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Noch glücklich; denn mein Herz war mir zum Glück genug.
Wir brauchten noch der Ruh, die gern bey uns verweilte,
Da uns ein jäher Sturm, der früh uns übereilte,
Gewaltsam aus einander schlug.

Was, Bruder, fühlt ich da! Ach wie viel Thränen flossen
In unsern letzten Kuß! Wie klopfte dieses Herz,
Das du erst dem Gefühl der Freundschaft aufgeschlossen!
Und was weissagte mir sein Schmerz!

8. Noch hatte durch dies Leid der Himmel seine Blitze
Nicht gegen mich. erschöpft. Es brach auch meine Stüße.
Mein Vater starb mir, er, mein Vater und mein Freund!
Der du mit frommer Hand, die uns getreu begleitet,
Dem Gott, der dir uns gab, uns wieder zugeleitet,
Wirst du wohl je genug beweint?

Ach, ich war nicht bestimmt, dein Auge zuzudrücken;
Beflügelt von der Angst hab ich umsonst geeilt.
Dein sterbend Auge hat mit väterlichen Blicken
Nicht seinen Segen mir ertheilt.

12. Von langen Kämpfen matt, von stetem. Schmerz zerrissen, Wandl' ich mit bebenden, kraftlosen, schwanken Füßen

Auf deinem Grabe noch, das meine Wehmuth nährt.
Mein volles Herz will hier sich in der Nächte Stille
Der Last entledigen, und seufzt, daß seine Fülle
Ihm selbst der Klagen Troft verwehrt.
Da es, vom Leide wund, in Thränen sich verblutet,
So stürzet auf mein Haupt ein neuer Schlag daher.
Er donnert mich schon hin, eh ich ihn noch vermuthet.
Ich sink und fühle mich nicht mehr.

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13. Auch du, mein Bruder, stirbst! Nun mag das Unglück toben! Sein Arm sey über mir stets feindlich aufgehoben!

Ich achte nun sein Drohn und seine Schläge nicht.

Auch du, mein Bruder, stirbst! Ich kann euch mir nicht wehren,
Ihr überwältigt mich · strömt hin, gerechte Zähren,

Und überschwemmet mein Gesicht!

Starr, geistlos tauml' ich hin, und zögernd sieht das Leben

In allen Adern still. Ein Ach steigt schwer herauf.

Mein Herz, dem Ungestüm der Leiden übergeben,
Quillt von verschloßnen Seufzern auf.

1. man sollte sein“ vermuthen.

17. Du, seiner Liebe Pfand! Du Säugling! ist dem Leiden Dein Leben ganz bestimmt? Ach, wie so kurze Freuden Erweckte der Bericht, daß du gebohren seyst!

Dein Vater hat noch kaum dich segnend angeblicket,
Kaum hat er einmal dich an seine Brust gedrücket,
Da dir dein Unglück ihn entreißt.

Was fühlest du, wenn ist die Mutter dich umfangen
An ihrem Herzen hält, dich voller Mitleid küßt,
Wehmüthig auf dich blickt, und deine zarten Wangen
Mit Thränenströmen übergießt!

19. Wie zärtlich er geliebt, das will ich einst dich lehren.
Euch, Stunden, ehr ich noch, und werd euch ewig ehren,
Wo ich in seinem Arm sein ganzes Herz empfand!
Sein edles Herz bey' sich nach andrer Gram und Freude.
Ich, ich sah oft, wie ihm, bey unsers Vaters Leide

Des Mitleids Thrän' im Auge stand.

Es öffnete sich schon das Grab mich zu begehren;
Nur seine Sorgfalt rief ins Leben mich zurück.
Ward ich vom Tod verschont noch seinen Fall zu hören?

O mir zu schreckliches Geschick!

21. Ach Gott! ach hören nie die Wetter auf zu toben? If, Herr, dein strenger Arm stets wider mich erhoben? Vermeßine Klagen, schweigt! Was rechtet ihr mit ihm? Wie labyrinthisch sind, Allweiser, deine Wege!

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Ich steh verstummt. — Bergieb! die Schwere deiner Schläge
Riß meinen Geist zum Ungestüm.

Ich will ihn bändigen, gelassen will ich klagen;

Du strasst kein stilles Leid. Das Herz darf menschlich seyn.
Durch deine Kraft gestärkt, will ich mein Unglück tragen;
Du legst es auf und ich bin dein.

Beispiel 2.

Ajax Dileus. (Verm. Ged. I. S. 271.)

Zagt, Städte, die thr stolz euch brüstet!
Der wilde Krieg, der gern verwüstet,
Stört bald des Trohes sichre Ruh.

1745.

Muß nicht das stolze Troja sterben?
Die Mitternacht trägt ihm Verderben
Auf schwarzen grausen Flügeln zu.

1.,,bey" giebt gar keinen Sinn und ist Druckfehler. Es ist „bog" zu lesen, wie auch in den verm. Gedichten steht, während dieser Text aus J. E. Schlegels Werken genommen ist.

Berräthrisch helfen den Achivern Jht Nacht und Schlaf der Helden Schaar

Zu blutgen Opfern überliefern, Die vormals oft ihr Schrecken war. Die Thürme stürzen andre Thürme. Und, mürbe durch des Feuers Stürme, Begräbt die Edeln ihr Pallast. In Tempeln schallt für Jubellieder Das Winseln banger Frauen wieder, Die ängstlich den Altar umfaßt. Von Mord ermüdet schon der Krie ger,

Der noch ermüdet Krieger fällt; Und der Besiegte reißt den Sieger Oft mit sich zu der Unterwelt.

Wie, Ajax? Spottest du der Göt

ter?

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Und haucht, um boshaft sich zu freun, In dieser unglückschwangern Stunde Dir Lust zur frechsten Unthat ein. Sie will der Unthat thränend

wehren.

Du achtest nicht der heißen Zähren,
Und daß ein Gott oft aus ihr spricht.
Vergebens flehn die blassen Wangen.
Sie reizen stärker dein Verlangen.
Ihr Händeringen rührt dich nicht.
Du frecher Räuber ihrer Ehre!
Dem Haß ist deine Liebe gleich.
Ihr nahen, blutigen Altäre!
Ihr seht die That und schwärzet euch.

Ihr heiligen Gewölber! sehet
Wie die Prophetinn fruchtlos flchet,
Und stürzet nicht aus eurer Höh?
Das Hohn dir sprechende Berbrechen,
Minerva, eilst du nicht zu rächen?
Der Frevler flieht auf stiller See?
Doch hör ich nicht schen Wetter
heulen?
Sie kommen. Sie verfolgen ihn.
O wie sie unaufhaltsam eilen
Um deine Nache zu vollziehn!

Sie fassen grimmig und zerschmet

tern

Des Frevlers Schiff. Er flucht den Göttern,

Höhnt ihren Zorn, troßt seinem Tod. Er flucht, geschleudert an die Klippen. Die Fluth erstickt den Fluch der Livyen.

Er streckt die Hand empor und droht. Ohnmächtges Drohn! Die schwarze Seele,

Die er nun von sich hauchen muß, Stürzt, daß Megära sets sie quäle, Hinunter in den Tartarus.

Beispiel 3.

Die Krähe und der Reimer.

Eine Fabel. (Verm. Ged. II. S. 392.)1

Als eine Kräh' einst ihr Gefieder

Mit Pfauenfedern ausgeschmückt,

Besah sie sich, und gleich schritt sie, von sich entzückt,
Mit mehr als Pfauenstolz gar langsam auf und nieder,
Schien sich an Reiz dem Pfau der Juno gleich zu seyn,
Und mischte keck sich unter Pfauen ein.

Doch sie, die das verdroß, beraubten ihr Gefieder

Der ihnen abgeborgten Pracht.

Der kaum gewordne Pfau ward schnell zur Krähe wieder,
Und selbst von Schwalben ausgelacht.

Als einst ein Reimer seiner Lieder

Mit Naub aus Britten ausgeschmückt:

Las er sich selbst, und sah, von sich stets mehr entzückt,
Auf andre Reimer stolz aus seiner Höh hernieder,
Vermeynt' aufs wenigste doch Hallern gleich zu seyn
Und mischte keck sich unter Dichter ein.

Doch bald sah er durch die den Diebstal seiner Lieder
Vor aller Welt ans Licht gebracht.

Der neue Haller ward zum magern Neimer wieder
Und selbst von Schülern ausgelacht.

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1. Diese Fabel war früher schon erschienen und von Lessing getadelt worden. Hier hat sie Schlegel bedeutend abgekürzt.

Hier hofft ihr das vergebens;
Hier herrschen Furcht und Müh.
Gebraucht denn dieses Lebens
Wozu es Gott verlich!
Der Hoheit euch bewußt,
Zu der euch Gott erhöhet,
Flicht Weltlust. Es vergehet
Die Welt mit ihrer Lust.

Euch, Staub, hat Gott erwählet,
Daß ihr mit Engeln dort
Sein hohes Lob erzählet.
Seht froh die Wallfahrt fort!
Auf! Bis euch Gottes Ruh
In ihren Schooß empfange:
Wallt unter Lobgesange
Der Engel Chören zu!

Beispiel 5.

Von der Seligkeit des Himmels.

1777.

Mel. Baterherz, o Licht, o Leben. (ib. 128.)

Jauchzt! Es ist eine Ruh vorhanden,
Wo tapfre Streiter Gottes nun,
Wenn sie durch Christum überwanden,
Von aller ihrer Arbeit ruhn.
Dort fließen ferner keine Zähren,

Kein Mund läßt dort noch Seufzer hören.
Dort ängsten Schmerz und Vlagen nie.
Dort sind sie selbst der Furcht entrücket.
Nuh, die den müden Geist erquicket,
Folgt auf des Lebens Last und und Müh.

Stirb, Christ, getrost auf Jesu Namen,
Denn der ist, wenn du stirbst, dir nah.
Boll Freudigkeit sprich: Amen! Amen!
Die feyerliche Stund' ist da.
Ich bin am Ziel. Genug gelitten!
Genug gestrebet und gestritten!
Es ist vollbracht, der schwere Lauf.
Nun folgt die Rnh. Aus allen Leiden
Schwing ich mich nun in ewgen Freuden
Zu dem verklärten Mittler auf.

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