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tiefes religiöses Gefühl, das selbst die Ausdrücke, Gott verteidigen, Gott rechtfertigen, nicht leiden konnte, gab unserm Dichter diese Ode ein, die mit der größten Einfalt des Ausdrucks eine furchtbare Ers habenheit des dargestellten Inhalts verbindet.

1. der sterbliche Weise, wie z. B. Robert Boyle, von dem K. auch in der Ode die Anklager spricht. f. No. 103. Str. 8. 9.

5. Ist euch nicht der Geist verirrt u. f. w.“ Nur Irren (mente captis) und kleinen Kindern (infantibus) fónnte so etwas nicht zugerechnet werden. “ (Es ist aber doch wohl mehr das Ergebnis einer halben, sophistischen Weisheit, als böfen Willens, welcher doch allein schuldig machen kann.)

7. fein todter Vater, seine todte Mutter . Die Seelen der vor ihm gestorbnen Seinigen, die dem furchtbaren Gericht beiwohnen. Fiction des Meisters! Wie erschütternd ist die Teilnahme, der tiefe Schmerz dieser Zeugen des Gerichts!

Den Tert dieser Ode hat K. in der Leipziger Ausgabe so wies bergegeben, wie er ihn im Musenalmanache gab, außer daß die 5. Str. in diesem so hieß:

Seid ihr nicht verstandlos,

nicht schwach an Seele, wie der Knabe,
der an der Mutter Arme noch wanket,
fo bebt, bebet, bebet!

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( 92 ).

An den Erldser.

(1773.)

Ich hofft es zu dir: und ich habe gesungen, Versöhner Gottes, des neuen Bundes Gesang; durchlaufen bin ich die furchtbare Laufbahn; und du hast mir mein Straucheln verziehn.

Beginn den ersten Harfenlaut,

heißer, geflügelter, ewiger Dank!
beginn, beginn! - Mir Ardmet das Herz,
und ich weine vor Wonne.

Ich fleh, um keinen Lohn; ich bin schon belohnt, durch Engelfreuden, wenn ich dich sang,

der ganzen Seele Bewegung

bis hin in die Tiefen ihrer ersten Kraft,

Erschütterung des Innersten, daß Himmel

und Erde mir schwanden;

und, flogen die Flüge nicht mehr des Sturms, durch sanfe

tes Gefühl,

das, wie des Lenztags Frühe, Leben såuselte,

Der kennt nicht meinen ganzen Dank,

dem es da noch dämmert,

daß, wenn in ihrer vollen Empfindung

die Seele sich ergeußt, nur stammeln die Sprache fann.

Belohnt bin ich, belohnt! Ich habe gesehn

die Thräne des Christen rinnen;

und darf hinaus in die Zukunft

nach der himmlischen Thräne blicken;

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durch Menschenfreuden auch. Umsons verbürg' ich

mein Herz, der Ehrbegierde vol.

vor dir

Dem Jünglinge schlug es laut empor; dem Manne hat es stats, gehaltner nur, geschlagen.

Ist etwa ein Lob, ist etwa eine Tugend,

,,dem trachtet nach!" Die Flamm' erkohr ich zur Leiterin

mir!

Hoch weht die heilige Flamme voran und weiset dem Ehrbegierigen besseren Pfad..

Sie war es, fie that's, daß die Menschenfreuden mit ihrem Zauber mich nicht einschläferten;

fie weckte mich oft der Wiederkehr

zu den Engelfreuden.

Sie weckten mich auch, mit fautem durchdringenden
Silberton,

mit trunkner Erinnrung an, die Stunden der Weihe,
fie selber, sie selber die Engelfreuden,

mit Harf und Posaune, mit Donnerruf,

Ich bin an dem Ziel, an dem Ziel! und fühle, wo ich bin, es in der ganzen Seele beben. So wird es (ich rede menschlich von göttlichen Dingen) uns einst, ihr Brüder deß, der starb und erstand! bei der Ankunft im Himmel sein.

Zu diesem Ziel hinauf hast du,

mein Herr und mein Gott,

bei mehr als Einem Grabe_mich,
mit mächtigem Arme, vorübergeführt.

Genesung gabst du mir; gabst Muth und Entschluß in Gefahren des nahen Todes;

und sah ich sie etwa, die schrecklichen Unbekannten, die weichen mußten, weil du der Schirmende warft?

14 Ole flohen davon, und ich habe gesungen,
Versöhner Gottes, des neuen Bundes Gesang!
Durchlaufen bin ich die furchtbare Laufbahn!
Ich hofft es zu dir!

Anmerkungen.

=

Ich

Diese Ode fügte K. seinem langen Gedicht vom Messias in den verschiedenen Ausgaben gleichsam als Epilog bei, und sie er schien also zuerst mit den leßten fünf Gesängen oder dem vierten Bande der Mesfiade, Halle 1773. In der Leipziger Ausgabe von Ks Werken steht sie am Ende des 6. Bdes. S. 245 — 248. Eine französische Uebersehung in Prose von der Staël - Holstein fins det man in ihrem Werke De l'Allemagne T. 2. p. 24. 25. stelle diese Ode ins Jahr 1773; weil sie doch nicht früher, als nach Beendigung des großen epischen Werks gesungen sein kann; dies se scheint aber in den Anfang des genannten Jahrs zu fallen. In einem Briefe an Gleim vom 14. Mai 1773 sagt K. u. a. „Meine Freude, den Messias vollendet zu haben, ist mir fast alle Tage neu. Sie können sich vorstellen, mit welcher Ungeduld ich erwarte, die Jhe rige darüber zu lesen."

'Diese Freude ist nun eben das Thema dieser Ode, und sie mußte wohl groß sein. Wie wir aus dem Vorigen *) wissen, hielt er die Ausarbeitung des Messias, im eigentlichen Sinn des Worts, für den Beruf seines irdischen Daseins; er verwandte darauf eis nen großen Teil seines Lebens (von 1746 - 1773;) fast alle seine Studien waren Vorbereitung auf diese Arbeit; er arbeitete daran ståts mit Lust und Liebe; dem Beifall, womit die nach und nach ers scheinenden Gesänge aufgenommen wurden, hatte er sein äußerliches Glück, den Ruf nach Danemark, die Bekanntschaft mit Meta, Freunde unter Hoher und Niedern und einen Namen in ganz Europa zu danken; endlich hoffte er auch durch dieses Werk seinen Nas men auf spåte Nachwelt zu bringen. **) Diese innige Freude ers gießt sich hier, seinem frommgläubigen Herzen und dem Gegenstan

de

*) 3. B. No. 22. u. 40.

**) f. Dde: Un Freund und Feind, No. 112.

de des vollendeten Werks gemäß, in lauten Ausbrüchen des Danks, den er dem Erlöser, als dem Sohne Gottes, für seinen Beistand und die Abwendung aller Hindernisse und Gefahren darbringt, wel che die Vollendung zu vereiteln droheten.

Unfre Ode ist vor vielen andern charakteristisch; fie drückt das Eigne von K-8 Denk und Handlungsweise klar und vollständig aus, und durfte schon deßwegen in dieser Sammlung nicht fehlen. Man vergleiche sie auch mit der frühern Ode: dem Erlöser, No. 22. vom J. 1751; ihr Inhalt steht in gegenseitiger Beziehung; in der frühern sehn wir sein brennendes Verlangen, das angefange ne Werk zu Ende zu bringen, und in dieser die glühende Freude, es wirklich vollendet zu haben. Von der Seelenstimmung, in welcher K. diese Ode gemacht hat, erzählt Cramer *) eine Anekdote, die ich den Lesern mit seinen eignen Worten wiedergebe.

,,Windeme **) hat mir einiges von dem Morgen erzählt, an dem er seine Dankode gedichtet. Er hätte, sagte sie, mit einem ungewöhnlichen Ernst, mit zurückgebeugten Hånden auf dem Rücken (einer Stellung, die ihm überhaupt sehr eigen ist) gestanden. Sie ist eben bei ihm. Sie sieht ihn an. Er schweigt immer ernster. Er athmet kaum. Der Anblick von ihm frappirt sie so, daß sie ihn frågt: fehlt Ihnen was, Klopstock? Noch ein Augenblick, so stürzen ihm die Thränen aus den Augen, er geht an seinen Tisch, ohne zu antworten, und in wenigen Minuten ist sein Dank aus dem Herzen hineingeströmt: Ich hofft es zu dir 2c."

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Str. 1. durchlaufen Straucheln verziehn. Er wiederholt dieselben Worte, womit er einst seine Hoffnung ausdrückte. Messias I. 17.

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Str. 3. 4. durch Engelfreuden (durch) der Seele Bewegung (durch) Erschüttrung des Innersten durch sanftes Gefühl. Der dreifache Zusah ist Apposizion zu Engelsfreuden, wodurch diese deutlicher bezeichnet werden. Während der Erfindung fühlte sein Geist oft die tiefste ühe rung, die bis zur Entzückung stieg, worin er das Bewußtsein der Außenwelt verlor; wenn aber diese heftigen Bewegungen der Seele nachließen und der Geist von seinem stürmischen Flug zu rückkam, so durchströmte sanftes, erquickendes. Gefühl sein Herz.

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