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So viel über die östliche lange oder die Pester Front, aus der Erinnerung; da mir kein Plan der Festung Ofen, wie sie damals bestand, zur Disposition steht.

Die westliche lange Front der Festung lag mit ihrer südlichen Hälfte dem Spigbergel, mit dem nördlichen Ende dem kleinen Schwabenberge gegenüber.

Ihr Hauptwall bot den Anblick einer nur an zwei Punkten, dem nördlichen Endpunkte und südlich der Mitte ihrer Länge, durch vorspringende Rondells verstärkten geraden Vertheidigungslinie.

Das eine, wie gesagt, südlich der Mitte der Front gelegene, das ,,Weißenburger" Rondell spielte während der Belagerung die wichtigste Rolle.

Es theilte die westlichste lange Festungsfront in zwei ungleiche Hälften, eine südliche (kürzere) und eine nördliche (längere). Der Hauptwall der südlichen Häfte erschien, mit dem der nördlichen verglichen, etwas gegen das Innere der Festung zurückgeschoben, und war überdies auch darin von dem leztern verschieden, daß er unweit des Weißenburger Rondells aus einer einfachen Umfassungsmauer in eine terrassirte überging; während der nördliche in seiner ganzen Länge nur aus einer einfachen ununterbrochenen geraden Umfassungsmauer bestand.

Durch das Weißenburger Rondell selbst führte ein anderer der vier Haupteingänge der Festung, das „Stuhlweißenburger Thor“, dieses war jedoch verrammelt.

Von den zwei kurzen Fronten war die südliche (eine unregelmäßige, übrigens die Vertheidigung sehr begünstigende Combination durch die Dertlichkeiten gebotener Haltpunkte) mit dem ,,Burgthor", dem Blocksberge, die nördliche aber (gleich der westlichen langen Front eine gerade Vertheidigungslinie mit Seitenbestreichung) mit dem „, Wiener Thore", jenem Höhenrücken zugekehrt, zwischen welchem und der Donau die Wasserstadt und Alt-Ofen liegt.

Von diesem Höhenrücken bildet der Hügel, welcher die Festung trägt, gleichsam den lezten Ausläufer. Beide sind blos durch eine Einsattlung merklich getrennt, über welche sich die Wiener Vorstadt von der Wasserstadt bis zum nördlichen Ende der Christinenstadt hinzicht.

Der innere Raum der Festung hatte, entsprechend den erwähnten. beiden langen Fronten, eine bei seiner geringen Breite - unverhältnißmäßig große Längenausdehnung; während die Umstände, daß die westliche lange (die Weißenburger) Front eine nahezu gerade Vertheidigungslinie bot, die Pester dagegen einen einspringenden Winkel bildete, eine bedeutende Einschnürung des innern Raumes, an dem Scheitel dieses einspringenden Winkels, bedingten. Eben an dieser Einschnürung lagen in der Pester Front, wie erwähnt, das, als Hauptcommunication mit dem von den Retranchements gegen unsere Angriffe gedeckten Theile des Abhanges und des Stromufers dienende, offene Wasserthor, in der Weißenburger Front das gleichnamige Rondell.

Wie die leztgenannte lange Front durch das Weißenburger Rondell, so erschien auch der innere Raum der Festung durch die erwähnte Einschnürung in zwei ungleiche Hälften, eine füdliche kürzere und eine nördliche längere getheilt. In der südlichen lag nebst dem kleinern Theile der Stadt auch die königliche Burg, sammt dem dazugehörigen Burggarten, welcher von einer hohen starken, dem geraden wirksamen Schusse an keinem Punkte blosgestellten, Mauer, der äußersten Vertheidigungslinie des südöstlichen Theiles der Festung, umgeben war.

Der Burggarten mit dem, westlich unmittelbar neben demselben gelegenen, sogenannten Burgthor und dem nächsten Theile des Hauptwalles fiel dem 2. Corps (Aulich), die angrenzende südliche Hälfte der Weißenburger Front mit dem gleichnamigen Rondell dem 1. (NagySándor), der ausspringende Winkel am nördlichen Ende dieser langen Front, sammt der angrenzenden, nördlichen, kurzen, der Wiener Front mit dem gleichnamigen Thore dem 3. Corps (Knezich) und das durch die Retranchements gedeckte Wasserdruckwerk am Donauufer der Division Kmety als Angriffsobject zu.

Im Rayon des 2. Corps auf dem nördlichen Saume des Blocksberges fuhr gleich im Beginne der Cernirung eine Zwölfpfünder-Feldbatterie gegen die Festung auf; desgleichen eine andere Batterie desselben Kalibers auf dem kleinen Schwabenberge, und die beiden verstärkten siebenpfündigen Haubißbatterien des 7. Corps auf dem Bergrücken gegenüber der Wiener Front. Die Batterie auf dem kleinen

Schwabenberge und die beiden Haubißbatterien standen im Rayon des 3. Corps.

Es lag nicht in meiner Absicht, den Plaz anzugreifen, ohne vorher die Besatzung zur Uebergabe desselben aufgefordert zu haben. Indessen veranlaßte der voreilige Eifer des Commandanten der Haubigbatterien einen Geschüßangriff unsererseits, ehe noch jene Aufforderung erfolgt war.

Natürlich wurde jener Angriff so schnell als es die bedeutende Entfernung, namentlich der Blocksberg-Batterie, vom Hauptquartiere am nördlichen Ende der Christinenstadt, zulicß — wieder eingestellt, und erst nachdem dies geschehen, ein kriegsgefangen mitgeführter österreichischer Offizier mit der schriftlichen, an die Person des Festungscommandanten G.-M. Henzi gerichteten Aufforderung in die Festung abgeschickt.

Ich besige keine Copie jenes Schreibens, von deren Uebereinstimmung mit dem Originale ich moralisch überzeugt sein könnte: vermag somit hier von dem Jnhalte jenes Schreibens nur dasjenige anzudeuten, was mir davon lebhaft in Erinnerung geblieben.

Es enthielt:

Die Mittheilung, daß Ofen von uns cernirt sei;

die Ansicht, daß es nicht möglich sei, den Plaz längere Zeit gegen uns zu behaupten;

die Aufforderung zur Uebergabe desselben gegen ehrenhafte Kriegsgefangenschaft (die Offiziere mit, die Mannschaft ohne Gewehr); die Zusage einer menschlichen Behandlung der Kriegsgefangenen selbst

für den Fall, daß die Besaßung sich bis zum Aeußersten halten wollte, wenn nur die Kettenbrücke und die Stadt Pest, von woher die Festung keinen Angriff zu erwarten habe, dabei geschont würden: für den Gegenfall dieser Bedingniß jedoch die Verpfändung meines Ehrenwortes, daß nach erfolgter Einnahme der Festung die ganze Besazung über die Klinge springt;

den auf die Gerüchte, daß G.-M. Henzi ein geborener Ungar sei, basirten Appell an dessen patriotische Gefühle; und schließlich: die Erläuterung, daß ich zum Ueberbringer dieses Schreibens einen

kriegsgefangenen österreichischen Offizier deshalb wähle, weil man im österreichischen Lager unsere Parlamentäre festzuhalten pflege.

Ich entsinne mich ferner, in eben demselben Schreiben, diese Verlegung der persönlichen Freiheit eines feindlichen Parlamentärs, ebenso wie das eventuelle Bombardement von Pest und den Versuch die Kettenbrücke zu zerstören, für niederträchtige Handlungen erklärt zu haben.

Meine Ansicht über den moralischen Werth jener Handlungen 'ist noch immer dieselbe: dagegen muß ich hier die Behauptung, daß es in der österreichischen Armee gang und gebe war, unsere Parlamentäre gefangen zurückzubehalten, nachträglich widerrufen. Mir ist nur der eine Fall derart bekannt, dessen ich im 7. Capitel des ersten Bandes Erwähnung gethan. Indessen erscheint meine Behauptung von damals gleichwohl insofern gerechtfertigt, als ich, gewißigt durch jenen einen Fall, mich nie wieder entschließen konnte, einen ungarischen Offizier als Parlamentär in ein österreichisches Lager zu schicken; und die Fälle, wo dies von andern Führern ungarischer Truppen versucht, und der die Unverlegbarkeit des Parlamentärs im feindlichen Lager garantirende völkerrechtliche Brauch österreichischerseits geachtet worden, erst nach jener Zeit zu meiner Kenntniß gelangten, in welche das Datum meines Schreibens an den G.-M. Henzi fällt.

Die Antwort des G.-M. Henzi an mich contrastirte gar seltsam mit den von einer beispiellosen Muthlosigkeit der Ofener Besagung faselnden Gerüchten, auf welche hin Kossuth kaum erwarten konnte, daß einige Bataillone Aulich's über die Donau sezten, um die genannte Besatzung nicht länger auf einen ersehnten plausiblen Grund zur Waffenstreckung warten zu lassen; auf welche Gerüchte hin Klapka seinen Antrag, vor allem gegen Ofen loszurücken, zumeist gestüßt hatte.

G.-M. Henzi wies in seiner Antwort die Zumuthung, den ihm anvertrauten Plaß ohne Gegenwehr zu räumen, höhnend zurück; erflärte Ofen für einen wirklich haltbaren Plaß, obschon unsere Spornretirade in den ersten Tagen des Jahres 1849 das Gegentheil bewiesen zu haben schien; forderte mich auf, mein Feuer sofort einzustellen, falls ich Pest geschont wissen wolle; fügte übrigens bei, er müsse Pest jedenfalls, und zwar unverweilt, bombardiren, weil er durch einen so

eben von dort erfolgten Geschüßangriff hierzu gezwungen werde *). Hierauf berichtigte G.-M. Henzi meine irrthümliche Voraussezung, daß Ungarn sein Vaterland, und erklärte schließlich sich bis auf den lezten Mann halten zu wollen, wie es ihm Pflicht und Ehre geböten.

General Klapka hatte mittlerweile sich auf seiner Reise von Komorn über Pest nach Debreczin einige Tage lang in Pest aufgehalten und während dieser Zeit theils durch eigene Anschauung, theils durch eingezogene Nachrichten über den Zustand der Festung Ofen und den Geist der Besatzung die Ueberzeugung gewonnen, daß es mit der Ein

*) Die Behauptung des G.-M. Henzi, daß von Pest ein Geschüßangriff auf Ofen erfolgt sei, war eine unwahre.

Zur Rechtfertigung derselben und des wirklich schon am Nachmittage des 4. Mai eröffneten Bombardements der Stadt Pest tauchte am folgenden Tage ein Placat auf, worin G.-M. Henzi sogar die Wirkung einer der Pester Kugeln beschrieb.

,,Der Ofener Brückenpfeiler (so hieß es wie mir's beiläufig erinnerlich in diesem Placate) ist an der untern seiner beiden, dem Pester Ufer zugekehrten Kanten von einem Geschüß-Projectile getroffen und beschädigt worden.“

Diese Angabe war, wie ich nach dem Falle der Festung mich persönlich hiervon überzeugte, richtig: dessenungeachtet aber die Annahme, daß jenes Projectil vom Pester Ufer hergeflogen kam, eben so unrichtig, wie die ganze Behauptung von einem Pester Geschüßangriffe unwahr. Ein solcher konnte nicht stattgefunden haben, weil ich, um eben Pest keinem Bombardement auszusehen, dem General Aulich noch vor der Gernirung Ofens den Befehl ertheilt hatte, nicht nur jeden Angriff, ja selbst jede Demonstration vom Pester Ufer gegen die Festung zu vermeiden, sondern auch nicht einmal ein Geschüß auf irgend einem im Ertrage der Festung gelegenen Punkte des genannten Ufers blicken zu lassen; und weil das Resultat einer nachträglichen Untersuchung erwies, daß dieser Befehl gewissenhaft befolgt worden.

Jene Beschädigung an dem obern Brückenpfeiler konnte somit nur von einer Kugel der auf dem Blocksberge placirt gewesenen Zwölfpfünderbatterie herrühren.

Ich erinnere hier daran, daß meine Absicht, nicht vor geschehener Aufforderung zur Uebergabe der Festung die lettere anzugreifen, durch die Voreiligkeit des Commandanten der Haubißbatterien vereitelt worden; daß die Zwölfpfünderbatterie am kleinen Schwabenberge und am Blocksberge das Feuer von den Haubigbatterien fofort abnahmen; und daß namentlich die leßtere, welcher bei der größern Entfer= nung ihres Standpunktes von meinem Hauptquartiere der Befehl zum Einstellen des Feuers nicht so schnell wie den übrigen beiden Batterien zugeschickt werden konnte, bereits anhaltend gespielt hatte, als G. - M. Henzi mein Schreiben beantwortete. Anmerkung des Verfassers.

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