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151. Was Hippokrene auf deutsch heißt.
Ein Gallier, der gallisch nur verstand,
Und das allein reich, stark und zierlich fand,

(Das Deutsche hat er stets durch schalen Spott entehrt,
Weil ihn für dies Verdienst ein deutscher Hof ernährt)
Den bat ich: Nennt mir doch auf gallisch Hippokrene;
„Herr Deutscher, könnt ihr mich im Ernst so seltsam fragen?
,,Der Gallier behält die griechschen Töne."

Nun wohl, Monsieur, wir können Roßbach sagen.

162. In ein Exemplar meiner vermischten Schriften.

Ein Richter, dem nichts blenden kann,

Vor dem Voltaire zittern müssen,

Prüft bald mein Buch, und tadelt nichts daran;
Es heißt: Des Sterbenden Gewissen.

„Antwort hierauf.

Nur des Gewissens Spruch lohnt deine Ruhmbegier;
Wohl denen, die nach gleichem Lohne streben!
Doch wirst du es der Freundschaft wohl vergeben?
Sie streichet bald hinweg und sehet einst dafür,
Und wünscht auch einst nicht zu erleben.

166. Zweyerley Zeitrechnung.

Aus dem Spanischen.

Ach! daß die Jahre voll Vergnügen
Schnellen Winden gleich verfliegen!
Einen Augenblick voll Leid

Macht der Schmerz zur Ewigkeit.

Gotter."

191. An einen neuen Orthographen.

Manch H, manch D, manch S, ersparst du dir zu schreiben: O Freund, dein ganzes Werk sollt' ungeschrieben bleiben!

215. Sprachenunkunde.

Ganz lob' ich's am Professor nicht,
Daß er kein Wort französisch spricht;
Doch möchte das noch seyn:

Nur spricht er auch kein Wort latein.

meinen Verlag auf Schreibpapier drucken, sagte er, und das kann mein Schwieger

vater nicht brauchen.

232. Widerlegung eines königlichen Schriftstellers.
Er schreibt ein Buch zu Frankreichs Ehre,
Der Philosoph von Sanssouci;

Doch diesem Buche glaub' ich nie,

Längst widerlegten's Friedrichs Heere.

237. Vorschlag, wo die Abbildungen der Profefforen
hinzustellen sind.

Den Bildern wollt' ich wohl zum Platz die Kirche wählen:
So wird es nie darin an Professoren fehlen.

247. Weiße Degenscheiden.

Weiß sind Gelehrter Degenscheiden,

Denn Unschuld pflegt sich weiß zu fleiden.

280. Geadelte.

Von Leibnitz und von Wolf hab' ich mir stets gedacht: Hochwohlgeboren nicht, und nur Hochwohlgemacht. Auch meint' ich über sie nicht bey der Benennung zu lachen: Denn wirklich ist ja nichts aus manchem Gebornen zu machen.

288. Pädagogie.

Dem Kinde bot die Hand zu meiner Zeit der Mann;
Da streckte sich das Kind und wuchs zu ihm hinan:

Jeht kauern hin zum lieben Kindlein

Die pädagogischen Männlein.

369. Als eines Dichters Manuskripte von Mäusen gefressen wurden.

Der Mäuse Durst löscht ja kein Wein,
So müssen wohl die Verse Wasser seyn.

370. über Cüstine's Hinrichtung.

Mit Quaal und Tod belohnt er seine Diener

Der Satan. Wer das jetzt noch lehrt,

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Den hält man nicht für aufgeklärt;

So lohnen doch die Jakobiner!

382. Grabschrift Kästners auf sich selbst.

Am 2. Juni 1800.1

Von Müh' und Arbeit voll, kam mehr als hoch mein Leben,
Doch froh in dessen Dienst, der Trieb und Kraft verleiht;

1. Achtzehn Tage vor seinem Tode.

Im Glauben an den Sohn, der sich für uns gegeben,
Ging ich getrost zur Ewigkeit.

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Beispiel 3.

47. Etwas aus der höhern Exegetik. (S. 159.)

„Die Säue der Gergesener sind bei Leibe nicht! von der Legion Geister angetrieben worden, sich ins Meer zu stürzen, sondern die Rasendgewesenen haben so grimmig auf die Thiere gestürmt, daß dieselben aus Furcht ins Wasser gesprungen sind."

Diese Erklärung las ich vor mehrern Jahren als von Bahrdt angegeben. Vorausgeseßt, daß er der Erfinder ist, dachte ich: Man sieht wohl, daß Bahrdt in Leipzig studirt hat, wo in der Stadt eben keine Schweine gehalten werden. Hier in Göttingen kann ich zum Fenster heraus wahrnehmen, daß zwey bis drey Leute mit einem einzigen Schweine zu thun haben, es an einen Ort zu treiben, wo es nicht hin will. Die Menschen, die geheilt seyn sollten, wären also noch rasender gewesen, als zuvor, wenn sie unternommen hätten, eine Heerde Schweine ins Meer zu treiben. ̧ Schwerlich hätten sie ein besseres Schicksal gehabt als Sauwart, Grüß wursters Hund, erfuhr, davon man den Froschmäusler. Th. II. Kap. XII. lesen kann.'

1. Die Säue hatten sich vom Schweinehirten Grüß wurster emancipirt und wollten nur unter dem Aufseher, dem Hund Sauwart, stehen. So lange dieser sehr sanft verfuhr, war Alles gut, aber die Säue thaten auch was ihnen gut dünkte. Als er nun ein Ferklein, das nicht folgen wollte, heftig angriff, rissen ihn die Säue in Stücken und fraßen ihn auf.

Freylich hat man jetzt keine Erfahrung, daß Schweine von Teufeln in's Meer getrieben werden; aber wer sagt, daß sey vordem einmal geschehen, der sagt etwas weniger Unglaubliches, als wer sagt: Eine Heerde Schweine sey vordem von ein Paar Menschen ins Wasser gejagt worden.

Meiner Einsicht nach, verhält es sich mit mehrern neuen Schrifterklärungen so; sie sind viel unwahrscheinlicher, als die alten. Zumal wenn sie davon ausgehen: Es sey sonst nichts geschehen, das jetzt nicht mehr geschicht. Denn daraus ließe sich wohl beweisen: Es sey kein Luther, Melanchton und Erasmus gewesen.

Beispiel 4. (Th. II. S. 60.)

Elegie.

14. Auf meinen seligen Vater.

Noch meinen Schmerz durch Dichterkunft zu zeigen,
Weyh' ich dies Lied, dir, liebster Bater, nicht:
Nichts drückt ihn aus, als ein betäubtes Schweigen,
Das manchmal nur ein banges Ach! durchbricht:
Und wenn man dich durch unerkauft Bedauern
Nah' und entfernt, bey deinem Abschied ehrt,
So braucht es nicht, daß eines Sohnes Trauern
Erst deinen Ruhm der Welt verdächtig lehrt.

Nur wünsch' ich noch, weil ich dich muß entbehren,
Daß nie in mir dein lebhaft Bild vergeht:

Das kann mir noch ein Theil von dir gewähren,
Wenn es vor mir, der Tugend Antrieb, steht.
So hab' ich sonst, o Vater, dich zu kränken
Nur deinen Schmerz, nie deinen Zorn gescheut:
So wirk' in mir dein rührend Angedenken,
Als würd' ich noch durch deine Huld erfreut.

Mehr hat als du mit Müh und scharfem Blicke
Für seinen Sohn kein Vater noch gewacht;
Noch hab ich nie aus Sorgfalt für mein Glücke
Den Wunsch um dich der Vorsicht dargebracht,
Du hießest mich, durch Beyspiel und durch Lehren
Nur Dem vertraun, den Alles Vater nennt,
In dem wir noch den treusten Beystand ehren,
Wenn Aeltern fliehn, wenn uns kein Freund mehr kennt.

Nur deiner Huld ein dankbar Herz zu zeigen,
Durch meinen Werth den deinen zu erhöhn,

Und,

Und, würde mir ein mäßig Glück zu eigen
Dich, mehr als mich dadurch erfreut zu sehn,
Das wünscht' ich dir! das solltest du erleben!
Und Lebenssatt! wie dacht ich doch so klein!
Was für ein Wunsch! dir dieses Glück zu geben,
War das wohl werth im Himmel spät zu seyn?

Doch Er, dein Gott, an welchen stets zu denken
Du dich bestrebt, und deinen Sohn gelehrt,
Der stärke mich, dir eine Lust zu schenken,
Die Engel rührt und Ewigkeiten währt.

Du sollst mich sehn, am größten von den Tagen,
Wo sich vereint das Volk der Erden schaut,
Und sollst getrost zu unserm Richter sagen:
Hier bin ich, Herr! und den du mir vertraut.

Beispiel 5.

Aus den Betrachtungen über Gottsched's Charakter.
(Th. II. S. 165.)

In der deutschen Gesellschaft vorgelesen den 12. Sept. 1767.

Gottsched's Name ist in der neuen deutschen Litteratur einer der bekanntesten; bekannt mag nun berühmt oder berüchtigt heißen. Da ich diesen Gelehrten lange Zeit genau gekannt und selbst seinen Unterricht ge: nossen habe, so wird man vielleicht einigen Betrachtungen, die ich über ihn anstellen will, eine kurze Aufmerksamkeit gönnen. Ich verspreche blos einzelne Betrachtungen, keine vollständige Ausführung, weder seines Lobes noch seines Tadels.

Er selbst glaubte, und Andere mit ihm, er habe große Verdienste um den guten Geschmack in der deutschen Dichtkunst und Beredtsamkeit. Man kann sagen, daß Deutschland eine Zeitlang ihm diesen Ruhm ziem lich einstimmig gegeben hat, daß nach und nach die Meynungen über ihn sind getheilt, und endlich beynahe auch ziemlich einstimmig das Gegentheil von ihm ist gesagt worden.

Diese Widersprüche lassen sich vereinigen. Gottsched machte sich zu einer Zeit bekannt, da Deutschlands Geschmack im höchsten Grade ver derbt war. Der schwülstige Lohenstein, der Ziebeth- und Ambrareiche Hofmannswaldau, der politische Weise waren die Muster der deutschen schönen Geister, und wenn diese Muster bey ihren Fehlern auch noch ein und das andere Gute hatten, so wurden doch nur ihre Fehler nachgeahmt. Galante Leute redeten ein Deutsch, davon die Hälfte französisch war, oder doch seyn sollte, und die Gelehrten - ja! die redeten damals Pischon Denkm. IV.

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