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Beispiel 2.

Der ehrliche Mann, der sich schämet, es zu seyn." (Th. I. S. 353.)

Erster Aufzug.

Erster Auftritt.

Oront allein.

Wie glücklich bin ich, wenn ich in der Stille
Mein Leben führen kann, entfernt vom Lärmen
Geschäft'ger Thoren Süße, werthe Stunden,
Die ich dem Umgang stiller Musen weihe!

Könnt ich euch doch, dürft ich euch oft genießen?
Ach, man muß euch, man muß die Nuhe slichen,
Wenn man der Welt gefallen will. Ich stehle
Mich von Gesellschaften hinweg, um einsam
Mir selber nachzudenken. Ja ich fühle
Und was?
Thut mir der Kopf Verwünscht sey der Burgunder,
Den mir Elitander gestern eingenöthigt! -

Daß ich ein Narr bin

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Ach wie wehe

Doch warum tranf ich ihn? Ich Thor, ich opferte
Dem Lauf der Welt die Tugend, die Gesundheit,

Und alles auf

Ich kann die Welt nicht ändern;
Ich muß mich nach den andern richten. Wie verdrüßlich
Wird mir der Umgang der geputzten Puppen,

Die nur beim Spieltisch denken. Wie verschieden

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Ist nicht Climene von den andern Mägdchen

Hier in der Stadt! Wie muß ich mich nicht zwingen,
Der Welt es zu verhehlen, daß ich ernstlich
Empfindend bin, und daß ich zärtlich liebe!
Wie würde mich Elitander nicht verhöhnen,
Wenn er erführe, daß ich ernstlich liebe,
Und mich auf ewig zu verbinden denke
Warum muß ich vor Narren mich verstellen?

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Verwünschter Lauf der Welt, verwünschte Mede

Jedoch die Welt ist einmal so.

(Er liest eine Weile, indessen tritt Elitander herein und stellet sich hinter seinen Stubl.)

Wie reizend

Drückt hier der Dichter nicht die großen Züge

Des wahren Christen aus! Wie Fark

1. Hierin hat Erencgk (neben Brawe und Schlegel) zuerst fünffüßige Jamben gebraucht.

Clitander.

Zum Teufel!

Was machst du dann? Ich glaube gar, der Narre

Sist hier zu Haus und bethet

Ha, ha, hey!

Oront, der als er die Stimme Elitanders gehört, erschrocken aufgesprungen, und das Buch verbergen will.

Ich Um des Himmels willen, in der That nicht,

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Das heißt ein Mährchen Erebillons Ich glaube,
Du willst noch nach Herrnhuth. Nimm mich mit dir
Du Kreuzluftvögelein! Sieh, welche Minen.
Macht er nicht jetzt, gerade wie ein Holzschnitt,
Der einen alten Philosophen vorstellt.

Herr Sanct Dront! Ich will dich gar nicht stören,
Ich bitte, fahre fort in deiner Andacht!

Du siehst erbärmlich aus So hatt' ich gestern,
Unwissend zwar, die unverdiente Ehre,
Mit einem Kirchenlehrer im Burgunder
Mir einen rechten derben Nausch zu trinken?
Ich dachte dich geputzt zum Ausgehn,
Frisch, munter, wie ich bin, hier anzutreffen.
Da siht der Narr und liest geistliche Lieder.

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Beispiel 3.

Aus dem Lehrgedicht: Einsamkeiten, in sechs Gesängen.
Wiedersehn in der Ewigkeit. Dritt. Gesang. (Th. II. S. 18.)
Dich werd ich einst, Horaz, dich, Milton, einst umfangen.
Dann seh ich dich, Alcipp, der Freunde treue Schaar:
Ihr stellt euch nach der Reih verklärten Blicken dar.
Ihr Helden vorger Zeit, die ich so lang verehret,
Ihr Weisen, deren Ruhm oft meinen Schlaf gestöhret,
Wenn ich in heiliger durchwachter Mitternacht
Das edle Leben las, so ihr hier zugebracht.

Wie oft hab ich nicht einst, in ungeübter Jugend,
Nacheifrungsvoll geweint, erfüllt von eurer Tugend;
Und, durstend nach dem Kelch, den Sokrates geleert,
Schien mir der Fürsten Pracht nur matt und mitleidswerth.
An Thaten werd ich nicht, so sagt ich, ihnen gleichen,
Und dennoch schäm ich mich, an Tugenden zu weichen.
Wie oft beweint ich nicht, daß ich euch nie erblickt,
Zu einer schönern Zeit in diese Welt geschickt!

Doch dort erblick ich euch in Welten voll Entzücken:
Ich nenn euch Freunde schon, und glaub, euch zu erblicken.
Ob gleich dein hohes Spiel dem Pöbel nie gefällt,
O Klopstock,' was du singst, ehrt eine bessre Welt.
Um dich seh ich den Chor der heilgen stillen Seelen,
Die nun mit dir vereint des Höchsten Lob erzählen:
Dich seh ich, tiefer Young, dich seh ich, Gellert, stehn.
Wie klingt ihr geistreich Lied nunmehr so himmlisch schön!
Ich seh dich, edler Creuz, aus diesem Haufen dringen:
Umarmt mich, Freunde, kommt, und ich will mit euch singen.
Was fühlet noch mein Herz für einen stillen Zug?
O Herz, ist alles das nicht Seligkeit genug?
Doch ich erblicke sie, ich sehe dich, Zemire!

O komm, damit ich dich zu meinen Freunden führe!
Komm, schöne Seele, komm! umarme deinen Freund;
Euch, Zähren, segn' ich noch, die ich um sie geweint!
Ich seh dich; ja, du bists! es sind die holden Blicke:
O Lieb, o Seligkeit! kein Wunsch bleibt mehr zurücke.
Komm, ich umarme dich; komm, schwesterlicher Geist!
Nun weiß ich, daß kein Glück aus deinem Arm mich reißt.
Wie klein, wie irdisch sind der Menschheit schwache Leiden,
Wie groß ist nicht ihr Lohn und edler Tugend Freuden!

1. Hier ist wohl Klopstock zum erstenmal öffentlich besungen worden.

Beispiel 4.

Abendandacht. (Th. II. S. 158.)

Herr, es gescheh dein Wille!.

Der Körper eilt zur Ruh: Es fallen in der Stille Die müden Augen zu. Vergieb der Schwachheit Sünden, Verschon mit Zorn und Straf. Laß mich bereitet finden Zum Tode, wie zum Schlaf.

Laß, fern von Schreckenbildern Und wilder Phantasen, Die Seele sich nichts schildern, Was ihrer unwerth sey! Laß fren von eitlen Sorgen Mich wieder auferstehn,

Und auf den Kampfplatz morgen Mit neuen Kräften gehn.

Doch, wenn mit festem Schlummer Des Todes letzte Nacht

Den Freuden, sammt dem Kummer
Ein schnelles Ende macht;
Herr, stärk mich, wenn der Schrecken
Der letzten Stunde droht.
Mein Gott wird mich erwecken;
Ein Schlaf nur ist mein Tod.

Dein Heil hab ich gesehen,
In Frieden fahr ich hin,
Weil ich, beym Auferstehen,
In deinem Reiche bin.
Wohl dem, der bis ans Ende
Sich als ein Christ erweist!
Mein Gott in deine Hände
Befehl ich meinen Geift!

Beispiel 5.

Um Besserung des Lebens. (Th. II. S. 168.)

Erbarm dich, Herr! mein schwa

ches Herz

Strebt oft nach Eitelkeiten:
Bald kann mich Freude, bald der
Schmerz

Auf falsche Wege leiten.
So wankt ein Rohr, vom Wind
regiert;
Ich geh, wohin mein Trieb mich
führt,

Freywillig in die Ketten.
Herr, hilf mir! ich auch bin ein
Christ!

Mann du, mein Gott, nicht bey

mir bist:

Wer wird, wer kann mich retten? Laß mich, wenn ichs gleich unwerth bin,

Nicht mehr im Zweifel wanken.

Erhebe den verirrten Sinn

Zu himmlischen Gedanken.

Gieb meinen Worten Geist und

Pracht;
Zeig in der Schwachheit deine
Macht,

Dir, Vater, will ich singen!
Ich halte deinem Geiste still;
Ich will mich ändern! Herr, ich

will!
Wirk selbsten das Vollbringen!
Ich such umsonst der Tugend
Bahn,
Wenn du mich nicht begleitest,
Und mich durch Nebel, Sturm und
Wahn
Zu deiner Wahrheit leitest.
Du hasfest jeden falschen Schein;
Mit Ernst willst du verehret seyn.

Herr, hilf um Jesu willen!
Erhebe den gebeugten Muth;
Hilf mir der Leidenschaften Wuth
Durch deine Gnade stillen.

Ich bin ein Mensch, du kennest
mich;

O Herr, ich bin voll Sünden:
Doch meine Seele hofft auf dich,
Laß mich Erbarmen finden!
Ich glaube: bis zum Tod und Grab
Stiegst du vom Himmelsthron herab,
Und kamst, für uns zu leiden.
Die Menschheit hüllt die Gottheit
ein;
Du nahmst auf dich des Lebens
Pein,

Uns gichst du seine Freuden.
Du kamst, als Mensch, als Gott
zugleich,

Als Mensch ohn alle Sünde.
Gedenk an mich in deinem Reich;
Hilf, daß ich dort dich finde!
Sen bey mir, wenn das Auge bricht!
Mein Gott, mein Gott, verlaß mich
nicht,

Wenn jedermann mich fliehet;

Wenn meine Lebens-Bahn vollbracht, Und wenn des Todes öde Nacht Den Vorhang niederziehet!

Mein Gott! mein Gott! gedenke
nicht
Der Sünden meiner Jugend!
Wie strenge schien mir oft die Pflicht!
Wie traurig schien die Tugend!
Du zürnst von deiner Gottheit Sih;
Die Welt erbebt vor deinem Blig;
Du donnerst hoch im Wetter.
Wer wird mich deinem Zorn ent-
zichn?

Zu deinem Kreuze will ich fliehn,
Mein Heiland! mein Erretter!

Verzeih, verzeih, durch Jesu Blut!
Ich glaube, Herr, ich glaube!
Gieb, daß mir diesen festen Muth
Kein Tod, kein Zufall raube!
Auch durch des Todes finstres Thal
Dringt deiner Gnade heitrer Strahl:
Cey rubia, mein Gemüthe!
Trotz Sünd und Tod! Gott schüßt
dich doch.
Es sey mein letztes Stammeln noch
Ein Loblied seiner Güte!

Beispiel 6.

Aus dem Gedichte: die Weisheit. (Th. II. S. 179.)

Freyheit! die vom Himmel siam

met,
Die der Römer Herz entflammet,
Und des Brutus edlen Muth;
Die der Völker Joch zerbrochen,
Und Lucrezien gerochen
Durch Tarquins vergoßnes Blut!
Freyheit! dich und Rom zu retten,
Troßt ein Regulus in Ketten
Der betrognen Feinde Wuth.

Freunde, laßt nicht niedre Zäh

ren

Euren Regulus entehren,
Und gehorcht des Schicksals Schluß!
Dieß nur wars, wornach ich strebte,
Daß dem Volk, für das ich lebte,
Nun mein Tod noch dienen muß.
Glück, den Römern angebohren,
Freyheit, als ich dich verloren,
Da! ja, da starb Regulus.

Ich

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