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Dir will ich mich ergeben,
Nicht meine Ruh, mein Leben,
Mehr lieben, als den Herrn.
Dir, Gott, will ich vertrauen,
Und nicht auf Menschen bauen;
Du hilfst, und du errettest gern.

Laß du mich Gnade finden,
Mich alle meine Sünden
Erkennen und bereun.
Jht hat mein Geist noch Kräfte
Sein Heil laß mein Geschäffte,
Dein Wort mir Trost und Leben seyn.

Wenn ich in Christo sterbe:
Bin ich des Himmels Erbe.
Was schreckt mich Grab und Tod?
Auch auf des Todes Pfade
Vertrau ich deiner Gnade;
Du, Herr, bist bey mir in der Noth.

Ich will den Kummer wehren,
Gott durch Geduld verehren,
Im Glauben zu ihm flehn.
Ich will den Tod bedenken.
Der Herr wird alles lenken;
Und was mir gut ist, wird geschehn.

Beispiel 6.

Der Schuß der Kirche. (ib. 494.)

Wenn Christus seine Kirche
schützt:

So mag die Hölle wüten.
Er, der zur Rechten Gottes siht,
Hat Macht, ihr zu gebieten.
Er ist mit Hülfe nah:
Wenn er gebeut, stehts da.
Er schüßet seinen Ruhm,
Und hält das Christenthum:
Mag doch die Hölle wüten!

Gott sieht die Fürsten auf dem
Thron

Sich wider ihn empören;
Denn den Gesalbten, seinen Sohn,
Den wollen sie nicht ehren.
Sie schämen sich des Worts,
Des Heilands, unsers Horts;
Sein Kreuz ist selbst ihr Spott;
Doch ihrer lachet Gott.
Sie mögen sich empören!

Der Frevler mag die Wahrheit
schmähn;

Uns kann er sie nicht rauben.
Der Unchrist mag ihr widerstehn;
Wir halten fest am Glauben.
Gelobt sey Jesus Christ!
Wer hier sein Jünger ist,
Sein Wort von Herzen hält,
Dem kann die ganze Welt
Die Seligkeit nicht rauben.

Auf, Christen! die ihr ihm vertraut,
Last euch kein Drohn erschrecken!
Der Gott, der von dem Himmel
schaut,
Wird uns gewiß bedecken.
Der Herr, Herr Zebaoth
Hält über sein Gebot,
Giebt uns Geduld in Noth,
Und Kraft und Muth im Tod;
Waswill uns denn erschrecken?

Bei.

Beispiel 7.

Trost des ewigen Lebens. (ib. 496.)

Nach einer Prüfung kurzer Tage
Erwartet uns die Ewigkeit.
Dort, dort verwandelt sich die Klage
In göttliche Zufriedenheit.

Hier übt die Tugend ihren Fleiß;
Und jene Welt reicht ihr den Preis.
Wahr ists, der Fromme schmeckt

auf Erden

Schon manchen selgen Augenblick;
Doch alle Freuden, die ihm werden,
Sind ihm ein unvollkommnes Glück.
Er bleibt ein Mensch und seine Ruh
Nimmt in der Seele ab und zu.
Bald stören ihn des Körpers
Schmerzen,

Bald das Geräusche dieser Welt;
Bald kämpft in seinem eignen Herzen
Ein Feind, der öfter siegt, als fällt;
Bald sinkt er durch des Nächsten
Schuld

In Kummer und in Ungeduld.
Hier, wo die Tugend öfters leidet,
Das Laster öfters glücklich ist,
Wo man den Glücklichen beneidet,
Und des Bekümmerten vergißt;
Hier kann der Mensch nie frey von

Pein,
Nie frey von eigner Schwachheit
seyn.

Hier such ichs nur, dort werd ichs finden;

Dort werd ich, heilig und verklärt,
Der Tugend ganzen Werth empfin-
den.

Den unaussprechlich großen Werth;
Den Gott der Liebe werd ich sehn,
Ihn lieben, ewig ihn erhöhn.
Pijchon Denkm. IV.

Da wird der Vorsicht heilger Wille Mein Will und meine Wohlfahrt seyn;

Und lieblich Wesen, Heil die Fülle
Am Throne Gottes mich erfreun.
Dann läßt Gewinn stets auf Gewinn
Mich fühlen, daß ich ewig bin.

Da werd ich das im Licht erken

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Da ruft, o möchte Gott es geben!
Vielleicht auch mir ein Selger zu:
Heil sey dir! denn du hast mein
Leben,

Die Seele mir gerettet; du!
Gott, wie muß dieß Glück er
freun,

Was send ihr, Leiden dieser Er-
den,

Doch gegen jene Herrlichkeit,
Die offenbart an uns soll werden,
Von Ewigkeit zu Ewigkeit?
Wie nichts, wie gar nichts gegen
fie,

Ist doch ein Augenblick voll Müh.

Der Retter einer Seele seyn!

Beispiel 8.

S.

Aus den moralischen Vorlesungen. (Bd. 4. . 144.)

Die Geschichte, wenn wir sie auf eine weise Art studiren, verkürzet den langen und mühsamen Weg, den Menschen und uns selbst kennen zu lernen. Der Mensch ist in allen Weltaltern, nur unter verschiedenen Gestalten, eben derselbe. Seine Neigungen und Gesinnungen lassen sich aus seinen Thaten und Handlungen bestimmen, und diese aus jenen erklären. Aber wie oft erlernen wir die Geschichte nur für das Gedächtniß; höchstens zum Gebrauche des Verstandes und zur Zierde der Beredsamkeit! Wie selten für unser Herz! Wie selten von der Seite, wo sie der Spie gel der göttlichen Vorsehung und die Auslegerinn alles dessen ist, was uns die Religion von der Beschaffenheit des menschlichen Herzens lehret!

Wie zuträglich würde es zu dieser Absicht seyn, wenn wir viel umständliche und mit Einsicht geschriebene Lebensbeschreibungen, nicht allein der Großen, sondern auch der merkwürdigen Personen des mittlern, und der tugendhaften des niedrigen Standes, lesen könnten! Aber diese Lebensbeschreibungen müßten uns die Großen nicht bloß auf ihren glänzenden Thronen, nicht bloß in ihren ersiegten Lorberkränzen; die Staatsmänner nicht bloß in ihren Studirstuben zeigen, wie sie sich den Wissenschaften auf: opfern. Sie müßten sie uns auch, um uns ihren sittlichen Charakter kennen zu lehren, in den Angelegenheiten ihres Hauses und Herzens, in dem `vertrauten Umgange mit ihren Freunden und mit ihrer Familie, in dem Verhalten gegen ihre Untergebenen, in den geheimen Rollen, die sie frey von aller Verstellung im Glücke und Unglücke gespielt, in den Lieblingsfehlern sehen lassen, die sie bald glücklich, bald unglücklich bestritten haben. Wir müßten sie darinnen, ohne rednerische Vergrößerungen ihrer guten Eigenschaften, in so aufrichtigen Gemälden erblicken, als uns die heilige Schrift von ihren großen Männern macht, die bey aller ihrer Frömmigkeit immer noch Menschen sind, unvollkommene und doch im Guten nachahmungswürdige Beyspiele. Solche Nachrichten würden nüßlich seyn, uns die Kenntniß des Menschen erleichtern und uns unser eigenes Bild in Andern sehen lassen.

Wenn große und rechtschaffene Männer aufrichtige Anekdoten ihres geheimen Lebens aufsetzten und sie den Händen ihrer Freunde überließen, aus denen sie zu der Zeit, da es die Klugheit erlaubte, der Nachwelt mitgetheilt würden; wie lehrreich würden sie nicht dem denkenden Leser, und wie demüthigend oft für ihn seyn! Wie glänzend ist Ludwig, der Große, wenn ihn uns die Geschichte von ferne auf dem Throne, in seinen Eroberungen und auf dem Theater königlicher Anstalten zeigt! Wie glücklich scheint er zu feyn! Und doch wie sehr ein Mensch, wie klein, wie unglücklich wird er uns, wenn wir ihn in der Nähe, auf seinem Zimmer, in der Gewalt verstellter Lieblinge, an der Seite unglücklicher Kinder, un ter der Last seiner Leidenschaften, in den Fesseln der Wollust, unter den Zurufungen der Schmeichler, unter der Unruhe seiner leeren Stunden, und endlich an der Hand einer Maintenon voller Scham über seine Vergehungen erblicken, und, um den Herrn aller Herrn zu seinem Freunde zu ma chen, ihn, in der falschen Meynung die Religion zu beschüßen, gegen ihre aufrichtigsten Bekenner mit einem blutdürftigen Schwerdte wüten sehen! Ihn von der ersten Seite kennen, heißt ihn nur nach einem betrüglichen Schein kennen; ihn von der andern Seite kennen, muß einen Prinzen Weisheit und Kenntniß seiner selbst lehren. Einen Racine, einen Addison nur als Dichter kennen, ist wenig; ihn als Freund, als Vater, als Clienten, ihn als Jüngling, als Mann bey Hofe, ihn als einen Christen, ihn im Tode kennen, dieses ist Kenntniß für das Herz. Wenn der Jüng ling in dem Leben des Addison liest: „Als Addison die Aerzte und alle Hoffnung des Lebens aufgegeben, ließ er einen jungen nahen Anverwand,,ten, dem er noch sterbend nüßen wollte, zu sich rufen. Anfangs schwieg „der sterbende Addison. Nach einer bescheidnen und anständigen Pause „sagte der Jüngling: Theuerster Herr, Sie haben mich rufen lassen. Ich „glaube und hoffe, daß Sie mir etwas befehlen wollen. Ich werde Ihre „Befehle heilig beobachten. Darauf ergriff Addison des Jünglings Hand, „drückte sie und sprach sanft zu ihm: Siehe, in welchem Frieden. ein Christ sterben kann! Er sprachs mit Mühe aus und starb bald darauf." Wenn ein Jüngling diese Nachricht liest, sollte sie nicht den Wunsch in seinem Herzen erwecken, auch einst so glückselig und lehrreich zu sterben, und täglich so zu leben, damit er einst auf diese Art sterben könne? Lassen Sie diese Erzählung einen tiefen Eindruck auf Ihr Herz machen, theuerste Commilitonen. In diesem Frieden sterben können, das ist die wahre Hoheit des Menschen und Christen, das ist Ruhm und Seligfeit.

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Beispiel 9.

75. An den Grafen **** (Briefe Bd. 5. S. 130.)

Leipzig den 3. April 1775.

Ich bin außer mir, und ich muß es Ihnen sagen, daß ichs bin, ob ich gleich erst gestern an Sie geschrieben habe. Gestern war ich noch nicht mit dem 5ten Theile des Grandison zu Ende. Ich las zwar bis des Nachts um 12 Uhr ein Fehler, den ich seit der Clarissa nicht begangen. Ich schlief, wie Sie leicht denken können, die ganze Nacht wenig — elend. Kaum hatte ich heute morgen nach 6 Uhr in der Bibel gelesen, so ergriff ich den Grandison, um ihn statt einer Rede aus dem **

zu le

sen. Ich las, ich kam auf den Abschied des Grandison und der Clementine. Ach Graf, lieber Graf! Nun habe ich wieder das größte Vergnügen des Lebens geschmeckt, das ich schmeckte, als ich den letzten Theil der Clarissa las. Seit so vielen Jahren habe ich weder über Natur, noch Nachahmung (einige bittre Thränen der Traurigkeit ausgenommen) weinen können nicht weinen können, um alle Wunder der Natur nicht, so hart, so verschlossen ist mein Herz gewesen! und heute, diesen Morgen den 3. April zwischen 7 und 10 Uhr (gesegneter Tag -) habe ich geweinet, theurer Graf, mein Buch mein Pult mein Gesicht mein Schnupftuch durch durchgeweinet, lautgeweinet, mit unendlichen Freuden geschluchzet, als wäre ich in Bologna, als wäre ich Er, als wäre ich Sie, als wäre ich das seelige Gemische von Glück und Unglück, von Liebe und Schmerz, von Tugend und Schwachheit gewesen, und kein Mensch hat mich gestöret. -Gott was ist in diesem Buche! Nun begreife ich, wie die Tragödien der Alten haben so gewaltsame und unglückliche (unglaubliche?) Wirkungen thun können. Ja, Graf, in den Augenblicken nicht fort lesen — nicht mehr fühlen sollen dort auf der Rasenbank hier in der Cle: mentine Zimmer lieber hätte ich alle mein Vermögen verloren. Kann denn Richardson zaubern? Ja, ihm steht alles, was nur rühren be stürmen, alles was hinreißen, und zur Trunkenheit entzücken kann, zu Ge bote, und seine Landsleute zweifeln noch einen Augenblick daran? Aber er muß sterben; Er soll sterben! und alsdann wird man ihm Gerechtig keit wiederfahren lassen. Haben sie den Gay einiger Fabeln wegen in die Gräber der Könige gelegt: so werden sie einen Richardson — unsterblicher Name! Ehre des menschlichen Geschlechts und Fürst der Romandichter! Glücklicher Tyrann aller unsrer Leidenschaften! Dich sollten sie nicht in die Gräber der Könige, nicht zur Asche des Milton, und wenn noch ein ehrwürdigerer Ort ist, nicht dahin legen? Schreib, aber das ist über die Kräfte der Menschheit, schreib noch einen Grandison, und dann

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1. Vermuthlich an den Grafen Moriß von Brühl.

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