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das Uebergewicht der Reflerion Künstlichkeit: das wahrhaft klassische liegt in der Mitte zwischen diesen Extremen, und wir nehmen keinen Anstand zu behaupten, daß die schönsten Werke der Hellenen auf einer wunderbaren Harmonie und Durchdringung poetischen Sinnes und Gefühls und künstlicher Besonnenheit und geübten Kunstverstandes beruhen. Alle wahre und gründliche Interpretation muß unserer Ueberzeugung nach durch Analyse dieß bestätigt finden, und kann selbst sich nicht vollenden, wenn sie dieß Princip nicht in ihr Bewußtseyn aufgenommen hat; daher denn auch im Homer die Meinung von der Kunstlosigkeit dem wahren Verständniß desselben eben so nachtheilig ist als die von Künstlichkeit seyn würde, wenn jemand sie fassen könnte. Manche denken bey Kunst gleich an Künstlichkeit oder Mangel der Begeisterung, was doch deutlich verschieden; man kann die Homerischen Gefange in ihrer ganzen Frischheit auffassen und doch von Kunst reden; denn Kunst tritt überall ein, wo Gedanken in entsprechender Form dargestellt werden sollen, die hohe Vortrefflichkeit aber der Griechischen Kunst beruht auf jenem glücklichen Sinne, in welchem poetische Begeifterung mit Klarheit des Urtheils wunderbar gepaart war. Bey diesen Ueberzeugungen mißfällt uns denn gar mancher Ausdruck in diesem Buche, wie wenn es z. B. gleich hier heißt, der Herameter sey ein reines Naturgewächs ohne künstli che Auswahl und Zusammensehung, und eine Seite lang von demselben so gesprochen wird, daß von den feinern Geseßen desselben dem Vf. beynahe wenig bekannt zu seyn scheint. Wer

kann bey einem so ungemein vollendeten Berse bloß von reiner Natur reden, und so bey unzähligen andern Dingen im Homer? An einem andern Orte steht: Das Schwankende, Laxe,

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Unbestimmte in der Folge und Verknüpfung der Sahe, das Verhältnißlose in den Theilen, die langen Einschaltungen welche oft einen Vorderfaz um den Nachsah bringen, das Abbrechen und Verkürzen, das Ausdehnen und Wiederholen, die Anacoluthen, Pleonasmen und Tautologien, alles dies wåre unerklärlich und unverzeihlich in einem Schriftsteller der seine Verse aufschreibt und über Lesen kann".

Man sieht, der Verf. will eine Reihe von Natufehlern aufzählen, die daher ents standen seyen, weil der Sänger die Verse nicht habe überlesen können. Wirklich? Herodot also und weiter die übrigen Schriftsteller mit ihren tausendfachen Abweichungen, diese haben nun unverzeihlich gesündigt, da sie überlesen konnten und doch wie Schulknaben aus der Construction gefallen find. Wir wissen wohl, daß manche die Dinge so ansehen, aber der Irrthum liegt am Lage, wenn man unterläßt das Individuelle des jedesmaligen Gedankens bestimmter zu fassen und darnach die Form zu prüfen. So glauben wir denn auch jest, daß der Verf. die Form des homerischen Ausdrucks wohl zu wenig studirt hat, sonst würde er gefunden haben, daß die homeriz sche Redeweise in ihrer Art eine Zweckmäßigkeit, eine Vollendung, einen Kunstverstand zeigt, der in Erstaunen fest, daß die Anacoluthen keine Bergeßlichkeitsfehler sind, daß die Wiederholungen und Haufungen ähnlicher Worte fast durchgängig stehen wo es passend ist, daß die Verhältnißlosigkeit in den Sahen nur scheinbar, indem jedes so weit entwickelt ist wie es soll, auch die periobische Schreibart gar nicht verglichen werden darf. Denn die periodische und unperiodische Schreibart folgen jede nothwendig besondern Gesehen, und jede verstattet einen eignen kunstreichen Bau. Der Philologe muß immer zugleich außer dem grammatischen einen künstlerischen Blick haben,

wenn er die Rede begreifen will. -Im dritten Abschnitt der überschrieben,, Vortrag der alten epischen Gesänge in ihrer Zeit und ihrem Volke, ` geht der Verf. darauf hinaus, daß 24 Gesänge in ihrer Folge ein zu großes Ganzes seyen für den öffentlichen Vortrag damaliger Zeit bey Fe= ften und Gastmahlen der Fürsten, was leicht einzusehen; übrigens aber noch gar nichts gegen die innere Einheit dieser Gedichte beweist, wie wir hernach sehen werden, obgleich Herr M. dieß bez zweckt. Dabey kommt, wie auch im zweyten Abschnitt, allerley vor von Gesang, Saitenspiel und Tanz, daß man sich beynahe mitten in die Zeiten der Lyrik verseht glaubt. Schon Fr. Schlegel urtheilte richtig, daß für den homerisch epiz schen Sanger das Spiel der Kithar besonders nur zur Vorbereitung und zum Pråludieren diente, dann zur Ausfüllung der Zwischenräume, und zur Hervorhebung einzelner Momente etwa; und wenn man weiß, daß damals das musicalische System ein Tetrachord war, so sieht man auch daraus, daß von eigentlicher Begleitung wenig die Rede seyn konnte. Eben so wenig können wir finden was das Hyporchem Il. 18, 590. c. (Odysf. 4, 17. x. ist unrichtig eingeschoben) oder der mimische Tanz der Phaeaken Od. 8, 256. c., u. dergl. für den epischen Vortrag überhaupt beweisen, ja der Vf. scheint es nachher auch selbst zu fühlen; dennoch soll die Ausbildung und die Einrichtung des homerischen Herameters wesentlich mit Musik und Tanz zusammenhängen.,,Denn der Herameter entstand, heißt es, indem die gez flügelte Sage nach dem Tact der Füße und dem Klange der Saiten in Jonischer Rede sich zu be: wegen anfing, und das Gewicht des musicalischen Lactes verstärkt durch die orchestische Begleitung gebietet über Lången und Kürzen, daß bis acht Kürzen hintereinander Raum finden." Aber das

Wahre scheint überhaupt nur zu seyn, daß wir uns den alten epischen Vortrag zu denken haben nicht als ein todtes Hersagen ohne Ethos, sondern mit zweckmäßiger Lebhaftigkeit und Modulation der Stimme, je nach dem Inhalte ernster oder fröhlicher, ruhiger oder rascher u. dgl. Wir möchten etwa diesen alten gewiß schönen Vortrag fingende Rede nennen, zum Unterschiede von dem eigentlichen Gesange oder dem abgemessenen Aus: drucke von Sylbe zu Sylbe, was aber den Tanz betrifft, so kann der gewöhnliche epische Vortrag nur ruhig angehört seyen (wie Odyss. 1, 325: Τοῖσι δ ̓ ἀοιδὸς άειδε περικλυτός, οἱ δὲ σιωπή εἵατ' ἀκούοντες, und wie in anbern allen aut sehen), und wenn vom Gesang und Tanz beym Mahle die Rede ist, sind wohl allerley andere fröhliche Lieder gemeint; denn da man den Paean kannte, und das Hyporchem, den Hymenåus und threnus, warum nicht auch andere Weisen und Lieder? Das Gegentheil ist ganz unglaublich. Epische Erzählung und Tanz läßt sich nur denfen durch Mimik verbunden, wie bey den Phaeaken die Geschichte von Ares und Aphrodite. Wenn endlich Apoll mehrmals vorkommt mit einem fingenden und tanzenden Musenchor, so ist aus dem Gesagten hinlänglich deutlich, daß ebenfalls nicht an gewöhnlichen epischen Vortrag zu denken. Im vierten und fünften Abschnitt von der Erhaltung und Fortpflanzung der alten epischen Gesänge, wird ausgeführt, daß keine Schreibekunst gewesen, daß es Sängerschulen gab, daß ursprünglich Dichter und Recitanten eins waren, dann die Rhapsoden folgten, die bekannten Sachen. Folgt die zweyte Abthei lung des Buches. Erster Abschnitt, Homerus und die Hemeriden. Es sey eben so falsch dem Homer alles beyzulegen, als seine Eri,tenz ganz zu läugnen; er sey der Vater einer neuern alles

frühere verdunkelnden Gesangsweise und das Haupt seiner Schule. Auf die Ehre seines Vaterlandes könnten nur zwey Orte Anspruch machen, Chios und Smyrna, und in diese Gegenden müsse man ihn sehen. Nur' Schade, daß wenn wir Smyrna annehmen, Homner dann ein Aeoler oder Achaier wird gegen das System des Verfs.; denn Smyrna war bis gegen die 23ste Olympiade nicht Jonisch. Das mußte Pindar wohl wissen, der Smyrna als Homers Geburtsland angab. Uebrigens heißt Chios des Homers Vaterland offenbar nur deswegen, weil hier die alten Homeriden saßen. Zweyter Abschnitt, Lykurgus. Wenn er von diesen Gedichten etwas herübergebracht aus Asien, so habe er nicht Geschriebenes sondern nur Rhapsoden mitbringen können, wie auch andere, z. E. Thiersch dies schon so vorgestellt haben. Dritter Abschnitt, Solon, Pisistratus und Hipparchus. Die bes kannte Aufzeichnung der Gedichte im Zeitalter des Pisistratus. Dann im vierten von den Diaskeuasten. Pisistratus habe natürlich nicht selbst geschrieben, sondern Anordner niedergeseht, auch fey vielleicht die Diaskeuasis noch länger fortgegangen. Worauf im folgenden Abschnitt Benspiele von den Verfälschungen der Diaskeuasten gegeben werden, das heißt eigentlich rhapsodische Berse von Athen, Theseus und dessen Fabel, die hier theils den Rhapsoden, theils den Diaskeuaften zugeschrieben werden, obgleich deutlich ist, daß die Diaskeuaften selbst keine Verse machten, fondern nur aufnahmen von den Rhapsoden. Sechster Abschnitt, Aristoteles und die Epopde. Durch die bestimmte Reihenfolge die Solon den homerischen Gesängen angewiesen, und noch mehr durch die schriftliche Zusammenstellung derselben in zwey Körper, habe man sich der Idee von der Einheit und Ganzheit der Ilias und Odyssee

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