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legten Augenblicke ihrer Eristenz strenge aufrecht zu erhalten, immerfort wieder erinnern, damit ich von der ängstlichen Besorgniß, daß die Auslieferung meiner eigenen Person zur Rettung des Lebens meiner Untergebenen dennoch kaum genügen dürfte, nicht übermannt und verleitet würde, sämmtliche Generale und höhern Stabsoffiziere der Armee zur Flucht geradezu aufzufordern. Einigen derselben, nämlich Denen gegenüber, welche zufällig in Ungarns Fall nicht den ihres Vaterlandes zu betrauern hatten, glaubte ich mich dieser Aufforderung gleichwohl nicht entschlagen zu sollen; ich wagte ste allein vergebens! Für den Gedanken, der gewaltsamen Trennung von seinen Freunden und Kampfgenossen, um der eigenen Rettung willen vorzugreifen, war Keiner von Allen empfänglich.

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Aber die gewaltsame Trennung stand nahe bevor, und es drängte ung meine Freunde und Kameraden, wie mich selbst noch am Vorabende der Erfüllung unsers selbst erwählten Geschickes zu dem feierlichen Austausche eines lezten erhebenden,, Gott mit dir!"

In der Nacht vom 12. auf den 13. August erschien im Hauptquartiere zu Világos der Generalstabschef vom Corps des G.-d.-C. Graf Rüdiger, um sich mit mir über den Ort zu verabreden, auf welchem am nächsten Tage der Act der Ergebung zu vollziehen wäre. Das Resultat dieser Conferenz war folgendes:

er:

Die Selbstentwaffnung der von mir befehligten Armee sollte bei Szöllös dem Vereinigungspunkte der Straßen von Kis-Jenö über Zaránd und von Világos über Uj-Pankota nach Boros - Jenö folgen, und zwar auf dem Terrain zwischen der südlichen Lisière von Szöllös und dem die Straße von Világos quer durchschneidenden Mühlencanale.

Das Corps des G.-d.-C. Graf Rüdiger sollte in aller Frühe des 13. August von Kis-Jenö heranrückend, den bezeichneten Terrainabschnitt vorläufig von Ost, Nord und West einschließen, mit einem Theile seiner Truppen den Csigérbach zwischen Moroda und Szöllös nebst dem leztern Orte beseßend, mit dem Gros den Aufmarsch zwischen Zaránd und Szöllös, Front gegen Osten, bewirkend.

Die von mir befehligte Armee hingegen sollte, um dem russischen

Corps die nöthige Zeit zur Beziehung der angegebenen Position zu gönnen, erst am späten Vormittage des 13. August von Világos nach Szöllös aufbrechen, gefolgt von der zwischen Világos und Arad ftehenden Cavalleriecolonne des russischen Corps. Diese Colonne hätte endlich auch den erwähnten Mühlencanal noch zu besezen, sobald ihn die leßte ungarische Abtheilung überschritten haben würde.

Einundvierzigstes Capitel.

Die Baffenstreckung.

Am 13. August 1849 zwischen 10 und 11 Uhr Vormittags ver

ließen die erschütterten Ueberreste jener Truppen ihr leztes Feldlager, deren Siege Ungarn allerdings vor der Schmach, die gebührende Antwort auf die,,Oülmüßer Detroyirte" verfehlt zu haben, bewahrt, zugleich aber auch Ludwig Kossuth die Möglichkeit verschafft hatten, dem gerechten Kampfe für das Gefeß eine Wendung zu geben, durch welche er (Kossuth) - die Nation ihres guten Rechtes entkleidend sich nur den Dank der Regierung Desterreichs, nimmer den seines Vaterlandes erwerben konnte.

In Begleitung mehrer Offiziere der Armee, welche durch ihren Dienst nicht unmittelbar an die Truppen gefesselt waren, eilte ich den leztern gegen Szöllös voraus.

Ohnweit Uj-Pankota begegneten wir einem russischen Parlamentär, welcher den Auftrag hatte, mich im Namen seines Chefs des G.-d.-C. Graf Rüdiger zur definitiven mündlichen Erklärung aufzufordern, daß es mein ernster Entschluß sei, die Waffen an der verabredeten Stelle unbedingt niederzulegen.

Ich gab die verlangte Erklärung ohne Rückhalt; und damit ich den Parlamentär von der Aufrichtigkeit derselben vollends überzeuge, ersuchte ich ihn, mich sofort zu seinem Chef zu geleiten.

Der Parlamentär war hierzu bereit und blieb in meiner Nähe, während wir (meine Begleiter und ich) unsern Ritt bis an den Mühlencanal vor Szöllös weiter fortseßten. Hier erst verließ er uns, um seinem Chef vorerst meine Antwort zu überbringen. Wir aber harrten der Rückkunft des Parlamentärs an der Brücke über den erwähnten Mühlencanal, und konnten uns mittlerweile überzeugen, daß die Aufstellung der feindlichen Truppen in der That dem bekannten Uebereinkommen gemäß bewirkt worden. Im Osten gestattete das freie Terrain die Wahrnehmung einer feindlichen Colonne am rechten Ufer des EfigerBaches zwischen Moroda und Szöllös. Der leztere Ort liegt nördlich von der Canalbrücke; vom Saume desselben blinkten die russischen Casquets herüber, und im Westen stand links an Zaránd, rechts an den Mühlencanal gelehnt - das Gros der feindlichen Macht entwickelt. Nach dieser Gegend lenkte auch der Parlamentär von der Landstraße ab, nachdem er uns bei der Canalbrücke verlassen hatte. Bald kehrte er wieder und theilte mir mit, daß ich vom G.-d.-C. Graf Rüdiger vor der Front seiner Truppen erwartet werde.

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Gefolgt von meinen Begleitern begab ich mich unverzüglich an den bezeichneten Ort. Indem wir uns der feindlichen Aufstellung näherten, wurden wir vor der Front derselben einer isolirten Reitergruppe gewahr. Im nächsten Augenblicke verließ diese ein einzelner Reiter und bewegte sich uns entgegen.

Meine Begleiter hielten nun an; ich allein näherte mich vollends jenem einzelnen Reiter, grüßte und nannte meinen Namen; denn ich seßte voraus, daß ich augenblicklich dem russischen Corpscommandanten G.-d.-C. Graf Rüdiger gegenüberstehe. Dem war's denn auch wirklich fo. G. b.-C. Graf Rüdiger schien von dem edlen Drange erfüllt, mir das Niederdrüdende meiner augenblicklichen Situation möglichst zu erleichtern; denn seine ersten Worte an mich enthielten die freimüthige Versicherung, wie er die Motive, welche uns bestimmt, auf die Fortsezung des Kampfes freiwillig zu verzichten, vollkommen würdige, und zur Bekräftigung dessen bot er mir seine Rechte. Ein hörbar unwillkürlicher Ausruf meiner Begleiter verrieth, wie freudig sie dieser vom Sieger der Besiegten ihrem unglücklichen Führer gewordene Beweis

von Achtung überraschte. Es verrieth jener Ausruf vielleicht auch das plößliche Wiederaufleben der Hoffnung im Herzen so manches meiner Gefährten, einer Hoffnung, welche zu erfüllen dem Manne gleichwohl misgönnt schien, durch den sie in der lautersten Absicht (ich bin dessen überzeugt) augenblicklich wieder belebt und später genährt worden.

Das rücksichtsvolle Betragen des feindlichen Heerführers gegen mich für die Emanation einer gewissen Ehrfurcht, nicht etwa vor meiner Person, wohl aber vor der Größe unsers Misgeschickes nehmend, überreichte ich dem G.-d.-C. Graf Nüdiger nebst dem Verzeichnisse unserer Anliegen sofort auch das Namensverzeichniß jener Mitglieder der provisorischen Regierung und des Reichstages, welche sich der Armee freis willig angeschlossen und mich ersucht hatten, wo möglich zum mindesten soviel für sie zu erwirken, daß es ihnen gestattet werde, einstweilen bis zur Entscheidung des Schicksals eines jeden Einzelnen unter ihnen auch während der Kriegsgefangenschaft der Armee, bei der leztern zu bleiben.

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Das überbescheidene Anliegen jener refignirten Männer konnte nun freilich kaum unberücksichtigt bleiben; G.-d.-C. Graf Rüdiger garantirte jedoch überdies ihnen wie Allen, welche sich dem Ergebungsacte anschlössen, den unangefochtenen Besiß ihrer mitgeführten Habe, sämmtlichen Generalen und Offizieren aber bewilligte er die Beibehaltung der Waffe: die übrigen Bitten, deren Erfüllung außer dem Bereiche seiner Macht gelegen, versprach er bei seinem Chef nach Kräften zu unterstüßen.

Ich fühlte mich berufen, den G.-d.-C. Graf Rüdiger des lebhaftesten Dankes meiner Schicksalsgenossen in vorhinein zu versichern.

Die Anfrage meinerseits, ob ich den Aufmarsch der von mir befehligten Armee betreffend, etwa specielle Weisungen zu erwarten hätte, und der Bescheid hierauf, womit die Anordnung der Förmlichkeit bei unserer Selbstentwaffnung meinem eigenen Gutdünken anheimgestellt wurde, bildeten den Rest der vorstehend erschöpften, einzigen Unterredung, welche zwischen dem russischen Corpscommandanten G.-d.-C. Graf Rüdiger und mir vor dem Vollzuge des Ergebungsactes stattgefunden.

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