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Die Elbe wälzt zum Oceane

Die Fluth, durch Leichen aufge

schwellt.

sieh darein! Erbarmer, Retter! Du wirst dich uns nicht ganz entziehn;

Und an der Oder winkt die Fahne Wirst nicht, verhüllt in Nacht und

Zu wilden Schlachten in

in das

Feld.

Wetter, Stets wider uns zur Nache ziehn.

Die Spree sieht ihrer Kinder Za Ruf ab das Schwerdt vom Feld

gen,

Sieht ihrer Freuden sich beraubt; Und bey der Unterdrückten Klagen Verbirgt der Weserstrom sein Haupt.

Wohin man blickt, sieht man Ver. heeren;

Die Städte wüst, das Land in Blut, Und über beyde Hemisphären Verbreitet sich des Krieges Wuth.

der Todten, Das uns zum Fluch geschärfet ward!

Und sende deinen Friedensboten

Dem Erdkreis, welcher auf ihn harrt! Vernimm das Flehen frommer Bether! Du lenkst der Fürsten Herz allein; Lenk es zum Frieden! Laß sie Väter, Und Menschen wieder Menschen seyn!

Beispiel 6.

Aus den Jahreszeiten.

a. Aus dem Morgen. (Th. IV. S. 7.)

Nach und nach enthüllet sich nun die dämmernde Gegend.
Waldichte Hügel erheben ihr Haupt; in blauer Schattirung
Schwillt zusehends dem Auge bereits der Rücken der Berge.
Dunkelglänzend rollet der Strom die ruhigen Wogen
Durch das rauchende Land, das immer noch mehr sich enthüllet.
Mächtige Thürme steigen empor, und drohen den Wolken,
Und das mosichte Dach tritt aus den verschwindenden Schatten.
Jubilirend schwingt sich indes die steigende Lerche

Von der thauichten Flur, und ruft dem kommenden Tage.
Der erwachende Wald, die wiederbelebten Gefilde,

Hören die Stimme des Herolds, der zu Gesängen ermuntert,
Alle werden ermuntert. Es hüpfen die Sänger des Waldes
Fröhlich empor, und pußen die Schwingen. In stiller Erwartung
Scheinen sie alle bereit, um bey dem gegebenen Zeichen.
Mit dem allgemeinen Concert die Sonne zu grüßen.

Noch verbirgt sie sich uns. Auf rosenfarbenem Fittig
Rauschet die Morgenröthe vorben, indem sie die Sterne
Plöglich vertilgt, und rings um sich her die Wolken bepurpert.
Voller Ungeduld stürzet die Schaar der grösseren Vögel

In die Tiefe der Luft, die Sonne früher zu schauen.
Aus dem dunkelen Forst wallt ihr der reisende Reyher

Und der Habicht entgegen. Ein dickes Geschwader von Dohlen
Flattert um Felsen herum, mit lautem geschwäßigen Rufen,
Da in oberer Luft, in gaukelnden Kreisen, die Schwalbe
Sich im röthenden Stral die blauen Flügel vergüldet.
Langsam trabet nunmehr der Hirsch mit stolzem Geweyhe
Über die Haide zum Forst, und sicht nach den Saaten zurücke,
Die er ungern verläßt, vom frühen Tage verscheuchet.
Auch der Hafe flüchtet sich nun zum buschichten Vorholz;
Da aus hohen waldichten Wipfeln veralteter Eichen
Mit schwerfliegendem Flug der Rabe zu fernen Gefilden
Fortzicht. Munter eröfnet bereits der Schäfer die Hürden;
Von dem Widder geführt, folgt ihm die blöckende Heerde
Zu den blumichten Höhn. Von Frühlingsgerüchen begeistert,
Seht der zufriedene Hirt auf einem waldichten Hügel
Fröhlich sich hin; ergreift sein Rohr, und schallende Lieder
Tönen ins einsame Thal. Der Nachhall horchet den Liedern,
Sendet sie wieder zurück, und täuscht den lauschenden Schäfer
Mit dem ähnlichen Ton. Nunmehr erwachen die Hütten.
Auf dem mosichten Dach girrt schon der buhlende Tauber
Um die Geliebte herum, die bald nach sprödem Verzögern
Ihm den verweigerten Kuß noch süsser, noch feuriger, hingiebt.
Mit gebogenem Hals steht hoch auf der Leiter der Haushahn,
Und fräht Freud' in den Hof; mit lauten schlagenden Flügeln
Springt er hinab auf den Platz, und tritt den schwäßenden Weibern
Brennend entgegen; er schüttelt voll Stolz die mächtige Krone,
Und geht unter fie hin mit majestätischer Herrschaft.

Seine Stimme verkündiget Arbeit. Den Herold des Tages

Hört der Landmann, springt auf und macht in grauender Dämmrung
Seinen Wagen zurecht; er hohlt die wichernden Rosse

Aus dem niedrigen Stall, und führt sie der Arbeit entgegen.
Oder er spannt an den Pflug die wiederkäuenden Ochsen,
Die geduldig dem Joch die breite Stirne gereichet.
Langsam zicht er zur Flur, und reisset seitlang die Furchen,
Unter der Lerche Musik, die ihm die Arbeit versüsset.
Jeho ruht er, gelehnt an den Pflug, und schauet begierig
Weit gen Osten hinab, das Antlitz der Sonne zu sehen.
Gönne dein Antlih, o Sonne, den dich erwartenden Fluren,
Und belohne die Müh des schweißvergiessenden Landmanns,
Sie beschleunigt den Lauf, und röthet im wollichten Osten
Immer heller die Wolken, die vor ihr hergehu, und schimmern,

Wie ein glänzender Hof, der seinen Monarchen verkündigt.
Und nun siehe! Sie kömunt, sie ist da! Mit vollem Gesichte
Blickt queer über die Welt die holde Fürstin des Tages.

b. Aus dem Mittag.

(Lob der deutschen Dichter. Bd. III. Š. 90.)

Nie schwang sich ein würdger Regent vom Staube der Fürsten,
Der nicht die Künste geliebt, und dich, o Dichtkunst, belohnet.
Heilige Namen den Musen, August, und Ludwig, und Friedrich!
Friedrich, der du dein nordisches Reich zum Wunder Europens
Umschafft; jedes Verdienst, das deinem Auge sich nähert,
Aufnimmst, ermunterst, bereicherst; der du den Milton der Deutschen
Zu dir beriefst; als König ihn lohnst, als Kenner ihn schäßest.'
Aber ach! daß traurig vom Thron des würdigsten Königs
Vor dem gallischen Wiß die deutsche Muse zurückbebt!
Glaub es, erhabner Monarch, dem patriotischen Zutraun:
Selbst in Deutschland, in Preussen entstünde der deutsche Voltaire,
Welcher, wofern ihm dein Lob die Flügel zur Ewigkeit stärkte,
Dich, o Friedrich, auch deutsch, der Unsterblichkeit würdig, besänge.
Wo einst Canitz geblüht, kan da kein Arouet werden?

Doch auch ohne der Groffen Ermuntrung; auch ohne die Ehre,
Welche den Römer erhob, und noch den Britten erhebet;
Feurig allein durch eigenen Trieb, erhebt sich der Deutsche
Mit gewaltigem Flug zur Spiße des heiligen Berges.
Er besieget den Mangel, indem er nicht Dichter allein ist,
Und zwingt durch noch andre Verdienste das Glück, ihm zu folgen.
So wie Achill ergreift er nur dann die harmonische Leyer,
Wenn er im stillen Gezelt von grössern Geschäften sich ausruht.
So hat Haller, wenn ihn nicht mehr Hygea gefesselt,
Dir, o Deutschland, zum Ruhm unsterbliche Lieder gesungen.
So nimmt Cramer, befeelt von heiligem Feuer, die Harfe,
Mit dem Davidischen Lied dem Menschengeschlechte zu predgen,
Wenn er nicht mehr an heiliger Stäte des Ewigen Worte,
Vor den Groffen der Welt, ein andrer Chrysostomus, redet.
Und so rührt mein Gemmingen auch die silbernen Saiten,

1. Der Dichter meint unter Friedrich den König Friedrich V. von Dänemark, welcher Klopstock zu sich rief. Von der folgenden Zeile an redet er aber von Friedrich II. v. Preußen. 2. Arouet ist der Name Voltaire's. — 3. Wir unterstreichen die Dichter, was das Original nicht thut. - 4. Gemmingen, Eberhard Friedrich, Freih. von, starb 1791 als Regierungspräsident in Stuttgardt. Unter

Wenn er zum stillen Gemach vom Tempel der Themis zurückkehrt.
Selbst bey der Waffen Geräusch, im blutigen Felde des Krieges
Schlug im einsamen Zelt ein Kleist die Dorische Leyer.
O wie färbt sich die Wange mit patriotischer Freude,
Daß die Dichtkunst der Deutschen sich ihrem Mittage nähert!
Mancher feurige Geist erhebt die mächtigen Schwingen,
Und steigt über die niedre Schaar prosaischer Sänger
In die Wolken hinaus. Umsonst versuchet die Dummheit,
Jhm die Stärke der Flügel, den wahren poetischen Ausdruck,
Zu beschneiden; er fühlet die Gluth, die Britten beseelet,
Folget Albion nach, und läßt die Dunse der Deutschen
Wider den falschen Geschmack vergebliche Klagen verathmen.
Hagedorn, zwar du bißt uns entflohn! Doch lebet dein Ruhm noch
Ewig bey uns! Du wurdest aufs neu der Opiß der Deutschen,
So geläutert, so sanft, floß dir das männliche Lied hin.
Schöpfrischer Milton, wer konte bey uns dich schöner verewgen,
Als ein Bodmer und Klopstock durch ihre bewunderten Lieder.
Die unsterbliche Noroe' singt aus dem fühlenden Wieland.
Gellert, der la Fontaine der Deutschen, noch reiner im Ausdruck,
Mehr noch voll vom mächtgen Gefühl der himmlischen Tugend,
Reißt in Entzückung uns hin mit seinem zaubrischen Liede.
Lichtwehr folgt wetteifernd ihm nach zur Ewigkeit Tempel,
Gleim, der Deutschen Anakreon, singt, und alles empfindet
Wolluft und Liebe. Neben ihm geht mit harmonischer Leyer
Uh. So rieselt kein Strom in bunten Blumengefilden,
Als sein sanftes zärtliches Lied. Zu ihnen gefellt sich

Gerstenberg; gaufelt und scherzt, gleich einem Zephir, um Blumen,
Und erheitert des Traurigen Stirn. Arkadiens Sprache
Redet der treue Myrtill, durch dich begeistert, o Gärtner;
Und Schmidt mahlt in frommen Idyllen die heilige Vorwelt.
Er auch, der glückliche Geist, der mit der bezaubernden Proja
Unter die Dichter sich mischt, und ihre Lorbeern errungen;
Gesner schildert mit lachendem Pinsel die Freuden der Schäfer.

andern poetischen und profaischen Werken sind seine ,,voctischen Blicke in's Landleben" Zürich 1762. 4. auszuzeichnen. Er ist nicht zu verwechseln mit dem Dramatiker Dito Heinr. Freiherr von Gemmingen, † 1800 zu Wien.

1. Elisabeth Rowe geb. Einger, 1674 zu Jlchester in Sommersetschire geboren, 1738 gestorben, ist als zartfüblende Dichterinn, fromme Christinn und ascetische Schriftstellerin bekannt. Ihr prosaisches Hauptwerk ist: Freundschaft im Tode“ in 20 Briefen von Todten an Lebende, ins Franz. und Deutsche übericht. Beim Erscheinen der Tageszeiten war Wieland noch frommer Dichter.

Ramler, gedrungen und rein in seinem feurigen Ausdruck,
Schwingt sich, Flakkus, dir nach. Und du, der würdige Bruder
Unsers Corneille; wie fließt, o Schlegel, das glückliche Lied nicht
Deinem begeisterten Kiel! Wie bist du voller Empfindung
Giseke, wenn dich die Gluth des Dichtergottes befeelet.
Dusch,' im Lehrgedicht stark, und du, freymüthiger Huber,2
Jhr auch seyd Germaniens Ruhm. Ihr Zierden der Bühne,

-

Leßing, der du so oft durch deine Sara die Thränen
Fühlender Augen entlockst; und du, o mächtiger Weisse,
Der die zartesten Saiten der Herzen getroffen; ihr seyd es,
Deren schöpfrischer Geist Germaniens Ehre behauptet.

Ihr auch, die ihr zu früh für unser Schauspiel gestorben,

Krüger und Cronegk! Wie herrschtet ihr schon in zärtlichen Seelen
Durch die zaubrische Macht, die euch die Musen verliehen!

Und könnt ich dich, Ebert, vergessen? Du, der du die Sprache
Albions dir zum Eigenthum machst und unsere Musen

Mit den herrlichsten Schäßen der dichtrischen Insel bereicherst;
Schau voll Mitleid mit mir auf alle die Reimer hernieder,
Welche die Prosa zur Göttin erheben; die Popen verkennen,
Youngs Gefänge verschmähn, und Miltons Lieder verachten.

Beispiel 7.

Aus der Schöpfung der Hölle. (Bd. V. S. 92.)
Mit schaudernden Blicken

Cah man in rauchende Meere hinab von siedendem Feuer,
Boll lautbrausender glühender Wegen, die tobenden Wellen
Sprühten Funken gen Himmel, wofern der nächtliche Luftkreis
Himmel zu nennen, der voller Salpeter und schweflichten Dünfte
Um die Welt des Schreckens sich wälzte. Mit schlängelnden Strömen
Riß sich der Blih aus eisernen Wolken, und schreckliche Donner
Donnerten hinter ihm nach. In andern Gegenden stürmten

1. Joh. Jakob Dusch, geb. 1725 † 1725. Prof. und Juñizrath in Altona. Vorzüglich Lehrdichter. — 2. Ernst Christoph Huber, geb. 1723, † 1800, war Regierungérath und Oberamtmann in Tübingen und trat als solcher den Bedrückungen Herzog Karls von Würtenberg entgegen, was ihm sein Amt kostete. Von ihm haben wir Oden, Lieder, Reden mit Gott u. a. m. Er ist nicht zu verwechseln mit Ludw. Ferd. Huber, Georg Forßers Freunde, † 1804. — 3. Joh. Christian Krüger, Schaus spieler und Schauspieldichter, geb. in Berlin 1722, starb als Schauspieler in Hamburg 1750 und war besonders im Lustspiel ausgezeichnet. Die „Kandidaten“ und „Herzog Michel“ sind seine Hauptstücke. Auch geistliche und moraź lische Lieder sind von ihm vorhanden.

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