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So erscholl's mir von der Telin wieder in dem Hain. Mir dauchte, daß Teutona mit Lächeln auf mich

blickte; da durchströmt es all mein Blut

mit Feuer, und Rothe, wie jugendlichem Tanz,

in dem Frühlinge getanzt, glüht, flammte mir herauf die Wange. Ihr Begleiter, ihr Geister! so rief eiliger ich aus, ihr saht den Blick

der Gottin, sie lächelte! Genien, ihr saht's!

O des Zaubers, den sie scheidend zauberte! Sie rief: und Geister der Gesänge, gesungen durch mich, kamen, ihr Gebild, und hatten stolz

mit heiligem Laube die Schläfe sich bekränzt,

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mit dem jüngsten aus dem Haine. Hcbe denn, o Dolch® der Norne, dich: du fehlst sie! Die Göttin hat sie

schirmend, `auf der Bahn des steilen Gangs,
des kühnen, hinauf zur Unsterblichkeit geführ

Anmerkungen.

Den Inhalt dieser Ode, der ersten im zweiten Bande der Leip ziger Ausgabe, hab' ich bereits bei der Ode Unfre Sprache, ‘oder No. 80. angegeben, mit welcher sie in den ersten 13 Strophen, bis auf ein Paar Worte, buchstäblich übereinstimmt; sie läßt aber die 14. und 15. von Ossian handelnden Strophen weg und giebt dafür 4 neue, (jeßt die 14. 15. 16. und 17.) in welchen der Dichter feine Freude ausdrückt, daß Teutone, die Göttin unsrer Sprache, in einer zweiten ähnlichen Erscheinung, ihn mit Lächeln angeblickt, und seinen Gedichten ihren Schuß, d. i. die Unsterblichkeit zugefi= chert habe. Diese neuen Strophen enthalten also ein lyrisches Selbst, Iob, eingegeben von dem Bewußtsein, in den Geist der Sprache eingedrungen zu sein und mit ihrer Hülfe die Höhen der Kunst nicht ohne Glück erklimmt zu haben eine Aeußrung des Selbstgefühls, dergleichen wir auch bei andern Dichtern, alten und neuen, finden.

Teutone ist der Name der deutschen Sprache, so wie Thuiskone der deutschen Muse; wiewohl die Sprache zuweilen auch den legtern Namen führt; z. B. in der Ode Einladung, No. 198.

Str. 1. noch Einmahl, mit Rücksicht auf die frühere Erscheinung in der Ode No. 80.

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14. da durchströmt' es all mein Blut. Dem be scheidenen und seines Werths sich bewußten Jünglinge oder Mann, wenn er gelobt wird, ist das Erröthen eigen; erröthet er über und über, wie hier unser Dichter bei dem Beifall der Göttin, fo wird ihm das empfangene Lob sehr groß, sehr herrlich erscheinen. Es ist also nichts Kleines, ein Liebling Teutonens — nach dem Urteil aller wahren Kenner Meister in der deutschen Sprache zu sein! Die Wortfolge ist hier: Es durchströmte all mein Blut mit Feuer; und Rothe, wie jugendlichem Tanz - im Frühlinge getanzt glüht, die flammte mir die Wange herauf. wie jugendlichem Tanz, d. i. jungen Tänzern. 16. O des Zaubers! bezieht sich auf die zweite Strophe. Wie Braga, in der Ode Skulda, zehn neuen Gedichten that, so hatte hier Teutone den Gedichten K — s'ihre Geister entlockt und ihnen charakteristische Körperchen gegeben. Diese Körperchen hatten, wie es dort heißt, Mienen der Ewigkeit, und trugen teils Palmen, teils Eichenkränze, die Embleme des Verdienstes in der heiligen und in der vaterländischen Poesie. Das heilige Laub deutet unstreitig auf die Meffiade und die biblischen Trauerspiele, das Laub aus dem Haine aber auf die Oden. Nach bes Franzt ergänze man und mit 1c.

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17. Hebe dich, „fort, weg mit dir!". Dolch der Nor= ne, Wurdis, mit Rücksicht auf Str. 2. du fehlst sie, triffst sie, tödtest sie nicht: sie werden nicht untergehn, die deutsche Sprache schüßt sie. Denn sie sind echte Denkmäler ihrer reinsten, fast vollendeten Bildung. (Auch darum schrieb Ich diesen Kommentar!) Das Verdienst seiner Gedichte schreibt also K. der Sprache, dem rechten Gebrauch der deutschen Sprache zu, und ́er thut das auch in der Ode An Freund und Feind, wo er die Hoffnung, daß die Messiade auf die Nachwelt kommen werde, unter andern auch auf den rechten Gebrauch der Sprache zur Darstellung gründet:

Die Erhebung der Sprache,
ihr gewählterer Schall,
bewegterer, edlerer Gang
haben mein Maal errichtet.

(Von den Oden gilt dis noch mehr; und da hier zu der klassi schen Form, welche Sprach und Verskunst bedingen, noch der allgemein interessante Stoff hinzukommt, so werden sie dereinst noch mehr, als das christliche Epos, vor Wurdis Dolchstichen sicher sein.)

Gramm. Anm. Das Sylbenmaß ist bei No. 80. angegeben. In der Ueberschrift heißt die personifizirte Sprache Teutone, mit der bei solchen weiblichen Namen jest gebräuchlichen Endung e; aber in der Ode selbst, Str. 14. endet K. diesen Namen auf á, wozu er folgende Anmerkung macht:

Dis ist nicht die lateinische Endigung. Wir endeten in der Mitte des vierten Jahrhunderts (wir haben nichts älteres von unserer Sprache übrig) und noch lange nachher nicht wenig Worte mit a. Man braucht, um sich hiervon zu überzeugen, nur ein wenig im Ulphilas zu blättern. Die Endigung us hatten wir noch in dem genannten Jahrhunderte; wir sagten damahls nicht Winter, sondern Wintrus. Vielleicht hatten wir sie schon zu Hermanns Zeit. Tacitus nennt ein Schlachtfeld Idistavisus. Dis konnte die lateinische Endigung sein; wir konnten aber auch damahls unser jeßiges Wiese Wisus nennen, so wie wir später den Winter Wintrus nannten."

Schon eh ich diese Anmerkung gelesen hatte, glaubt' ich errathen zu haben, wie der Name Idistavisus beim Tacitus entstanden sei. Einige Zeit nach der Schlacht fragte ein Römer, indem er auf die Ebne hinwieß, einen Deutschen: Quod nomen est huic loco? (Wie heißt diese Gegend?) Der Deutsche erwiederte: Id is de Wisus (es ist die Wiese, hat weiter keinen Namen.) So bekam auch die merikanische Provinz Yucatan ihren Namen. Die Spanier fragten, bei ihrer ersten Landung, die Eingebornen: Como se llama essa tierra? (Wie heißt dis Land?) Die Leute verstanden kein Spanisch und erwiederten fragend: yu ca tan? Was sagt ihr? Das nahmen die Spanier für Antwort und nannten das Land Yukatan. Daß unsere ältesten Vorfahren solche `Endungen wie a und us gehabt haben, wundert mich nicht; deun die Lateiner selbst scheinen eine Ko lonie aus Deutschland, vielleicht aus Oberdeutschland, gewesen zu sein; daher die große Gleichheit vieler Wörter und Wortformen zwischen dem alten Latein und alten Deutsch, wie man sich aus J. Nic. Funtens Schriften überzeugen kann.

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Weissa gung.

An die Grafen Christian und Friedrich Leopold zu Stolberg.

(1773.)

An der Eiche Sprößling gelehnt, von Hellen Düften umhüllt, stand die Telin; und schnell erscholl sie von selbst; doch ich ließ unerweckt sie mir erschallen.

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Da entströmt ihr rascher Verdruß, da zürnte wirbelnd ihr Ton. Eilend ging ich, und nahm die Drohende, daß sie dereinst

zum Vergelt nicht mir verstummte.

Aus des Roffes Auge, des Hufs Erhebung, Stampfen des Hufs, Schnauben, Wichern und Sprung weifsagten die Barden; auch mir

ist der Blick hell in die Zukunft.

Ob's auf immer laste? Dein Joch, o Deutschland, sinket dereinst! Ein Jahrhundert nur noch,

so ist es geschehen, so herscht

der Vernunft Recht vor dem Schwertrecht!

5 Denn im Haine brauset' es her gehobnes Halses, und sprang, Flug die Mähne, dahin, das heilige Roß, und ein Spott

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war der Sturm ihm und der Strom ihm.

Auf der Wiese stand es, und stampft', und blickte wichernd umher; sorglos weidet es, sah

voll Stolz nach dem Reiter nicht hin,

der im Blut lag an dem Grenzstein.

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Nicht auf immer lastet es! Frei, o Deutschland, wirst du dereinst! Ein Jahrhundert nur noch,

so ist es geschehen, so herscht

der Vernunft Recht vor dem Schwertrecht.

Anmerkungen.

Diese Ode erschien in der Leipziger Ausgabe II. 7. Der Dichter weifsagt seinem Vaterlande politische Freiheit. Was er damahls, 1773, als er die Ode dichtete, darunter verstand, muß nicht aus dem Geist der spätern Oden, die sich auf Freiheit beziehen, (von 1789 ff.) entnommen und erklärt werden; denn auch in Hinsicht auf Politik entwickelten und verwickelten sich seine Ideen mit der Zeit, sondern aus der Ode selbst und seinen gleichzeitigen Schriften. Die Megirungsform läßt er unberührt, aber das Wesentliche hebt er hervor: unparteiische Verwaltung nach vernünftigen Gefeßen, der Vernunft Recht vor dem Schwertrecht, d. i. vor der will: kührlichen Gewalt, Str. 4. wozu er, nach seinem -bekannten Haß gegen allen Aristokratismus, die Aufhebung aller, durch das Feudalsystem entstandnen Vorrechte und Privilegieen rechnete, die das Verdienst und den Patriotismus lähmen.

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Um den lyrischen Plan der Ode recht zu verstehn, muß man die wesentliche Dichtung, die ihm zum Grunde liegt, von den Nebenzügen unterscheiden. Diese Dichtung enthalten erst die 5. u. 6. Strophe: ein Gesicht, in welchem er das heilige Roß erblickt, das unsern alten Vorfahren zum Orakel, zum Mittel der Weisagung diente. (Vgl. die Anm. zu No. 57.) Er sieht es und vers steht seine prophetisch-symbolische Handlung; sie bedeutet Deutschlands Freiheit binnen einem Jahrhundert. Diese Weissagung war ein Stoff, der den patriotischen Dichter reizen mußte, ihn zu fin gen; aber manche Bedenklichkeit hält ihn anfangs ab; er siegt endlich darüber, Str. 1. 2. spricht zuerst die fröhliche Hoffnung ́aus, Str. 3. 4. beschreibt dann die prophetische Erscheinung, Str. 5. 6. und schließt mit der Wiederholung des Hauptgedankens, Str. 7.

1. von hellen Düften, solchen, die im Hain und am Mis mer, dem Dichterquell, aufsteigen. S. bei No. 2. und vgl. No. 82. Str. 31. unerweckt (im Nominativ, non experrectus) „als der sich dadurch nicht bewegen ließ, sie zu nehmen."

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3. die Barden, nach Tacitus die Priester: s. bei der Ode

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