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können, diese Bedeutung ist noch in vermögen); m, hüll Helm; n, vor vorn; s, krup Krebs; (nicht wenig deutsche Wörter stammen von niederdeutschen ab) sch, Mann Mensch; ft, zahm Zunft; st, kann Kunst; ng, thu Ding; und z, her Herz. (Her ist so viel als er ur. Der Begrif ist: ursprüngliche Lebenskraft.)

Vordem benutzten wir alle Selbstlaute zu Vermehrungen. jetzt brauchen wir nur das einzige e dazu.

Unsre ältern Vorfahren endeten die meisten Wörter mit Selbstlauten. Die Italiener, und Spanier scheinen diefs (denn sie brauchen die von den altdeutschen unterschiedenen römischen Endungen nicht) von ihnen, die ihre Überwinder waren, genommen zu haben. Unsre spätern Vorfahren haben die Selbstlaute bis auf das e (und auch diefs komt eben nicht oft vor) weggeworfen. Der Verdrufs über diesen Verlust hat mich mauchmal darauf gebracht, die Ursach der Wegwerfung zu finden. Ich bin bey folgender stehn geblieben: So viel ich von der Geschichte unsrer Sprache weis, so war man die ganze Zeit über, da man die Selbstlaute am Ende der Wörter brauchte, nicht gewiss ge nung, welche (es ist da nur wenig Festgesetztes) man brauchen wollte. Hierdurch musten notwendig Undeutlichkeit und Doppelsinn entstehn, und diefs um so viel mehr, da auch die Umendungen der Wörter durch Selbstlaute gemacht wurden. Wie sehr man überhaupt damals in der Sprache schwankte, erhelt daraus, dass man wol drey Jahrhunderte lang das so oft wieder kommende Wort seyn mit der grösten Verschiedenheit bildete.

Da man nun mit diesem Wichtigeren, und leichter Festzusezenden nicht konte zu Stande kommen; so war es kein Wunder, dafs man das weniger wichtige, und das doch zugleich (wegen seiner vielen kleinen Theile) schwerer zu bestimmen war, und mehr Doppelsinn verursachte, so vernachlässigte, dafs man es zuletzt ganz muste fahren lassen. Es ist kein kleiner Verlust, den die Sprache hierdurch gelitten hat.

Sunt lacrimae et vocum, et mentem mortalia tangunt.

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IV. Gotthold Ephraim Lessing. 1729-1781. Gotthold Ephraim Leffing, geboren am 22. Januar 1729 zu Camenz in der Oberlausit, wo sein Vater Pastor Primarius war, ein frommer unb rechtgläubiger, auch als Gelehrter und Schriftsteller anerkann ter Mann. Der Vater unterrichtete ihn theils selbst, theils durch einen

Privatlehrer und durch die öffentliche Stadtschule des Orts, und schickte ihn dann im zwölften Jahre auf die Fürstenschule nach Meißen, wo er den Grund zu seiner künftigen Gelehrsamkeit legte. Mit dem angestrengte: sten Fleiß gab er sich den Wissenschaften hin; aber zeigte schon hier, wie viel mehr er leisten könne, als seine Mitschüler, trieb neben den alten Sprachen auch philosophische und mathematische Studien und neuere Sprachen und las manchen alten Schriftsteller für sich, wie Theophrast, Plautus, Terenz seine Lieblinge waren. Kaum 14 Jahr alt schickte er seinem Vater beim Eintritt des Jahres 1743 eine Glückwunschrede, worin er den Vater von dem Vorurtheil, daß es in der Welt immer schlimmer werde, zurückzubringen unternahm. Als er nach des Vaters Willen im Jahre 1746 die Universität Leipzig bezog, um Theologie zu ftudiren, fagte ihm weder dies Fach, noch der Unterricht der Lehrer zu. Nun versuchte er sich bald in diesem, bald in jenem Fache; trieb Medicin, Chemie und Botanik, suchte durch Reiten, Tanzen und Fechten seinen Anstand zu bilden und ergriff mit dem größßten Eifer das Studium der Literatur und Dichtkunst, vor allen des Theaters und suchte mehr im Umgange mit der Neuberschen Schauspielergesellschaft, namentlich mit Brückner zu lernen als in Büchern zu finden war, daß er bald selbst da als Lehrer auftrat, wo er kurz vorher nur gelernt hatte. Solches Leben und solcher Umgang fonnte im väterlichen Hause wenig gefallen und man erdichtete eine schwere Krankheit der Mutter, um ihn von der bösen Gesellschaft abzuziehn, und seine pers sönliche Erscheinung und seine Kenntnisse verwischten wieder das schreckliche Bild, welches man sich von ihm gemacht hatte. Als er aber nach Leipzig zurückgegangen war, hier das Schauspiel in Abnahme gerieth, auch sein Freund Mylius, in dessen Wochenschrift der Naturforscher er Gedichte' herausgegeben hatte, nach Berlin gegangen war, verließ er ebenfalls Leip zig und ging nach Berlin, was der frommen Mutter ein neuer Anlass zu großen Besorgnissen wurde. In Berlin gab er mit Mylius eine Quar talschrift: Beiträge zur Historie und Aufnahme des Theaters heraus, von welcher zwar nur wenige Hefte erschienen, welche aber doch sehr unterrich tend und neu in ihrer Art waren. Auch seine Gedichte erschienen jezt unter dem Titel: Kleinigkeiten, und fanden viel größeren Beifall als er gehofft hatte. - Dem steten Quälen des Vaters, dem die französischen Deisten in Berlin Angst machten, gab er nach, ging nach Wittenberg, wo sein jüngerer Bruder, Johann Gottlieb, studirte und wurde hier dem Vater zu Gefallen Magister, ohne Geschmack am Universitätsleben zu finden. Er überseßte damals aus dem Spanischen das in vieler Beziehung barocke

1. Seine ersten Lustspiele: Damon oder die Freundschaft und die alte Jungs fer erschienen aber in der Wochenschrift eines M. Agrifola: Ermunterungen zum Vergnügen des Gemüths, Hamb. 1747.

Buch des Huarte: Prüfung der Köpfe, und fing mit seinem Bruder an, auch Klopstocks Messias ins Lateinische zu übersetzen. Als er 1753 wieder nach Berlin zurückgegangen war, schrieb er an. Mylius Stelle die gelehrten Artikel in der Vossischen Zeitung, gab vier Theile seiner Schriften heraus, worin seine Rettungen nur Todte vertheidigten und Lebende angriffen, und seine Komödien Mußter für die damalige Bühne waren. Er übersetzte auch den ersten Theil von Marigny's Geschichte der Araber, sammelte die Schriften seines in London gestorbenen Freundes Mylius und gab zwei Stücke seiner Theatralischen Bibliothek heraus. Der Umgang mit Moses Mendelssohn und Nikolai wurde bald zur engeren Freundschaft, doch fand Lessing auch jetzt in Berlin nicht das Interesse für die Bühne, welches er wünschte, und ging wieder nach Leipzig, 1755, nachdem er das erste große bürgerliche Trauerspiel der Deutschen, seine Mis Sara Sampson, größtentheils in Potsdam, geschrieben hatte. In Leipzig fand er, wonach er sich lange gesehnt, einen reichen jungen Mann, welcher ihn zum Reisebegleiter erwählte und mit ihm die Welt sehen wollte. Schon waren die Reisenden durch das nördliche Deutschland und Holland bis Amsterdam gegangen, als der ausbrechende siebenjährige Krieg sie umzukehren zwang. Leipzig wurde nun wieder Lessings Aufenthalt und hier fand er den Dichter von Kleist, welchen er mit seinem Universitätsfreund Weiße bekannt machte, zu welchem Kreise sich auch der Student von Brawe gesellte. In mannigfachen Beschäfftigungen, Übersetzungen von Hutchesons Sittenlehre der Vernunft und Richardsons Sittenlehre für die Jugend, in auserlesenen äsopischen Fabeln, ging die Kriegeszeit hin Im Jahr 1757 erschien, von Lessing, Mendelssohn und Nikolai herausgegeben, der erste Band der Bibliothek der chönen Wissenschaften, auch dachte Lessing schon an seine Virginia, später Emilia Galotti genannt. Er ging jest wieder nach Berlin zurück und dichtete hier den Philotas, zu welchem der Umgang mit Kleist die erste Veranlassung gegeben haben mag. Von 1759 erschienen auch die Literaturbriefe, an welchen er mit Nicolai und Mendelssohn arbeitete, auch schrieb er um diese Zeit seine drei Bücher Fabeln, gab mit Ramler Logaus Sinngedichte heraus und arbeitete am Leben des Sopho fles. Im Jahre 1760 wurde er zum Ehrenmitglied der Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin ernannt. Ohne seinen Freunden etwas zu sagen nahm Lessing in diesem Jahre die Stelle eines Gouvernementssecretairs bei dem General von Tauenzien an und ging nach Breslau ab. Hier lebte er in einer ganz neuen Welt, lernte die bedeutendsten Officiere des preußischen Heeres kennen, ging mit Gelehrten um und glaubte auch wohl sich ein sorgenfreieres Leben für die Zukunft zu bereiten. Wie er Alles, was er ergriff, mit Leidenschaft betrieb, wendete er auch so seinen Sinn in dieser Lage auf das Faro-Spiel, daß seine Freunde glaubten

Alles

Alles anwenden zu müssen, ihn hiervon zurückzuführen. Sonst war er in Breslau vielfach literarisch thätig, entwarf den Plan zu Minna von Barnhelm, bearbeitete das Stück auch größtentheils (1763), beschäfftigte sich mit theologischen Untersuchungen und Spinoza's Philosophie und fand Scultetus Gedichte auf. Als die Literaturbriefe aufhörten (1765) nahm Lessing seinen Abschied, und weil er in fein Dienstverhältniss treten wollte, auch deshalb eine Professur in Königsberg aussschlug, ging er nach Berlin zurück, fing sein früheres Leben wieder an und gab seinen „Laofoon oder über die Grenzen der Poesie und Malerei" heraus. Auf eine Einladung ging er 1767 nach Hamburg, um hier für Umgestaltung der Hamburger Bühne zu einem Nationaltheater thätig zu sein, und weil er bald fand, daß ihm dies kein hinlängliches Auskommen sichern werde, sich mit Bode zu einer Buchhandlung und Buchdruckerei zu verbinden, welche Verbindung aber schon 1769 ein für die Unternehmer wenig vortheilhaftes Ende nahm. In Hamburg schrieb Lessing seine Dramaturgie, welche aber wegen Empfindlichkeit der Schauspieler nur eine Beurtheilung der dramatischen Dichter, nicht aber der Künstler wurde, jedoch den verdienten allgemeinen Beifall fand. Lessing, dem seine Hauptpläne auch hier miss. lungen waren, wollte nun in seinem Unwillen alle feine Habseligkeiten vers kaufen und nach Italien reisen, als ihm die Bibliothecarstelle in Wolfenbüttel ohne bestimmte Amtsgeschäffte, als die er sich selbst machen wollte, angetragen und ihm noch dazu die Erfüllung seines Wunsches, Italien kennen zu lernen, zugesichert wurde. Dies war eine Stelle, welche für ihn gemacht erschien. Er hielt sich noch einige Zeit, nachdem er auch Herders Bekanntschaft gemacht hatte, in Hamburg auf und verlobte sich hier mit einer Kaufmannswittwe König, welche er erst nach mehreren Jahren heirathen konnte. Sobald er sein Amt als Bibliothecar und herzog, lich braunschweigscher Hofrath in Wolfenbüttel angetreten hatte, war er literarisch sehr thätig, entdeckte das Manuscript des Berengarius von Tours gegen die Transsubstantiation, schrieb eine Ankündigung der Herausgabe desselben, für welche ihn Ernesti des Doctorats der Theologie würdig erklärte und arbeitete seine kleinen Schriften um, welche Rampt ler herausgab, dessen Veränderungen selbst er nicht missbilligte, sondern dankbar anerkannte. Um seine wankende Gesundheit herzustellen reiste Lessing nach Hamburg und Berlin, wo er zuerst seinen Freunden das Manuscript der verüchtigten Fragmente zeigte, welche ihn nachher in heftige Streitigkeiten verwickelten. Er wollte sie hier ganz drucken lassen, erhielt aber nicht die Erlaubniß der Censur. Im Jahre 1772 wurde zum erstenmal sein Trauerspiel: Emilia Galotti in Braunschweig aufgeführt und wurde bald ein Hauptstück der Bühne; auch erschien der erste: Beitrag zur Geschichte und Literatur aus den Schäßen der herzogl. Bibliothek in Wolfenbüttel,“ wie er Mehreres zu schreiben anfing, Pischon Denkm. IV.

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wovon nur die Abhandlung vom Alter der Delmalerei vollendet worden ist. Gern wollte er überall die großen Interessen der Wissenschaft und des Volkes fördern und knüpfte wegen Errichtung einer Akademie der Wissenschaften in Wien und später eines Nationaltheaters in Mannheim Unterhandlungen an, welche sich aber in Nichts auflösten; reiste aber mit dem Prinzen Leopold von Braunschweig auf acht Monate nach Ita= lien. Nach seiner Rückkehr beschäfftigte er sich besonders mit der Her ausgabe der Fragmente eines Ungenannten über den Zweck Jesu und seiner Jünger, welche ihn in den berühmten Streit mit dem Senior Johann Melchior Goeze in Hamburg verwickelte, eines wegen seiner Gelehrsamkeit auch von Lessing geschäßten, aber sehr heftigen und starren Mannes. Um diese Zeit starb auch Lessings geliebte Gattinn nach kurzer Ehe im ersten Wochenbett (1778) und er fühlte den Verlust dieser treffs lichen Frau wohl tiefer, als es den äußern Anschein hatte. Im Jahre 1779 gab er noch seinen Nathan den Weisen heraus, welcher ihm neue Kämpfe bereitete, und obschon feiner, welcher die männliche Kraft und Haltung eines so klaren und tüchtigen Mannes kennt, glauben kann, daß solche Kämpfe ihn alles Frohsinns und aller Heiterkeit beraubt und zu einer gefühllosen Maschine gemacht haben sollten, so wird man doch Mendelssohns Klagen, daß die theologischen Anfeindungen die lehten Lebensjahre seines Freundes verbittert hätten" nicht unwahr finden, wenn man gedenkt, wie das Gefühl seines nahenden Todes und die zunehmende Engbrüstigkeit Lessing das Leben erschwerten und bei so vie len betrübenden Erfahrungen auch das, was dem Manne in seiner Kraft nur ein Spiel und eine Ergötzlichkeit seines großen Geistes gewesen wäre, ihn in diesem Zustande des Hinsinkens verstimmen und ihm wehe thun musste. Die letzte Schrift Leffings: Erziehung des Menschengeschlechts erschien 1780. 8. Er überlebte diese Erscheinung nicht lange und starb, erst zwei und funfzig Jahr alt, am 15. Februar 1781.

Lessing ist der Gründer deutscher Kritik, ein Geist „den die Natur zum Mustergeiste bestimmte," und darum Alles durch sich. Er hat selbst von sich gesagt, er sei kein Dichter,,mit der eingebornen lebendigen Quelle, die durch eigne Kraft sich emporarbeitet, durch eigne Kraft in so reichen, so frischen, so reinen Strahlen aufschießt," dennoch werden Werke wie Emilia Galotti und Nathan in allen Zeiten als Meisterwerke der Dicht: Funs gelten Als Prosaiker ist er auf seinem eigenthümlichen und wahren Gebiet, auch noch heut unübertroffen in Darstellung polemischer, artistischer, philosophischer und literarischer Gegenstände. Was er angreifen und darfiellen mag gelingt ihm auf wunderbare und eigenthümliche Weise. Seis nen Gang ihm nachzugehen ohne seinen Geist wird schwerlich gelingen. Sein Einfluss auf alle bedeutenden Erscheinungen der Literatur ist überall sichtbar, aber ihm gehören auch ganz neue Seiten derselben an.. So hat

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