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Bodmer und sein Freund Breitinger in Zürich waren mit Zellmeyer, H. und J. Meister, Keller, Maur u. A. zu einer Gesellschaft zusammengetreten, aus denen als eine Nachahmung des englischen Zuschauers (v. Addison) die in ihren ersten Anfängen wenig bedeutende Wochenschrift: die Discurse der Mahler1 1721 — 1723 hervorging, welche doch Gottsched auch zuerst auf den Gedanken brachte die Poesie kritisch zu betrachten. Als nun neben andern seichten Zeitschriften auch Gottsched's „vernünftige Tadlerinnen“ seit 1726 erschienen und ebenfalls in einzelnen Abhandlungen, wie „Anklagung des verderbten Geschmacks,“ Zürich, und in der Fortseßung der Discurse, der Mahler der Sitten seit 1729 mit andern Schriften Gottscheds von den Schweizern hart getadelt wurden, da trat auch Gottsched mit Schwabe, Triller u. a. auf und fingen an, die Schweizer vornehmlich in grammatischer Rücksicht, auch ihres schweizerischen Dialects wegen, zurecht zu weisen, wie jene es in ästhetischer Hinsicht mit Gottsched gethan hatten. Bedeutender wurde der Kampf als 1732 Bodmers Übersetzung des verlornen Paradieses von Milton erschien und Gottsched, vor dem auch Haller und Hagedorn keine Gnade gefunden hatten, in seiner „Dichtkunft“ und den „Beiträgen zur kritischen Historie der Deutschen Sprache“ dem französischen Geschmack huldigend, den englischen Dichter angriff, von Bodmer in der Kritischen Abhandlung vom Wunderbaren in der Poesie" zurecht gewiesen wurde und hierauf aufs heftigste in den Beiträgen" über diese Abhand lung herfiel. Nun entbrannte der Kampf immer gewaltiger und da die besseren Köpfe auf Seiten der Schweizer standen: so ließ sich schon erwarten, daß Gottsched, welcher früher gesucht hatte aller Meinung für sich zu ge winnen und Philosophen und Orthodoxe, Vornehme und Frauen, Sachsen und Franzosen, durch seine Schmeicheleien an sich zu ziehen, in diesem Streit unterliegen würde. Da, während Gottsched weissagte, bald werde es mit dem Miltonschen Geschmack dahin sein, trat Klopstock mit seinem Messias auf und riss alle Herzen an sich. Wie sehr der Dictator auch gegen ihn tobte, glaubte doch niemand mehr seinem Geschmack und Keiner wollte den Herrmann oder das befreite Deutschland" seines Schüßlings, des matten Christoph Otto von Schönaich, für ein größeres Gedicht als Klopstocks Messias anerkennen. Zu seinen bedeutenden Gegnern gehörten auch Rost, Pyra, Liscov und die sächsischen Dichter in den bremischen Beiträgen. Gegen die letztern trat auch Gottsched's

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1. Die Verf. gaben sich Namen von Mahlern: Hans Holbein, Albrecht Dürer, Naphael von Urbin, Hannibal Carrache, Rubens, Michael Angelo u. a. — 2. Rost, Secret. beim Grafen von Brühl, machte zuerst in seinem Vorspiele, ein satirisch - episches Gedicht in fünf Büchern, 1743, und in dem „Sendschreiben des Teufels, 1753," Gottsched lächerlich. Das letztere ließ er, als Gottsched

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Gattinn, welche sich sonst vom Streite fern hielt, in dem Nachspiele:,,der Witling" auf (im 6. Th. der deutschen Schaubühne.)

Unter den Schriften Gottscheds sind zu nennen:

I. Dichterische.

1. Herrn J. Ch. Gottsched's u. f. f. Gedichte, gesammelt und herausg. von J. J. Schwabe, Leipz. 1736. gr. 8. Zw. Aufl. Ebend. 1752. 8. 2 Bde. (Th. I. enthält drei Bücher Oden: Heldenlieder, Ehrenlieder und Freundschafts- und Liebeslieder, Ode auf das zweyte protestantische Jubelfest; Sinngedichte, Poetische Sendschreiben, zweh Bücher, Elegieen, Gesänge, satirische und Lehr- Gedichte. Th. II. Ebenso drei Bücher Oden, eine Jubelode auf die Buchdruckerkunst. Sinngedichte. Heroische Gedichte. Gesänge. Poetische Sendschreiben. Elegien und des Heil Augustins Bekehrung, Ein geistl. Drama aus dem Welschen der Durchlauchtigen Armelinda Thalea Kön. Hoheit übersetzt. 2. Dramatische Stücke:

1a. Der sterbende Kato, ein Trauerspiel nebst Fenelons Gedanken von Trauerspielen. Leipz. 1732. 8. Zehnte Aufl. 1757. (Auch in der deutschen Schaubühne Th. I. f. unten III. 2.)

b. Atalanta eder, die bezwungne Sprödigkeit, ein Schäferspiel. (In Th. III. der Deutschen Schaubühne.)

c. Die parisische Bluthochzeit König Heinrichs von Navarra. Trauerspiel. (ib. Th. VI.)

d. Agis, König von Sparta. Trauerspiel. (ib.)

II. Prosaische:

1. Versuch einer kritischen Dichtkunst, dürchgehends mit den Erempeln unsrer besten Dichter erläutert. Leipz. 1730. 8. 3w. Aufl.

eben eine Reise machte, demselben auf allen Stationen, wo er ankam, übergeben. Frau Gottsched machte darauf folgendes Epigramm:

Hört, Christen, eine neue Mähr:

Rost ist des Teufels Secretär.
Dieß Amt ist ihm gar eben recht;

Denn wie der Herr, so auch der Knecht.

1. Gottsched wollte auch zur Verbesserung des Geschmacks den Harlekin. (Hanswurst, auch Pickelbäring, Jean Potage, Jean Farine, Jack Pudding, Arlequino, Maccaroni, Polichinello, neuerlich auch Easperle genannt) vom Theater verbannen, und trug ihn in Verbindung mit der Schauspiel-Directrice Johanne Neuber feierlichst zu Grabe. Hanswurst stand aber wieder auf und viele der sinnreichsten Köpfe nahmen sich seiner an, Möser schrieb eine Vertheidigungsschrift für ihn und Lessing nannte sein Begräbniß die größßte Hanswurstiade. Er hat sich indessen auf dem gebildeten Theater auch im Lustspiel bis zu unsern Zeiten nicht erhalten können und taucht nur noch im Puppenspiel als Casperle auf.

1737. Dritte 1742 (mit dem Anfange: Und meine Dichtkunst lebet noch sie lebet, sag ich u. s. f.) Vierte sehr verm. Ausg. 1751. gr. 8.

2. Ausführliche Redekunft nach Anleit. der alten Griechen und Nömer, wie auch der neuern Ausländer, in zweenen Theilen verfaßset u. i f. Fünfte Aufl. Leipz. 1759. gr. 8. (Die erste Ausg. von 1728 war nur ein Grundriss, welcher allmählich heranwuchs. Es erschien noch später ein Auszug für Gymnasïen „Verübungen der Beredsamkeit." Fünfte Aufl. 1775 und für Universitäten: „Akademische Redekunst." Lpz. 1759. 8)

3. Grundlegung einer deutschen Sprachkunst. Nach den Mustern der besten Schriftsteller des vorigen und jeßigen Jahrh. Leipz. 1748. gr. 8., dann 1749, 1752, 1756 und 1762. Die sechste Aufl. „Vollständigere und neuerläuterte Deutsche Sprachkunst gab J. G. Hofmann Leipz. 1776. heraus. Auch hiervon (wie von No. 1.) erschien ein Auszug,,Kern der deutschen Sprachkunst" in 8 Aufl. Das Buch enthält viel Gutes und hat viel gewürkt. 4. Gesamelte Reden in drei Abtheilungen. Leipz. 1749. (Nicht alle find von Gottsched.)

5. Nöthiger Vorrath zur Geschichte der deutschen dramatischen Dichtkunst, oder Verzeichniß aller deutschen Trauer- Lustund Singspiele, die in Druck erschienen von 1450 u. s. f. Leipz. 1757. 8. Zw. Theil. Nachlese aller u. f. f. von 1450 bis 1760. Leipz 1765. 8. (Noch immer ein sehr brauchbares, verdienstliches Werk.)

6. Beobachtungen über den Gebrauch und Mißbrauch vieler deutschen Wörter und Redensarten. Straßb. u. Leipz. 1768. 8.

7. Handlexikon oder kurzgefasstes Wörterbuch der schönen Wissenschaften und freien Künste. Leipz. 1760. gr. 8. (Er hatte mehrere Mitarbeiter, auch f. Frau.)

8. Erste Gründe der gesamten Weltweisheit, darin alle philosophische Wissenschaften in ihrer natürlichen Verknüpfung abgehandelt worden. Erster theoretischer, zweiter praktischer Theil. Siebente Aufl. 1762. gr. S. Auch hiervon erschien ein Auszug für Schulen. Außerdem wären noch viele Programme, Reden u. dgl. zu nennen. III. Unter den fremden Schriften, welche Gottsched herausgab, nennen wir 1. Heinrichs v. Alkmar Reineke der Fuchs, mit schönen Kupfern (von Everding); nach der Ausg. von 1498 ins Hochdeutsche überseht und mit einer Abhandlung von dem Urheber u. s. f. des Gedichts verschen. Leipz. und Amsterd. 1752. kl. Fol. Die Übersetzung ist in Prosa. Das Buch ist noch brauchbar und gesucht.

Von den Zeitschriften, welche Gottsched mit eignen Beiträgen herausgab, sind bedeutend:

2. Die deutsche Schaubühne nach den Regeln der alten Griechen und Römer eingerichtet und mit einer Vorrede herausg. Sechs Theile. Neue verb. Aufl. Leipz. 1746 u. 1750. 8.

3. Die vernünftigen Tadlerinnen, eine moral. Wochenschrift. Halle und Leipz. 1725 u. 26. An ihre Stelle trat 1727 u. 28 Der Biedermann. II Bde (in 100 Stücken).

4. Beiträge zur kritischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, herausg. von einigen Mitgliedern der deutschen Gesellschaft in Leipzig. Acht Bände, Leipz. 1732-1744. 8. Eine der besten Zeitschriften dieser Zeit, worin Auszüge aus alten und neuern Schriften, Abhandlungen über verschiedene Gegenstände der Literatur, Lebensbeschreibungen u. a. m. sich finden. Zu den Mits arbeitern gehören z. B. Wächter, Löscher, Schelhorn, Hachenberg, Brucker, Joh. Elias Schlegel, Hier. Wolf u. a. von manchen be rühmten und seltnen Büchern wird Nachricht gegeben, wie von He nischens Schatz der deutschen Sprache und Weisheit, Paul Rebhuhns: Klag des armen Mannes, von Stielers und Steinbachs Wörterbüchern, Maskous Gesch. der Deutschen, Gueing Sprachlehre u. a.

5. Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freien Künste. Zehn Bände Leipz. 1745-1754. 8., worin unter an dern: poetische Übersetzung des befreiten Jerusalems von Fr. Koppe. 6. Das Neuste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit. Zwölf Bde. Leipz. 1751-1762. S., worin z. B. Verzeichniß deutscher Originaltrauerspiele seit 1730.

7. Sammlung einiger ausgesuchten Stücke der Gesellschaft der freien Künste zu Leipzig. Drei Theile. Leipz. 1754, 1755.

Beispiel 1.

Anfang der IV. Ode auf die in Leipzig im April des 1733ften Jahres angenommene Erbhuldigung Sr. Kön. Hoh. Hrn Friedrich

Augusts II.

(Ged. Th. I. S. 36.)

Die Nacht ist hin, der Tag bricht an!
O Sachsen, auf aus deinem Schlummer!

Vergiß, was dich betrüben kann,

Und fasse dich nunmehr nach herbem Gram und Kummer.

Was weinst du doch um deinen Held,

August, die Lust der halben Welt,

Den du, so wie es schien, vor kurzer Zeit verlohren?
Getrost! du irrst. Er lebet noch!

Er lebt! ach jauchze, jauchze doch!

Und zeigt sich nur verjüngt und gleichsam neu gebohren.
Wie eine zarte Braut erwacht,

Wann sie des Liebsten Stimme höret,
Nachdem der Hochzeitkerzen Pracht
Ein trauriges Gerücht von seiner Gruft gestöret;
Sie rafft sich auf, und sicht umher,

Und horcht bestürzt, und zweifelt sehr,
Ob irgend sie dabey ein süßer Traum betrogen;
Doch endlich glaubt sie, was sie sieht,
Und weil ihr Glück nun wieder blüht,
So wird im Augenblick der Brautschmuck angezogen:
So seh ich Sachsens matten Blick
Auf einmal hell und munter werden.
Der bloße Ruf von solchem Glück,

Gefeht, er wäre falsch, erweckt es aus der Erden.
Wie? heißt sein Wort: Was? lebt August?

Lebt Friedrich, seiner Länder Lust?

Wer spottet meines Grams, und tröstet mich zum Hohne!
Es ist unmöglich! Sachsen, nein!

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Man täuscht dich nicht; dein Wunsch trifft ein:

Denn Friedrich August lebt wahrhaftig in dem Sohne."

Beispiel 2.

XVI. Singgedicht. An ein Frauenzimmer, welches zornig geworden, weil er sie angesehen. (Th. I. S. 354.)

Ihr schönsten Augen! zürnt nur nicht,

Daß ich euch lechzend angesehen.
Es prallten nur die eignen Blicke,
Die selbst von euch nach mir geschehen,
Als meiner Seelen Sonnenlicht,
Durch meiner Augen Stral zurücke.

Ihr schönsten Augen! zürnt nur nicht ze.

So fang der zarte Filamor,

Als Phyllis ihm den Fehler vorgerücket,
Er hätte sie zu oft, zu heftig angeblicket.
Was kann ich, sprach er, denn davor,

1. Noch 25 Verse.

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