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der Armee nicht zu unterbrechen, sondern unaufgehalten weiter gegen Arad fortzuseßen, ja denselben in seiner leßten Hälfte sogar zu forciren. Arad war nämlich in jenen Verordnungen als gemeinsamer Rückzugspunkt der Armee des G.-L. Dembinski und der von mir befehligten angegeben. Bei Arad sollte demnach - wie ich die Bedeutung dieser Dispositionen auffaßte im schlimmsten Falle selbst mit gleichzeitiger Aufhebung der Belagerung von Temesvár, die Concentration der ge= nannten beiden Armeen stattfinden und unmittelbar darauf sollten die Desterreicher, ohne Rücksicht auf die russische Hauptarmee, mit überlegener Macht angegriffen werden.

Am 9. August mit dem 1. Corps bei Arad angelangt, erfuhr ich jedoch, wie G.-L. Dembinski am 5. August bei Szöreg von

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F.-Z.-M. Baron Haynau geschlagen seinen Rückzug, der Weisung des Kriegsministers zuwider, nicht auf Arad sondern auf Temesvár genommen, somit die von mir befehligte Armee ihren Marsch, behufs der Vereinigung mit jener des G.-L. Dembinski, unaufgehalten weiter gegen Temesvár fortzusehen habe.

bei all

der Umstand, daß die

Ueber die Gründe, welche den G.-L. Dembinski zum Rückzuge auf Temesvár bestimmt haben mochten, erhielt ich weder von Kossuth noch vom Kriegsminister Aufschluß: ich konnte sie nur aus später in Erfahrung gebrachten Thatsachen errathen. Indessen reichte meiner Ungewißheit über dessen Veranlassung Dembinski'sche Armee am 9. August noch nicht bei Arad und nicht mehr zwischen Arad und Szegedin stand, für sich allein schon hin die Erwartungen vollends herabzustimmen, welche meinerseits an die beantragte Concentration beider Armeen ursprünglich (noch in GroßWardein) geknüpft worden, Erwartungen, welche sich übrigens schon während des Rückzuges von Groß-Wardein nach Arad auf ein überaus bescheidenes Maß reduciren mußten, da verschiedene ungünstige Gerüchte aus dem Lager des G.-L. Dembinski nachgerade bis zu mir gedrungen waren. Laut diesen Gerüchten schien nämlich das Obercommando Dembinski-Mészáros ebenso wenig wie das frühere (MészárosDembinski) sich, des Vertrauens seiner Armee zu erfreuen; und da mir der Erfahrungssag nicht unbekannt geblieben, wie Augenblicke der Ent

scheidung selbst die bestorganisirte Streitmacht zerseßen, wenn diese ohne Vertrauen zu ihrem Feldherrn: so konnte ich mir die Armee des G.-L. Dembinski nach der Niederlage bei Szöreg unmöglich in jener disciplinären Verfassung denken, in welcher sie sich gleichwohl befinden mußte, um bei der, nach gelungener Vereinigung beider Armeen, von mir beabsichtigten Offensive gegen die Oesterreicher entsprechend mitzuwirken. Meine somit ohnehin nicht überspannten Erwartungen von dieser Offensive wurden nun aber durch den erwähnten Umstand, daß die Dembinski'sche Armee auf Temesvár (anstatt auf Arad) zurückgezogen, deshalb so vollends herabgestimmt, weil dieser willkürliche Wechsel des Rückzugsobjectes die Vereinigung der genannten Armee mit der von mir befehligten mindestens um zwei Tage verzögerte (die Entfernung von Arad nach Temesvár beträgt 6 Meilen), folglich die Dembinski’sche Armee um denselben Zeitraum länger für sich allein den Angriffen der Desterreicher ausgeseßt blieb und nahmen die leßtern ihren Vortheil wahr - selbst über Temesvár hinaus zurückgedrängt werden konnte, bevor es den unter meinen Befehlen vereinigten Armeecorps möglich geworden, diesen Punkt zu erreichen.

Es war also durch den Rückzug des G.-L. Dembinski auf Temesvár (anstatt auf Arad) zunächst schon das Postulat der beabsichtigten Offensive gegen die Desterreicher, die Vereinigung unserer Armeen, in Frage gestellt; und schon am Nachmittage des 10. August sollte ich hinreichenden Grund zu der Befürchtung haben, daß die Oesterreicher den ihnen von G.-L. Dembinski gebotenen Vortheil nachdrücklich zu benußen verstanden.

Am Morgen des 10. August war nämlich General Nagy-Sándor mit dem 1. Corps bereits aus dem Marschlager bei Arad aufgebrochen, um auf der Straße nach Temesvár, an diesem Lage bis Vinga vorzurücken, und am folgenden zu der bei Temesvár concentrirten Armee des G.-L. Dembinski zu stoßen. Ihm (Nagy-Sándor) folgten die Generale Graf Leiningen und Pöltenberg mit den Armeecorps 3 und 7 am 10. August bis Arad, und sollten Vinga am 11. erreichen, ihre unmittelbare Vereinigung mit der Dembinski'schen Armee aber am 12. August bewirken.

Das Hauptquartier der Armee hatte den 10. noch in Alt-Arad zu bleiben.

In den Nachmittagsstunden dieses Tages trafen nun folgende zwei Meldungen des Generals Nagy-Sándor im Hauptquartiere ein:

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„Der Feind, aus allen Waffengattungen bestehend, steht hinter Dreispiß auf der Höhe. Bei der forcirten Recognoscirung beschoß er uns lebhaft aus zwei Batterien. Ein verwundeter Offizier kam noch früher von der Temesvárer Gegend und gibt an, daß gestern eine Schlacht stattgefunden hatte, in Folge deren die Unserigen gegen Lugos retiriren mußten. Ich frage mich an, wie weit meine Aufgabe sich erstreckt, im Falle ich von einer Uebermacht angegriffen werde; meine Stellung ist jetzt diesseits Dreispiß bei den Weingärten und ich verhalte mich jest defensiv; ich erwarte daher schleunigst den weitern Befehl. Den Augenblick lassen sich feindliche Colonnen auf der Anhöhe über Dreispiß sehen, wovon ein Theil, aus Cavalerie bestehend, gegen die Maros in meine rechte Flanke sich zieht.“

Gezeichnet:,,Nagy-Sándor“.

Die zweite (spätere) Meldung war folgende:

„Der Feind rückt mit Uebermacht vor.

Man frägt sich schleunigst

um die weitern Befehle an, um so mehr da er unsere rechte Flanke zu umgehen droht."

Gezeichnet:,,Nagy - Sándor“.

„Expedirt um 1 Uhr N. M.“

Auf die erste dieser Meldungen sandte ich General Nagy-Sándor den Befehl, er solle den Kampf entschlossen annehmen und mannhaft bestehen. Würde er jedoch geworfen: so ziehe er sich à cheval der Straße auf Neu-Arad zurück und decke diesen Punkt sammt den Uebergängen über die Maros.

Die zweite Meldung hingegen bestimmte mich persönlich auf das Schlachtfeld zu eilen, da ich aus der Angabe Nagy-Sándor's, daß der Feind übermächtig stark, wie aus der wiederholten Anfrage um weitere Befehle -in einem Falle wie der vorliegende, in welchem diese Anfrage bei der Einfachheit der Situation ganz überflüssig

leider argwöhnen mußte, daß General Nagy- Sándor, wie gewöhnlich, jener Geistesgegenwart und Entschlossenheit entbehre, deren er gleichwohl nicht entbehren konnte, ohne die Waffenehre seines Corps bloszustellen.

Noch in den Straßen von Alt-Arad begegnete ich der weitern Meldung, daß General Nagy-Sándor bereits in vollem Rückzuge begriffen sei. Der Wunsch, mich vorläufig in dem mir gänzlich unbekannten Terrain einigermaßen zu orientiren, führte mich nun zunächst auf das Glacis der Festung, hier aber traf mich zufällig die Weisung von Gouverneur Kossuth, an einer eben beginnenden Ministerberathung persönlich Theil zu nehmen; ich konnte somit den General Nagy- Sándor in der Fortseßung der allerdings schon bis auf Gesichtsweite von NeuArad gediehenen Retirade nicht unmittelbar beirren, und blieb allein darauf beschränkt, ihn wiederholt erinnern zu lassen, daß er im schlimmften Falle wenigstens Neu-Arad behaupte.

Der Umstand, daß ein feindliches Corps es wagte, mit Temesvár im Rücken gegen Arad offensiv vorzugehen, schien die Aussage jenes verwundeten Offiziers, dessen die erste Meldung Nagy-Sándor's Erwähnung that, zu bestätigen, wonach die Oesterreicher den G.-L. Dembinski schon Tags vorher zum Rückzuge von Temesvár gegen Lugos genöthigt hätten.

Nichtsdestoweniger eröffnete Kossuth die Ministerrathssizung, an welcher ich persönlich Theil zu nehmen berufen worden, mit der Verr sicherung, er habe aus verläßlicher Quelle die Nachricht erhalten, daß die Armee des G.-L. Dembinski Tags zuvor (am 9. Auguft) bei Temesvár einen Sieg über die Desterreicher erfochten. Die Leßtern seien die Angreifer und G.-L. Dembinski allerdings schon zu Anfang des Kampfes wieder im Begriffe gewesen das Feld zu räumen, als plöglich F.-M.-L. Bem auf dem Schlachtfelde eintraf, das Commando sogleich übernahm und aus dem schon eingeleiteten Rückzuge unverzüglich in die Offensive überging. So erzählen fuhr Kossuth in seinen Mittheilungen fort zwei Offiziere der Dembinski'schen Armee, welche eben zur Zeit der Ankunft Bem's auf dem Schlachtfelde blessirt wurden und vom Verbandplage das fortan ununterbrochene Vordringen der

Unserigen noch Stunden lang beobachteten. Als diese beiden Offiziere berichtete Kossuth ferner - den Verbandplaß verließen, um nach Arad transportirt zu werden, hatte der Kampf zwar noch immer nicht sein Ende erreicht: indessen könne nach dem, wie erwähnt, durch das plögliche Erscheinen Bem's herbeigeführten allgemeinen Umschwunge der Sachlage zu unsern Gunsten, nicht ohne Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß der Tag unser geblieben.

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Dieser Annahme so bemerkte ich entgegen scheine zwar die Richtung zu widersprechen, aus welcher jenes feindliche Corps gegen Arad vordrang, vor welchem General Nagy-Sándor soeben zurückweicht: indessen sei's ja wohl möglich, daß der Herr Gouverneur über die vorabendlichen Ereignisse bei Temesvár besser unterrichtet sei, als ich, dem geradezu entgegengesezt lautende Nachrichten über diese Ereignisse zugekommen; und um so erwünschter für uns, wenn sich der angebliche Sieg der Dembinski’schen Armee bestätigt, denn in diesem Falle dürfte jene den General Nagy- Sándor eben verfolgende Heeresabtheilung der Oesterreicher binnen 24 Stunden gesprengt sein, da ich die Absicht habe, unser 3. und 7. Corps noch im Laufe der bevorstehenden Nacht über die Maros sezen zu lassen, und mit Tagesanbruch selbst offensiv in der Richtung gegen Temesvár vorzugehen. Nun aber bemerkte ich weiter müsse ich darüber um Aufklärung bitten, wie dies zu verstehen, daß F.-M.-L. Bem, welchen ich in Siebenbürgen wähnte, am 9. August plöglich auf dem Schlachtfelde von Temesvár erscheint, und in Gegenwart des G.-L. Dembinski das Commando über dessen Armee an sich reißt. Aus einer frühern Mittheilung des Herrn Gouverneur fuhr ich fort sei mir bekannt, daß F.-M.-L. Bem am 31. Juli bei Marosvásárhely *) eine schwere Niederlage erlitten; von spätern Siegen unserer Waffen in Siebenbürgen habe ich hingegen nicht das Geringste

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*) Soll heißen,, bei Schäsburg" (in Siebenbürgen). Der Bericht Bem's an Kossuth über die allerdings am 31. Juli daselbst erlittene Niederlage mochte von Marosvásárhely datirt gewesen sein (weil Bem unmittelbar nach der Niederlage nach Marosvásárhely geeilt) und Kossuth den Schreibort irrthümlicherweise für jenen genommen haben, bei welchem die Niederlage stattgefunden. Kossuth aber war die einzige Quelle, aus welcher ich die Nachricht über dies Kriegsereigniz geschöpft. Anmerkung des Verfassers.

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