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die er mit allzutreuherziger Leichtgläubigkeit erzählte, gab dem Lucian zu seiner Dichtung, Lucius, oder der Esel, Gelegenheit, die mit überaus viel Laune, aber auch mit mis lesischer Ausgelassenheit, geschrieben ist.

Lucian erzählt, er sey, um die Zauberkunst zu erlernen, nach Theffalien ges reist. Hier habe er eine junge Zauberin gebeten, ihn in eis nen Vogel zu verwandeln; sie habe ihm aber die Gestalt eis nes Esels gegeben, ohne daß diese Verwandlung auf seine Geisteskräfte gewirkt håtte. Und nun melder er die mannigs faltigen Schicksale, die ihn in dieser Lage trafen, bis er ends lich auf einen Schauplah geführt wurde, wo er Rosen fand, die er fraß, und deren Genuß ihm wieder zu seiner „ menschs lichen Bildung verhalf. Apulejus hat in seinem goldnen Esel diese geistvolle Erzählung nachgeahmt und weiter ausgesponnen.

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Auch die beiden Bücher wahrer Geschichte von Lucian gehören hieher, die aber, wie er gleich Anfangs selbst erklärt, nichts weniger als wahre, sondern lauter erdich tete Begebenheiten enthalten, deren Erdichtung und Zusams menstellung mit Fleiß übertrieben und abentheuerlich gewandt ist. Seine Abficht gieng, wie er selbst sagt, dahin, Dicht ter, Geschichtschreiber, und selbst Philosophen zu verlachen, die so dreift Fabeln für Wahrheiten ausgeben, und von ents legenen Ländern denen, die sie nie besucht haben, alle mög lichen Wunder und Lügen aufbinden. Ktesias und Jams bulus waren es vornehmlich, deren Geschichtserzählungen. Lucian parodiren, und im lächerlichen Lichte zeigen wollte.

Heliodor.

Von den Lebensumstånden dieses Schriftstellers, des vors züglichsten unter den noch vorhandnen sogenannten Erotis tern der Griechen, wissen wir, aus den Nachrichten des Kirchenhistorikers Sokrates nur, daß er im vierten und

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zu Anfange des fünften Jahrhunderts gelebt habe, und Bl schof zu Trikka in Thessalten gewesen sey. Seine 'Aidi@πixa, welche die Geschichte des Theagenes und der Chariklea enthalten, schrieb er in seinen jüngern Jahren. Ich weiß fie nicht beffer, als mit den Worten ihres treßlichen deutscher Ueberschers, Meinhardt, zu würdigen: In diesem Werke," sagt er, ́„steht man eins von den mehr delikaten als feurigen Genies, deren zarte Einbildungskraft, die sich gleichsam nur mit Blumen nåhrt, deren mehr fein als start empfindendes Herz und gelassnere Seele vorzüglich in der Natur die Gegenstände fafft, die der anmuthigsten Farben fähig sind, oder nach dem Modell ihres eignen lieblichen Ides als sie umbildet, und in ihre Farben gekleider zurückgiebt. Diese Eigenschaften sind es ohne Zweifel, die Racine'n in seiner Jugend in diesem Romane das aufferordentliche Vers gnügen gegeben haben, das uns allemal Bücher geben, in denen wir uns selbst finden, und das bei ihm so lebhaft war, daß es ihn bewegen konnte, nicht nur diesen Roman, wię bekannt ist, auswendig zu lernen, sondern sich auch seine Fabel zum Subjecte seines ersten tragischen Versuchs zu wäh; Len. Aber zum Unglücke sieht man an unserm Heliodor, neben diesen liebenswürdigen Eigenschaften auch hin und wies der Spuren von dem Geschmack der Sophisten, der Art von Gelehrten unter den Griechen, die aus dem Unterrichte der reichen Jugend ein Gewerbe machten, die durch ihren Stand in die Nothwendigkeit gesetzt, zu gefallen, durch Künsteleien in der Aufführung, in der Philosophie, und in der Beredt. famkeit, oft den Beifall erhielten, den man dem einfachen Genie und der bescheidenen Tugend versagte, und die besonders um die Zeit, da der Geschmack auch unter den Römern anfieng zu fallen, an die Stelle der natürlichen Schönheiten, und der edeln Simplicität, die uns in den ältern Schriftstels Jern der Griechen so sehr einnehmen, den gehäuften Schmuc und die Schminke der falschen Beredtsamkeit einführten. Man weiß, daß in den Perioden des Geschmacks diese diejer

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nige ist, durch die er zuerst von der Höhe seiner Vollkommens heit hinab sinkt, wenn es nicht etwa gar Völker giebt, die von der Stufe des Schlechten oder des Mittelmäßigen, ges rade seitwårts einen Sprung auf diese leßte thun, ohne die Höchste zu ersteigen. — - Man sieht in dem Werke Hes Tiodor's die Spuren des sophistischen Geschmacks von Zeit zu Zeit in gesuchten Antithesen, in rhetorischen Deklamatios nen, in allzu blühenden Beschreibungen. Aber neben diesen Fehlern findet man auch eine Menge natürlicher Schönheiten von höherer Art, und in weit größerer Anzahl, als bei als len den andern griechischen Romandichtern, von denen Hes liodor sich noch rühmlicher durch die reine Tugend unters scheidet, die sein Buch so oft einschårft, und nie einen Au genblick verlegt. Die Erfindung und die Anlage seiner Fabel find durchaus bewundernswürdig. Oft aufferordentlich und wunderbar, ohne die Wahrscheinlichkeit zu verlieren, was nämlich nach den Vorurtheilen der damaligen Zeit Wahrs scheinlichkeit war, stark in einander geflochten, ohne sich zu verwirren, mit der feinen Verwickelung, die allmählich, durch unerwartete Wendungen, aber ohne Schwierigkeit, sich wie: der aufidst, und das Ende des Fadens bis zur völligen Ents wickelung verborgen hålt, befriedigt und reizt sie zugleich die Neugier des Lesers vom Anfang bis zum Ende. Die Chas raktete der Personen sind mit großer Kunst und Richtigkeit ans gegeben und erhalten, und machen einen angenehmen Kons ́trast untereinander. Theagenes und Charitlea, die der Autor einander ähnlich haben wollte, selbst in der Tapfers teit, sind doch durch den Unterschied der Geschlechter, die Bescheidenheit und das weibliche Sanfte der Einen, und die männliche Kühnheit und Hiße des Andern, sehr fein abges stuft. Der atheniensische Leichtsinn und die Furchtsamkeit bes Knemon, der standhafte Edelmuth und die Tapferkeit › des Thyamis, die schlaue Klugheit des guten alten Kalas firis, die Schwachheit des weichherzigen Charities, die Bißt der verrätherischen Cybele, die Wolluft und die Graus N s

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famteit

samkeit der Demanete und der Arface, diese, nebst ver. schiedenen andern Charakteren sind alle nach der Natur ges svildert, und oft mit kleinen, gemeiniglich unbemerkten, Zus gen angegeben, die nur das Genie trifft. Die lasterhafte Liebe der beiden leßtern, von denen diese den herrschsüchtigen -Charakter einer persischen Prinzessin, jene den einschmeichelns den schlauen Charakter einer Athenerin, beständig behauptet, selbst auch die Thorheit der phantastischen Isias und ihres unglücklichen Anbeters, kontrastiren sehr gut mit Charis flea's tugendhafter Liebe, und haben den Charakter ber wahren Liebe, deren Schilderung vermuthlich die Hauptabficht des Verfassers gewesen. Seine Manier zu erzählen ist vortreflich. Er weiß meistens die unnügen Umstände wegzus lassen, und diejenigen, so klein sie auch seyn mögen, mit gros Ber Richtigkeit zu wählen, die das Bild lebhafter und volls ståndiger machen können. Daher glaubt man auch im Lesen - bei allen den Begebenheiten, die er beschreibt, gegenwärtig zu seyn. ~~ Sollten auch die Sitten und Meinungen feiner Personen einige Leser zuweilen befremden, so müssen sie sich Ferinnern, daß es Personen aus sehr entfernten Zeiten und Ländern sind. Eben dadurch ist dieser Roman noch besonders schäßbar, daß er uns eine Menge treuer Gemälde von der Denkungsart, den Gebräuchen, den Vorurtheilen, dem Pris vatumgange dieser alten Völker giebt, und uns oft mitten unter sie versetzt. Nur die Entwickelung der Fabel scheint uns nicht so glücklich zu seyn, als uns ihre vorhergehenden Theile sie erwarten liessen. Sie ist zu sehr gedehnt, zu sehr mit unnüßen und wenig interessanten Umstånden überladen.“

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Achilles Tatius.

Das Zeitalter dieses Schriftstellers ist ungewiß; vers muthlich aber lebte er im dritten oder vierten Jahrhunderte, Auch von seinen Lebensumständen ist uns eben so wenig aufs

beñals

behalten. Ift er, wie man allen Grund zu glauben hat, der beim Suidas angeführte Achilles Tatius, fo gehörte er zur alexandrinischen Schule, war zugleich Rhetor und Astronom, schrieb ein Buch weg oQaigas, wovon noch ein Bruchstück übrig ist, gieng zum Christenthum über, und war zuleht Bischoff. In seinen hieher gehörigen acht Büchern Ερωτικόν των περὶ Λευκιππήν και Κλειτοφώντα, poet, von der Liebe Leucippe's und Klitophon's, ist die Schreibart angenehm und blühend, so wie die Erfindung reich und fruchts bar, nur oft zu úppig, und mit zu vielem Aufwande eines nicht immer ganz natürlichen Wißes. Phortus findet in feiner Erzählung eine Nachahmung Heliodor's; und man trifft überhaupt in den griechischen Erotikern viel ähnliches 'an, welches aber eher vermuthen läßt, daß sie alle aus einer gemeinschaftlichen åltern, uns unbekannten Quelle geschöpft Haben. Dem Heliodor steht er indeß an Sittlichkeit sor wohl, als an Mannigfaltigkeit und Wahrscheinlichkeit der Erfindungen, und geschickter Verflechtung der Begebenheiten, nach. Manches scheint er auch aus dem Lucian, und noch mehr aus dem Philostrat, erborgt zu haben. Im Gans aen hat indeß seine Schreibart noch mehr Kürze und stellens weise selbst mehr Lebhaftigkeit und Natur, als die seines vers meinten Musters und Vorgängers. Dagegen aber hat er manche müssige und zu lang ausgesponnene Tiraden, welche die Geduld des Lesers ermüden, wie die Erzählung von dem Rechtshandel Thersanders, und die im fiebenten und achten Buche enthaltenen gerichtlichen Verhandlungen, in denen er, sehr am unrechten Orte, seine nicht sehr geschmacks volle Beredsamkeit wollte glänzen lassen. Eben dieser deklas matorische Hang verleitete ihn zu den vielen spruchreichen Stellen, deren der Leser gern entübrigt wåre, und zu den eingewebten Betrachtungen, die so wenig von dem Geiste der bessern Geschichtschreiber an sich haben, die sie mit dem Hauptfaden der Erzählung so geschicht zu verknüpfen wussten, Und so sind auch seine häufigen Episoden mehr fremdartige

und

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