbraucht werden.

Am späten Nachmittage über Buda-Örs in mein HauptquartierTM zurückgekehrt, erfuhr ich, daß mittlerweile eine Deputation vom Reichstage an den feindlichen Oberfeldherrn Fürsten Windisch-Gräß_entsendet, da gewesen sei, und sicheres Geleite bis an die feindlichen Vorposten verlangt habe, welches ihr bei der Brigade in Hanzsabeg angewiesen worden.

Zugleich hatten diese Abgeordneten ein Schreiben von Kossuth an mich mitgebracht.

Ich war wie aus den Wolken gefallen, als ich aus diesem entnahm, die Regierung und der Reichstag hätten Tags vorher beschlossen: Noch einmal den Weg der Vermittelung einzuschlagen,

und zugleich

ihren Siz von Pest nach Debreczin zu verlegen; während ich in der ersten Linie vor Ofen dem Feinde eine entscheidende Schlacht liefern, dabei jedoch

die Rettung der Armee auf das linke Donauufer, und die möglichste Schonung der Hauptstädte im Auge behalten sollte.

Kossuth, welchem noch sehr lebhaft erinnerlich sein mußte, wie kurz angebunden F.-M. Fürst Windisch-Gräß mit ihm noch vor dem Treffen bei Schwechat gewesen, betrat nun plöglich wieder einmal den Weg der Vermittelung!

Durfte er von diesem Schritte etwas für sein Vaterland hoffen? Nein.

War dies ein aufrichtiger Schritt? Nein; es war blos ein rathloser.

Kossuth, welcher während der lezten zwei Monate meine wiederholten Rathschläge, den Siz der Regierung bei Zeiten hinter die Theiß zu verlegen, stets mit der Betheuerung zurückgewiesen hatte, die Regierung werde zuerst bei Raab, dann vor Ofen sterben: fand es nun plöglich an der Zeit, einzusehen, daß Ofen und Pest ebenso wenig wie Raab ganz Ungarn seien, und daß die Regierung nöthigenfalls auch in Debreczin, oder sonst wo, sterben könne.

Was mochte doch Kossuth so mit einem Male bewogen haben, meinen Rath nachträglich zu befolgen?

War es etwa ein Seherblick in die glorreiche nächste Zukunft? nein! Es war blos la peur pour la peau,

Vielleicht hatte ihn auch nur dasselbe Motiv bestimmt, mir zu befehlen, daß ich, etwa um seine Flucht nach Debreczin zu decken, dem Feinde noch vor Ofen eine entscheidende Schlacht liefern solle.

Gegen diese Unterstellung ließe sich allenfalls einwenden, daß die Flucht der Regierung keiner Deckung bedurfte, da die Schnelligkeit, mit welcher diese Flucht auf der Eisenbahn bis Szolnok bewirkt werden konnte, ohnedies jede feindliche Verfolgung ungefährlich machte, und Kossuth die Schlacht am rechten Ufer wohl nur zur Ehre der Nation“, oder um für die Fortschaffung mannichfacher Vorräthe Zeit zu gewinnen, so dringend verlangte.

Dem sei übrigens wie ihm wolle. Die Aufgabe, welche mir Kossuth gestellt hatte, konnte eben nur ein Feldherr wie Kossuth stellen.

Die Kettenbrücke, damals die einzige Communication über die kaum zugefrorene Donau, war blos nothdürftig fahrbar; sie durfte nur mit Vorsicht benutzt werden. Vorsicht seßt Muße voraus: eben diese aber entbehrt man zumeist bei einer Retirade nach einer entscheidenden und verlorenen Schlacht; es wäre denn, daß sich ein Theil der geschlagenen Armee in einem hartnäckigen Arrièregarde - Gefechte aufopferte, um dem Gros die zu seinem Rückzuge etwa nothwendige Muße zu sichern.

Ein hartnäckiges Arrièregarde-Gefecht aber ist nur bei gleichzeitiger Benußung aller, auf der Rückzugslinie zufällig gegebenen Vortheile für die Vertheidigung denkbar. Aehnliche Vortheile bieten unter andern auch Häuser und Häuserreihen.

Um dem Feinde ein legtes entscheidendes Treffen noch auf dem rechten Ufer der Donau zu liefern, mußte ich die auf der Fleischhauerstraße und der Stuhlweißenburger Chaussée getrennt disponirten Theile meines Armeecorps vorerst vereinigen. Mit dieser Vereinigung mußte aber zugleich die Deckung beider genannten Straßen bezweckt werden. Dies war nur dort möglich, wo beide Straßen in ein und dieselbe Thalebene münden, also zwischen Buda-Örs und Promontorium_einer-, und dem Blocksberge (Gellérthegy) andererseits. Auf jedem von Ofen mehr entlegenen Punkte konnte die Concentrirung des Armeecorps nur auf einer der beiden feindlichen Angriffslinien stattfinden, während die andere, und mit ihr zugleich unsere Rückzugslinie über Ofen, preisgegeben werden mußte.

Die durch die Terrainverhältnisse gebotene Wahlstatt für das verlangte leßte entscheidende Treffen am rechten Donauufer lag somit in einer Entfernung von Ofen und der Kettenbrücke, welche das Maß selbst der lässigsten feindlichen Verfolgung nach einer verlorenen Schlacht, noch lange nicht überschreitet.

Wie sollte nun die Arrièregarde dieser Verfolgung Einhalt thun, da weder die Vorstädte Ofens, noch die Stadt selbst besezt und vertheidigt werden durften, um sie nicht den Gefahren eines feindlichen Angriffes auszusehen? Und wo sollte man Muße hernehmen, um die geschlagene Armee, troß der nicht aufgehaltenen feindlichen Verfolgung

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