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uns darstellt? Der gute Mann war erklärter und eifriger Jansenist. Er war aufrichtigst den Grundsäßen der religiösen Asceten - Moral von Port Royal, aber auch den Grundsähen des janfenistischen Episcopal-Systems zugethan. Er stand in einer offenen und unverholenen Verbindung mit den Häuptern dieser Partey in Frankreich und in den Niederlanden. Er unterhielt selbst in der Zeit der Revolution einen beständigen Briefwechsel mit den constitutionellen französischen Bischöfen, mit Gregoire und seinen Freunden, der seinen Umgebungen unmöglich unbekannt blei ben konnte. Er trat daher auch bey jeder Gelegenheit als offener und entschiedener Gegner der Jefuiten auf, wiewohl er selbst zu der Familie ihres Generals gehörte. Er bot sich selbst dem Großherzog Leopold als thätigstes Werkzeug zu den anticurialistischen kirchlichen Reformen an, welche dieser eben so im Toscanischen wie sein Bruder Joseph in den Desterreichischen Erblándern durchsehen wollte. Er legte ihm von Zeit zu Zeit Projecte zu mehreren vor, deren Kühnheit zwar den Großherzog nicht schrecken_mochte, aber doch bey dem Schrecken seiner Minister dar über bedenklich machte. Als er im J. 1779 Bischof zu Pistoja und Prato geworden war, fo verwickelten ihn ein paar toll gewordene Nonnen aus dem Kloster der Dominicanerinnen zu Prato in einen Krieg mit ihren Beichtvåtern, der den gangen mächtigen Orden auf das heftigste gegen ihn aufbrachte. Mit den Jesuiten verwickelte er sich selbst immer mehr, denn er erließ einen Hir tenbrief, worin er ihre Andacht zu dem geheilig`ten Herzen Jesu für einen rohen Fetischismus erklärte. Die Franziscaner machte er durch ei nen Angriff auf einige der heiligen Wunderbilder in ihren Klosterkirchen wüthend. Seine Klostervisitationen, wobey er sich immer auch besonders

nach den Studien der Mönche erkundigte, zogen. ihm den giftigsten Haß des gesammten Pöbels von diesen zu, und die Anstalten die er traf, um unter dem Clerus der Diocese nur allmählich einigen Sinn für theologische Gelehrsamkeit zu erwecken, machten ihn eben so verhaßt bey der Mehrheit von diesem. Durch seine Proceduren gegen die Nonnen hatte er zugleich den Adel der Diocese im höchsten Grade erbittert, denn dieser hatte ihre Klöster von jeher als Versorgungs-Anstalten für seine Töchter angesehen. Durch die Reformen, die er bey dem Unwesen der geistlichen Brüderschaften und Corporationen anzubringen versuchte, störte er vollends ein Wespennest auf, denn er wollte daben das Eigenthum und den gesammelten Schatz dieser Gesellschaften, der sich allein in den zwey Städten Prato und Pistoja auf 500,000 Franken belief, zu nüßlicheren und edleren Zwecken verwenden, als sie bisher verwandt worden waren, und hier stieß er auch an dem kleinlichen Interesse des Stolzes, der Eitelkeit und des Eigennuses von tausenden aus den unteren Volksklassen auf das härteste an. Seine Stellung zu seinen Collegen aber, zu den übrigen Toscanischen Bischöfen, wie konnte sie anders als im höchsten Grade feindselig seyn? Denn konnte es ihnen wohl verborgen bleiben, daß er der Rathgeber des Großherzogs bey allen seinen Unternehmungen war, durch welche das Ansehen der Kirche so vielfach verlegt oder we nigstens die Superiorität des Staats und der weltlichen Macht ihr und auch dem Episcopat so vielfach fühlbar gemacht wurde, ja daß er selbst der Urheber des entsehlichen Projects war, nach welchem ihnen ihre Tafelgüter genommen, und mit den Gütern der Kapitel und Stifter in einen Oesterreichischen Religions - Fonds zusam

mengeworfen werden sollten, woraus sie wie an dere Staatsdiener besoldet werden möchten.

Dabey mag man immer auch höchst lebhaft fühlen, daß alles, was Ricci dem Großherzog rieth, und was er selbst als Bischof that, nicht nur gut gemeint, sondern wahrhaftig nüglich und gut war, daß besonders alle die Reformen, die er in seiner Diocese durchsehen wollte, wahre Verbesserungen und nur dafür berechnet waren, eine reinere und fruchtbarere Religionserkenntniß allgemeiner unter dem Volk zu verbreiten, ja, daß er selbst zu mehreren seiner Proceduren, die am meisten Aufsehen und Anstoß erregten, durch Pflicht_und_Gewissen gedrungen wurde. Wenn man sich aber dabey auch nicht verbergen kann, daß der gute Ricci auch nicht immer mit der gehörigen Klugheit zu Werke ging, und selbst den bösen Schein nicht immer vermied (daß er 3. B. von dem Großherzoge das Kloster der Or vietaner zu Pistoja aufheben und es sich selbst zum Behufe seiner Académie ecclésiastique, die er in der Diocese stiften wollte, schenken ließ T. I. S. 50-58), daß er sich bey andern seiz ner Schritte nicht nur durch seinen jansenistischen Eifer, fondern auch durch feinen jansenistischen Parteyhaß weiter, als für seinen guten Zweck nöthig war, hinreißen ließ, daß ihn zu andern nur seine unruhige Bielgeschäftigkeit ohne Noth und ohne Beruf verleitete, und daß wieder bey andern auch etwas von Eitelkeit oder die Bez gierde sich auszuzeichnen und eine Rolle zu spieTen, so sichtbar bey ihm dazwischen kamwelche Mischung müssen nicht diese Wahrnehmungen in die Eindrücke bringen, die seine Lebens und Leiz densgeschichte sonst machen möchte. Das 'lehte gesteht Hr. v. P. selbst: que Ricci aimait la gloire, ou plutôt, qu'il desiroit se faire un nom, T. I. 55. freylich seht er hinzu: ce que

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n'étoit en lui, avec tant d'autres vertus, was wir in der That qu'une vertu de plus nicht finden können, und was gewiß auch von seinen übrigen Lesern nur wenige finden werden..

Dazu kommt aber noch, daß die Leidens- und Verfolgungsgeschichte des guten Ricci selbst so wenig geeignet ist, einen besondern und tief ge= henden und noch weniger geeignet ist, einen ganz reinen und ungemischten Eindruck zu seinem Vortheil zu machen. Daß die Partey der Curialisten, der Jesuiten und der Mönche ihm überall in den Weg trat, alle feine Entwürfe zu durchkreuzen und ihm selbst, wo sie nur beykommen konnte, einen Schlag zu versehen suchte

wer kann dieß anders, und wie konnte er dieß selbst anders erwarten, nachdem er einmahl den. Krieg mit ihr angefangen und sich an die Spite ihrer Gegenpartey hervorgedrångt hatte. Auch fie fand ihn ja jezt überall in ihrem Wege. Auch fein Streben ging unausgeseßt dahin, ihre Entwürfe zu durchkreuzen, und so darf das Böse, das jeder Theil dem andern zufügte, nicht als Verfolgung, sondern als der natürliche Wettstreit betrachtet werden, womit feindliche Parteyen in jedem Kriege einander zu schaden, und jede die andere machtloser zn machen strebt. Was war es aber erst, was ihm wirklich Böses und Kranken. des zugefügt wurde? und worauf läuft die ganze. Geschichte seiner Leiden hinaus? So lange der Großherzog Leopold in Toscana blieb, war er durch den Schuß von diesem gegen jede wirkliche. Bedrückung gesichert; denn die Künste, womit man diesen gegen ihn einzunehmen suchte, hat. ten nie einen dauernden, wenn auch zuweilen einen momentanen Erfolg. Glücklicher gelang es der Kabale, die gegen ihn intriguirte, bey den Ministern des Großherzogs, die schon selbst den übergeschäftigen unruhigen Bischof mit einem

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fcheelen Auge betrachten mochten, der so gern auch eine Rolle spielen wollte, und sich jeden Augenblick mit neuen Verbesserungsvorschlägen und Projecten an ihren Herrn hindrängte, über die sie oft wieder ihren Willen ein günstiges Gutachten ausstellen mußten. Noch leichter fanden fie es, die Curie zu Rom, und was mit dieser zusam menhing, gegen ihn aufzubringen, und in seiner eigenen wie in den benachbarten Diócesen das Volk und den Póbel zuweilen aufzureißen, daß es das Kreuzige! über den Keher ausrief. Dies hatte jedoch für ihn zunächst keine weitere Folgen, als daß er auch mit den, Ministern einige kleine Kämpfe zu bestehen hatte, daß er von dem päbstlichen Nuntius, der zu Florenz residierte, und von seinen Umgebungen als ein unruhiges und verdächtiges Subject in ihren Amts- und Privatberichten an die Curie notiert, daß er von dieser zuweilen mit dem Schlage einer påbstlichen Censur bedroht, jedoch nur von weitem her bes droht, mehr als eine sehr heilsame Aufforderung erhielt, fich in seiner Stellung gegen sie, und be sonders auch in seiner Stellung gegen das Volk. mit besonderer Vorsicht zu halten. Etwas schlimmer kam es freylich, nachdem Leopold Toscana im J. 1790 verlassen und das Großherzogthum gegen die Erbschaft seines Bruders Josephs II. ausgetauscht hatte. Er war bald darauf durch die Bolksbewegungen, die nach Leopolds Abreise im J. 1790 zu Pistoja ausgebrochen waren, ge zwungen worden, sich aus seinem Bisthum nach Florenz zu begeben, und die allgemeine Volks gáhrung, die in ganz Toscana über die kirchli chen Neuerungen aufbrauste, ließ es ihn in kurz zer Zeit räthlich finden, auch Florenz zu verlassen, und sich in seine Billa zu Rignati zurückzuzie hen. Im J. 1791. wurde ihm von Leopold selbst im Vertrauen eröffnet, daß er am besten daran

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