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auch die Drangsale des Krieges sie vielfach erschütterten, wurde ihre Gesundheit immer mehr geschwächt, auch mögen häusliche Leiden ihr nicht ́ fremd geblieben sein, und so starb sie, erst neunundvierzig Jahr alt, am 26. Juni 1762.

Sie war eine kenntnissreiche, entschlossene, klarverständige, tugendhafte und liebenswürdige Frau und erwarb sich selbst unter den Feinden ihres Gatten allgemeine Achtung. Sie war höchst bescheiden, auch in Anschung ihrer Kenntnisse, der höchsten Aufopferungen und Anstrengungen für Gatten und Freunde fähig, treu und wahr, redlichen und frommen Herzens. Als Schriftstellerinn war sie sehr belesen, geschmackvoll, wißig und lebhaft, doch als Dichterinn, auch in ihrem besten Stücke Panthea, wird man bei ihr mehr Reinheit und Richtigkeit der Sprache als dichterische Kraft und Begeisterung finden. In vielen Stücken übertraf sie den Gatten, dessen treuste Mitarbeiterinn sie war. Am besten lernt man sie aus ihren Briefen kennen, welche Frau von Runket nach ihrem Tode unter folgendem Titel herausgegeben hat:

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Briefe der Frau Luise Adelgunde Victorie Gottsched gebohrne Kulmus. Erster und zw. Theil Dresden 1771. Dritter Theil 1773. 8. (worin auch ihre Panthea abgedruckt ist.)

Ihre Hauptschriften sind folgende Übersetzungen:

1. Der Frau von Lambert Betrachtungen über das Frauenzimmer. A. d. F. Leipz. 17341 (Mit eignen Gedichten.)

2. Der Sieg der Beredsamkeit. A. d. F. der Frau von Gomez (mit Voltaires Trauerspiel Zaire). Leipzig 1735.

3. Kato, ein Trauerspiel a. d. E. des Herrn Addison übersetzt. Leipz. 1735. 8. N. A. 1753. 8.

4. Der Zuschauer a. d. E. des Herrn Richard Steele und Joseph Addison. 9 Th. Leipzig 1739–1743. (N. A. 1757. 8.)

5. Herrn Alex. Pope's Lockenraub, ein scherzhaftes Heldengedicht. A. d. E. in deutsche Verse übersetzt. Leipz. 1744. 4. m. K. 6. Neue Sammlung auserlesener Stücke aus Popens, Eachards, Newtons u. a. Schriften überseßt. Leipz. 1749. 8.

7. Geschichte der Königlichen Akademie der Aufschriften und schönen Wissenschaften in Paris, darin zugleich unzähliche Abhandlungen aus allen freien Künsten, gelehrten Sprachen und Alterthümern enthalten sind. A. d. Fr. Elf Theile. Mit e. Vorrede von J. Chr. Gottsched. (Th. U. mit Neg. und Zusätzen von J. J. Reiske.)

1. Die Angabe 1731 bei Jördens ist falsch, wenn auch die Überschung schon 1731 mag vollendet worden sein. 2. Nicht zu verwechseln mit Gottscheds eignem Trauerspiel: der sterbende Cato.

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8. Der Königl. Academie der Aufschriften und schönen. Wissenschaften zu Paris Ausführliche Schriften, darin unzählige Abhandlungen aus allen freien Künften, gelehrten Sprachen und Alterthümern enthalten sind. Mit Kupf. 2 Th. Leipz. 1753. 54. gr. 8.

9. Nachrichten, die zum Leben der Frau von Maintenon und des vorigen Jahrh. gehörig sind. A. d. F. 3 Bde. Leipz. 1757. 8. Bd. I. ist von Frau Gottsched, II. von Frau v. Runkel. III. von Gottsched.)

10. E. Übersetzung des 23. Psalms a. d. Engl. des Addison.

11. Eine prosaische Übersetzung von 7 Oden des Horaz. (Beides in ihren Briefen Th. I.)

und noch viele andre Überschungen kleinerer Stücke, philosophischer Schriften und Abhandlungen in der deutschen Schaubühne, den vernünftigen Sadlerinnen u. a. m.

Von ihr selbst oder doch von ihr bearbeitet haben wir:

S.

1. Die Pietisterei im Fischbeinrocke oder die doctormäßige Frau, in einem Luffspiele vorgestellt. Rostock auf Kosten guter Freunde. 1736. 8. (Freie Nachahmung von Bougeants Komödie La femme Docteur, ou la Théologie Janfenifte tombée en quenouille. à Amfterdam 1731. 8.)

2. Triumph der Weltweisheit nach Art des franz. Sieges der Beredsamkeit von Frau von Gomez, nebst einem Anhange dreier Reden (z. B. Satirische Lobrede auf den sogenannten Amaranthes oder Gottlieb Siegmund Corvinus). Leipz. 1739. 8.

3. Horatii, als eines wohlerfahrnen Schiffers, beweglicher Zuruf an alle auf dem Meere der gesunden Vernunft schwimmende Wolfianer, entworfen von X. Y. 3. ohne Ortsbenennung 1740. 8. (Eine fo mische Predigt gegen den homiletischen Schlendrian. Es ist Horat, Epod. 7. Quo, quo fcelefti ruitis? als Thema genommen und abgehandelt: 1. das schön bemahlete Boot. 2. Der Schiffer, der ihm droht. 3. Die zu besorgende Noth). 4. Der kleine Prophet von Böhmischbroda, oder Weissagung des Gabriel Johannes Nepomucenus Franciscus de Paula Waldstorch, genannt Waldstörchet. Prag 1753. S. (Eine Satire gegen die Gottscheden so verhaffte Operette von Weiße: die verwandelten Weiber oder der Teufel ist los. Sie ist eigentlich halb Übersetzung, halb Nachahmung des Petit Prophète de Bochmifchbroda von Grimm.)

5. Panthea, ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. Aufgeführet zu Wien

1. nicht klar!

auf dem Kayserl. Königl. Privilegirten Stadt-Theater 1751. (S. Briefe von Frau v. Runkel Th. III. S. 177.)

6. Der beste Fürst. Ein Vorspiel auf das hohe Geburtsfest Ihrer

Hochfürstl. Durchl. Frau Johannen Elisabethen verw. Fürstin von
Anhalt Zerbst, den 24. Oct. 1755. (Briefe Th. II. S. 313. Kl.
Gedichte. S. 3. auch Leipz. 1755. 4.)

Außerdem noch mehrere Abhandlungen und kleine Schriften, z. B. Über die Gelehrsamkeit des Frauenzimmers und Über Arbeit und Müßiggang in der spätern Ausg. der vernünftigen Tadlerinnen; von der wahren Ehre in den Briefen. Th. I. S. 301.

Nach ihrem Tode erschienen:

„Der Frau Luise Adelgunde Victorie Gottschedinn geb. „Kulmus Sämmtliche kleinere Gedichte, nebst dem von vielen vorneh,,men Standespersonen, Gönnern und Freunden beiderlei Geschlechts ,,ihr gestifteten Ehrenmale und ihrem Leben, herausgegeben von ihrem ,,hinterbliebenen Ehegatten. Leipz. 1763. 8. mit ihrem Bildnisse," worin auch einige geistliche Lieder.

Beispiel 1.

Aus dem Trauerspiele Panthea."

Fünfter Aufzug.

Anderer Auftritt.

Cyrus. Panthèa. Gobrias. Hystaspes. Araspes.

O Cyrus!

Panthea.

Cyrus.

Panthea, dein ganzes Glück ist hin!

O Schmerz, daß ich dazu die erste Ursach bin!

Panthea.

Ja Cyrus, Abradat ist für dein Recht gestorben;
Doch meine Zärtlichkeit hat ihm den Tod erworben.
Ich weiß, wie oft mein Mund, o unglücksvoller Rath!
Jhn, deiner Freundschaft sets sich werth zu zeigen, bat;

1. Cyrus hat dem Abradates die geliebte Gemahlinn Panthea wiedergegeben, welche Araspes mit sträflicher Liebe liebt und weil sie ihn verschmäht, den Tod des Abradates in einer Schlacht des Cyrus gegen Erösus bewürkt. Siegreich kehrt Cyrus, aber Abradat ist gefallen, doch glaubt man noch durch Feindes Hand.

Wie sehr ich ihm den Schußz, den Cyrus mir erwiesen
Und das beschützte Recht der Unschuld angepriesen.
Dies, dies hat ihn erhitzt, und ihn so kühn gemacht,
Daß er aus Dankbarkeit den nahen Tod verlacht.
Daß er dem besten Fürst mit seinem eignen Leben
Für seine Panthea das Lösegeld gegeben.

Du, auch im Grabe noch mir ewig theurer Freund,
Vergieb der Zärtlichkeit, die unsre Brust vereint,

Wenn sie dir, (wüsst ein Mensch den Ausgang aller Thaten!)
Mit kühnem Eifer selbst den Weg zum Grab gerathen.
Der Tugend reger Trieb hat kein verschloßnes Ohr,
Er wacht, und seine Pflicht kömt jedem Rath zuvor.
Ja, Cyrus, Abradat hat dir gesucht zu dienen;
Sein Leben hat ihm nicht des Schonens werth geschienen.
Sein Grab, verhaßtes Wort, bey dem mein Herze bricht,
Sein Grab umschließet ihn: und mich umschließt es nicht?
Unglückliche! du lebst, da Abradat erblasset?

Wie hat der Götter Grimm so grausam noch gehasset?
Schmerzen!

Cyrus.

Panthea, auch mein verschloßner Mund,

Und diese Zähren thun dir meinen Jammer kund.

Dir muß (wie theuer kommt uns diese Schlacht zu stehen!)
Der beste Mann, und mir, der beste Freund entgehen.
Nimm, Panthea, zum Schmuck für seine Grabesstatt,
Die Schätze, die Gadat mir heut geschenket hat.
Ich werde seine Gruft noch mehr zu zieren wissen:
Ein herrlich Grabmal soll den theuren Leib umschließen.
Es sey das Theil des Reichs, wo Abradates ruht,
Vor andern ausgeschmückt, und ehre seinen Muth.
Du, Fürstin, darfst indeß dich nicht ganz trofilos quälen,
Ich schätze noch in dir die Hoheit seiner Seelen.
Der feuschen Tugend Macht, die deine Brust belebt,
Ist stets ein reizend Bild, das mir vor Augen schwebt.
Man wird in furzer Zeit die Beute mit dir theilen,

Und willst du dann nicht mehr bey meinem Heer verweilen :
So wähle einen Ort und zeige mir ihn an;

Dir geb' ich eine Schaar, die dich begleiten kann.
Und kann zu deinem Dienst noch etwas mehr geschehen,

Dein Wort ist mir genug, du sollst mich dankbar sehen.

Panthea.

Mein Fürst, behalte stets den besten Freund so lieb,
Der auf der Tugend Wink ein Raub des Todes blicb.
Die Zuflucht, wo ich mich entschließe hinzuwenden,
Erfährst du heute noch, ch sich der Tag wird enden.

(Panthea geht ab.)*

Beispiel 2.

Neununddreißigster Brief. (Briefe Th. I. S. 103.)

An ihren Freund und nachherigen Ehegatten.

Danzig den 5. Junius 1734.

Mein einziger Freund,

Wo soll ich anfangen, Ihnen beym Abgang der ersten Post, die man. für sicher hält, alles das zu erzählen, was mir seit dem 16. April begeg net ist? Allen Verlust, den ich erlitten, und allen Schmerz, den ich dar über empfinde? Meine beste Mutter ist nicht mehr. Die Führerin meiner Jugend, die Mutter, die mir jederzeit mehr mit der Zärtlichkeit einer vertrauten Freundin, als mit der Strenge einer so nahen Blutsverwandtin begegnete, die habe ich verloren, und mit ihr alles, alles, was mir die jetzigen Umstände erträglich machen könnte. Beklagen Sie mich, mein bester Freund; theilen Sie meinen Schmerz mit mir; helfen Sie mir die beste Mutter betrauren, die Ihnen ihren Segen zurück gelassen! Auf diese Weise werde ich einige Linderung finden, die ich bisher vergebens gesucht habe.

Ich will Ihnen die letzten Tage der Verstorbenen erzählen, denn in ihren lehten Stunden bin ich selbst am Rande des Grabes gewesen. Es hätte nicht viel gefehlt, so hätten Sie auch mich, und in mir Ihre treuste Freundin verloren. Den Anfang der Krankheiten in unserm Hause machte ich und meine Schwester. Es befielen uns die Masern, die den ganzen Winter in Danzig gewüthet hatten. Ich bekam noch ein heftiges Fieber und einen starken Ausschlag, so daß mein Leben einige Tage in Gefahr Es besserte sich gegen den ersten May. Wir erhielten diesen Tag

war.

1. Nachdem Cyrus noch Abradates Andenken ehrt, kommt Nicothris, Tochter des zu Cyrus übergegangenen Fürsten Gebrias, mit einem blutenden Dolche und erzählt, wie Panthea sich selbst ermordet auf die Leiche des Gemahls, dessen Tod aber das Werk eines Mörders gewesen sei. Da bekennt Araspes die That, ermordet sich aber mit Pantheas Dolch, Cyrus will aber auch an dem Todten nicht des Lebens Bosheit schonen.“

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