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Auch durch mehrere literarische Arbeiten machte er sich hier verdient, wie er überhaupt als ein Muster des Fleißes bekannt war. Als sein Freund Gärtner Canonicus am St. Blasiusfřifte zu Braunschweig wurde, dichtete Schmid das scherzhafte Gedicht: „des heil. Blasius Jugendgeschichte und Visionen“ was uns freilich jeßt weniger ansprechen möchte, weil auch manche Beziehungen auf die dortigen und damaligen Verhältnissé uns unbekannt sind und der Geschmack an ähnlichen Zauberdichtungen ganz untergegangen ist. Schm d wurde selbst 1777 Canonicus des St. Cyriaksstiftes und erhielt 1786 den Character als Consistorialrath, als welcher er im 74. Lebensjahre den 11. Novbr. 1789 geftorben ist.

Schmid gehörte zu den rechtschaffensten, heitersien und liebevollsten Menschen, dem man sich in vollem Vertrauen anschließen konnte. Als Gelehrter ift er in vieler Beziehung bedeutend geworden und als Dichter, obschon verhältnissmäßig wenig von ihm erschienen ist, zeichnet er sich durch Feuer und Einbildungskraft vor vielen Dichtern seiner Zeit aus. Eine eigentliche Sammlung seiner Gedichte giebt es nicht, weshalb sie schwer aufzufinden sind. Dazu gehören:

1. Lieder auf die Geburt des Erlösers. Lüneburg 1761. 8. (Es sind funfzehn; aber nur zehn beziehn sich auf des Erlösers Geburt; fünf dagegen auf die Leiden des siebenjährigen Krieges, unter denen auch Lüneburg seufzte.)

2. Des heil. Blasius Jugendgeschichte und Visionen erschienen zuerst im Deutschen Museum. 1784. Bd. 2. August mit der Be merkung: angefangen im Jahre 1775, vollendet im Jahre 1784; dann wurden sie Berlin und Stettin 1786. gr. 8 mit einem Kupf. von Meil wieder gedruckt.

Einzelne Gedichte finden sich in den Beluftigungen des Verstandes und Wißes, in den Beiträgen zur kritischen. Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit (Bd. 8. Stück 30.), in den bremischen Beis trägen und im deutschen Museum, wie in einzelnen Sammlungen. Übersetzt hat Schmid außer den oben angeführten Erklärungen: 1. Arrians Indische Merkwürdigkeiten und Hannons Seereise. Nebst Dodwells Prüfung der Seereise des Nearch und Bougainville's Abhandlung von der Seereise des Hanno. Mit Landcharten und Register. Braunschw. und Wolfenbüttel. 1764. gr. 8. Es ist eigentlich diese Übersetzung des Arrian eine Umarbeitung einer frühern Übersetzung von Schmid's Schwiegervater Raphel, Superint. in Lüneburg († 1740).

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2 Der Aetna des Cornelius Severus, überseht von Konrad Arn. Schmid, Prof. u. s. f. Braunschw. 1769. fl. 8. mit lat. Text. Die Überseßung in Prosa.

Beispiel 1.

Die Nymphe Panope

An einen Freund.

(Aus der Anthologie der Deutschen von Ch. H. Schmid. Th. U. Frks. u. Lpz. 1771, S. 150.)

Nach einer Einleitung an den Freund, welchen der Dichter zum Dichten auffordern will und Erinnerung an ihr früheres gemeinschaftliches Sängerleben, heißt es:

Die schwarze Grotte dort an der beschäumten See,
War einst der Aufenthalt der Nymphe Panope,
Der liebenswürdigsten von allen Wasserschönen;
Der unerbittlichsten, sich wieder auszuföhnen,

Wenn Zorn und Argwohn erst in ihrer Brust erwacht.
Ganz Liebe, wenn sie liebt, ganz Rachsucht, aufgebracht.
Von der Najaden Chor, die Strymons Ufer schmückten,
Und scherzend Götter oft hier täuschten, dort beglückten,
Blieb sie getrennt, allein, scheu vor der Sonnenlicht,
Ganz ohne Liebende, doch ohne Liebe nicht.

Sie liebt den Phöbus selbst, der, in noch frischen Wunden
Den Schmerz des goldnen Pfeils aus Amors Hand empfunden.
Der Liebe strenge Macht durchwallt ihr heißes Blut,

Es glüht ihr ganzes Herz, und schämt sich seiner Glut!
Ach Daphne konntest du den schönen Gott verachten?

,,Klagt sie. Mein armes Herz muß fruchtlos nach ihm schmachten!
,,Was ist mein schwacher Reiß? Nach Daphnen viel zu schwach.
Ich seufz' umsonst nach ihm, er seufzet Daphnen nach.
,,Du Schönster - Doch den Wunsch verberg' ein ewig Schweigen!
,,Kein Sterblicher, kein Gott, soll von der Schwachheit zeugen,
„Dieß einsame Gebüsch, in dem kein Horcher lauscht

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Sie stußt, als das Gebüsch um ihre Grotte rauscht,
Erblaßt, springt schüchtern auf, eilt und sieht mit Erstaunen
Ein neubegierig Volk von Schäfern und von Faunen

Im nahen Epheu stehn, der ihre Grotte deckt.

Nun geräth sie in Wuth, fleht Diana um Rettung an, schwingt ihren Zauberstab und verwandelt die ganze Gegend in eine Wüste, die Schäfer in Fische und Weiden, preist nun der Rachsucht Stärke, lebt aber in Gram und Traurigkeit. Apoll indessen hatte hier immer das frohe Fest der Pales gefeiert und kommt wieder es zu begehen. Der Tag der Luft war da. Sich, wie zuvor, zu freun, Stellt sich der Schäferfreund, der Gott von Delos ein.

Doch wie erstaunt er nicht! Er sieht nicht Tanz nicht Reigen,
Das Thal ist liederlos, und ruht im tiefen Schweigen,
Die Gegend steht verwaist, und wie ein Chaos, leer,
Der Schäferinnen Chor singt auf der Flur nicht mehr.
Tritonen hört er nur auf hohlen Muscheln blasen,
Und des entfernten Meers empörte Wellen rasen.
Die Blume traurt vor ihm im unbetretnen Klee.
Und in der Ferne traurt die Burg der Panope.
„Welch Ungeheur, schreit er, verbreitet hier sein Schrecken?
„Darf noch ein Python sich in jenem Fels verstecken?
Ich kämpfe wider ihn, und würg' auch seine Brut!"
Er spannt mit starker Hand, rachgierig, wild vor Wuth,
Sein tödtendes Geschoß, den streitgewohnten Bogen;
Sein Köcher rauscht ergrimmt. Wie sahst du dich betrogen,
Apoll? Zu welcher That, zu welchem großen Streit
Befeurt dein Heldenmuth die stolze Tapferkeit?

Wer ist dein Feind? Was ists, das deinen Grimm empöret?
Kein Python, der dir dräut, ein Herz, das dich verehret.
Er naht der Grotte sich; da er ihr Dunkles sicht,

Glaubt er ein Thier zu sehn, das Gift und Flammen sprüht.
Schon steigt er himmelan, wo sich die Felsen thürmen,
Die nähere Gefahr reißt ihn, sie zu bestürmen.
So klimmt Alkmenens Sohn, zur Tilgung seiner Schmach,
Von edlem Zorn entflammt, dem diebschen Cacus nach.
Auch Liebe kann, wie Ruhm, den Muth der Helden krönen.
Apoll sucht Drachen auf, und kömmt zu einer Schönen.
Die arme Panope steht sprachloß, starr, und blaß,
Wie dort der Marmor sieht, den vormals Phidias
Der Schönheit Meisterstück, die selbst der1 Neid ergößte,
Ein Wunder seiner Kunst, in Gnidus Tempel seßte.
Der Gott erstaunt mit ihr; sie stehn, und beyder Blick
Begegnet sich bald kühn, bald flicht er scheu zurück.
Der Unschuld sanftes Roth strömt über beyder Wangen,
Da jedes reden will, weiß feines anzufangen.

Gedanken drängen sich, doch sie entdeckt kein Wort,
Und ein Gedanke drängt den andern schleunig fort.

Zuerst faßt sich der Gott, und spricht nach langem Schweigen:
„Ich kam, o Nymphe, nicht, die meine Macht zu zeigen.
,,Ein Irrthum trieb mich her, du hast es wohl gehört,
,,Ein Feind der Fröhlichkeit hat diese Flur zerstört.

1. Oder: den?

,,Mit Waffen in der Hand, mit meinen schärfsten Pfeilen,
„Mit dieses Bogens Kraft sucht' ich ihn zu ereilen.
Mein Zorn hat dich erschreckt, verzeih den Irrthum mir,
Mein Jrrthum war beglückt, er führte mich zu dir!

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Verfolgt der Drach' auch dich? Entkamst du seinem Grimme? Mein Arm „Halt ein, Apoll! spricht sie mit schwacher Stimme, ,,Du weißt nicht, wem dụ dräust, dein Feind, der Wüterich Vielleicht ist er dir nah - vielleicht, ach liebt er dich! Sie schweigt, ihr zitternd Herz pocht mit gewaltgen Schlägen, Empört sich gegen sie, wallt dem Apoll entgegen, Und schmilzt vor Zärtlichkeit. Ihr jugendliches Blut Tritt schnell ins Angesicht, und eine Thränenfluth Sieht der nicht harte Feind, wie aus besiegten Dämnen Ein Strom ins Ufer stürzt, die Wangen überschwemmen. Von Lieb und Angst gepreßt, sieht sie ihn schmachtend an, Entdeckt ihm eine That, die sie kaum stammeln kann Entdeckt ihm, daß sie liebt, und nennt es ein Verbrechen, Wünscht Daphnens Schicksal sich, und fleht ihn, sich zu rächen. Apollo ward gerührt, er fühlt der Nymphe Schmerz.

Die sanfte Liebe schleicht durch Mitleid in sein Herz.

Phöbus spricht ihr nun zärtlich zu, fordert sie zu fröhlicher Gegenliebe auf und ergreift die goldne Laute:

Der erste Klang beseelt die kalten Fische schon,

Sie hüpfen feuriger, wie jene stärker klingen,

Bis sie nun schaarenweis der salzgen Fluth entspringen;

Sie richten schnell sich auf, und ihr entzücktes Ohr
Trinkt auf der grünen Flur die Lieder, wie zuvor.
Die Weiden taumeln dort: wie sie sein Lied empfinden,
Entwurzelt sich ihr Fuß, sie werfen ihre Rinden,
Der Nymphe Zauberkleid, in vollen Sprüngen ab,
Ihr längster schlanker Zweig ist nun ihr Zauberstab.
Aus jedem Busche kömmt, vom Lied herbey gezogen,
In ihres Schäfers Arm die Schäferinn geflogen.
Der anmuthreiche Scherz und Lieb und Tanz und Wein
Ziehn in ihr frohes Thal von neuem wieder ein.
Auch lauert hier wie sonst der Waldgott in den Büschen,
Den schönen Nymphen auf, die, wie zuvor, entwischen.
Apoll eröfnet selbst mit Panope den Tanz,

Und Myrthen schlingen sich um seinen Lorbeerkranz.

Freund, was kann uns nicht die fromme Sage lehren? Der Pöbel hört sie nicht, und wird sie nimmer hören.

Die Muse winkt dir zu, schau, wie der Hesper glüht!
Der Abend fordert jezt von dir ein stärker Lied.

Beispiel 2.

Der König der Ehren.

Besingt mit heiligen Zungen
Den König, den David besungen,
Den Micha der Nachwelt versprach.
Er naht sich, der König der Ehren,
Ihm folgen in glänzenden Chören
Die Thronen und Cherubim nach.

Er naht sich, um sterblich zu wer:
den,

Den sterblichen Bürgern der Erden,
Wird sterblich, und bleibt doch ihr

Gott;

Seht allen Erschaffenen Schranken,
Und macht die verwegnen Gedan-

fen

(Schmids Anthol. III. S. 141.)

Nun drohet der Tod uns verge-
bens,

Wir trinken die Bäche des Lebens,
Sie strömen von Eden uns zu.
Stadt Gottes, ihr sichere Mauern,
Zion, du kennest kein Trauern,
Zion, wie seelig bist du!
Die Andacht in himmlischer Ju-
gend,
Und Eintracht und Unschuld und
Tugend
Bewohnen aufs neue die Welt.
Der Wahrheit gesegnete Spuren
Beblümen die dürstenden Fluren,
Die Fluch und Verderben entstellt.
Mit ihr senkt die Hofnung sich
wieder
Auf eilenden Schwingen hernieder
Der Menschen Gefährtinn zu seyn.
Der Erdkreis erzählt es dem Himmel,
· Und weiht sich im lauten Getümmel
Zur ewigen Frölichkeit ein.
Es brausen für Freuden die Meere,
Es jauchzen die himmlischen Heere:
Der Herr hat ein großes gethan!
Und Augen voll Thränen der Liebe
Verkündigen himmlische Triebe
Und beten den Ewigen an.

Des forschenden Stolzes zu Spott.
Den Menschenverkläger zu fäl:
len,

Zerbricht er die Riegel der Höllen
Und fährt als ihr Sieger daher;
Und wirst den Versucher zur Sünde
Gefesselt in ewige Schlünde
Und unsre Sünden ins Meer.

Beispiel 3.

Die verlangende Sulamith. (ib. S. 143.)
Deine Wunder auszubreiten,
Hemmet die Natur den Lauf!
Unerschaffen geht den Zeiten
Nun der Stern aus Jakob auf.

Nacht voll Heil, voll ewger Wonne,
Freher, als der Strahl der Sonne,
Der im ersten Morgen graut,
Wenn sein Roth das Feld bethaut,

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