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Ganz auf sich selbst angewiesen, da auch sein Vater gestorben war, musste Cramer für sein Fortkommen sorgen und, that dies als Corrector in der Breitkopfschen Buchdruckerei, durch Privatunterricht und als Überseßer des Bayleschen Wörterbuchs. Dabei studirte er fleißig die theologischen Wissenschaften und trat in freundschaftliche Verhältnisse mit dem Kreise jener jungen Dichter, mit welchen er als Hauptmitarbeiter die Bremischen Beiträge herausgab. Er wurde im Jahre 1745 Magister und fing an Collegia zu lesen, zeichnete sich auch bei seinem Consistorialeramen in Dresden 1746 so aus, daß er noch zwei Jahre das Churfürstliche Sti pendium erhielt und 1748 als Prediger nach Crellwitz' berufen wurde. Eine Zeitlang lebte hier J. A. Schlegel bei ihm und beide arbeiteten flei ßig an der Weltgeschichte des Bossuet und der Übersetzung des Chrysostomus. Cramer erhielt 1750 den Ruf zum Oberhofprediger und Consistorialrath der Abbatissinn zu Quedlinburg, verwaltete aber dieses Amt nur kurze Zeit und wurde auf Klopstocks Empfehlung an den Grafen von Bernstorff als Hofprediger des Königs Friedrichs V. von Dänemark nach Copenhagen berufen. Hier predigte er mit dem ungetheiltesten Beifall und erwarb sich die allgemeine Liebe und Achtung. Daneben war er als Schriftsteller unermüdet thätig, seßte den Bossuet fort, schrieb den nordischen Aufseher, überseßte die Psalmen, erklärte den Hebräerbrief, schrieb geistliche Lieder und gab mehrere Sammlungen seiner Predigten heraus, was neben den Geschäfften seines Amtes und seiner Stellung bei Hofe von einer umfassenden Thätigkeit Zeugniss giebt. Seit 1765 bekleidete er auch die theologische Professur an der Universität Kopenhagen mit gro ßem Eifer und unter allgemeinem Beifall, wie ihm 1767 die theologische Doctorwürde zuertheilt wurde. Unter solchen Umständen, überall geliebt und verehrt, nannte man ihn doch der Eyegode," d. h. der durchaus Gute, konnte er glauben noch lange Schönes und Rühmliches zu würken, aber der Tod Friedrichs V. und die unter der neuen Regierung des schwachen Christian VII. durch Bernstorffs Sturz und Ernennung Struensee's zum Cabinetsminister eintretenden Veränderungen, welche ihn seiner Stelle als Hofprediger beraubten, nöthigten ihn Dänemark zu verlassen. Er wählte nun unter den ihm angetragenen Stellen die Superintendentur zu Lübeck, welche er 1771 antrat und bald auch hier durch seine Beredsamkeit und seine übrigen großen Verdienste die Herzen gewann. Indessen wurde Struensee schon 1772 gestürzt, und so eröffneten

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1. Man sagt gewöhnlich zwischen Halle und Magdeburg. Wir kennen dort nur Crellwiß bei Halle, Giebichenstein gegenüber, das ist aber kein Pfarrdorf. Soll auch die Stelle von Sachsen vergeben worden sein; so ist wohl Crellwig bei Burgwerben im Weißenfeldschen gemeint. 2. Beiwort eines frühern dänischen Königs.

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sich für Cramer neue Aussichton nach Dänemark zurückzukehren. Er wurde darauf 1774 zum Prokanzler und ersten Professor der Theologie zu Kiel und 10 Jahr später zum Kanzler und Curator der dortigen Hochschule ernannt. Hier stiftete er sich durch viele treffliche Anstalten (wie Professoren Wittwenkasse, Schulmeisterseminar u. a. m.) ein bleibendes Denkmal, schrieb un: ter andern noch den fünften bis siebenten Band seines Bossuet und die Übersehung der Briefe Pauli an die Epheser und Römer. Im Jahre 1787 befiel ihn eine Krankheit, welche, allmählich wachsend, ihm am 12. Junius 1788 den Tod brachte.

Cramer gehört zu den bedeutendsten Gelehrten, fruchtbarsten Schriftstellern und großen Kanzelrednern, eben so aber auch zu den fleißigsten Menschen, wie er auch ohne die Gabe schnell und leicht zu arbeiten und zu schreiben nicht hätte leisten können, was er geleistet hat. Als Odendichter ist er feurig und beredt, überhaupt als geistlicher Liederdichter sehr bedeutend, als Redner blühend und geschmückt, auch als Geschichtschreiber ausgezeichnet, als Überseßer den Character seiner Urschrift dem Geiste nach treu und lebendig darstellend.

Cramers Hauptschriften sind:

1. Jakob Benignus Bossuet, Bischofs von Meaux, Einleitung in die allgemeine Geschichte der Welt bis auf Kaiser Karln den Großen. Übersetzt und mit einem Anhange historisch - kritischer Abhandlungen vermehrt von J. A. Cramer, Königl. Dän. Hofprediger Hamburg 1752 bis 1786. Sieben Theile gr. 8. (N. A. Theil I-IV. Leipzig 1757-1762. Das Vortrefflichste sind die von Cramer beigefügten Abhandlungen zur Erläuterung, besonders der Kirchengeschichte, namentlich der Scholastik.)

2. Joh. Chrysostomus, Erzbisch. und Patriarchen zu Constantinopel. Predigten und kleine Schriften aus dem Griechischen übersetzt mit Abhandlungen und Anmerkungen begleitet von J. A. Cramer. Zehn Bände. Lpz. 1749-1751. gr. 8.

3. Predigtsammlungen: a. Sammlung einiger Predigten, herausg. von J. A. Cramer. Zehn Theile. Kopenhagen 1755 1760. 8. N. A. 1758-1762. 8. b. Sammlung einiger Passionspredigten von J. A. Cramer. Fünf Theile. Kopenhagen 1759-1765. 8. c. c. Neue Sammlung einiger Predigten, besonders über Evangelia uud einige andre Terte, herausg. von J. A. Cramer. Zwölf Theile. Lpz. u. Kopenh. 1763-1771. 8. d. Sammlung einiger Reden, welche in Lübeck gehalten worden sind, herausg. von J. A. Cramer. Lübeck 1773. 8.

4. Der nordische Aufseher herausgegeb. von J. A. Cramer.

Drei Bände, jeder zu 2 Abtheilungen. Kopenh. u. Lpz. 1759,

1760 u. 1770. 4. (Auch daselbst 1760, 62 u 70. 8.) Eine der wichtigsten Monatsschriften. Das meiste darin von Cramer selbst, anderes von Klopstock und Funke u. a1

5. Poetische Übersetzung der Psalmen mit Abhandlungen über die selben von Joh Andr. Cramer. Kön. Dän. Hofpred. Erster bis vierter Theil. Lpz. 1755–1764. 8. Zw. Aufl. von Th. 1. u. 2. 1762. (Mit Abhandlungen begleitet und der Ode David. Nicht buchstäbliche Übersetzung, sondern freie Übertragung, auch mit ver schiednen neuen Sylbenmaßen. Mit Melodien zum Singen beim Clavier von C. P. E Bach. Hamb. 1774. Querfol. Evangel. Nachahmungen der Psalmen von David u. a. geistl. Lieder von Dr. J. A. Cramer. Kopenhag. 1769. 8.)

6. Johann Andreas Cramer, Prokanzlers der Univ. Kiel Sämt liche Gedichte. Drei Theile. Leipzig 1782-1783. 8. in 16 Bücher getheilt. (Die 15 ersten umfassen die geistlichen Gedichte, das 16. die Oden und Lehrgedichte. Diese Gedichte sind aus den verschiedenen Zeitschriften und kleinern Sammlungen, worin fie zuerst erschienen, abgedruckt und mit neuen vermehrt. Die Ode: Luther erschien zuerst mit Luthers Bildnisse von Preisler nach 2. Cranach. Kopenh. 1774. 4. Die Ode: Melanchthon erschien Lübeck 1772. 4.)

7. Joh. Andr. Cramers hinterlassene Gedichte herausg. v. s. Sohne C. F. Cramer. Drei Stücke. Altona und Lpz. 1791. 8. und gelten als vierter Theil von Cramers sämmtlichen Gedichten. Außerdem hat sich Cramer durch viele theologische Schriften bekannt gemacht, wie: Beiträge zur Beförderung theologischer und andrer Kennt: nisse. Nebenarbeiten zur theolog. Literatur. Die geistliche Bered,,samkeit. Lpz. 1747. — Einleitung des Briefs Pauli an die Hebräer. ,,2 Th. Kopenh. u. Leipz. 1757. 8. Neue Übersetzung des Briefs Pauli an die Epheser. Hamb. u. Kiel 1782. 4. Christliche Betrach ,,tung über die ältere Geschichte Mosis. Lpz. 1785. 8. Afcet. Be ,,trachtung über Erkenntniss und Bereuung der Sünde.

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Ch. F. Gel

den bremischen

, lerts Leben. Leipz 1774. gr. 8. und viele Beiträge in Zeitschriften, ,,wie im Jüngling, im Schußgeist, vorzüglich in ,,Beiträgen und Nachträgen u. a. m.

1. Die nähere Anzeige des gesammten Inhalts s. b. Jördens, Lexicon deutsch. Dichter und Profaisten. Erst. Bd. Lpz. 1805. S. S. 337. flgd. Es finden sich auch einzelne Oden im Aufseher.

Beispiel 1.

Geistliches Lied. (Sämtl. Ged. Erst. Th. S. 252. No 72.)

Von ganzem Herzen lieb ich dich, Mein Heiland, denn du liebtest mich, Eh ich dich lieben konnte.

Schon hast du meiner, Herr, ge-
dacht,

Eh deine weise fromme Macht
Der Schöpfung Werk begonnte.
Und sahst du gleich, ich würde dein
Unwürdig und ein Sünder seyn,
Durch meiner Väter Fall entweiht,
Beraubt der ersten Heiligkeit
Doch sollt ich dein

Ich, Jesu Christe, sollte dein,
Ich Sünder sollte selig seyn.

Ach! möcht' ich, o mein Herr,
mein Heil,
Dir, hier mein Trost und dort mein
Theil,

Nur würdig danken können!
Laß gegen dich, wie du's verdienst,
Mich, weil du mir zum Heil er-
schienst,

In heißer Lieb entbrennen.
Erhaben über allen Dank,
Weit über meinen Lobgesang,
Bedarfst du, meine Zuversicht,
Mein Lob zu deiner Größe nicht:
Doch flamme Dank,

Dir, Jesu Christe, flamme Dank,
Hoch flamm' empor mein Lobge.

jang!

Des Todes Nächt' umfiengen

mich.

Du sahst's und du erbarmtest dich,
Als ich vergehen wollte.

Du, du beschlossest, ob ich zwar
Des Fluchs, des Todes würdig war,
Daß ich nicht sterben sollte.
Dich kannt ich nicht und rief dir
nicht,
Doch wandtest du dein Angesicht
Mitleidenvoll herab zu mir.
Und schwurst Erlösung; schwurst bey
dir:

Ich will den Tod,
Ich will der Abgefallnen Tod
Den dulden, den der Sina droht.

Du kamst; doch da zerflossen nicht
Die Wolken unter dir in Licht,
Dem Kommenden zu Ehren!
Die Berge wurden nicht erregt,
In ihren Gründen nicht bewegt;
Du famst nicht, zu zerstören.
Dich kündigte kein Sturmwind an;
Kein fressend Feuer gieng voran;
Kein Donner donnert' und kein Blig
Schoß durch die Himmel, deinen
Sit.
Du kamst zur Welt,

Zur Rettung der gefallnen Welt,
Still, wie der Thau der Nächte
fällt.

Ein Mensch, nicht mächtig und nicht reich,
Ach! arm und niedrig, Knechten gleich,
Erschienst du mich zu retten;

Mich (ewig, ewig preis' ich dich!)
Von meines Todes Banden mich
Mitleidig zu entfetten.

Du reichtest mir der Hülfe Hand
Vom Kreuze her, und ich empfand

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Beispiel 2.

Geistliches Lied. (Verm. Ged. Th. II. S. 120. No 123.)

Ich soll zum Leben dringen,
Für welches Gott_mich_schuf;
Soll nach dem Himmel ringen,
Das, das ist mein Beruf!
In einer Welt voll Sünden
Soll ich nur ihm mich weibn,
Sie fliehn, sie überwinden,
Und dann erst selig seyn.

In meiner frühsten Jugend
Hat er mich das gelehrt.
Schön, göttlich ist die Tugend,
Und meines Eifers werth.
Ihr folgen reine Freuden,
Und wer, was Gott will, thut,
Hat selbst in seinen Leiden
Zufriedenheit und Muth.

Und, wenn der Pilger Gottes
Der Sünder Lust verschmäht,
Wenn er, trotz ihres Spottes,
Auf seinem Pfade geht:
Was wird ihm nicht zum Lohne!
Wenn er die kurze Zeit
Getreu war: welche Krone!
Welch eine Seligkeit!

Das glaub' ich; mich verlanget,
Dein Kind, o Gott, zu seyn;
Und meine Seele hanget
Doch nicht an dir allein!
Ich weiß, ich werde sterben;
Und liebe doch die Welt.
O Herr, welch ein Verderben,
Das mich gefangen hält!

Bald wandl' ich deine Wege
Mit Lust; und plötzlich bin
Ich ohne Kraft und träge,
Ermüd' und finke hin.
Ich lasse nach, zu ringen,
Und doch ists mein Beruf:
Ich soll zum Leben dringen,
Für welches Gott mich schuf.

Dir seufz' ich anzuhangen,
Erbarmer, dir allein.
Du hast es angefangen;
Das gute Werk ist dein.
Bollende, Gott, vollende,
Was mir dein Wort verheißt!
In deine Vaterhände
Befehl ich meinen Geist!

Beispiel 3.

Geistliches Lied.

Gott ist ein Schuß in Nöthen,
Und seiner Kirche Zuversicht.
Wenn wir um Hülfe beten,
Versagt er seine Hülf' ihr nicht.
Es brech' aus seinen Säulen
Der Erdkreis auf sie her;

(ibid. S. 140. No 128.)

Last jede Tiefe heulen;
Laßt taumeln Berg' ins Meer;
Laßt ihre Hasser toben:
Sie stürzen doch sie nie;
Gott hat die Kirch' erhoben,
Und er beschirmet sie.

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