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S ponda.

(1764-)

1 Der deutschen Dichter Hainen entwcht
der Gesang Alcaus und des Homer.
Deinen Gang auf dem Kothurn, Sophokles,
meidet und geht Jambanapåst.

2 Viel hat's der Reije, Cynthius Tanz
zu ereilen, und der Hörer belohnt's;
dennoch hielt lieber den Reihn Teutons Volk,
welchen voran Bragor einst flog.

3 Doch ach! verstummt in ewiger Nacht
ist Bardiet und Skofliod! und verhallt
ener Schall, Telin, Triomb! Hochgesang,
deinem sogar klagen wir nach!

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,,Sponda! rufet nun in dem Hain des ruinentflohnen Griechen Gefährt, Sponda, dich such' ich zu oft ach! umsonst; horche nach dir, finde dich nicht!

5 Mo, Echo, wallt ihr tönender Schritt? und in welche Grott' entführtest du sie,

Sprache, mir? - Echo, du rufft sanft mir nach, aber auch dich höret sie nicht.

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der entzückten Melodie um ihn her;

riefen auch, klagten mit ihm; aber Stolz funkelt im Blick einiger auch:

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Erhaben trat der Daktylos her:

Bin ich Herscher nicht im Liede Mãons?

Rufe denn Sponda nicht ståts, bilde mich
oft zu Homers fliegendem Hall!

6 und hörte dich Choreos nicht ståts?
Hat er oft nicht Sponda's schwebenden Gang?
Geht sie denn, Kretikos tönt's, meinen Gang?
Dir, Choriamb, weich' ich allein.

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Da sang der Laute Silbergesang
Choriambos: Ich bin Smintheus Apolls

Liebling; mich lehrte sein Lied Hain und Strom, mich, da es flog nach dem Olymp.

10 Erkohr nicht Smintheus Pindarus mich Anapást, da er der Saite Getdn

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lispeln ließ? - Jambos, Apolls alter Freund, hielt sich nicht mehr, zürnt und begann:

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,,Und geh nicht ich den Gang des Kothurns?

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-

Baccheos schritt in lyrischem Tanz:

Stolze, schweigt! Ha, Choriamb, töntest du,

Daktylos, du, tönt' ich nicht mit?"

Der schönste Påon eilte daher,

Didymãos, leichtgewendet daher:

„Flögen Thyrs und Dithyramb' schnell genung, risse sie nicht ich mit mir fort?"

Ach Sponda! rief der Dichter, und hieß in den Hain nach ihr Pyrrichios gehn. Flüchtig sprang, schlüpft' er dahin. Also wehn Blüthen im Mai Weste dahin. ~

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Denn, Sponda, bu begleitest ihn auch der Barbiete vaterländischen Reihn,

wenn der Fels treffend ihn mir tönt, und mich nicht die Gestalt täuschte, die sang.

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Anmerkungen.

Wir geben hier diese Ode nach der Leiziger Ausgabe, I. 211. In der Hamburger S. 102. Cramer in Tellows Briefen I. 50, mit Anm. unter welchen einiges zu sein scheint, was der Verfaffer vom Dichter bekommen hatte. Diese Ode ist die poetische Klage über den Mangel der Spondeen in der deutschen Sprache. Da die jambischen und trochäischen Versarten, die wir seit Opiß Zeiten fannten, bei ihrem großen Mangel an metrischer Bewegung, einem Dichter, wie K. unmöglich genügen konnten, so versuchte er, nebst einigen Freunden und Zeitgenossen, griechische Sylbenmaße in deuts schen Gedichten. Der Versuch gelang über Erwartung. Denn unfre Sprache hat die Sylbenfüße der Alten, die Elemente der Metra, im Ueberfluß, den Spondeus (--) ausgenommen, welchen wir zwar auch, aber nicht so häufig als die Griechen und Römer haben, und, nach der Natur unsrer Sprache, nicht haben können. Hierdurch wird also dem Deutschen die genaue Nachbildung der alten Sylbenmaße schwer gemacht. K. hatte also, nach seinen damahligen Anfichten, Grund zu dieser Klage. Man tadle nicht, daß er in lyrischem Tone flagt; in diesem darf der Dichter darstellen, was ihm wichtig ist; dem unsrigen aber war der Gegenstand allerdings wichtig. Denn da er, um seinen Versen die metrische Bewegung zu geben, die ihm mit Recht ein nothwendiges Mittel der Dars stellung schien, die griechischen Sylbenmaße genau nachbilden zu müsfen glaubte, so mußte ihm der Mangel eines so oft nöthigen Fußes, wie der Spondeus, und die daraus entspringende Schwierigkeit, den Virgilischen Vers im Deutschen zu bilden, nicht anders, als sehr unangenehm sein, Denn die übrigen Füße, die wir mit den Griechen gemein haben, erseßen den ernsten Tritt des Spondeus (Spondas. schwebenden Gang) in keiner Verbindung ganz. Die Unlust über diese Schwierigkeit ist die lyrische Empfindung, die der Ode zum Grunde liegt; das Mittel der Darstellung aber, wodurch er seine Gedanken versinnlicht, ist die Fiction, daß ein deutscher Dichter Sponda, als eine spróde ́ oder verlorne Freundin im Eichenhaine,

fuche, aber nicht finde, wobei die übrige Sippschaft des Metrums (die Senien der Melodie oder die Füße) sich versammeln, ihm fuchen helfen und auch Ersaß für die nicht gefundene anbieten. Das Sylbenmaß der Ode gehört zu den eignen unsers Dichters; es ist aus dem Jambus (v —) dem Choriamb (— v v — ) dem Kretilus (--) und Didymdus (v vv) zusammengesezt, und ob es schon in jeder Strophe das nehmliche ist, so hat K. doch die Kunst verstanden, jeden Fuß, den er redend einführt, in seinem eignen Tonfall sprechen zu lassen, so daß z. B. der Daktylus in Daktylen und der Trochaus in Trochden spricht. Die Füße, die hier vorkommen, kann man aus jeder guten Sprachlehre oder Profobie kennen lernen.

1. entweht. Die Reflerion der 3 ersten Strophen macht der Dichter, bevor er in den Hain geht. „Da wir, sagt er, die alten, echtdeutschen Versarten (von Hermanns bis Wittekinds Zeiten) nicht mehr haben, so muß sich ein deutscher Dichter für den Gebrauch der griechischen Sylbenmaße entschließen.“

der Gesang (des) Alcâus, die lyrischen Sylbenmaße der Griechen, die wir vornehmlich aus dem Horaz kennen.

Jambanapast, Jamben (v-) mit Anapásten (v v -) vermischt. Der Jambe ist der Fuß des Kothurns, der griechischen Tragödie, und die deutschen Dichter, wie Cronegd im Kodrus (1758) und Klopstock im Salomo (1764) gebrauchen diesen Fuß; doch da man in längern deutschen Gedichten teine reinen Jamben machen kann, so mischen sie Anapåsten (vv) ein; ihr Fuß ist also der Jampanapást. In seiner Vorrede zum Salomo fagt K. u. a. Der Anapást nimmt die Stelle des Jambus da ein, wo es die nothwendige Abwechslung oder der Inhalt zu erfodern schien." Der Jambanavåst meidet den tragischen Gang oder Vers, ́wenn dieser aus reinen Jamben besteht, und geht ihn, wenn er Anapåsten mit Jamben verbindet.

2. Eputhius Lanz, die griechischen Sylbenmaße.

3. Stofliod. K. macht hierzu die Anmerkung. „Stofliod. In der Sprache der Anglen und Sachsen das Lied des Dichters, noch ohne Musik; Sangliod, mit Musit." Er nahm dis wohl aus Wachters Glossarium (unter dem Worte Lied.) Dieser sagt: Scof heiße in der alten Mundart der Franken ein Dichter, führt aber keinen Beweis an. Nach dem Schilterschen Glossarium (p. 723)

das hier aus den Glossis Monseensibus *) schöpfte, hieß Scofliod ein Lied gemeiner Landleute, besonders der Schäfer. Scof ist unser Wort Schaaf. Daran scheinen wir denn nun freilich nicht viel ver: Loren zu haben was ihren Inhalt betrifft; allein diese Volkslie: de waren ohne Zweifel alten Melodieen untergelegt, die, in ihr Tonmaß aufgelöst, altdeutsche lyrische Metra lehren konnten, wie sich denn noch jest unter dem gemeinen Landvolk in einigen deut schen Gegenden manche uralte Gesangweise erhalten hat, die an Mannichfaltigkeit der metrischen Bewegung die herschenden Reimweisen unsrer neuen Dichter weit hinter sich läßt.

Triombon Trompete, nach einem sehr alten Glossar. Hochgesang, Hymnus, zu Ottfrieds Zeiten." Anm. des Dichters. Durch triumbon drücken Tatian u. a. das lateinische tuba aus. K. deutet damit auf die verloren gegangnen Metra der altdeutschen Kriegslieder, die mit einem Blasinstrumente, der Trompete, dem Horn c. begleitet wurden. Hochsangen, lobfingen, gebraucht schon *** Notker Labeo (im 10. Såk.) z. B. Psalm 70. Hochsangont Gote, der alle himela uberfuor, (Lobfinget Gott, der über alle Himmel fuhr.)

4. des Griechen Gefährt, der deutsche Dichter, der die Griechen und ihre Verskunst studirt.

5. auch dich höret sie nicht, weil das Echo nur das wieder giebt, was man hören läßt, also selten ein spondeisches Wort. 7. zu Homers fliegendem Hall, dem Herameter.

9. mich lehrte sein Lied Hain und Strom, Hain und Strom hörten mich in seinem Liede. Vgl. No. 55. Str. 4. (fein Lied ist hier der Nominativ, Hain und Strom der Accusativ.)

Olymp. wenn es am erhabensten war." In dieser Strophe kommt der Choriamb, der redend eingeführte Fuß, sechsmal vor.

10. lispeln ließ. Das Wort, wodurch Pindar den Klang der Leier ausdrückt, besteht aus zwei Anapasten: Elelizomena." Anmerk. des Dichters. In der ersten Pythischen Hymne, wo es heißt:

οπόταν τῶν φροιμίων

ἀμβολας τεύχῃς ἐλελιζομένων

*) Der Pater Bernh. Peß aus dem Bernhardiner Kloster Melek oder Melnik in Destreich gab 1721 zu Augsburg einen Thesaurus Abecdotorun heraus, worin er u. d. E. Miscellanea Theodisca Wuszüge aus einem ur alten deutschen Glossario super Vet. et Nov. Test. mitteilte, das er im Kloster Monsee oder Mansee, in Unteröstreich, gefunden hatte.

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