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§. 26.

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Grob dürfen nur diejenigen chicaniren, welche entweder das offenbare Uebergewicht haben, oder schon in allgemeinen Ruf berühmter Chicaneurs stehen.

§. 30.

Die Luft des Hofs flösset die Neigung zur Chicane ein, im Umgang der grossen Welt erwirbt man sich die Fähigkeit und Gewohnheit, chicanirt zu werden und andere hinwiederum zu chicaniren, und diese wird durch eigene und fremde Erfahrung vollendet.

§. 31.

Zur Meisterschaft in der Chicane gehört ein hartes und weites Gewissen, ein verschmißter Kopf, eine freche Stirne, ein unglaubiges Herz und eine unempfindliche Seele.

§. 38.

Ein ehrlicher Mann ist am Hofe, was die Glocke in einem Thurm; man hört sie, aber am liebsten von weitem.

§. 44.

Ein Chicaneur braucht sich nicht zu schämen; wann er nur einen scharlachenen Rock hat, der erröthet vor ihu.

§. 49.

Der Lohn der Chicane ist: Rang, Titul, Orden, Geld und Ehre, GOttes Zorn und Strafe, zeitliche und ewige Verdammıniß,

Beispiel 3.

Aus den Kabinetsstücken im Patriot. Archiv. Bd. 2. S. 542. Wie weit ein ehrlicher Mann auch mit eigner Gefahr, seine Schuldigkeit thun müße?

Fragment einer Unterredung zwischen Poo und Mo°, den 21. Nov. 1781.

Po. Dies werden Sie dann just so lange treiben, bis es Ihnen endlich geht, wie Ihrem Vater."

seine Freiheit wieder erhielt.

1. Joh. Jakob Moser wurde den 12. Juli 1759 durch Herzog Karl Wes von Würtenberg auf die Festung Hohcutwiel gescht und blieb dort, ohne nur ein~~1744 mal verhört zu werden, bis er am 25. Sept. 1764 auf Befehl des Reichshofraths Moser selbst sagt von diesem Bater (Patr. Archiv 2.61795 so IV. S, 550): „Wer meht, denn Er, kann sich uuter unsern Zeitgenossen so (einen ehrwürdigen Patrioten) nennen lassen, der länger, denn ein gewöhnliches Menschenalter, mit Lehre und Schriften, mit Thaten und Handlungen für die Nechte, Gesebe und Freiheit unsers allgemeinen und feines besondern Vaterlandes gearbeitet, gewirkt, gestritten und gelitten, in mehr als Einem Kampf den Bekeunerlohn der Wahrheit, den patriotischen Märtyrer- Kranz errungen, und selbst am Ziel seiner

Mo. Dieß würde mir viel Ehre seyn.

Po. Nun, so höre ich denn zum erstenmal, daß jemand eine Ehre darinn gesucht hat, zwischen vier Wände gesperrt zu werden.

Mo. Hinzugesezt, mein Herr, um einer guten Sache willen.
Po. Hinzugesezt, mein Herr, um seines Eigensinnes willen.
Mo. Nun ja denn, wie Sie es nennen wollen, um seines Eigen-
finnes willen, erhißen Sie Sich nur nicht.

Po. Ich erhitze mich nicht; antworten Sie mir nur auf die einige
Frage: Ist dann die gute Sache besser geworden, da er zwischen den vier
Wänden saß?

Mo. Nein, besser nicht, das wissen Sie selbst so gut, als ich.

Po. Was hat er denn also damit gewonnen, es aufs äußerste getrieben zu haben?

Mo. Er hat, als ein ehrlicher Mann, seine Schuldigkeit gethan, für die Folgen hatte er nicht zu stehen.

Po. Allerdings hatte er dafür zu stehen.

Mo. Erlauben Sie mir nur Eine Frage; gleich werden wir auf die Folgen kommen. Ihr Herr Bruder, der Obriste, hat bey Lissa seinen Arm verlohren, ein klein wenig mehr, als auf einer Festung zu sizen; würde er, der stolz auf den gekosteten Tod fürs Vaterland ist, den nicht für einen Thoren oder Schwärmer halten, der diesen Verlust auf Rechnung seines Eigensinnes sehen wollte?

Po. In allewege, Ihr Gleichniß beweiset aber gleich wohl nicht, was es soll; mein Bruder war ein subalterner Officier, bey dem es heißt: Steh und stirb! wär er commandirender General gewesen, so hätte ihn der Tadel getroffen.

ehrenvollen Laufbahn, da sein silbergraues Haupt nur noch Ruhe fodern zu dürfen schien, seinen Prophetenmund noch aufthat, um in seinen Werken, den Früchten funfzigjähriger Erfahrung, unsern Nachkommen Zeugniß und Weissagung zu hinterlassen: wer wir waren? was wir jeho sind? und was Deutschland nach uns zu werden beginne? Zu groß, um eines andern Sclave, zu gerecht, um blinder Anhänger und Anbeter Einer Partei zu seyn, leiteten ihn in seinen Lehren und Anschlägen nur das Geseß und der große Gedanke von der allgemeinen Wohlfahrt, diese allein erfüllte seine reine edle Seele, dieser allein opferte er, gleich entfernt von Furcht und von Eigennuß, alle andern Rücksichten von Dank oder Undank, Lob oder Verfolgung, Vortheilen oder Leiden, mit gleich standhafter Beharrlichkeit auf, ward dafür von Freunden und Feinden seiner Zeit, selbst von dem Fürsten, der ihn hart behandelt, mit dem Ehrennamen des ganz ehrlichen Mannes belohnt, ein Ruhm, den sein ganzes langes Leben durch eine Reihe sich stets gleicher Handlungen verdient, und den die Nachwelt noch mit dem unzerstörlichen Siegel der Wahrheit bekräftigen wird.“

der Wahlsprich J. J. Rose's.

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Mo. Wieder was neues gelernt, daß die commandirenden Generäle schußfrei sind.

Po. Wo habe ich dieß gesagt? aber ein Mann, auf dessen Erhaltung Glück und Unglück beruht, muß sich nie ins dickste Feuer begeben; niemand wird ihn von Zagheit beschuldigen, wenn er es unterläßt, wohl aber einer Unbesonnenheit, wenn er es thut.

Mo. Es giebt aber Fälle, wo auch ein Schwerin den Fähndrich die Fahne aus der Hand reißen, und an der Spitze seines Heeres siegen, oder sterben muß.

Po. Ja, gestorben ist er, vom Siege ist mir nichts wissend geworden. Mo. Er starb den Tod der Helden, entweihen Sie seine Asche nicht. Po. Unterthäniger Diener! Darf ich Ihnen zu Rath seyn, wenn Sie noch einen Sohn bekommen, lassen Sie ihn Curtius nennen.'

Mo. Fabius Curtius, wenn Sie es erlauben, und Sie den Jhrigen: Andres Schonedich.

Po. Ha, ha! das soll er wohl thun, wenn er mir folgen will, und

Mo. Lassen Sie beede nur erst da seyn Beweisen Sie mir aber zuvor: daß ein Mann, der seine Pflicht im höchsten Grade erfüllt, schuldig sei für die Folgen zu stehen, wenn es durch sein Betragen nicht nur nicht besser, sondern noch schlimmer wird? Nicht wahr, so ist doch Ihre Meinung gewesen.

Po. Lassen Sie Sich dieß von dem Könige erklären, der seine Generale erst zwingt, zu schlagen, und, wenn sie die Schlacht verlieren, sie auf die Festung bringen läßt.

IV. Rhetorische Profa.

Johann Lorenz von Mosheim. 1694-1755. (§. 128.)

Johann Lorenz von Mosheim stammte aus dem alten Ge schlechte der Freiherrn von Mosheim, welche in der Schweiz und Steiermark blühen, machte aber selten von seinem Adel, noch weniger von seiner Freiherrnwürde Gebrauch. Er war zu Lübeck am 9. Oktober 1694 geboren und wurde, obschon sein Vater, welcher in englischen Diensten stand, katholisch war, in der protestantischen Lehre erzogen. Von Hauslehrern und auf dem Gymnastum zu Lübeck gebildet, studirte er in Kiel Theolo= gie und legte sich hier vornehmlich auf Kirchengeschichte und alte Literatur, vicarirte dann drei Jahre für den kränklichen Oberprediger zum Felde, wurde 1718 Magister und bald darauf Beisißer der philosophischen Facultät. Im Jahre 1723 folgte er dem Rufe als ordentlicher Professor der Theologie nach Helmstädt und erhielt die theologische Doctor

würde. Er zeichnete sich bald als ́ Docent und Schriftsteller, vorzüglich aber als Kanzelredner aus und wurde das Vorbild eines gebildeten und rednerischen Vortrages. Diese beredte Sprache war es auch, welche die deutsche Gesellschaft zu Leipzig bewog nach dem Tode ihres Stifters, Joh. Burchard Menken, 1732 Mosheim zu ihrem Präsidenten zu ernennen. So wurde er auch, weil man wetteiferte ihn auf andre Universitäten zu ziehen, zum Kirchen- und Consistorialrathe, zum Abt von Marienthal und Michaelstein und zum Generalinspector aller Schulen in Wolfenbüttel und Blankenburg ernannt. Indessen gelang es der neu errichteten Universität Göttingen ihn für sich zu gewinnen und er wurde nun seit 1747 als Kanzler und Professor der Theologie die Hauptzierde dieser Hochschule. Innig geliebt und höchst verehrt von seinen Schülern, durch seine gelehrten Schriften im ganzen Deutschland geachtet, war er in seinen bedeutenden Ämtern unermüdet thätig, doch unterlag sein schwacher Körper der Last seiner Geschäffte, 60 Jahr alt, am 9. Sept. 1755.

Mosheim ist einer der gebildetßten Redner und er scheint gegen seine Vorgänger gehalten einem ganz andern Zeitalter anzugehören. So hat er als Kanzelredner eine ganz neue Bahn gebrochen und noch immer gehört er zu den edelsten und ausgezeichneten Predigern. Auch sein mündlicher Vortrag, Stimme, Aussprache, Lebendigkeit und Bewegung war ganz ge macht seine Zuhörer zu fesseln und fesselte sie beim Anhören von Predigten, welche das Maaß der unsrigen bei weitem überschreiten. Eben so ausgezeichnet ist er als Gelehrter, und als Kirchenhistoriker hat er zuerst die Bahn zu einem gründlichen Studium dieser Wissenschaft in Deutsch: land gebrochen, wie er in seinem ganzen Leben als durchaus würdig erscheint. Seine vorzüglichsten Schriften sind:

1. Joh. Lorenz von Mosheims, weil. Kanzlers der Univ. Göttingen sämmtliche heilige Reden über wichtige Wahrheiten der Lehre Jesu Christi. Drei Bände. Hamb. 1765. 8. (Diese nach M's Tode er schienene Ausgabe ist die vollständigste. Die frühern Ausgaben des ersten Theils waren 1725, 1726, 1728, 1731; des zweiten 1727, 1727, 1731; des dritten 1730 u. 1731. Ein vierter Th. erschien 1736, ein fünfter und sechster 1739. Alle 6 Theile Hamb. 1747. u. Frkf. u. Lpz. 1748. 8.) 2. Joh. Lorenz von Mosheim Sittenlehre der heil. Schrift in fünf Theilen. (Sie erschien in sehr verschiedenen Ausgaben der einzelnen Theile von 1742-1792. J. P. Miller gab sie, allmählich mit 4 Theilen vermehrt, nach M's Tode ebenfalls in verschiednen Auflagen heraus und gab auch einen vollständigen Auszug der neun Theile.)

3. Joh. Laur. Moshemii Institutionum historiae ecclesia. sticae, antiquioris et recentioris libb. IV. Helmst. 1755 4. N. A. 1764. 4. von Miller besorgt. - Deutsch erschien das Werk: J. L. v. Mosheim Vollständige Kirchengeschichte des neuen Testa:

ments aus dessen gesammten lat. Werken überseßt u. f. f. von J. A. von Einem. Neun Theile. Lpz. 1769-1778. gr. 8. (Auch mit Fort: sehungen von J. R. Schlegel und J. J. Fraas.)

Auch übersetzte Mosheim Radolf Cudworths Werf: the true intectual systeme ins Lateinische mit berühmten Anmerkungen.

Beispiel 1.

Aus der Predigt: Das väterliche Herz Gottes gegen seine ab: trünnigen Kinder. Über Luc. XV. v. 1-7.

(Heil. Reden Bd. II. S. 417.)

Ihr alle, die ihr hie zugegen seyd, böse und gute, verlorne und wie: dergefundene Schafe, nehmet aus den Worten des Erlösers, womit er unser Gleichniß schließet, einen Grund und Trieb, die Ermahnungen, die wir euch gegeben, zu versiegeln. Jesus saget: Es wird Freude im Himmel, das heißt, wie er sich selbst am Ende des folgenden Gleichuisses erkläret, vor den Engeln Gottes seyn über einen Sünder, der Buße thut. Diese Worte, die zu mehr als einer Lehre Anlaß geben, bilden uns den Stand der Seligen in der Ewigkeit auf eine Weise ab, die uns Träge und Saumselige ermuntern und erwecken muß, mit allen unsern Kräften darnach zu ringen. Der Heiland redet von den Engeln. Allein wir werden, wie er selbst an einem andern Orte saget, den Engeln Gottes im Himmel gleich seyn, wenn wir uns der Auferstehung der Gerechten würdig machen. Und was also von den Engeln gefaget wird, das erkläret auch den künftigen Zustand derer, die hier in der Heerde des Erzhirten und Bischoffs der Seelen gelebet, und sich zu der Welt, die wir im Glauben erwarten, bereitet haben. Die Engel freuen fich über die Bekehrung eines Sünders. Was ist die Ursache dieser Freude? Wir Sterblichen können uns nicht anders freuen, als wenn wir glauben, daß unsere Glückseligkeit vermehret und vergrößert sey. Wer freuet sich über den Wohlstand eines andern, von dem er nichts zu hoffen hat? Und was wächset dem Vergnügen der reinen und vollkommenen Geister zu, die das Angesicht des Herrn sehen, und in Gott alles haben, was sie wünschen, wenn jemand unter uns aus den Stricken des Satans errettet wird? Nichts, nichts. Sie bleiben gleich selig, wir mögen zur Höllen fahren, oder zu Gott kommen. Und warum werden sie denn durch unsere Buße zur Freude beweget? Ihr Verstand ist reiner, heller und klärer. Sie sehen nicht wie wir durch Nebel und Wolken. Sie begreifen die Gerechtigkeit und Heiligkeit des göttlichen Willens, die Weisheit seiner Wege, die Schönheit der Wahrheit und der Ordnung: und daher ist ihre Liebe reiner; daher sind ihre Begierden heiliger; daher ist ihr Wille lauter und vollkom men. Sie freuen sich, weil der weise Nath des Höchsten durch die Buße

eines

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