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Er nahm also zu diesem neuen Sylbenmaße, außer dem Choriamb und den verwandten Füßen, noch den Jonicus a minori (vv) vielleicht um einmahl zu versuchen, wie sich dieser bei uns feltnere und gravitätische Fuß in der lyrischen Strophe ausnehmen würde; und doch hat er öfter den lieblichern Didymdus (v v — v) dafür gefekt; nur in der 3. und 4. Str. verbindet er jenen zweimahl:

von dem Aufschwung und dem Tonfall

in dem Lautmaß der Natur sang.

Einige Bemerkungen über dieses Sylbenmaß von K. selbst, teilt Cramer mit, in Tellows Briefen Th. 2. S. 257.

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Kaiser Heinrich.

(1764.)

1 Laß unsre Fürsten schlummern in weichem Stuhl,
vom Höfling rings umråuchert, und unberühmt;
so jeho, und im Marmorsarge

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einst noch vergeßner und unberühmter!

Frag nicht des Tempels Halle! Sie nennte dir mit goldnem Munde Namen, die keiner kennt.

Bei diesen unbekränzten Gråbern

mag der Heralde, sich wundernd, weilen.

Laß dann und jeßt sie schlummern! Es schlummert ja mit ihnen der selbst, welcher die blutigen,

slegswerthen Schlachten schlug, zufrieden, daß er um Galliens Pindus irrte.

4 Zur Wolke steigen, rauschen, (ihm ungehört!) der deutschen Dichter Haine; Begeisterer

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wehn nah am Himmel sie. (Doch ihr auch

Fremdling, ersties er des Pindus Höh nicht.)

Schnell Fluß und Strom schnell, stürzen, am Eichenstamm, in deinem Schatten, Palme, zwo Quellen fort.

Ihr seht die reinen, tiefen Quellen,

sehet der Dichtenden Grundanlagen.

(Weich, Ungeweihter! Deinem zu trüben Blick ist überschleiert Schönheit im Anbeginn.) Bald rieselt sie nicht mehr als Quelle, gießt in Gefilde sich, reißt das Herz fort.

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Wer sind die Seelen, dle in der Haine Nacht

Herschweben? Ließt ihr, Helden, der Todten Thal ? Und kant ihr, eurer spåten Enkel

Rachegesang an uns selbst zu hören?

8 Denn, ach! wir säumten. Jeho erschrecket uns der Adler keiner über der Wolkenbahn.

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Des Griechen Flug nur ist uns furchtbar; aber die Religion erhöhet

uns über Håmus, über des Hufes Quell. Posaun' und Harfe tonen, wenn sie beseelt; und tragischer, wenn sie ihn leitet,

hebet, o Sophokles, dein Kothurn sich.

Und wer ist Pindar gegen dich, Bethlems Sohn, des Dagoniten Sieger, und Hirtenkṇab',

o Isaide, Sånger Gottes,

der den Unendlichen fingen konnte!

Hört uns, o Schatten! Himmelan steigen wir mit Kühnheit. Urteil blickt sie und kennt den Flug. Das Maaß in sichrer Hand, bestimmen

wir den Gedanken und seine Bilder.

Bist du, der Erste! nicht der Eroberer

am leichenvollen Strom? und der Dichter Freund? Ja, du bist Karl! - Verschwind', o Schatten, welcher uns mordend zu Christen machte!

Tritt, Barbarossa, höher, als er, empor: dein ist der Vorzeit edler Gesang. Denn Karl ließ, ach! umsonst, der Barden Kriegshorn tönen dem Auge. Sie liegt verkennet

14 in Nachtgewölben unter der Erde wo der Klosterdden, tlaget nach uns herauf, die farbenhelle Schrift, geschrieben,

wie es erfand, der zuerst dem Schall gab

15 in Hermanns Vaterlandé Gestalt, und gab altdeutschen Thaten Rettung vom Untergang. Bei Trümmern liegt die Schrift, des stolzen Franken Erfindung, und bald in Trümmern,

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und ruft, und schüttelt (Hörst du es, Zellner, nicht?)` die goldnen Buckeln, schlägt an des Bandes Schild

mit Zorn. Den, der sie hdret, nenn' ich

dankend dem froheren Wiederhalle.

Du sangest selbst, o Heinrich:,,Mir sind das Reich und unterthan die Lande; doch mißt' ich eh

die Kron', als Sie! erwählte beides,

Acht mir und Bann, eh ich Sie verldre!"

Wenn jest du lebtest, edelster deines Volks.

und Kaiser, würdest du bei der Deutschen Streit

mit Hämus Dichtern und mit jenen

am Kapitol, unerwecklich schlummern?

19 Du fångest selber, Heinrich: Mir dient, wer blinke

"

mit Pflugschaar oder Lanze; doch mißt ich eh

die Kron', als Muse, dich! und euch, ihr

Ehren, die långer, als Kronen schmücken!

Anmerkungen.

Diese Ode giebt die Hamburger Ausgabe S. 180; und die Leipziger I. 200. Für einen Deutschen, der, wie K. sein Vaterland liebte, und von der Wichtigkeit der schönen Künste, insonderheit der Dichtkunst für die Kultur der Nazion überzeugt war, mußte es ei ne angenehme Erscheinung sein, (von 1740 au) eine Anzahl talent: voller Männer mit dichterischen Versuchen auftreten zu sehn, in welchen ein ganz anderer und befferer Geist wehete, als in den schwülftigen oder wafferigen Poesien, die man bis dahin kannte. Diese Ver= fuche ließen erwarten, daß, wenn man auf diesem Wege fortginge, Die Dichtkunst auch in Deutschland eine Stufe der Vollkommenheit erreichen werde, auf welcher sie bei andern gebildeten Nazionen stand. Diese Erwartung wurde auch nicht getauscht, obgleich von oben herab wenig oder nichts für die Aufnahme der Kunst und die Bildung des Geschmacks der Deutschen geschah. Die einmahl erwachte Liebe des Schönen erhielt den Fleiß und vermehrte den Eifer unsrer Dichter, fich durch schöne Werke der Kunst hervorzuthun. Da man nun nach und nach in Besiß einer nicht kleinen Anzahl von Gedichten gekommen war, die man vortrefflich nennen und in ihrer Art den ge= rühmten Werken der Ausländer gegen über stellen konnte, fo mußte auch die Freude desto größer sein, je weniger die Großen zur Unter: stüßung und zur Aufnahme der Kunst gethan hatten, und je offenbarer es war, daß das Dasein der schönen Litteratur in Deutschland den Gelehrten und insonderheit den Dichtern allein zur Ehre gereichte. Diese Freude, die bei unserm Dichter zum lauten Jubel wird, ist das Thema unsrer Ode, eines vorzüglichen Meisterstücks. — Um fie im Zusammenhange zu verstehen, muß man alles aus dem ans gegebnen Gesichtspunkte ansehn; die Hauptidee liegt in der 4. 5. und 6. Str., in welchen die Freude über die endlich errungene Meis sterschaft der deutschen Dichter in frohen Jubel ausbricht. Voll von dieser begeisternden Vorstellung naht sich der Dichter, im Geist, dem Haîn der deutschen Poeste, sieht alle deutschen Dichter vor fich, sieht wie sie aus den beiden Quellen der Poesie trinken, sich daraus begeistern und dann unter feurigen Gesängeu himmelan steis gen. Nun, ruft er aus, mögen unsre Fürsten schlummern Ein Beförderung der Wissenschaften saumselig sein,) dafür werden sie zu ewiger Vergessenheit verdammt; wir bedürfen ihrer nicht mehr.“ Indem er es ausruft, dringt der Gesang der Dichter bis in das Reich der Schatten hinab; die Helden der deutschen Vorzeit verneh men ihn und kömmen neugierig herauf, um diese neuen Lieder zu hören. Der Dichter redt sie an, erkennt einige davon, und findet auf

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