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Ungarn zu schaffen, verzichtet haben würde unternehmen, ohne ihrer Autorität nach innen mehr zu vergeben, als sie derselben durch die, wie das Resultat der Aprilcampagne zeigte, nachdruckslose Proclamirung der Octroyirten bereits vergeben hatte, als sie derselben durch die Annahme der Hilfe Rußlands gegen Ungarn nun auch nach außen zu vergeben auf dem besten Wege schien.

Die österreichische Regierung konnte von der Octroyirten ganz getrost wieder abkommen, ohne die Pietät für die Dynastie mehr zu erschüttern, als sie dies durch den Umsturz der sanctionirten 1848er Verfassung Ungarns bereits gethan.

Sie konnte endlich zu einem Vergleiche mit dem ungarischen Reichstage auf Grundlage der 1848er Verfassung Ungarns — angebahnt, wie ich es meinte, durch die friedliche Initiative der, vorausgeseßt, bis an die Lajtha siegreich vorgedrungenen ungarischen Armee — in der gewissen Aussicht die Hand reichen, daß der Vergleich, mit einigen Modificationen der ungarischen Verfassung zu Gunsten der Centralgewalt Desterreichs, zu Stande käme; denn für den Fall, daß ein ähnlicher Vergleich an der Unnachgiebigkeit des Debrecziner Reichstages hätte scheitern können, war ich fest entschlossen, das Aeußerste gegen den leztern zu wagen.

Ich glaube wohl nicht erst andeuten zu müssen, wie fern mir der Gedanke liegt, für die Ausführbarkeit meiner eben entwickelten Versöhnungsidee (von damals) hier, angesichts der Thatsache, zu plaidiren, daß die österreichische Regierung noch jezt — zwei volle Jahre, nachdem der lezte active Widerstand Ungarns gegen die Realisirung der Octrovirten mit der Russen Hilfe gebrochen nicht einmal in jenen außerungarischen Theilen des freien, einigen, constitutionellen Desterreichs, in welchen ein ähnlicher Widerstand gar nie bemerkbar gewesen, des eben so bequemen als nicht constitutionellen Provisoriums sammt Belagerungszuständen entrathen zu können meint.

Ich beschränke mich ganz einfach darauf, die einstigen Betrachtungen über die Opportunität der Durchführung jener Versöhnungsidee mitzutheilen, welche in mir in den Tagen jener Ereignisse, welche ich eben schilderte, durch das Bestreben angeregt worden, zwischen der

Olmüßer Octroyirten und dem Debrecziner 14. April (der damaligen Scylla und Charybdis für das constitutionelle Königreich Ungarn) ein Fahrwasser zur Rettung des Vaterlandes zu gewinnen.

Die Kenntniß jener leitenden Idee ist zur richtigen Beurtheilung meiner Wirksamkeit während der obgemeinten Tage unerläßlich.

Die Schwierigkeiten, mit welchen die Realisirung jener Versöhnungsidee verbunden war, das Precäre, ja Gewagte der hierzu nöthigen Schritte verhehlte ich mir gleichwohl selbst zu jener Zeit nicht.

Allein welcher ernste Versuch, Ungarn aus jenem fatalen Dilemma zu retten, wäre mit mindern Schwierigkeiten verbunden, minder ge= wagt, minder precär gewesen?

Irgend einen ernsten Versuch aber in der angedeuteten Richtung zu wagen, drängte mich die klare, innige Ueberzeugung, daß ein solcher Versuch nicht nur das Wohl der Nation mehr zu fördern geeignet, sondern auch dem historischen Charakter der leztern ungleich mehr conform sei, als die demüthige Anerkennung der Olmüßer Octroyirten einer oder die übermüthige des Debrecziner 14. Aprils andererseits.

Wenn ich also Klapka's Antrag, die Wiedereroberung Ofens der vollkräftigen Fortseßung unserer Offensivoperationen gegen die feindliche Hauptarmee vorangehen zu lassen, beistimmte, so geschah dies in der Ueberzeugung, daß der Versuch, einen Vergleich zwischen der österreichischen Regierung und dem ungarischen Reichstage auf Grundlage der Landesverfassung vom Jahre 1848 anzubahnen, ungleich mehr Chancen für sich haben müsse, wenn die Festung Ofen früher in unsere Gewalt gelangte, als wenn sie troß unserer, vorausgesezt siegreichen, scheinbar Wien selbst bedrohenden Offensivoperationen fortwährend in Feindesgewalt bliebe.

Je lebhafter ich nun aber einerseits den raschen Fall Ofens wünschte und je größer andererseits mein Mistrauen gegen die zahllosen Gerüchte über den gedrückten moralischen Zustand der Festungsbesaßung war, desto entschiedener mußte ich, einmal zu der Operation gegen Ofen entschlossen, dem Antrage Klapka's auch darin beistimmen,

daß diese mit einer imposanten Macht unternommen werde. Obschon befangen von der vorgefaßten Meinung, daß die Festung Ofen kaum haltbar genug sein dürfte, um sie auch nur gegen bloße Infanterieangriffe längere Zeit behaupten zu können, so diese von einem lebhaften Haubißfeuer (wozu die nöthige Munition ausnahmsweise zufällig von den Vorräthen der Festung Komorn genommen werden konnte) kräftig unterstüßt würden: glaubte ich gleichwohl an die Wahrscheinlichkeit eines energischen Widerstandes von Seiten der Besaßung, gedachte jedoch diesen durch die massenhafte Ueberlegenheit unserer Streitkräfte auf allen Angriffspunkten erfolglos zu machen.

Ich bestimmte demnach außer dem 2. Armeecorps (Aulich), welches ohnedies schon bei den Hauptstädten stand, auch noch das 2. Corps (Klapka) und das 3. Corps (Damjanics) nebst der Division Kmety vom 7. Corps zu den Operationen gegen Ofen, während gegen Raab nur der Rest des leztern Corps unter Pöltenberg dirigirt werden und in gleicher Höhe mit dieser Heeresabtheilung ein Theil der Komorner Besaßung auf der Insel Schütt vorrücken sollte.

General Klapka erklärte sich mit dieser Anordnung unbedingt einverstanden, der Chef des Generalstabs hingegen nur unter der Bedingung, daß die Operation gegen Ofen, einmal begonnen, nicht etwa in Folge plöglicher Enttäuschungen über bie vorausgesezte Leichtigkeit der Einnahme der Festung wieder aufgegeben und dadurch in die Operationen unserer Armee ein Schwanken gebracht werde, welchem die Entmuthigung der leztern und der Sieg des Feindes unausbleiblich auf dem Fuße folgen müßten.

Auf das von Ofen gegen Süden dirigirte feindliche Corps des Bans Baron Jellachich wurde bei dieser Berathung der nächsten Operationen unserer Hauptarmee nur insofern Rücksicht genommen, als wir im Vertrauen auf die Versicherungen, welche uns Kofsuth während seines Aufenthaltes in Gödöllö (siehe Capitel 4 dieses Bandes) über die gleichzeitigen Bewegungen des Generals Bem ge= geben hatte - annahmen, der Leßtere, welcher laut jener Versicherungen bereits in der zweiten Hälfte des Monats April die Donau

bei Baja mit einer Streitmacht von 16000 Mann überschritten haben. sollte, werde dies, wenn schon zu spät, um uns wie wir in Gödöllö meinten den Entsaz Komorns zu erleichtern, so doch jedenfalls noch früh genug bewerkstelligen, um dem Ban Jellachich auf sei= nem Marsche gegen Süden in die Quere zu kommen.

Zehntes Capitel.

Meine Berufung zum Kriegsminister. Damjanics wird undiensbar. läßt die Hauptarmee, um mich im Kriegsministerium zu vertreten.

in der Armee.

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In Folge des Debrecziner Reichstagsbeschlusses vom 14. April

wurde der Landesvertheidigungs-Ausschuß aufgelöst, und an dessen Statt übernahm ein provisorischer Landesgouverneur, mit einem Ministerium an der Seite, die Zügel der Regierung Ungarns.

Landesgouverneur war Kossuth. Dieser trug mir das Ministerportefeuille für den Krieg an. Ich erhielt das Schreiben, in welchem Kossuth dies that, noch bevor die im vorhergehenden Capitel geschilderte Berathung über unsere nächsten Kriegsoperationen stattgefunden hatte.

Mir war dieser Antrag insofern sehr willkommen, als ich darin die Möglichkeit begrüßte, dem für das Landesvertheidigungswesen in mehrfacher Beziehung höchst nachtheiligen kriegsministeriellen Schlendrian endlich einmal den Garaus zu machen.

Allein um das Portefeuille persönlich zu übernehmen, hätte ich die Armee verlassen müssen, und dieser Gedanke konnte in mir schlechterdings nicht aufkommen, so lange ich an jener leitenden Idee fest= hielt, welcher Klapka's die Einnahme Ofens als unsere nächste kriegsoperative Aufgabe bezeichnender Antrag meine Zustimmung verdankte.

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