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Monatsschrift

für

Geschichte und Wissenschaft

des

Judenthums.

Herausgegeben von Dr. 3. Frankel,
fortgesett

unter Mitwirkung des jüdisch-theologischen Vereins

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Abhandlungen.

Die beiden Ben-scher und die Masora.

Die Masora und was sich daran knüpft, Entstehung und Ausbildung der Vocal- und Accentzeichen, ist noch immer eine rudis indigestaque moles, welche sich von einer isagogischen Schrift über die hebräische Bibel in die andere mit dem immer mehr anschwellenden Citaten-Apparat wie eine Erbkrankheit fortschleppt. Nicht einmal die Definition des Inhaltes kann man davon geben. Denn weder bildet die Masora eine Art grammatisch-kritischen Commentars zum hebr. Terte, wie Arnold angiebt (Herzog, RealEncyklopädie für protestantische Theologie IX. s. v.), noch kommt ihr Name von o „überliefern“ her, wonach „die grammatischexegetischen Bemerkungen zuerst mündlich überliefert worden" wären. Luzzatto hat diese Etymologie des Namens mit richtigem Takte erschüttert 1), und mit der veränderten Bedeutung des Namens muß auch der Inhalt der Masora anders aufgefaßt werden. Wohl ist das Material für die sgn. Masora im lezten Jahrzehnt vielfach bereichert worden. Pinsker hat in seiner Einleitung in das babylonisch-hebräische Punktationssystem (1863) viele unbekannte masoretische Notizen zusammengetragen. S. Frensdorf hat das vielfach citirte, aber nicht gekannte Buch Ochlah

1) In seinen additamenta zu 787 Wien 1861. Frantel, Monatsschrift. XX, 1.

1

W'-- Ochlah edirt und mit schäßenswerthen Beiträgen versehen, (Hanover 1864). Hupfeld hat ausführlich nachgewiesen, daß dieses Buch nicht die einzige Sammlung masoretischen Apparats bildet, sondern daß es unter demselben Namen abɔsı bax oder

,bet gleichem Grunbftod in inbalt (מס' רבתי ober) מסורה גדולה

Anordnung und Umfang sehr verschiedene Zusammenstellung giebt". Eine Handschrift desselben befindet sich in Erfurt, eine andere in Halle auf der Universitätsbibliothek, wovon Hupfeld Rechenschaft gab (Zeitschr. f. d. M. Gesellsch. 1867 S. 205 fg.). Aber troß dieses angehäuften Materials oder vielleicht wegen desselben ist eine allseitige, lichtvolle, wissenschaftliche Behandlung der Mafora noch immer ein frommer Wunsch.

Woher stammt die wissenschaftliche Dede auf diesem Gebiete? Weil auf die Genesis der Masora nicht Rücksicht genommen wird. Auch sie hat, wie jedes geistige Produckt, ihre Anfänge und Fortentwickelung. Es kommt also darauf an, die Zeit zu firiren, in der ihre Thätigkeit begonnen oder sich entfaltet hat. Aber auf dem Meere der Masora wird kein chronologischer Compaß angewendet: sie wird in den Compendien vielmehr so behandelt, als wenn sie zeitlos wäre. Ein einziges chronologisches Datum ragt allerdings zur Orientirung in dieser Wildniß hervor; aber weil es falsch ist, so eignet es sich mehr, in die Irre zu führen, als den rechten Weg zu zeigen. Weil der sonst ganz unzuverlässige Gedalja Ibn-Jachja einmal (in Schalschelet) angegeben, daß die Masoreten Ben-Ascher und Ben-Naphtali um das Jahr 1034 geblüht haben, und Buxtorf dieses Datum in den Apparatus masoreticus eingeführt hat, so bleiben diejenigen, welche von der Masora sprechen müssen, bei diesem Datum stehen, ohne angeben zu können, ob dieses Anfang oder Ende der Masora ist. Keiner derselben nahm sich die Mühe, nachzuforschen, ob das Datum auch richtig ist, und was es zu bedeuten hat. Als wenn die Forschung seit den Buxtorfen stehen

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geblieben wäre, sprechen noch Bleek und Schrader von diesen beiden Masoreten mit derselben Datumangabe, wie der Verf. des Tiberias. Der Erstere (Einl. im alt Test. 6. 337) macht macht Ben Ascher zum Zeitgenossen Jehudah Chajug', ohne auch nur in Betracht zu ziehen,daß die erste wissenschaftliche Grammatik des Vorhandensein einer abge= schloffenen Masora vorausseßt. Der Lettere, welcher die achte Ausgabe des de Wette'schen Lehrbuches der Einl. neu bearbeitet (im Nov. 1869 vollendet) hat, spricht von Ben-Ascher, als wenn bisher gar nichts Neues von ihm bekannt gewesen wäre (S. 215). „Ahron ben Asche und Jakob Ben-Naphtali, jener ein Palästinenser, dieser ein Babylonier, beide vielleicht Vorsteher von Akademien, nach Gedaljah um's Jahr 1034“. Dazu werden noch gelehrte Citate herangezogen: Buxtorf tractatus de punct. antiq. Walton prolog. dann daß Maimonides eines von Ben-Ascher corrigirten Bibel-Coder erwähnt. Unbekannt ist diesen Isagogisten geblieben, welche Wichtigkeit gerade Ben-Ascher in der Masora erlangt hat, daß er wahrscheinlich ein Karäer gewesen ist, und daß die masoretische Thätigkeit vielleicht mit dem Karäismus zusammenhängt. Nicht einmal Delitzsch' Wink wurde beachtet, welcher der 25. Orientalisten-Versammlung (1867) ein Bruchstück der Masora Ben-Aschers vorgelegt und in den Eingangsworten dessen karäisches Bekenntniß adoptirt hat. In Herzog's Real-Encyclopädie sucht man vergebens einen Artikel oder eine Notiz über Ben-Ascher und Ben-Naphtali.

Es dürfte daher an der Zeit sein, diese Studie anzuregen und vor Allem einen festen chronoligischen Punkt zu gewinnen, um von demselben aus sich rückwärts und vorwärts bewegen zu können. Ist das Jahrhundert festgestellt, in dem Ben-Ascher gelebt hat, so kann man weiter ermitteln, welche Vorgänger er hatte, welches Material ihm vorgelegen hat, und wie er dieses masoretisch bearbeitet hat. Dadurch läßt sich auch feststellen, welches Verhältniß zwischen der sog. großen Masora und dem

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