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Bald hätt uns ungestraft sein Rath, der uns betrogen,
Und uns ins Lager zog, auch in den Tod gezogen.
Doch sein gewohntes Gift, sein oft schon falsches Schmähn,
Ließ diesmal in den Wind auch wahre Worte gehn.
Er, dem man oft getraut, doch oft umsonst geglaubet,
Hat der Verrätherey den Nachdruck selbst geraubet.
Dein Bruder sagt indeß, was uns bereitet war.
Wir rissen uns geschwind aus Lager und Gefahr:
Doch Varus suchte stets was unsre Herzen schreckte,
In sich und nicht in dem, was ihm Segest entdeckte.

Thusnelde.

Ach! schone doch Segests, von wegen meiner Ruh!
Die Ehrfurcht gegen ihn drückt mir die Augen zu.
Wenn du ihn schelten mußt, schilt ihn nicht vor Thusnelden.

Adelheid.

Hier nahet schon die Schaar der unverleßten Helden,
Die knechtischer Betrug umsonst verrathen hat.
Und die Gefahr dräut Rom nunmehr an ihrer statt.

Beispiel 3.

Gleichnisse auf die Liebe. (Th. IV. S. 265.)

Meine Liebe gleicht der Schwalbe,
Die zwar ihre Wohnung flieht;
Aber immer wiederkehret,
Und von neuem ungestöret
Ihr gewohntes Nest bezieht.

Meine Liebe gleicht der Bäume
Unbeständig grünem Haupt.
Hat der Frost es gleich entblöß-
set;

Wenn der May das Eis zerflös-
fet,

Steht es wiederam belaubt.

Meine Liebe gleicht dem Schatten,
Der sich auf den Boden malt!
Mit des Lichtes Scheine schwindet;
Mit dem Licht sich wiederfindet,
Wenn sein Glanz von neuem firalt

Bald verliebt, bald frey von Ket-
ten,
Dieser bald, bald der verpflicht;
Bald voll Scherz, und bald voll
Klagen,
Weis mein Herz es nicht zu sagen,
Ob es liebet, oder nicht.

Beispiel 4.

Lied auf eine schöne Melodie,

zu der vorhin ein schlechter deutscher Text gesungen ward.
(Th. IV. S. 270.)

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Welcher verdienet sein Liebling zu Welcher verdienet sein Liebling zu

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4. Johann Adolf Schlegel. 1721-1793.

Johann Adolf Schlegel, der Bruder des vorigen Johann Elias, wurde den 18. September 1721 zu Meißen geboren und genoß dort, wie sein Bruder, Unterricht von Hauslehrern, bis er im 14. Lebensjahre dem Bruder nach Schulpforta, wie späterhin nach Leipzig folgte und der Fürsorge und Leitung desselben sich zu erfreuen hatte. Auch wirkte der wissenschaftlich gebildete Vater bedeutend auf ihn ein, welcher öfter von den Söhnen Rechenschaft über ihre Studien und Fortschritte forderte. Joh. Adolf lebte in Leipzig sehr eingeschränkt, oft ärmlich, und wurde hier von den Blattern überfallen, welche ohne die treue Pflege seines älteren Bru ders ihm hätten tödtlich werden können. Sein Bruder führte ihn auch in seine freundschaftlichen Kreise ein und so schloß er sich Gellert, Cramer, Rabener und den übrigen Mitarbeitern an den Belustigungen des Verstandes und Wiges und späteren Herausgebern der bremischen Beiträge an, ja wurde selbst mit Gärtner der Stifter und treue Mitarbeiter der letztern. Das eifrige Betreiben der schönen Wissenschaften hin

derte zum Theil seine Fortschritte im Studium der Theologie, doch zeich nete er sich durch seine Nednertalente aus. Als er 1746 die Universität verließ, wurde er eine Zeitlang Hauslehrer, kehrte aber bald nach Leipzig zurück und beschäfftigte sich mit gelehrten Arbeiten, bis sein Freund Cramer 1748 Prediger in Crellwitz bei Halle geworden war und zufolge eines gegenseitig gemachten früheren Versprechens ihn zu sich nahm. Mit diesem verlebte er nun anderthalb Jahre in ländlicher Einsamkeit und stiller Zufriedenheit, half Cramer bei seiner Übersetzung des Chrysostomus und seiner Zeitschrift „der Jüngling“ und übersetzte unter anderen: „Batteur Einschränkung der schönen Künste auf einen einzigen Grundsah," welchem Werke er Anmerkungen und Abhandlungen beifügte. Im Jahre 1751 wurde er Lehrer und Diakonus an der Schulpforta und 1754 Pastor Primarius an der Dreifaltigkeitskirche und Professor der Theologie und Metaphysik am Gymnasium zu Zerbst. Durch seine feurige Beredsamkeit (wovon seine Sammlung von Predigten zeugt) wurde er sehr berühmt und erhielt demnach 1759 den Ruf als Pastor an die Marktkirche zu Hannover. Hier lebte er besonders seinem Amte und den mit ihm verbundenen Arbeiten, dichtete und verbesserte viele Kirchenlieder, welche in mehreren Sammlungen erschienen, gab auch eine Sammlung Passionspredigten heraus und verfasste eine eregetisch bearbeitete Evangelienharmonie der Leidensgeschichte unsers Herrn, auch besorgte er die dritte Auflage seines Batteur 1770, und Gärtner gab 1769 seine (Schlegels) Fabeln heraus. Mit seinem Bruder Joh. August übersetzte er den Auszug aus der alten Geschichte von Frau von Beaumont, schrieb eine Erklärung der Weissagungen Jesu vom Untergang Jerusalems, besorgte mit Hey die Herausgabe der moralischen Vorlesungen Gellerts und arbeitete mit vieler Liebe an dem 1772 erschienenen Frankfurter reformirten Gesangbuche. Als er 1775 Konsistorialrath, Superintendent und Pastor Primarius an der Neustädter Hof- und Stadtkirche geworden war, zeigte er sich auch als tüchtigen Geschäfftsmann. Er gab noch einen Anhang zum hannöverschen Gesangbuch mit einigen eignen Liedern heraus und dichtete in seinem einundsiebenzigsten Jahre noch ein erhabnes Te Deum; auch erschien eine neue Sammlung Predigten 1778-1786, ein Religionsunterricht für Confirmanden und eine Sammlung seiner besten Gedichte. Bei der 50jährigen Jubelfeier der Universität Göttingen ertheilte ihm diese 1787 die theologische Doctorwürde. Er starb 1793 am 16. September, zwei Tage vor seinem vollendeten zweiundsiebzigsten Jahre. Er ist der Vater der unter den Romantikern berühmten beiden Dichter August Wilhelm von Schlegel und Friedrich Schlegel.

Johann Adolf Schlegel gehört zu den schäßbaren Dichtern, deren Sprache rein, deren Verse fließend sind, ohne den hohen, erhabnen und

glän

glänzenden Geistern zugezählt werden zu können. Von seinen Werken sind erschienen:

1. Erste Sammlung geistlicher Gedichte zur Beförderung der Erbauung, von J. A. Schlegeln Pastor etc. Erste Ausg. Lpz. 1766. gr. 8. Zw. Ausg. das. 1772. — Zweite Samml. geistl. Gedichte das. 1769. gr. 8. Dritte Samml. das. 1772. gr. 8. (Es sind 67 umgearbeitete und 70 neue Gesänge in diesen Sammlungen.) 2. Herrn J. A. Schlegels Fabeln und Erzählungen. Zum Druck befördert von K. Ch. Gärtner. Lpz. 1769. 8. (46 Fa beln, nur wenige S. ganz eigen.)

3. Joh. Ad. Schlegels vermischte Gedichte. Zwei Bände. Hannover. 1787. 1789. 8. (Am vorzüglichsten sind Oden und Lieder, welches vornehmlich geistliche sind. Im 2. Band ist das epische Gedicht: der Unzufriedne" in acht Gesängen in Alexandrinern.')

4. Die neuste Ausgabe der Übersetzung des Batteur: Herrn Abt Bat

teur, Königl. Prof. u. s. f. Einschränkung der schönen Künste auf einen einzigen Grundsay; aus dem Franz. überseht und mit versch. u. s. f. Abhandlungen begleitet von J. A. Schlegeln. Zw. Th. Dritte von neuem verb. und verm. Aufl. Lpz. 1770. 8. (Die erste Aufl. in E. Band. Lpz. 1751., die zweite 1759.)

5. Sammlung einiger Predigten von J. A. Schlegeln. 3 Th. Lpz. 1754. 58. 64. gr. 8. Predigten auf alle Sonn- u. Festtage. 4 Th. Lpz. 1773-75. gr. 8. Neue Sammlung einiger Predigten über wichtige Glaubens- und Sittenlehren. 4 Bde. Lpz. 1778-86. gr. 8. Weissagungen Jesu von der Zerstöhrung Jerusalems, erläutert und mit der Geschichte verglichen von J. A. Schlegel. Lpz. 1775. 8. N. A. 1778. 8. Predigten über die ganze Leidensgeschichte Jesu Christi, denen dieselbe aus allen Evangelien zusammengezogen und mit Anmerkungen erläutert beigefügt ist. Drei Bde. Lpz. 1769–73. — Predigten über den apostolischen Segenswunsch: Der Friede Gottes u. s. w. Lpz. 1769. 8. Predigten über die lebendige Erkenntniß in der Re

-

1. Dies Gedicht ist jetzt freilich ganz vergessen, enthält aber doch manches Anzichende. Es schließt sich den Metamorphosen des Ovid an. Agenor, der Unzufriedne geht durch mehrere Verwandlungen hindurch, wird Nachtigal, Fisch, Baum, Hirsch, Löwe, Mädchen. 2. Les beaux arts reduits à un même principe. Paris 1755. 12. und früher. Später umgearbeitet unter dem Tit.: Cours de belles lettres, ou Principes de la litterature. Parts 1746, 1755. 1764. 12. von Rammler überseßt Lpz. 1758. ff.

Pischon Denkm. IV.

8

ligion. Lpz. 1771. 8. Drei Predigten bei seiner Amtsveränderung gehalten. Hannov. 1776. 8.

6. Anton Baniers u. f. f. Erläuterung der Götterlehre und Fabeln aus der Geschichte. A. d. Franz. übersetzt, in den Allegaten berichtigt und mit Anm. begleitet von J. A. Schlegeln. Erst. Bd. Lpz. 1754. gr. 8. Zweit. Bd. v. J Ad. Schlegeln u. Joh. August Schlegeln. Ebend. 1756. gr. 8. Dritt. Bd. v. J. Ad. Schlegeln u. Joh. Matthias Schröckh. Ebend. 1764. (Nur d. Übersetzung von Schlegel.) Im vierten Bd. Lpz. 1765. 8. ist nur ein Theil der Übersetzung von Schlegel, das Übrige u. fünft. Band. Lpz. 1766 mit ein. Register ist von Schröck h.

Beispiel 1.

XXXIV. (Aus:) Brüderliche Klagen
bey dem Grabe

Johann Elias Schlegels.

(Verm. Ged. Th. I. S. 222. und J. E. Schlegels Werke Th. V. S. LV.)

1. Auch du, mein Bruder, stirbst? Auch du wirst mir entrissen? So flicht mein Lenz dahin in steten Finsternissen!

Der Himmel donnert noch, und mich trifft Schlag auf Schlag!
Mich übermannt mein Schmerz. Ich such im stillen Hayne
Umsonst Erleichterung. Ich sink ins Gras und weine.

Mein scheues Auge haßt den Tag.

Rauscht, finstre Fichten, rauscht! Ich will mein Leid euch spielen,
Mein banges Klagelied sey schwermuthsvoll, wie ihr.

Ach, meine Seel erliegt, und mich verdreußt zu fühlen,
Und vor den Freuden ekelt mir.

2.

Freude, wärst du mir doch ewig fremd geblieben!
Was täuschtest du mich da, als ich von deinen Trieben
Die sanfte Macht zuerst in meiner Seel empfand!
Voll Unerfahrenheit, traut' ich den süßen Träumen,
Und eile, dir mein Herz zur Wohnung einzuräumen,
Und fürchte keinen Unbestand.

Von Sorgen nie umwölkt, umringt von heitern Scherzen
Erwacht' ich täglich dir und segnete mein Glück.
Nun flichst du schnell von mir, und in dem öden Herzen
Bleibt keine Spur von dir zurück.

4. Ich war, da meinen Geist, der alle Stunden nüßte, Mit treuen Fittigen die Bruderliebe schützte,

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