und Balladen (Die Weiber von Weinsberg) vorhanden. Seltener kommen die beiden andern vor. Schwester merk' auf diese Kunde: Den laß' ich nicht, ich schwör' es dir; Die siebenzeilige Strophe kann, wie die sechszeilige, eine einfache Verschlingung zweier Reime seyn, wie folgende von Herder (die Reue): Tröst, o tröste dich mein Herz Ueber deine Leiden! Blicke vor und hinterwärts, Und verdientest du den Schmerz, In der Regel ist aber die Siebenzeile, wie die Sechszeile, eine bestimmte Verbindung zweier Strophen, bisweilen einer Fünfzeile mit dem schließenden Reimpaare; z. B. Daß mir diese Welt mit allen Göckingk. In den meisten siebenzeiligen Strophen bildet aber eine Vierzeile den Aufgesang, welcher dann eine Dreizeile als Abgesang folgt. Nach dem verschiedenen Bau beider Glieder kann auch diese Siebenzeile sehr mannigfaltig erscheinen, ohne im Wesentlichen sich zu verändern. Die gewöhnlichste Verbindung ist die Form: abab: ccx, eine unsrer Lieblingsstrophen für die Ballade (Göthe's Sänger) und das Lied, häufig auch im Kirchenliede erscheinend (Allein Gott in der Höh' sey Ehr! - Sey Lob und Ehr' dem höchsten Gut!). Ob nun die lehte Zeile des Abgesanges auch Gegenreim zu einer Zeile des Aufgesanges wird, oder ob die reimlose Zeile in einer andern Stelle eintritt, oder ob die drei Zeilen des Abgesanges sich unter einander rci. men: die Strophe bleibt immer die nähmliche. Wann kommt der Herr der Herrlichkeit Mit seines Reiches Freuden? Wann kommt der Richter, Freud' und Leid Er ist nicht fern; er ist uns nah: Du kannst ihn nicht vermeiden. Einen ganz andern Charakter hingegen erhält die Strophe, wenn das Verhältnis sich umkehrt und die Dreizeile den Auf gesang bildet. Göginger. II. 44 Die mannigfachen Formen der achtzeiligen Reimstrophe lassen sich auf zwei Hauptclassen zurückführen, indem diese Strophen entweder aus zwei gleich großen Hälften, gewöhnlich mit vier Reimen, bestehen, oder aus zwei ganz ungleichen Theilen, gewöhnlich mit drei Reimen. Die mit vier Reimen können wir als eigentliche deutsche Achtzeile betrachten. Sie erscheint be= kanntlich oft in der Reimfolge abab: cded und stellt dann eine Wiederholung der Vierzeile abab dar, die nur durch die Einheit des Gedankens zur Achtzeile verknüpft wird. Die meisten Strophen dieser Art haben sich aber wohl aus den Vierzeilen mit langen Bersen und der Reimfolge aabb entwickelt. Stellen wir z. B. das bekannte Lied von P. Gerhard in folgender Form auf: Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt, Wir haben vier Nibelungenzeilen vor uns, in denen die Mittelreime feststehend und gesetzmäßig geworden sind. Mögen sich aber Strophen von solchem Bau auf diese oder andere Weise entwickelt haben: immer soll bestimmt mit der vierten Zeile eine Pause eintreten, und ein Ueberschritt an dieser Stelle ist als unerlaubte Sahbrechung anzusehen, wie in folgender Strophe von Bürger: Nun wandelt im Geleite dir ewig Ruhe nach). Im Aufruhr und im Streite mit wildem Ungemach Bestimmtere Form erhält die Achtzeile mit vier Reimen, wenn beide Hälften ungleicher Art sind. Auch hier kann die Reimfolge abab : cdcd statt finden, nur wird die Folge der Reimgeschlechter in der zweiten Hälfte anderer Art seyn müssen als in der erstern, z. B. Du siehst geschäftig bei dem Linnen So hat sie stets mit saurem Schweiß Chamisso. In der Regel haben aber beide Theile verschiedene Reimfolge; 3. B. abab: ccdd; abab: cddc; -aabb: cdcd; u. f. f. Die Verbindung abab: cedd ist die gewöhnlichste und erscheint nahmentlich in vielen Kirchenliedern (Zion klagt mit Angst und Schmerzen) und Balladen (Lenore, Fridolin). 2. Die Achtzeilen der zweiten Art können aus einer Fünfzeile und einer Dreizeile gemischt seyn. In der Regel jedoch geht eine Sechszeile als Aufgefang voran, und ein Reimpaar schließt als Aufgefang. Das bekannte Kirchenlied von J. Rist hat den Bau: aabccb: dd. Ewigkeit, du Donnerwort! Du Schwert, das durch die Seele bohrt, O Ewigkeit, Seit ohne Beit! Vielleicht schon morgen oder heut Fall' ich in deine Hände! Mein ganz erschrockues Herz erbebt, Zu den Strophen dieser Classe gehört nun auch die sogenannte Stanze, die hervische Strophe der Italiener. Sie be steht aus jambischen, fünffüßigen Zeilen und soll eigentlich die Reimfolge ababab: cc haben. Doch ist diese strenge Form des Aufgefanges durchaus nichts Wesentliches für uns Deutsche, und lächerlich ist das Festhalten lauter weiblicher Reime, wodurch das Ganze etwas Weichliches und Kraftloses erhält. Am wohl= lautendsten ist die Verbindung im Deutschen, wenn im Aufgefange weibliche und männliche Reime wechseln und das lehte Reimpaar mit weiblichen Reimen schließt. Die sogenannte Siciliane seht die angefangene Reimverschlingung fort, hat also nur zwei Reime mit der Folge abababab und ermangelt äußerlich des Abgesanges. Beispiele sind S. 614 und 615 gegeben. Uebrigens kommen noch eine Menge achtzeilige Strophen vor, in denen überhaupt nur eine bestimmte Reimverschlingung statt findet, ohne daß man sagen könnte, sie zerfielen bestimmt in zwei Theile. Die Strophen in Stolbergs Ballade „die Büßende" ordnen sich z. B. nach der Reimfolge: abbaaacc, ohne daß ein stehender Einschnitt an einer bestimmten Stelle festgehalten wäre. S. 51. Die neunzeilige Strophe folgt ganz den Grundsägen der achtzeiligen, nur daß immer eine Zeile eingeschoben ist, die entweder reimlos gelassen wird, oder zum Gegenreim eines schon vorhandenen Armes wird. Die folgende Strophe von Körner tritt ganz auf wie die achtzeilige abab: cdcd; nur daß der Aufgefang die Form abaab hat. Frisch auf, mein Volk, die Flammenzeichen rauchen, |