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ahmungssucht entstanden ist, welche uns allzugerecht, blind gegen das eigene Gute macht, das für uns immer auch das Bes= fere ist. In demselben Cramerschen Gedicht heißt es:

Thuiskons Volk spricht keinem fremden Hohn,

reich, ohne Stolz; ehrt jede Nazion,

wenn auch der Neid von seinem Werthe schweiget.

In einem Briefe unsers Dichters an Gleim vom 30. Okt. 1751. heißt es:

„Bodmer hat mir unter andern Neuigkeiten geschrieben, daß Voltaire, da ihm eine Dame die besten Stellen aus dem Haller überseht, einmahl über das andere ausgerufen. habe: Ah que cela est pitoyable! Ich habe unsre Nazion recht lieb, daß wir nicht mús de werden, den Ausländern Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen, ob sie gleich nur zu oft ganz anders mit uns umgehen." Dieses Lob gerecht zu sein, gestehen uns auch Ausländer zu. Der strenge Johann Barclai fagt von den Deutschen: Candidi auinti, virtutes aliorum, factaque aut inventa, maxime absentium, non maligno et tumido livore delibant, sed sinceris laudibus ac propemodum immodicis attollunt. *)

17. Der andern Welten, der andern Weltteile, zumahl der beiden Indien, wo die Spanier, Portugiesen, Franzosen, Englander 2c. so blutige Eroberungen gemacht haben.

18. ihr, der Bescheidenheit, Arm, bezieht sich auf Str. 3.

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Grammat. Anmerk. Str. 11. ihm, der st. dem, welcher; das persönliche Fürwort st. des demonstrativen, sieht einem Anglizismus ähnlich (to him, that) und kommt bei K. öfter vor.

12. kein Mährchen sie. Man glaube nicht, daß nach Mährchen das Komma fehle; das sie ist hier emphatisch nachgefeht, wie das ille, illa, illud oft bei den Lateinern; und unsre Worte wären zu übersehen: non fabulam illam quidem. So heißt es bei Virgil: Nunc dextra ingeminans ictus, nunc ille sinistra. Die Lateiner ahmten darin den Griechen nach, welche oys, nye, Toys nicht selten so sehen; z. B. Homer: 'Elrone of άλοχον ποιήσεται, ἤ ὄχι δέλην. Sa id finbe biefen gierligen Ges brauch des Pronomens auch bei Popen:

n

Whether the charmer sinner it or saint it:

If folly grows romantic, I must paint it.

*) Icon animorum, Cap. V.

(Sei die Zauberin Sünderin fie, oder Heilige fie:

Wenn romantisch die Thorheit wird, so mal' ich sie.)

Bei unserm Dichter kommt diese Wortfolge in mehrern Stellen vor, 3. B. in No. 24:

Mit höh'rer Schöne schmückt der Tod

den Christen, ihn die leßte Ruh.

Vgl. auch die grammat. Anm. zur Kunst Tialfs.

14. Du fandtest deiner Krieger hin. Vgl. die grammat. Anm. zu der Ode: Stintenburg.

1.

2

( 85 )

Vaterlandslied,

zum Singen für Johanna Elisabeth von

Winthem.

(1770.)

Ich bin ein deutsches Mädchen!

Mein Aug ist blau, und sanft mein Blick;

ich hab' ein Herz,

das edel ist und stolz und gut.

Ich bin ein deutsches Mädchen!

Zorn blickt mein blaues Aug' auf den,

es haßt mein Herz

den, der sein Vaterland verkennt.

3 Ich bin ein deutsches Mädchen,
erköhre'mir kein ander Land
zum Vaterland,

5

war mir auch frei die große Wahl!

Ich bin ein deutsches Mädchen! Mein hohes Auge blickt auch Spott, blickt Spott auf den,

der Såumens macht bei dieser Wahl.

Du bist kein deutscher Jüngling, bist dieses lauen Såumens werth, des Waterlands

nicht werth, wenn du's nicht liebst, wie ich!

Du bist kein deutscher Süngling!

Mein ganzes Herz verachtet dich,

ders Vaterland

verkennt, dich Frembling! und dich Thor!

Zweiter Theil

p

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8

Ich bin ein deutsches Mädchen! Mein gutes, edles, stolzes Herz schlägt lant empor

beim füßen Namen: Waterland!

So schlägt mirs einst beim Namen des Jünglings nur, der stolz wie ich aufs Vaterland,

gut, edel ist, ein Deutscher ist!

Anmerkungen.

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In der Hamburger Ausgabe der Oden steht dieses Lied S. 274; ganz gleichlautend in der Leipziger L. 300; in Musik gesezt von J. A. P. Schulze, in den Liedern im Volkstone, 2. Th. Von der in der Aufschrift genannten Person vergleiche man die Einleitung S. 17. Anm. Sie war damahls noch Kind, aber die Absicht wär ohne Zweifel, daß sie es auch als Jungfrau noch singen sollte; auch sang sie es noch 1778, bei einer Gelegenheit, wovon in der Ode der Denkstein (No. 98.) Erwähnung geschieht. Um Va terlandsliebe in den Herzen der Jünglinge zu erwecken, benüßt der Dichter den Einfluß, den das andere Geschlecht auf die männli che Jugend zu haben pflegt; das von Liebe zum deutschen Vaterlans de glühende Mädchen spottet des undeutschen Jünglings, und will von keinem Mann wissen, der nicht von ganzer Seele deutscher Pa= triot ist. So kunstlos, so einfach, so kindlich das Lied in Plan und Ausdruck erscheint, so liegt doch darin ein tiefer Sinn, eine wohlbes rechnete Wirkung. Möchten es doch viel deutsche Mädchen (mit und ohne blaue Augen) nach Schulzens schöner Weise singen!- Die Wies derholung des ersten Verses in jeder Strophe, die auch in unsern bessern Volksliedern häufig vorkommt, drückt die Hauptempfin dung des Ganzen aus, die, welche die kleine Sängerin begeistert. Sie rühmt sich ihres blauen Auges nicht so wohl, weil sie, wie jedes Mädchen, gern schön ist, sondern weil sie damit beweisen will, daß sie eine echte Deutsche, eine Tochter der blauäugigen Germa ncu sei.

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,,Wenn der Morgen in dem Mal mit der Blüthen

erstem Geruch erwacht;

so begrüßet ihn entzückt vom bethauten

4 Zweige des Waldes Lied;

so empfindet, wer in Hütten an dem Walde wohnet, wie schön du bist,

Natur! Jugendlich hellt sich des Greises 8 Blick, und dankt; lauter frent

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sich der Jüngling: er verläßt mit des Rehes leichterem Sprung den Busch,

und ersteigt bald den erhöhteren Hügel, stehet und schaut umher,

wie der Wecker mit dem röthlichen Fuß

auf die Gebirge tritt,

und den Frühling um sich her durch das Wehn

der frühen Luft sanft bewegt.

Wenn der Morgen des Dezembers in des Frostes Düften erwacht, und glänzt,

so begrüßet ihn mit Hüpfen von dem Silbers

Zweige der Sånger Volk,

und ersinnet für den künftigen Mai

neue Gesänge sich;

so empfindet, wer in Hütten auf dem Lande

wohnet, wie schön du bist,

Natur! Munter erhellt sich des gestärkten
Greises Blick; mehr noch fühlt

sich der Jüngling; er enteilt mit des Rches

leichterem Sprung dem Heerd',

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