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Doch daß dein hartes Herz, das nur von Mordgier brennt,
Estrithen nicht einmal ein Lebewohl vergönnt;

Daß du, indem ich seh, wie du mich hintergangen,
Mir nicht einmal erlaubst, dich, Falscher, zu umfangen;
Denk, ist dies nicht zu viel? ist dies nicht Grausamkeit?
Ists möglich zwar vielleicht, daß noch dein Herz sich scheut,
Du fürchtest wohl, daß ich mich nur beklagen wollte,
Und meinst, ich hasse dich, weil ich dich hassen sollte.
Nein! du hast schon geprüft, daß ich nicht hassen kann.
Ach, wüßt ich alles nur, was du an mir gethan!
Ich hör ißt schon von nichts, als deinem Frevel sprechen ;
Ein jeder Augenblick zeigt mir ein neu Verbrechen.
Was ich sonst so beweint, das scheint mir ißt nur klein.
Du lehrst mich, Grausamer, dir alles zu verzeihn!

Daß du mein ängstlich Flehn durch falsche Reu betrogen,
Mich selbst in den Verrath, auf den du denkst, gezogen,"
Und daß dein troßig Herz an der Versöhnung statt,
Die du zu stiften kamst, nur Haß zur Absicht hat;
Daß du den tollen Zweck vor aller Welt entdeckest,
Und mich vor deiner Wuth betrübten Folgen schreckest;
Daß du durch einen Ruf, der andrer Ehre raubt,

2

Mein Herz, das Lügen haßt, an dich zu ziehn geglaubt,
Den, der dich überweist, durch neuen Schimpf beleidigst,
Verläumdungen ersinnst, und sie durch Mord vertheidigst!
So viel Verbrechen zeigt mir fast ein Augenblick!
Grausamer, fahr nur fort, es ist noch mehr zurück.
Eröffne, was man mir aus Mitleid will verhehlen.
Da du kein Mitleid hast, kannst du es mir erzählen.
Ich bath bey dem Canut für dein und mein Vergehn;
Weil dich das Flehen schimpft, erspart ich dir das Flehn.
Ich nahm auf mich allein, was du allein verbrochen.
Du kennst schon den Canut, du wurdest losgesprochen.
Doch da ich ihm erwähnt, um ihn gerührt zu sehn;
Daß ich dich liebe, sey auf seinen Wink geschehn,

3.

chen sein Feldherr Ulfo, ein ehrgeiziger und aufrührerischer Mann, für sich fälschlich zu deuten gewusst hat, Ulfos Gattinn geworden. Dieser hatte ihren frühern Geliebten Godewin bei ihr angeschwärzt und will jeßt, da seine Schändlichkeit entdeckt wird, mit ihm in einen Zweikampf gehen.

1. Er hatte sich gegen Canut empört und Estrithe hatte nun für ihn bei Eanut Fürbitte einlegen müssen, ohne daß Ulfo es redlich meinte; sondern neuen Berrath im Herzen trug. 2. Godewin. 3. du dich dadurch für beschimpft hältst.

Da ich von dem Befehl, den du mir brachtest, sage,

Antwortet er darauf, daß ich dich nur verklage.

Sprich, was ist dein Vergehn? Wie kann dies möglich seyn? So gab dich mir Canut nicht zum Gemahle?

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Und sein Befehl, zu thun, was du von mir begehret,
Die Schrift von seiner Hand?

Ulfo.

Die hab' ich falsch erkläret.

Verräther!

Estrithe.

Ulfo.

Dieses Glück, daß du mein eigen bist,

Daß ich dein Herz erhielt, dank ich bloß meiner List.

Ich sollte, wo du warst, des Sveno Aufruhr stören,
Durch dich, und ohne Heer, versprach ich, ihm zu wehren.
Ein Wort, verlangt ich nur von deines Bruders Hand;
Ich wüßte seinen Wink, und sey an dich gesandt.
Dies Wort, dies mußte mir zu besserm Zwecke nützen,
Und kurz, ich liebte dich; drum mußt ich dich besitzen.

Estrithe.

Du liebtest, sagest du? Was that ich dir, Barbar,
Daß ich, gequält zu seyn, von dir erlesen war?
Daß du dich durch Betrug in dieses Herz gedrungen,
Mich meiner Pflicht entführt, mich dein zu seyn gezwungen,
Und durch verfluchte List, die nun dein Herz belacht,
Aufrührisch, ungetreu und dir selbst gleich gemacht?
Unwissend, hab ich selbst, als Beystand deiner Thaten,
Den Godewin verletzt, und den Canut verrathen.

Was that ich nicht bisher, was litt ich nicht für dich?
Nur meine Pflicht, sonst nichts, war noch ein Troft für mich.
Ach! was wirds künftig seyn? was kann mir Trost versprechen?
Selbst daß ich dieses litt, war auch noch ein Verbrechen.
Grausamer! Ach Canut! Ach Pflicht! Ach Godewin!

Ulfo.

Ist deine Pflicht dein Trost, den kann dir nichts entziehn.
Du hast sonst keine Pflicht, als die, nur mich zu lieben.
Halt dich an diese Pflicht, so darf dich nichts betrüben.
Wiß, ich bin dein Gemahl!

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Du foderst Liebe zwar, doch du verdienst sie nicht.

Ulfo.

Ist der nicht liebenswerth, der nur nach Ruhme jaget?
Verdient der keinen Ruhm, der große Thaten waget?
Ich eile, du sollst sehn, daß Ulso deiner Treu
Weit mehr, als Godewin, und einzig würdig sey.

Estrithe.

Wohin? Ach Grausamer! Den, dem ich untreu worden,
Den, dem du mich geraubt, den willst du noch ermorden?
Ach, trage denn nur ich das Joch von meiner Pflicht,
Indeß daß mein Gemahl der Menschheit Pflichten bricht?
Sich doch dies Herz, das du geraubt, gequält, betrogen,
Wird immer noch zu dir bloß durch die Pflicht gezogen.
Ach, höre doch dies Herz, und bist du mein Gemahl;
So häufe doch nicht stets durch Frevel meine Quaal.

Hör doch. Ich liebe dich. Willst du mich dennoch kränken? Willst du mir nicht sein Blut für meine Liebe schenken?

Ulfo.

Die Ehre sieht sein Blut schon als ihr Opfer an;

Wie, meynst du, daß ich es der Liebe schenken kann?

Estrithe.

Nein! sollt ich zwischen euch von deinem Schwerd erblassen, Ich kann die Barbarey euch nicht vollstrecken lassen.

Ich eile, Grausamer, und bitte den Canut

Um Hülfe für euch selbst und wider eure Wuth.

Ich weis, er ist gerecht und wird die Mordgier dämpfen.

Ulfo.

Da du zu bitten gehst, geh ich indeß zu kämpfen.

Beispiel 2.

Aus dem Trauerspiel Herrmann. (Th. I. S. 351.)

Dritter Aufzug. Vierter Auftritt.
Adelheid. Thusnelde. Herrmann.

Herrmann.

Wie ist mir? trieget mich das dunkle Licht der Nacht?
Welch Glücke zeigt mir noch Thusnelden vor der Schlacht?
Geliebte! dieser Kampf bricht meines Volkes Ketten,
Und sollte dich zugleich aus Varus Händen retten,
Wenn dich des Himmels Gunst nicht chr, als ist, befreyt.

Doch, diesem sey gedankt, du bist in Sicherheit.

Die Streiche meines Arms wird nun die Furcht nicht schwächen,
Es möchte sie der Feind an deinem Leben rächen.

Thusnelde.

Ists möglich, Werthester, so schontest du mein Blut?
Und meines Todes Furcht bezähmte deinen Muth?
Nein! hätte doch der Feind, sein Wüthen darzulegen,
Für dich und für mein Volk, mein Leben opfern mögen!
Je mehr er mich gequält, je mehr hätt' ich geglaubt,
Daß du ihm seine Macht und seinen Stolz geraubt.
Und dann hätt' ich entleibt, im frohen Sitz der Götter,
Den Vätern fund gethan, du seyst der Kinder Retter.

Herrmann.

Ach glaube, die Gefahr, in die ich dich gesteckt,

Hat zwar mein Blut bewegt, doch mich nicht abgeschreckt.
Denn meynst du, daß ich ißt den Ruhm, nach dem ich laufe,
Ob du gleich sicher bist, mit minder Angst erkaufe?
Dein Vater dienet Rom, dein Vater hasset mich;
Und eines raub ich mir, die Freyheit oder dich.
Doch, daß mein Vaterland mich nicht als laulich schelte,
Sollst du die Probe seyn, wie viel es in mir gelte.
Man sage, wenn man einst von meinen Thaten spricht:
Thusnelden liebt er sehr, doch mehr noch seine Pflicht!

1. Sehr zu loben ist, daß Schlegel diesem Trauerspiel die historischen Quellen vorangeschickt und Alles was wir aus Herrmanns Geschichte übrig haben aus Dio Caffins, Florus, Tacitus und Suetonius hat abdrucken lassen. 3. Sie war in der Römer Gewalt und ist ihnen entflohn.

manns Mutter.

2. Herr

Zwar zittr' ich vor dem Dräun, dich ewig zu verlieren,
Und doch will ich mein Volk zu Kampf und Freyheit führen.

Adelheid.

Thusnelde bleibt noch dein, und einer edlen Brust
Dient Großmuth oft zum Glück, und selten zum Verlust.
Sohn, siege: so wirst du auch deine Braut ersiegen.
Durch unsre Freyheit wird der Trutz Segestens biegen.
Wenn seine Stüße fällt, wird er erniedrigt stehn,
Und reuig wird er dann, was er versagt, erflchn.
Thusnelde.

Du, Herrmann, hast gewählt, wie große Herzen wählen,
Und liebest mehr, als dich, die Freyheit deutscher Seelen.
Da mich dein Herz gesucht, schien mir es liebenswerth:
Jht lieb ich es noch mehr, da es mich nicht begehrt;
Und da dich mein Verlust nicht auf der Bahn verweilet,
Auf der dein edler Fuß zu Varus Unglück eilet.

Wie froh will ich mit dir bis zu dem Heere gehn!
Wie froh will ich dich sehn an seiner Spize stehn!
O! daß mich dir dein Sieg zu eigen wiederbrächte,
Nur, daß ich deinen Ruhm auf ewig theilen möchte!
Dein Muth erhüb auch mich, und dein Sieg wär auch`mein.
Ach! werd ich wohl beglückt mich deiner Wunden freun?
Und wenn sich Blut und Schweiß auf deiner Stirne mischen,
Vom edlen Angesicht die tapfern Tropfen wischen?
O nennte doch die Welt, nach langer Jahre Zahl,
Der Römer Fall und Tod, Thusneldens Ehgemahl!
So würde man nach dir auch meine Tugend messen,
Und sagen, ich sey groß, weil ich dein Herz besessen.
Herrmann.

Ach, daß dein Vater doch, der grausame Segest,
Den Adel deines Bluts an sich nicht blicken läßt;
Mir so viel Untreu zeigt, als du mir Treu erweisest,
Und so die Faulheit rühmt, wie du die Tugend preisest!
Dies Maul, das Frevel träuft, und falsche Netze flicht,
Dies Herz, wie nenn ich es wär es dein Vater nicht,
Dies Herz war treulos gnug, so manches edle Leben,

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Und deinen Bräutigam, den Banden hinzugeben.

Der Deutschen großer Schluß, und dieses Werk der Nacht Hat sein verräthrisch Wort dem Varus hinterbracht.

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