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so mußte sich denn General Guyon endlich doch bequemen, unsern dringendsten Bedarf an Belagerungsartillerie aus den Vorräthen der Festung Komorn zu decken. Er that dies gleichwohl spät genug, um die Armirung der endlich zu Stande gekommenen Breschbatterie noch um einige Tage zu verzögern.

Ich hatte, diese Opposition Guyon's gegen mich voraussehend, zuvörderft absichtlich nur die Verabfolgung der genannten eroberten Geschüße begehrt, weil diese nicht zur Komorner Festungsarmirung zählten, Guyon somit in meinem Begehren schlechterdings keine haltbaren Gründe, mir die Erfüllung derselben zu verweigern, finden konnte.

Diese Vorsicht zu beobachten, nöthigte mich die anfängliche Ungewißheit darüber, ob Kossuth für oder gegen die consequente Belagerung Ofens gestimmt. Als ich jedoch aus der endlich eingetretenen Nachgiebigkeit Guyon's mit Sicherheit entnehmen zu können glaubte, daß Kossuth diesmal für mich, oder richtiger bemerkt, für die Förderung meiner wenngleich zeitraubenden Unternehmung auf Ofen, entschieden Partei genommen, da spannte ich meine Forderungen Guyon gegenüber sofort etwas höher, und verlangte außer der erwähnten Armirung für die Breschbatterie, auch noch die Verabfolgung von vier, ich glaube, dreißigpfündigen Mörsern. Diese erhielt ich indessen erst in den lezten Tagen der Belagerung.

Außer der Breschbatterie war, rechts an diese anschließend, eine Demontirbatterie *) von zwölf bis sechzehn Geschüßständen aufgeworfen worden, zu deren Armirung jedoch nur Sechspfünder verwendet werden konnten, weil uns keine zwölfpfündige Batterie mehr, außer den beiden am Blocksberge und dem Kleinen Schwabenberge postirten, zu Gebote stand.

*) Diese Demontir-Batterie entstand eigentlich so zu sagen wider unsern Willen. Sie sollte ursprünglich die Breschbatterie werden. Als sie jedoch beinahe vollendet war, erwies sich die Anlage wie der ganze Bau derselben dem Zwecke einer Breschbatterie nicht entsprechend. Der Bau der neuen Breschbatterie wurde nun nach mehrtägigem Zeitverlust links nebenan in Angriff genommen: jene hingegen kam nach rechts um mehrere Geschüßstände verlängert später als Demontir - Batterie in Anwendung. Anmerkung des Verfassers.

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Diesen in der That nicht sehr großartigen Belagerungsarbeiten gegenüber glaubte der Feind genug gethan zu haben, indem er das Weißenburger Rondell mit Geschüß armirte und außerdem vier Piècen des schwersten Kalibers (wenn ich mich dessen recht entsinne, so waren es Vierundzwanzigpfünder) auf dem Walle zwischen dem Weißenburger und dem am nördlichen ausspringenden Winkel gelegenen Rondell, etwa hundert Schritte vom erstern entfernt, ohne alle Deckung aufführen und unsere Arbeiter dann und wann durch einzelne Schüsse beunruhigen ließ.

Es hatte dies indessen unsererseits keine weitere Folge, als die Zurücknahme des westlich vom Spißbergel eben in der Linie jener Schüsse gelagerten 1. Corps (Nagy-Sándor) nach dem, durch die westliche Fortsehung des Blocksberges gegen das Feuer der Festung gedeckten, an der Fleischhauerstraße gelegenen Terrain.

In gleicher Weise war ich, bereits am ersten Tage der Cernirung, durch das Feuer vom nördlichen Rondell der Weißenburger Front genöthigt worden, mein Hauptquartier aus der Vorstadt Christinenstadt zurückzuziehen. Ich verlegte dasselbe zuerst an den Eingang des Auwinkels, dann auf den Großen Schwabenberg.

Während der ganzen Dauer des Batteriebaues hatten wir unser Geschüßfeuer auf die nothdürftigste Erwiderung des feindlichen Feuers beschränkt. Wir beabsichtigten hierdurch, einerseits unsere, mittlerweile etwas vermehrten Munitionsvorräthe möglichst zu schonen und sie für die energische Vertheidigung der Breschbatterie aufzusparen, andererseits den Feind in der auffallenden Lauheit zu bestärken, mit welcher er die Vertheidigung der von uns bedrohten Weißenburger Front, seiner notorisch schwächsten Seite, betrieb.

Am neunten oder zehnten Tage der Cernirung (mit Bestimmtheit vermag ich den Tag nicht anzugeben) begann die Breschbatterie ihre Wirksamkeit.

Der erste Breschschuß war zugleich das Signal für alle übrigen Batterien zur Eröffnung eines möglichst lebhaften Feuers auf die vorliegenden Wälle der Festung. Insbesondere sollten die Haubißbatterien der Wiener Front, die Zwölfpfünder-Batterien den auf dem Walle der

Weißenburger Front ungedeckt aufgestellten vier Vierundzwanzigpfündern, die sechspfündigen Geschüße der rechts neben der Breschbatterie aufgeworfenen Demontirbatterie hingegen den feindlichen Geschüßen auf dem Weißenburger Rondell ihre Thätigkeit zuwenden.

Der unerwartet heftige Geschüßangriff schien dem Vertheidiger gewaltig zu imponiren, denn mit sichtlicher Eile zog er die vier Vierundzwanzigpfünder vom Walle nach dem Innern der Festung, hinter die äußerste Häuserreihe zurück, und ließ die Breschbatterie den ganzen Tag über, beinahe gänzlich unbeirrt, ihre Wirksamkeit fortseßen. Möglich auch, daß er von dieser für seine Wallmauer (bei der großen Entfernung) nichts Erhebliches befürchten zu müssen wähnte.

Wie dem auch sei, die troß der bedeutenden Entfernung nichts weniger als unerheblichen Lücken, welche unsere Breschbatterie schon am Abende dieses ersten Tages ihrer Wirksamkeit in das Mauerwerk gerissen hatte, konnten jedenfalls hinreichen, den Vertheidiger zu erhöhter Thätigkeit anzuregen, und am nächsten Morgen standen in der That seine vier Vierundzwanzigpfünder, bereits durch Traversen gegen das Feuer unserer zwölfpfündigen Batterie gedeckt, wieder auf dem Walle; zugleich war an mehrern Punkten des leßtern die Aushebung eines Grabens (welcher zweifelsohne den fehlenden gedeckten Wallgang erseßen sollte) in Angriff genommen worden, und die gleichfalls während der Nacht begonnenen und am Tage ernstlich fortgesezten Erdarbeiten, rückwärts der Bresche, verriethen deutlich das Vorhaben, diese durch eine Art Abschnitt von dem innern Raume der Festung zu isoliren.

Auch sah der Vertheidiger an diesem und den folgenden Tagen nicht mehr, wie im Laufe des vorhergehenden, müßig zu, wie unsere Breschbatterie ihr wirksames Feuer so lebhaft als möglich fortseßte. Er ließ dieselbe vielmehr von drei Punkten einem südlich der Bresche gelegenen, vom Weißenburger Rondell und von den Traversen her in ein dreifaches Kreuzfeuer nehmen, aus dem Innern der Festung aber mit Bomben bewerfen.

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Dessenungeachtet war die Bresche, wenn ich nicht irre, schon am Ende des folgenden Tages (des dritten ihrer Wirksamkeit) dem Ansehen nach so weit gediehen, daß wir sie für bereits prakticabel hielten.

G.-M. Henzi war mittlerweile bemüht gewesen, seine Drohungen in schaudererregender Weise zu erfüllen. Pest wurde nämlich, wie am ersten Tage der Cernirung, so an einigen der folgenden, mit zunehmender Heftigkeit bombardirt: und die Uebereilung, welche ich beging, als ich den allgemeinen Sturm bereits in einer der beiden Nächte auf den 17. oder 18. Mai zu unternehmen befahl ohne mich vorläufig von der Gangbarkeit der Bresche gründlich überzeugt zu haben war zunächst durch die begreifliche Entrüstung über jene schlechterdings von keinem Standpunkte aus zu rechtfertigenden Bombardements veranlaßt worden.

Die Dispositionen zu diesem Sturme bezeichneten als Angriffsobjecte für das 2. Armeecorps: den Burggarten und das Burgthor sammt dessen nächsten Environs; für das 1. Corps: die Bresche; für das 3. Corps: das nördliche Rondell sammt Environs am ausspringenden Winkel der Wiener und Weißenburger Fronten, und für die Division Kmety: die Retranchements vor dem Wasserdruckwerke.

Der Angriff begann kurz nach Mitternacht, blieb auf allen Punkten ohne Erfolg und wurde noch vor Tagesanbruch wieder eingestellt.

Die Sturmcolonnen des 1. Corps hatten an einem überhängenden Reste noch unzertrümmerten Mauerwerkes, am obersten Saume der Bresche, ein ohne Leitern unübersteigliches Hinderniß gefunden. Maskirt durch den unter den Füßen der Angreifer zurückweichenden Scheitel des des lockern Schuttkegels, war diese Unvollkommenheit der Bresche unserer vorläufigen, auf den Blick allein beschränkt gebliebenen Beobachtung entgangen. Den Escaladeversuch des 3. Corps hatte die unzureichende Länge der vorhandenen Leitern unausführbar gemacht; der des 2. Corps hingegen, bei deffen Angriffsobjecte dieser Umstand nicht vorwaltete, war an der Tapferkeit jenes Theiles der Garnison, von welchem der Burggarten und die Environs eben vertheidigt wurden, der Angriff der Division Kmety endlich an der Unmöglichkeit gescheitert, auf den von den Wällen der Pester Front mit Projectilen aller Art überschütteten Zugängen zu den Retranchements gegen die leßtern vorzudringen.

Nach diesem Sturme zeigte sich die durch unser wirksames Breschbatteriefeuer plöglich so lebhaft angeregte defensive Thätigkeit des Fein

des auf einem noch höhern Grade der Entfaltung als vor demselben. Die Erdarbeiten auf der zwischen dem Weißenburger und dem nördlichen Rondell gelegenen Strecke des Walles, wie jene rückwärts der Bresche, wurden auf das eifrigste fortgesezt und überdies die Verstärkung der Burgthor-Environs energisch in Angriff genommen. Der Feind beeilte sich nämlich, einige in dem Bereiche des leztern gelegene Baulichkeiten, welche die von den Truppen des 2. Corps versuchte Escalade begünstigt hatten, zu demoliren, andere zur Vertheidigung herzurichten.

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Um so mehr Grund hatten wir, dem, wie es schien, wirklich zum äußersten entschlossenen Feinde gegenüber gewißigt durch die bittere Folge meiner Uebereilung, das Misglücken des ersten Sturmes alles aufzubieten, damit die nächste, auf den endlichen Fall der Festung berechnete Anstrengung unsererseits nicht abermals ohne Erfolg bliebe.

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Bei dem Versuche des 3. Corps, die Festungsmauer im Environ des ausspringenden Winkels der Wiener und Weißenburger Fronten zu escaladiren, hatte sich - wie erwähnt die Länge der vorhandenen Leitern unzureichend gezeigt. Damit die nächste Escalade des 3. Corps ja nicht wieder an diesem Umstande scheitere, wurden einerseits längere Leitern requirirt, andererseits statt der Environs des genannten ausspringenden Winkels, wo die Festungsmauer nahezu am höchsten war, die zunächst dem Wiener Thore gelegene Strecke der gleichnamigen Front als Angriffsobject für das 3. Corps bestimmt.

Bei dem ersten Sturme war die Bresche noch ungangbar. Die Breschbatterie mußte demnach unmittelbar nach demselben ihre Thätigkeit auf das lebhafteste fortseßen, und um ganz sicher zu gehen, wurde die Anordnung getroffen, daß die Truppen des 1. Armeecorps bei dem nächsten Sturme auf die Bresche, gleich den übrigen auf die Escalade allein angewiesenen, mit Leitern versehen seien.

Bei dem ersten Sturme hatten die Truppen den Zugang zur Bresche durch mitunter hohe und feste Einfriedigungen aller Art — als Mauern, eiserne Gitter, Planken u. dergl. — unterbrochen gefunden; diese mußten vorerst mit großem Aufwande an Zeit und Kraft aus dem Wege geräumt werden. Aus dem bei ähnlichen Arbeiten unver

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