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motivirt werden konnte. Und ich übersah keineswegs, wie die erste Handlung meinerseits, deren Verlauf den geringsten Anlaß zu einem positiven Verdachte gegen die Lauterkeit meiner Absichten böte, der Proselytenmacherei unter den mir ergebenen Theilen der Armee sofort den riesigsten Vorschub leisten würde. Das Geheimhalten des Gegenstandes der Unterredung zwischen den feindlichen Parlamentären und mir wäre nun aber eine ähnliche und unstreitig auch von dem angedeuteten Erfolge begleitete Handlung gewesen; denn die Armee befand sich in einer kritischen, ja höchst unglücklichen Lage: Unglück aber disponirt die Gemüther zu Mistrauen.

Unter den eben geschilderten Umständen konnte ich also über die minder nachtheilige Wahl zwischen Geheimhalten und Veröffentlichen der Aufforderung, welche von den feindlichen Parlamentären an mich gestellt worden, unmöglich im Zweifel sein. Ja ich hatte die Geheimhaltung meiner Conferenz mit den russischen Offizieren bereits von vorneherein geradezu unmöglich gemacht: denn durchdrungen von der Nothwendigkeit, allen geheimen Berührungen mit feindlichen Unterhändlern unbedingt auszuweichen, sofern ich das Vertrauen der Armee nicht muthwilligerweise auf das Spiel sehen wollte — ließ ich nach dem Eintritt der Parlamentäre in mein Wohnzimmer die Thüre des leztern mit Vorbedacht im Angel offen, damit die folgende Unterredung in Gegenwart des im Nebengemache ohne Wahl versammelten Dienstpersonals stattfinde, somit zwischen mir und den feindlichen Offizieren nicht das Geringste ohne Zeugen verhandelt werden könne.

Die Bedingungen, gegen welche wir nach der Meinung der russischen Parlamentäre - die Waffen sofort ablegen sollten, der Armee officiell mitzutheilen, war übrigens nicht blos rathsam: es war geradezu pflichtgeboten; weil eben hierdurch jede gerüchtweise Uebertreibung der sogenannten Vortheile, welche Rußland für den Unterwerfungsact entgegenzubieten schien, unmöglich gemacht, folglich das demoralisirende Moment der gestellten Bedingungen bei deren augenfälliger Gehaltlosigkeit zuverlässig auf ein Minimum reducirt wurde.

Ungleich schwieriger dünkte mir die Entscheidung, in welcher Art und Weise die mit den feindlichen Parlamentären gepflogenen Ver

handlungen der Armee mitzutheilen wären: und ich erkannte die Nothwendigkeit, mich hierüber mit dem General Graf Leiningen nebst mehren der höchstgestellten und erprobten Stabsoffiziere der Armee zu berathen.

Es fragte sich nämlich, ob dem Urtheile der Armee über die Opportunität der Waffenstreckung, in der officiellen Publication der feindlichen Aufforderung zu diesem Acte, vorzugreifen wäre oder nicht; d. h. ob der Armee die feindliche Aufforderung als bereits abschlägig erledigte Frage einfach mitgetheilt, oder als noch offene Frage zur directen Beantwortung vorgelegt werden solle.

Das Resultat der Berathung entschied für die leßtere Maßregel; weil hierdurch die Gelegenheit gewonnen schien, über den während der lezten Tage stark in Miscredit gerathenen Geist des 1. Corps entweder beruhigende oder zur Auflösung des genannten Corps berechtigende Gewißheit zu erlangen. Dem General Nagy-Sándor war's nämlich durch sein untapferes Verhalten im Dienste der Nachhut, insbesondere aber durch das fatale Aufgeben der Position von Ráros in der Nacht vom 18. auf den 19. Juli, bereits gelungen, nicht nur sich selbst, sondern auch das seiner Führung anvertraute 1. Corps der Kampfunlust in so hohem Grade verdächtig zu machen, daß selbst der Annahme 1. Corps könnte sich zum Ablegen der Waffen sofort, ungeachtet der Trostlosigkeit der russischen Gegenverpflichtungen, herbeilaffen wollen nichts Unwahrscheinliches mehr entgegenstand.

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Die Gefahr angesichts dieser Annahme durch jene offene Frage an die Armee die Existenz der leztern aufs Spiel zu sehen, war gleichwohl nicht vorhanden; nachdem sich von Seiten der Armeecorps 3 und 7 (Graf Leiningen und Pöltenberg) auf die Zumuthungen der russischen Parlamentäre mit Sicherheit ein zurückweisender Bescheid erwarten ließ, somit die vorausgesezt zustimmende Antwort des 1. Corps allein jedenfalls in der Minorität bleiben mußte und blos die traurige zwar, aber augenblicklich rettende Nothwendigkeit zur Folge haben konnte, das kampfscheue Corps sofort aufzulösen und seine Bestandtheile den andern beiden Armeecorps einzuverleiben.

Indessen ward durch die wirklich erfolgte Antwort des 1. Corps die Befürchtung, zu welcher die Folgen der Unzuverlässigkeit Nagy

Sándor's angeregt hatten, glücklicherweise nicht gerechtfertigt. Die Antwort des 1. Corps lautete nämlich - gleich denen des 3. und 7.zurückweisend.

Wenn ich mich recht entsinne, so bestand zwischen den Erklärungen der leßtern beiden Corps einerseits und der des 1. andererseits blos der Eine Unterschied, daß nur in jenen beiden, nnd nicht auch in dieser, die Garantie für die Aufrechthaltung der im Jahre 1848 vom König Ferdinand V. sanctionirten Landesconstitution, als Postulat eines friedlichen Vergleiches bezeichnet war. Da mir jedoch die bezüglichen Documente nicht zu Gebote stehen: so kann ich auf eine unklare Erinnerung hin das wirkliche Bestehen dieses Unterschiedes unmöglich verbürgen; obschon es kaum annehmbar, daß in einer dienstlichen Erklärung des von Nagy-Sándor (dem persönlichen Anhänger Kofsuth's) befehligten 1. Corps eine freiwillige Berufung auf das durch die Unabhängigkeitsacte vom 14. April beseitigte Reichsgeseß enthalten sein sollte.

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als

In den Antworten des 3. und 7. Corps jedoch so viel ist mir flar erinnerlich war die in Rede stehende Berufung ausdrücklich enthalten und es ging selbst auch in meine Erklärung an den F.-M. Fürst Paskiewitsch über, welche im Sinne dieser Antworten abgefaßt zurückweisender Bescheid auf das von den russischen Parlamentären an uns gestellte Anfinnen, die Waffen zu strecken am 22. Juli aus dem Hauptquartiere zu Sajó-Szent-Péter mittels zweier Parlamentäre in das Lager der nächsten uns auf dem Fuße folgenden feindlichen Heeresabtheilung, zur Weiterbeförderung an den Oberbefehlshaber der russischen Armee, abgeschickt worden.

Einunddreissigstes Capitel.

Fortschung der Durchbruchsoperation gegen Miskolcz. Aufmarsch der Armee am linken Aufklärungen über die damalige Situation derselben. - Vorpostengefecht bei Harsány am 23. Juli. Dispositionen für den 24.

Sajóufer.

Am

Im 21. Juli erreichte das 7. Corps Dubicsány und den Sajóübergang, das 3. Corps Putnok, das 1. Rimaszécs, ohne daß die erstere Heeresabtheilung auf den Feind gestoßen, oder die leztere von demselben eingeholt worden wäre.

Dagegen lief am selben Tage im Hauptquartier zu Putnok die Kundschafternachricht ein, Miskolcz habe feindliche Besaßung.

Auf diese Nachricht hin wurde unsererseits der Entschluß gefaßt, mit dem 7. und 3. Corps zum Angriffe auf Miskolez vorzugehen, während das 1. Corps der von Loßoncz folgenden russischen Colonne den Uebergang über den Sajó zwischen Dubicsány und Vadna verwehren und zu diesem Ende dem 3. und 7. Corps nicht weiter als bis zu dem leztgenannten Punkte nachrücken sollte.

Für den Fall, daß der Angriff auf Miskolcz ohne Erfolg bliebe, war der concentrische Flankenmarsch links über Szikszó, Medgyaszó gegen Tokaj, als leßter Versuch mit den südlichen Streitkräften des Landes wieder in Verbindung zu treten, beschlossen, obschon, um dies Manoeuvre angesichts des sieghaften Feindes in der Front und des verfolgenden im Rücken, möglich zu machen, voraussichtlich einerseits ein Theil des 1. Corps bei Vadna, andererseits ein Theil des 7. bei Miskolcz preisgegeben werden mußte.

(Die Ablenkung unserer Bewegungen gegen Norden, etwa um in Kaschau die feindlichen Vorräthe zu vernichten und mich sodann durch die Mármaros nach Siebenbürgen zu verschlagen, zählte — bei meinem unerschütterlichen Vorsage, den Beschluß des Komorner Kriegsrathes vom 6. Juli, wenn überhaupt möglich, um jeden Preis durchzuführen zu jenen Operationen, welche mir einzig und allein vom Feinde selbst, und zwar durch zeitgerechte Vereitlung aller Versuche, das linke Theißufer über Tokaj zu gewinnen, hätten dictirt werden müssen.)

Demzufolge überschritt die Armee am 22. Juli den Sajó zwischen Dubicsány und Vadna, und rückte auf dem rechten Flußufer mit dem 7. Corps über Sajó- Szent-Péter bis auf eine Meile vor Miskolcz, mit dem 3. Corps, dem Hauptquartier und dem Armeetrain (gefolgt von der Wagenburg der Civilflüchtlinge) bis Sajó - Szent-Péter, mit dem 1. Corps bis Vadna. Am linken Sajóufer cotovirte diesen Marsch eine Nebencolonne des 7. Corps, ihre äußersten Vortruppen links bis Szikszó (auf der Kaschauer Poststraße), rechts bis an den Uebergang über den östlichen Arm des Sajó bei Sajó-Vámos vorschiebend, während die Vortruppen der Hauptcolonne den Uebergang über den westlichen Flußarm bei Szirma-Besenyö, dann einen zweiten über den östlichen Arm bei Arnót, und endlich Miskolcz selbst recognoscirten.

die unerwartete Gewiß

Das Resultat dieser Recognoscirungen heit nämlich, Miskolcz und die Umgegend sei feindlicherseits schon am 20. geräumt worden, - und der gleichzeitige Kundschafterbericht, in Tokaj stünden ungarische Truppen, hatten zur Folge, daß Miskolcz sammt den südlich an der Gyöngyöser Chaussée gelegenen Orten Mindszent und Csaba, und außerdem auch noch das westlich gelegene Diós-Györ, durch die Hauptcolonne des 7. Corps noch im Laufe des 22. Juli beseßt, Tags darauf (den 23.) aber von der Armee nachstehende Bewegung ausgeführt wurde.

Das 7. Corps zog seine Nebencolonne vom linken Sajóufer an sich und rückte von Csaba gegen Süden vor, mit dem Gros bis auf jenen Punkt der Gyöngyöser Chaussée, wo von dieser die Fahrstraße über Mályi nach Nyék links abgeht, mit den Vortruppen

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