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Denn Achilles 2eier kann in diesem Zusammenhange nichts an= ders heißen, als die Leler, womit Homer den Achill besungen hat. Und so hatte es auch Cramer erst verstanden. Aber nach einer, wie er zu verstehn giebt, vom Dichter selbst späterhin empfangenen Erklärung, war hier nicht Homers Leier gemeint, sondern Achills Leier, die ihm im 9. B. der Ilias zugeschrieben wird was ich doch nicht verstehen kann. Vor der geistödtenden Stimme des Rhapsoden mußte freilich des Máoniden Geist entfliehn; aber wie konnte sie so weit zurück wirken, daß sie sogar Einfluß auf die besungenen Personen hatte, und Achillen in seinem Zelt am Hellespont die Leier vor Schreck aus der Hand fiel? Unmöglich! Diese Erklärung ist baarer Unsinn. Indeß mag unserm Dichter der sich gar wohl erinnerte, was er hier unter Achills Leier ver: standen hatte bei der leßten Revision diese Metonymie doch zu gewagt geschienen haben; darum änderte und schmolz er die Str. um; aber schöner ist sie, meines Bedúnkéns, nicht geworden; auch leidet sie Mangel an klarer und sichrer Wortfügung. Da mein Kommentar u. a. die Absicht hat, falschen Deutungen zu begegnen, die man etwa hier und da von den Oden gemacht hat, so muß ich' schon zu diesem Haufen kritischer Spreu noch eine Hand voll hinzuthun. Ein früherer Ausleger, sonst ein denkender Kopf, aber mit sist und Sprache nicht bekannt genug, um sein Ausleger zu werden, macht die Anmerkung, daß Gesang (Str. 2.) (0. viel sei, als vorher Geschrei und Getös und die Eintönigkeit des Rhapsoden bezeichne, weil man z. B. von einem monotonisch lesenden Schulknaben fagt, er finge, Nicht doch! Gesang ist vielmehr das deklamirte Gedicht selbst. Demselben Ausleger zufolge wird Homer deswegen über den Rhapsoden so zornig, weil er nicht, wie er und die andern, doidos, die Lieder zur Harfe (?) fang, sondern, weil er bloß rezitirte. Ganz gegen den Sinn unsers Dichters, der ja die Deklamazion der Vokalmusik entgegen feßt und jene dieser vorzieht, und gegen den Zusammenhang. 6. was stúrzt dir die Thräne eilend herab. Was ist hier das Pronomen und die Thräne der Akkusativ; denn man kann hier leicht falsch konstruiren; stürzt ist aktiv: q. d. quid dejicit, i, e. quid est id, quod tibi lachrymas excutit? 8. daß ich, wenn mit Einklang fie meiner Lieder Gefühl begleitet,. ist zwar schön und neu gesagt, aber nicht so deutlich, als, nach der frühern Lesart: wenn melodisch sie meiner Saite Gesang be gleitet," worin sich das melodisch auf Str. 4. und 5. bezog, we auch Teonen Melodie zugeschrieben wird.

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Stintenburg.

(1767.)

Insel der froheren Einsamkeit,

geliebte Gespielin des Wiederhalls"

und des Sees, welcher ißt breit, dann, versteckt wie ein Strom, rauscht an des Walds Hügeln umher,

selber von steigenden Hügeln voll,

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auf denen im Rohr die Moráne weilt,

fich des Garns Tücke nicht naht, und den Wurm

an dem Stahl, leidend mit ihm, ferne beklagt;

flüchtige Stunden verweilt' ich nur

an deinem melodischen Schilfgeräusch;

doch verläßt nie dein Phantom meinen Geist, wie ein Bild, welches mit Luft Geniushand

bildete, froßt der Vergessenheit.

Der Garten des Fürsten verdorrt und wächst

zu Gesträuch; über des Strauchs Wildnis hebt
sich der Kunst meisterhaft Werk dauernd empor. →

Neben dir schattet des Sachsen Wald;

sein Schwert war entscheidend und kurz sein Wort; und um dich glänzeten nie Schilde Roms,

sein Despot sendete nie Adler dir zu.

Ruhiger wandelt in deinem Thal

der Göttinnen beste, die sanfte Hlyn.

Es erscholl freudiges Klangs Bragas Lied

um dich her, mischte nicht ein Rufe der Schlacht.

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Ueber dem stoljeren Strome nur,

der Ham sich vorüber ins Meer ergießt,

da umgab Blut den Bardiet, ließ den Speer
mit des Lieds schreckendem Drohn fliegen der Gott.

Aber wenn Hertha zum Bade zos,

so eilete Braga zu dir zurück,

so begann Lenzmelodie, ließ der Gott

bei des Lieds Tanze dahin sinken den Speer.

Seines Gesanges erschallet noch;

mich lehret er ålteren deutschen Ton,

wenn entwölkt wallet der Mond, und es sanst um das Grab derer ertönt, welchen er sang.

Horchend dem lehrenden Liede, fáng'

ich deinen Bepflanzer, o Insel, nåhm'
ich des Hains Flügel, und eilt', heilig Laub
in der Hand, ihm, wo der Ruhm ewiget, nach.

Aber entweihet, entweihet ward

die Leier, die Flüge des Lobes flog!

Dem Verdienst selten getreu, rauschte sie.

um das Ohr deß, der an That dürftig, verschwand.

Leier des heiligen Bardenhains,

verwünsche des Ehreverschwenders Lied,

so zuerst trügenden Glanz, den besang,

und der That lautes Verbot, das nicht vernahm!

Kühner Verschwender, nun glauben sie

der edleren Dichter Gesange nicht;

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(Es verweh, so wie der Staub jenes Maals, deß Ruin sinket, es geh unter dein Lied!)

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täuschen sich, tältere Zweifler noch,

wenn jeden geflügelten Silberton,

so den Schwung über des Hains Wipfel schwingt, das Verdienst dessen gebot, welchen ihr sangt.

Ja du Verschwender, nun strömt mein Herz in höheren wahren Gesang nicht auf.

Es verweh, so wie der Staub jenes Maals, deß Ruin sinket, es geh' unter dein Lied!

Anmerkungen.

Wir erhielten diese Ode 1) in der Hamburger Ausgabe S. 237. 2) in der Leipziger I. 266. Cramer paraphrasirt sie in Tellows Briefen I. 26.

Stintenburg, ein Lehngut der Freiherren von Bernstorff, im Herzogthum Sachsen Lauenburg, ungefähr zwei Meilen südlich von Razeburg. Es liegt auf einer schmalen Landzunge im Schallsee, welche das feste Land mit einer im See liegenden, waldigen Insel verbindet. (Es liegen noch mehrere kleine Inseln darin.) Dieses Gut gehörte damahls dem Freiherrn und dänischen Grafen und Mie nister Johann Hartwig Ernst von Bernstorff, Klopstocks Gönner und Freunde, dem er, 1750, den Huf nach Dänemark verdankte und seitdem viele Verbindlichkeiten hatte. Die Dankbarkeit schien daher zu fodern, daß er seine Leier auch einmahl zum Lobe dieses Edlen rührte, der als Mensch und Staatsmann die ungeteilte Hochachtung seiner bessern Zeitgenossen besaß. K. thut das in dieser Ode, aber mit einer feinen Wendung: er lobt ihn, indem er fagt, was ihn abhalte, ihn zu loben, die Furcht nämlich, in den Schein der Schmeichlei zu fallen. Der Plan der Ode ist, bei aller scheinbas ren Einfalt, doch mit feiner Kunst angelegt. Der Dichter scheint nur die schöne Insel loben zu wollen, kommt unvermerkt auf Braga, der, wie mit poetischer Freiheit angenommen wird, in der Bars denzeit auf der Stintenburger Insel gern verweilte und fang, und noch jest zuweilen in Mondndchten, in leisen Geistertönen, altdcute fche Gesänge zum Lobe germanischer Vorfahren wiederhohlt. Str. 9. Tiefe hat unser Dichter belauscht und aus diesen Mustern gelernt,

wie Lobgedichte fein müssen. Und so, fährt er fort, würde ich Bernstorffs Verdienste besingen, wenn mich nicht der böse Ruf abhielt, in welchen Lobgedichte aller Art durch die niedrige Schmeichelei alter und neuer Poeten gekommen sind.

1. Gespielin des Wiederhalls. Der Schallsee hat seinen Namen von dem vielfachen Echo, das man dort hört; denn ,,es schallt" heißt: es giebt ein Echo. K. liebte Oerter mit dem Echo, und pflegte es durch Rufen hervorzulocken.

2. selber von steigenden Hügeln voll. Der Grund des Schallsees ist ungleich und hat kleine Hügel unter dem Wasser, an welchen sich im Schilf die Fische aufhalten und vor den Neßen und Angeln der Fischer sicherer find.

3. flüchtige Stunden verweilt' ich nur. In welches Jahr mag dieser Besuch fallen? Die Ode ist von 1767; K. muß aber einige Jahre früher in Stintenburg gewesen sein; denn so viel ich weis, ist er von 1765 bis 1767 ståts in Dänemark gewesen; wahre scheinlich fällt sein Aufenthalt in Stintenburg in den Sommer 1764, als er, nach einem zweijährigen Aufenthalt in Deutschland, im Begriff stand, nach Dänemark zurückzureisen. Es waren also wenigstens drei Jahre verflossen, da er, und zwar auf kurze Zeit, die schöne Insel gesehen hatte, und doch war ihm die Erinnerung sehr lebhaft, ihr Phantom, ihr Bild, umschwebte noch immer seinen Geist.

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wie ein Bild, welches Genius Hand bildete, wie eine meisterhafte Statue oder soust ein steinern oder ehern Monument, das ein großer Künstler für den Lustgarten eines Fürsten gemacht hat zwar für Geld, aber doch con amore, womit das Genie als lemahl arbeitet. der Garten verdorrt, die Anlagen des ver: nachlässigten Gartens gehn ein, verdorren, aber die Ausläufer der Wurzeln bilden wildes Gesträuch. Ein Beispiel diefer Art erzählt Cicero (Tusc. V.), welcher als Quástor in Sicilien, bef Syrakus, Archimedes Grabmahl wieder auffand, nachdem es, von Gestrauch und Dornen verwachsen, lange Zeit unbekannt gewesen

war.

5. des Sachsen Wald. Der Sachfenwald liegt westlich von Stintenburg zwischen den Flüssen Steckniß und Bille. In dieser Ge= gend mag wohl die Völkerschaft der eigentlichen alten Saffen oder Sachsen gewohnt haben, unter deren Namen sich in der spätern Zeit mehrere niederdeutsche Volksstämme verloren. (Tacitus kannte sie nicht, wenn es nicht etwa die Fost find, wie Cluver meint.) Jhre Tapferkeit ist aus der Geschichte bekannt; sie war vielleicht Ursache, daß die Römer den Uebergang über die Elbe nicht wagten.

6. Hlyn, die Göttin der Freundschaft. f. Wingolf Str. 7.

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