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mein ungünstiges Urtheil auf diese Einladung höchst wahrscheinlich ebenso, wie auf jene in meiner Antwort an G.-d.-C. Graf Rüdiger enthaltene, nur mit Stillschweigen, nebst ungestörter Fortseßung ihrer Kriegsoperationen antworten; dies aber scheine der provisorischen Regierung nicht klar genug zu sein: folglich habe sie von dem Sendschreiben gar kein Resultat zu erwarten.

Ob nun Szemere durch mich überzeugt worden, oder sich etwa in Folge der Niederlage General Nagy- Sándor's bei Debreczin, der Nachricht, daß G.-L. Dembinski Szegedin bereits aufgegeben, und der ununterbrochenen Fortseßung des Rückzuges der von mir befehligten Armee gegen Arad, bewogen gefühlt, den Zweck seiner Mission energischer anzustreben: kann ich unmöglich bestimmen. Thatsache ist, daß er schon am Abende des nächsten Tages (am 6. August) in der Marschstation Gyapju mich abermals zu einer geheimen Besprechung mit ihm und seinem Collegen einlud.

Szemere eröffnete die Conferenz mit der Erklärung, er habe da ich der entschiedenen Meinung sei, die Russen geradezu und zwar mit gleichzeitiger Andeutung für sie vortheilhafter Bedingnisse zum Unterhandeln einzuladen - ein neues Sendschreiben an F.-M. Fürst Paskiewitsch aufgesezt und wünsche dasselbe nun von mir beurtheilt zu wissen.

Mit dieser Einleitung that Szemere offenbar dergleichen, als wäre er zu einer Wiederholung des Versuches, Unterhandlungen mit Rußland anzuknüpfen, von mir aus gedrängt, und als wäre überhaupt jener Regierungsbeschluß, kraft dessen Szemere das Groß-Wardeiner Sendschreiben von Stapel laufen ließ und welchem er soeben ein zweites folgen lassen wollte, gewissermaßen eine mir persönlich gemachte Concession.

Diese Wahrnehmung reifte in mir den Entschluß, die Minister merken zu lassen, daß ich die Tendenz ihrer Mission nicht verkenne, und ihnen zugleich das Thörichte in ihren Bemühungen zu enthüllen. Vorher jedoch ließ ich Szemere das Concept, von welchem er eben gesprochen, ungestört ablesen. Es war eine Paraphrase jener Stellen aus dem Groß-Wardeiner Sendschreiben, welche wie erwähnt

auf mich den Eindruck der bewußten,,verkappten Einladung an Rußland" gemacht hatten. Mein Urtheil über den Werth dieser Paraphrase war gleichlautend mit dem über das Groß- Wardeiner Sendschreiben gefällten.

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nicht mir

Ich erklärte Szemere hierauf, wie ich gar kein Bedürfniß empfinde, den Russen irgend etwas Aehnliches gesagt wissen zu wollen; weil ich ohnedies überzeugt bin, daß sie mit uns nicht unterhandeln werden; und wäre ich's noch immer nicht, so kostete mich's, um es zu werden, nur die geringe Mühe, mich an die Stelle des russischen Feldherrn zu denken. Mit einer Streitmacht, wie sie ihm zu Gebote steht, würde ich wenigstens nicht unterhandeln und ich hätte keinen Grund anzunehmen, daß der Russe seine Uebermacht unterschäße. Der Regierung also liegt daran, eine noch deutlichere Antwort als die Niederlage Nagy-Sándor's bei Debreczin auf die Frage zu erhalten, ob Rußland mit Ungarn um irgend einen Preis pacificiren wolle oder nicht: und so stelle denn die Regierung ihre Frage an die Russen so, daß ihr (der Regierung) keine Antwort endlich auch eine sei. Die Regierung biete dem Zar geradezu die Krone von Ungarn an: und sie wird sicherlich, selbst wenn gar keine Antwort darauf erfolgt, nicht länger im Zweifel darüber bleiben können, wovon sie sich eben zu überzeugen wünscht.

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Szemere meinte dagegen, so unverhohlen pflege man sich in einem diplomatischen Sendschreiben doch wohl nicht auszudrücken. Uebrigens müsse er gleichwohl zugeben, wie das vorliegende Concept allerdings zu wenig sage. Er werde dies sogleich ändern, ich möge einstweilen nur die Parlamentäre bestimmen, bei deren Wahl aber darauf Rücksicht nehmen, daß beide schon vermöge ihrer persönlichen Eigenschaften auf ein günstiges Ergebniß der ihnen anvertrauten Sendung hoffen ließen. Zum mindesten Einer von den Parlamentären sollte durch seinen hohen Rang dem Feinde gleichsam die Garantie bieten, daß wir es mit den Friedensanträgen und den vortheilhaften Bedingnissen ernstlich meinen. Der Andere hinwieder müßte die erforderlichen Kenntnisse und das

entsprechende Rednertalent besigen, um im feindlichen Lager die erschöpfendsten Aufschlüsse über das historische Rechtsverhältniß zwischen Ungarn und Desterreich zu geben, und durch Gegeneinanderstellung desselben mit den neuesten Ereignissen, ebenso unsere Berechtigung zu jedem Schritte gegen Desterreich, als wiederholt die Aufrichtigkeit unserer Anträge an Rußland außer allen Zweifel zu stellen.

Ich glaubte von Seiten der Minister in Folge meiner unumwundenen, die provisorische Regierung geradezu blos stellenden Erflärung auf ein plögliches Abbrechen der Conferenz wie auf das endliche Ablassen von allen weitern Pacificationsversuchen gefaßt sein zu müssen. Der sprechende Beweis, welchen mir nun Szemere wider alles Erwarten von der schnurstracks entgegengeseßten Wirkung meiner Expectorationen gab, überraschte mich also dergestalt, daß ich nicht umhin konnte, auf die eben empfangene Belehrung über die wünschenswerthen Eigenschaften der Parlamentäre, mit dem Vorschlage zu antworten, der Minister Szemere selbst möge als Parlamentär mit dem neuen Sendschreiben in das russische Lager abgehen, denn er vereinigt in sich den Vorzug des hohen Ranges mit jenen des Rednertalentes und gründlichen Bewandertseins in den historischen Rechtsverhältnissen zwischen Ungarn und Oesterreich.

Szemere fand dies nicht annehmbar; er wendete dagegen ein, daß ihm seine persönliche Sicherheit im Lager der Ruffen nicht hinlänglich garantirt scheine.

Wenn dies seine Ansicht -gab ich zur Antwort, so möchte ich ferner von ihm mit der Zumuthung verschont bleiben, irgend eine hochgestellte Persönlichkeit der Armee zu dem Parlamentärdienste zu beordern: denn ich könne unmöglich absehen, wodurch im russischen Lager die Sicherheit jeder andern Person von hohem Rang mehr als die des Ministers garantirt wäre; er (Szemere) müsse demnach selbst dazusehen, wie er einen der Corpscommandanten etwa General Pöltenberg, da dieser der französischen Sprache mächtig ihm (Szemere) gefährlich scheinenden Parlamentärdienst gewinne; erklärt sich General Pöltenberg freiwillig hierzu bereit, so möge er diesen Dienst immerhin antreten.

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für den

Die Minister brachen hierauf die Conferenz ab und gingen, das Concept des neuen Sendschreibens zu ändern und den General Pöltenberg in seinem Lager aufzusuchen.

Dieser erklärte sich bereit, als Parlamentär in das russische Lager abzugehen, und verließ mit seiner Begleitung die Armee am Morgen des 7. August, nachdem er die Depesche an den F.-M. Fürsten Pasfiewitsch unmittelbar von den Ministern übernommen. Wie das neue Sendschreiben nach der damit vorgenommenen Aenderung ausgefallen, erfuhr ich nicht; die Minister erpedirten es, ohne mir's vorher mitgetheilt zu haben. Auch beehrten sie mich auf dem ganzen folgenden Marsche bis Arad nicht wieder mit ihrem Vertrauen.

Siebenunddreissigstes Capitel.

Die nächste kriegsoperative Aufgabe und G.-L. Dembinski's Rückzug von Szöreg nach Temesvár. General Nagy Sándor auf seinem Marsche von Arad nach Temesvár von den Desterreichern angegriffen und auf Arad zurückgeworfen. Der leste Ministerrath

vom 10. August 1849.

Als die von mir befehligte Armee am Hernád aufmarschirt und die Sachlage im Süden des Landes zu meiner Kenntniß gelangt war, hatte ich - wie dem Leser noch erinnerlich sein dürfte — die Ermöglichung des Falles von Temesvár für das nächste gemeinschaftliche Hauptziel der strategischen Wirksamkeit des Obercommandos DembinskiMészáros, des F.-M.-L. Bem und meiner eigenen erkannt.

Dembinski-Mészáros hatten demnach die Nieder-Theiß, Bem wenigstens den südwestlichen Theil von Siebenbürgen zu behaupten, ich hingegen die russische Hauptarmee von der Maroslinie ferne zu halten.

In dem Augenblicke jedoch, in welchem die Lösung einer dieser drei Aufgaben fehlschlug, mußte die fernere Deckung der Belagerung von Temesvár damit Ungarns nahem Ende noch Ein kräftiger Schlag gegen Desterreich, und wär's der lezte, vorangehe dem höhern Zwecke der Ermöglichung eines ähnlichen Schlages nachstehen. Diese Erkenntniß schien auch in jenen Verordnungen des Kriegsministers ausgesprochen, welche mich bestimmten in Groß-Wardein den in Folge der Niederlage General Nagy-Sándor's beschleunigten Rückzug

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