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Byrons Beziehungen

zu seinen Lehrern und Schulkameraden

und deren Einfluss
auf seine literarische Tätigkeit.

Inaugural - Dissertation

zur

Erlangung der Doktorwürde

der

hohen philosophischen Fakultät

der

Friedrich-Alexanders-Universität Erlangen

vorgelegt

von

Frank Allan Millidge

aus St. John, Canada.

Tag der mündlichen Prüfung: 27. Juli 1903.

LEIPZIG

Buchdruckerei von Bruno Zechel
1903.

1749563

7425.52

Harvard College Library
Oct. 17,1904,

By Exchange,
Univ. of Erlangeb

Einleitung.

Die Persönlichkeit Byrons fesselte das Interesse seiner Zeitgenossen in hohem Masse; selbst Goethe hat seine Laufbahn mit wohlwollender Aufmerksamkeit verfolgt. Diese Persönlichkeit hat seinen Reiz für uns immer noch nicht verloren. Mit Leidenschaft wird Byron, wie kein anderer, angegriffen und verteidigt.

Byron hatte nichts von dem verschlossenen Charakter des typischen Engländers. Mütterlicherseits gehörte er der keltischen Rasse an, und in vollem Masse hatte er die leidenschaftliche Natur dieser Rasse geerbt.

Heiterkeit und Wehmut folgten bei ihm dicht aufeinander, und seinen Gefühlen gab er den lebhaftesten Ausdruck. Er war der subjektivischste von allen englischen Dichtern; seine eigenen Erfahrungen, seine eigenen Gefühle bilden den Hauptstoff seiner Werke; seine Briefe und Werke werfen das hellste Licht auf seine Persönlichkeit.

Auf solch einen empfindlichen Charakter übten seine Freunde und Bekannten selbstverständlich den grössten Einfluss aus. Leidenschaftlich in seiner Liebe und Freundschaft, war er bitteren Enttäuschungen ausgesetzt; ebenso leidenschaftlich in seinem Hasse, war er mit wenigen Ausnahmen doch nicht unversöhnlich. Sein Körper wie seine Seele sehnten sich nach Wärme; sagt er doch selbst: „Never have I found the sun warm enough." Mit England hatte er eigentlich nichts gemein.

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Wie sich beim Dichter Heine die Fichte nach dem glühenden Süden sehnt, so träumte Byron beständig von Liebe und Freundschaft in höherem Masse, als das Schicksal sie ihm je vergönnt hatte.

In solch einem Leben erwarten wir, dass die persönlichen Beziehungen zu seiner Umgebung den höchsten Wert gehabt haben und für die Nachwelt das grösste Interesse haben sollten.

Ein volles Drittel seines kurzen Lebens von nur sechsunddreissig Jahren blieb Byron in der Schule; es lohnt sich deshalb, seine Beziehungen zu seinen Lehrern und Schulgenossen genau zu verfolgen: wie er sich ihnen gegenüber verhielt sowohl während der Schulzeit wie in späteren Jahren, und welchen Einfluss sie auf seine schriftstellerische Tätigkeit ausgeübt haben.

Um so mehr ist dieser Abschnitt seines Lebens von Wichtigkeit, als Byron in dem Kreise seiner Verwandten so wenig Befriedigung fand. Sein Vater, dessen Verlust er immer beklagte und den er eifrig verteidigte, starb, als Byron erst drei Jahre alt war. Einen Bruder hat er nie gehabt, was er immer bedauerte. Seine Schwester sah er zum ersten Male, seit seiner frühesten Kindheit, im Jahre 1802 wieder, und später hat er sie nur ein paarmal während der ganzen Schulzeit gesehen. Seine Mutter war ihm namentlich gegen Ende der Schulzeit so abhold, dass derselbe Byron, der auf seinen Wahlspruch,,Crede Biron" so stolz war, sich eine Unwahrheit erlaubte, um von ihr noch einen Monat befreit zu bleiben.1) Seine Beziehungen zu seinem Vormund waren, obgleich nicht so unfreundlich, wie sie im allgemeinen angenommen werden, doch immer etwas förmlich. Selbst seine

*1) Murray: Letters I, 68.

* Gemeint ist: The Works of Lord Byron. Letters and Journals edited by R. Prothers, Murray, London.

Anhänglichkeit an seine Wärterin, May Gray, müssen wir bezweifeln.1)

Desto eifriger schloss er sich an diejenigen von seinen Lehrern und Kameraden an, die irgend eine Spur von Neigung zu ihm an den Tag legten.

In dem ersten Abschnitt meiner Abhandlung sollen die Verhältnisse Byrons zu seinen Lehrern, im zweiten die zu seinen Schulkameraden behandelt werden; der dritte Teil wird die späteren Beziehungen des Dichters zu seinen Lehrern und Kameraden, sowie die Einflüsse dieser beiden auf sein späteres Leben erörtern.

1) Murray: Letters I, 10 unten.

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