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Nebenbegriff des Veränderlichen und häufigen Wechsels je nach dem Geschmacke der Zeiten und Völker. Weise (ahd. wisâ, mhd. wise) bedeutet allgemein die Beschaffenheit des Handelns. Ihn hält in Schranken nur das deutliche Gefeß und der Gebräuche tiefgetretne Spur. Schiller, Wallensteins Tod 4, 2Ein tiefer Sinn wohnt in den alten Bräuchen. Schiller, Maria Stuart 1, 7. Ich fürchte, daß jeder die armseligen Gewohnheiten des Winkels, in dem er geboren worden, für die eigentlichen Sitten des gemeinschaftlichen Vaterlandes halten dürfte. Lessing, Hamburger Dramaturgie 1, 22. Ich sollte meinen, daß es fonach um so weniger Schwierigkeit haben könne, die Ceremonie bis zu ihrer Zurückkunft auszuseßen. Leffing, Emilie Galotti 2, 10. Wenn das in Frankreich Mode ist, warum soll's nicht in Spanien sein? Göthe, Clavigo 1. Die kommen eben von der Reise, man sieht's an ihrer wunderlichen Weise. Göthe, Faust 1, 108.

Abkömmling, Nachkomme, Nachkömmling heißt, wer von einem Andern abstammt; der erste Ausdruck deutet auf das Geschlecht, die beiden andern auf die Zeitfolge; Nachkömmling hat dabei oft den Nebenbegriff eines unedeln Ursprungs. - Dieser (Karl von Durazzo), ein Abkömmling Karls II., befand sich lange in Ungarn. Platen, Geschichten des Königreichs Neapel 1, 1. Gnug, wenn versezt in höhre Sphären ein Nachkomm uns ins Hellre segt. Lessing. Dergleichen unzerstörliche höchst achtungswerthe Erinnerungen an die Voreltern sind es, um derentwillen wir die Fehler der Nachkömmlinge verzeihen. Göthe, nachgelassene Werke 9, 192.

Der

Die Nachkommen (früher oft, z. B. bei Opiz, die Nachkommenen) nennt man Menschen als in der Zeitfolge von andern abstammende, es mögen nun einzelne sein, oder man mag unter den Nachkommen eine Gesammtheit der Menschen bezeichnen. Gegensaß ist Vorfahren. Er mußte sich zuleßt gedrungen fühlen, auch die Regeln seiner Kunst, in so fern er sie einsehen gelernt, den Nachkommen zu überliefern. Göthe, Anhang zum Leben des Bevenuto Cellini XV., 3.

Nachwelt ist Gegensatz von Vorwelt, wie auch das alterthümliche Afterwelt (von ahd. aftar, mhd. after = nach, hinten) das aber oft den Nebenbegriff des Unechten, des Schlechten hat. Wenn ich nur nichts von Nachwelt hören sollte; gesezt daß ich von Nach welt reden wollte, wer machte denn der Mitwelt Spaß? Göthe, Faust, Prolog. Vergebens schreiben wir für Welt und Afterwelt. Hagedorn.

Anm. Zuweilen sieht auch Nachkommenschaft. Ich sah in ihnen schon Nachkommenschaften, die dereinst, wie uns, die Vorsicht glücklich macht. Gieseke.

Vollkommen, gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts oft noch vollenkommen, (abd. fullechomen, mhb. vollenkomen und volkomen) bedeutet zunächst vollführt, erfüllt, zu Ende gebracht; dann jeden seiner Theile in dem gehörigen Grade der Güte, der inneren

Stärke, der gehörigen Größe und Weite (von Kleidungsstücken) habend.
Davon Vollkommenheit, vervollkommnen, Vervollkomm
nung. Wenn mich ja zu Rom die Freunde nicht vollkommen
überzeugen. Göthe, Tasso 4, 4. Bringst du es (das Gedicht) voll-
fommener dann zurück; wir werden uns des höheren Genusses
freun. Das. 5, 2. Jede Arbeit behalte lange für dich, und spare
feine Feile, sie zu vervollkommnen. Platen, Lebensregeln 49. Der
Zwed deines Lebens sei Vervollkommnung im Guten. Daf. 13.

-

Ganz (ahd. kanz, mhd. ganz) deutet an, daß ein Ding alle Theile hat,
bezeichnet zugleich das Ungetheiltsein der Größe. Vollständig d. i. alle zu sei-
ner Bestimmung nöthigen einzelnen Theile habend. Nach und nach nahmst
du so mein ganzes Herz, meinen ganzen Kopf ein, daß jezt noch etwas
anders Mühe hat ein Pläßchen zu gewinnen. Göthe, die Geschwister. Was
jene durch eine geheime Verbindung mehrerer durch die Welt zerstreuter thå-
tiger Glieder zu bewirken suchen, will der Leßtere, vollständiger und kürzer,
durch ein einziges Subject ausführen. Schiller, 10. Br. über Don Karlos.
Willkommen (ahd. willicomo, willecome, mbd. willekomen,

in der vollständigen Redensart sit, sistu willekomen) und das

verstärkte Gottwillkommen (mhd. gotewillekomen, vollständiger

bis b. i. sei got und mir wilkome, Wackernagels altd. Lesebuch

984, 37) drückt den Inhalt des Grußes aus; denn der Ausdruck

bedeutet zur Freude oder angenehm (nach dem Willen) gekommen,

und ist also auch nur Zuruf zum Empfange des Ankommenden. Das

Wort steht auch adjectivisch, ohne Rücksicht auf Gruß. Da bei den

alten Deutschen für den eintretenden Gast der gefüllte Becher die

erste Gabe des freundlichen Empfanges war, so wurde dies Trink-

geschirr auch der Willkomm genannt. Bewillkommen Je-

manden, der zu uns kommt, bei uns annehmen, er mag sich bei

uns aufhalten oder nicht, mit dem Nebenbegriff, daß uns der Kom-

mende angenehm fomme. Willkommen, Vater! euch grüßt

Drest. Göthe, Iphigenie 3, 2. Seid hochwillkommen unter

meinem Dach! Schiller, Tell 1, 4. Willkomm, Herr Vater,

Gottwillkomm! Uhland, drei Fräulein. Auch aus Einfalt

hatten sich oft in diesen Mäandern (Höhlen) arme Thiere gefangen,

willkommene Beute dem Räuber. Göthe, Reineke Fuchs 2, 29.

Mein Herz zum wenigsten bewillkommt Alle. Schiller, Mac-

beth 3, 8.4 3011)

3,63

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Das einfache Kunft (ahd. chumft) ist allmälich außer Gebrauch) gekommen; das abgeleitete künftig (ahd. chumftig) so wie die zufaminengeseßten Zukunft, zukünftig und die Adverbien künftighin und (obwol selten) hinkünftig werden von den besten Schriftstellern gebraucht. Er starb im Jahr nach unsers Heilands Kunft vierhundert zwanzig sechs. Shakspeare, König Heinrich V. 1, 2. Wenn sie (die Propheten) aus göttlichem Gesicht des Heilands Kunft berichtet. Bürger, St. Stephan. Lassen Sie mich keine Zukunft denken, wo ich mich selbst hassen müßte. Lessing, Minna von Barnhelm 5, 5. Da fand ich die Tafel voll vom Schicksal, das unsre künftige Größe verkündigt. Klopstock, Messias 2, 319. Sollten nicht uns in der Jugend wie im Schlafe die Bilder zukünftiger Schicksale umschweben? Göthe, Meisters Lehrjahre 4, 9. Reineken sollt ihr überall ehren mit Weib und mit Kindern, wo sie euch immer bei Tag oder Nacht hinkünftig begegnen. Göthe, Reineke Fuchs 6, 18.

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Abkunft bezeichnet überhaupt ein blutsverwandtschaftliches Entsprossensein, im Besondern aber in Beziehung auf die Voreltern und deren. Stand.

Herkunft bezeichnet dasselbe, nur mehr in Hinsicht des Fortgehens auf die Gegenwart. S. weiter Geburt. Die Abkunft von dem Zeus erhebt ihr Herz. Schiller, Phädra 3, 3. O sage, wenn dir ein Verhängniß nicht die Lippe schließt, aus welchem unsrer Stämme du deine göttergleiche Herkunft zählst. Göthe, Iphigenie 2, 2.

Auskunft Belehrung über etwas, woraus wir nicht kommen können, es mag uns dasselbe nun unbekannt, verworren, oder dunkel sein. Auskunft seht ein Sein in der Sache voraus, und deutet darauf hin, daß man einzelne Theile nicht gehörig mit dem Geiste zu durchschauen vermag. Für den Wald fanden wir eine gute Auskunft. Göthe, Meisters Lehrjahre 1, 7. Sie gab die Auskunft, daß eben eine Gesellschaft lustiger Gesellen aus dem Italiäner Keller nebenan heraus taumle. Das. 1, 3.

Aufklärung (von klar, aufklären, mhd. clåren = hell werden; vergleiche lat. clarus) ist Belehrung über etwas, wenn sie alles hinwegbringt, was die leichte und volle Erkenntniß hindert, so daß die Sache geistig durchschaut und so in ihren Theilen erkannt werden kann. Aufschluß (von aufschließen, ahd. antsliozan, mhb. entsliezen, von dem einfachen ahd. sliuzan, sliozan, mhd. sliezen schließen, schleußen ist Belehrung, wenn sie uns über etwas ertheilt wird, in das wir nicht geistig einzudringen vermögen. Auflösung (von auflösen, mhd. loesen los machen), wenn etwas so verknüpft und verwickelt ist,

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daß man nur mit Mühe in dasselbe geistig hineinkommen und es auseinander bringen kann. Antwort (ahd. antwurti eig. Gegenwort d. i. was auf et

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was Anderes gesagt wird) ist allgemein Erwiederung auf etwas mündlich oder schriftlich Vorgebrachtes. Bescheid (mhd. bescheit, von bescheiden ei nem etwas deutlich auseinander seßen, vom ahd. sceidan, mhd. scheiden, goth. skaidan, agf. sceadan scheiden) ist eine bestimmte Antwort, die Jemanden zu Theil wird, überhaupt die Untergebenen auf Anfragen, Bitten und dzl. ertheilte; dann auch bestimmte Erklärung, z. B. über eine dunkle Stelle. Wir gaben einander wechselweise so viel Aufklärung, als einem jeden beliebte. Göthe, Campagne in Frankreich, Werke B. 30, 311. Vorzüglich werden einige Haushaltungs- und Rechnungsbücher geschäßt, welche über die Lebensweise jener Zeiten besondere Aufschlüsse geben. Göthe, Anhang zum Leben des Benvenuto Cellini XV, 5. Das ist die Auflösung des Räthsels. Leffing, ant. Briefe 17. Hat er den Questenberg mit einer guten Antwort entlassen? Schiller, Wallensteins Tod 3, 3. Erwarte keinen anderen Bescheid. Schiller, Jungfrau von Orleans 1, 5.

Einkünfte und Einkommen bezeichnet allgemein was Jemand an Geld oder andern Nuzungen zu beziehen hat, er mag diese im eignen Besige oder in einen andern übergeben haben; überhaupt be= deuten diese Ausdrücke einen regelmäßigen Bezug von Geld oder anderem beweglichen Gut. Einkommen und Einnahme bezeichnet auch bloß die Handlung, und dann als wirklich geschehen. Die Einkünfte der Länder nehmen wir aus Taschenbüchern und Tabellen. Göthe, Meisters Lehrjahre 4, 17. Doch könnte er mir sein Einkommen eines ganzen Jahrs geben. Göthe, Egmont 4. Einnahme drückt eigentlich die Handlung des Einnehmens aus, sodann was man einnimmt an Geld oder beweglichem Gut überhaupt, es mag nun zum eignen Besiß gehören, oder nur in des Eigenthümers Namen eingenommen werden. Renten (von ahd. rentôn, mhd. renten = ergeben; das franz. rente stammt aus dem Deutschen) und Zinsen (ahd. pl. zinsâ und zinsi, mhd. zins, alts. tins, wel vom lat. census, oder wenigstens damit wurzelverwandt) sind nur ein Theil der Einkünfte, nämlich nur das, was man als Nuzung von Gütern, Capitalien und Rechten bezieht. Renten bedeutet den Ertrag von dem wirklichen oder zur Nußung ausgefeßten Vermögen, und wird von dem Empfänger gesagt; Zinsen steht auch in Hinsicht des Gebers, was er für Nußung an Jemanden zu deffen Bezug zu geben hat. Für Zinsen vom Geld sagt die Volkssprache oft Interessen (vom lat, interesse = dazwischen sein, nüßen). Wenn er seine Einnahme einiger maßen der Ausgabe gleich sezen will. Göthe, Meisters Lehrjahre 1, 14. Täglich, siehst du, wachsen meine Jungen und die Zahl von ihren Forderungen, aber meine Renten nicht. Göckingk 17. Epistel. Er ist da, der große schöne Augenblick, der endlich des hohen Pfundes Zinsen von mir fordert. Schiller, Don Karlos 2, 2. Sie sollen mir es (das geliehene Geld) sodann mit Interessen wieder geben. Leffing, Minna von Barnhelm 3, 7.

Übereinkunft bedeutet eigentlich s. v. a. Verhältniß zu Anderm, daß gegenseitig in Gewissem dasselbe ist; daher dann gegen

seitiges Zusammengehen der Gedanken verschiedener Personen über etwas in eins, was dann gegenseitig dasselbe ist; Festseßung einer gegenseitig in eins gehenden Willensmeinung. Da man bald vernahm, es sei eigentlich nur eine Uebereinkunft, daß die Vorposten Friede halten sollten. Göthe, Compagne in Frankreich, Werke Bd. 30, 83.

Vereinigung (von vereinen, mhd. vereinen = übereinkommen, verföhnen) ist 1) Bewirken eines gegenseitigen Verhältnisses zum Einigsein, so wie dieses Verhältniß selbst, und zwar zu festem Verbundensein in Einigkeit; 2) das Verbundenwerden in eins, und das hierdurch begründete gegenseitige Verhältniß. Vertrag bedeutet zunächst s. v. a. Überhebung einer Sache (Forttragen derselben); davon dann Ausgleichung, gegenseitig festgeseßte Willenserklärung als feste Bestimmung gegenseitiger Rechte und Verbindlichkeiten über etwas. — Die Häupter der Union, anstatt diese gefährliche Vereinigung der Ligue mit dem Kaiser zu hintertreiben, wendeten vielmehr Alles an, sie zu beschleunigen. Schiller, 30jähriger Krieg 1. B. Mein Vertrag erheischt's. daß alle Kaiserheere mir gehorchen. Schiller, Piccolomini 2, 7.

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Ankömmling, seltner Kömmling (abd. chumeline), An-, Dazwischen, Zwischen-, Herauf-, Nieder-, Rück, Zurück, Wie der, Zusammenkunft bedürfen feiner weitern Erklärung. Eine feltne Form ist überkunft. Nicht ihre Hand allein, auch ihre Gunst droht mir der neue Ankömmling zu rauben. Schiller, Maria Stuart 2, 8. Lieber Kömmling! Göthe, Faust 2, 298. Ich dächte, Sie ließen die ganze Schreiberei bis auf die Ankunft meines Oheims. Lessing, Minna von Barnhelm 2, 2. Ingleichen die Sequestration dem... mit Dazwischenkunft des Reichs zu Augs= burg errichteten Vergleich zuwiderläuft. Schiller, 30jähriger Krieg, fortgesezt von Woltmann, münsterischer Friedensschluß Artikel 5, 8. Ihn hinderte des nahen Feindes oder Gottes Zwischenkunft. Göthe, Faust 2, 183. Sei stolz ob meiner Herauskunft. Klopstock, Messias 2, 118. Frau Melina erwartete ängstlich ihre Niederkunft. Göthe, Meisters Lehrjahre 4, 7. Ich freute mich auf seine Rückkunft. Göthe, Göz von Berlichingen 5. Ich sollte meinen, daß es fonach um so weniger Schwierigkeit haben könne, die Ceremonie bis zu ihrer Zurückkunft auszuseßen. Lessing, Emilie Galotti 2, 10. Meld' ihm meine Wiederkunft. Lessing, Nathan der Weise 1, 4. Habe ich ihn nicht in diesem Briefe auf heute um eine Zusammenkunft hier auf Dolosa gebeten? Lessing, Emilie Galotti 4, 3. Das Ansuchen der Regentin um die persönliche Überfunft (aus Spanien in die Niederlande) des Königs. Schiller, Abfall der Niederlande 3. Buch.

Anm. 1. Die frühere Sprache hat noch andere Formen, die von kommen gebildet find. So führt z. B. Stieler in seinem Wörterbuch (v. J. 1691) an: be= kommlich (passend), Be-, Durch-, Ent-, Fort-, Vor-, Los-, Über-, Ver-, Um-, Wei

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